DVD-Rezension: The Blacklist, Staffel 6
© 2019 Sony Pictures Television Inc. and Open 4 Business Productions LLC. All Rights Reserved.
Staffel 6 der Crime-Serie "The Blacklist" mit James Spader und Megan Boone in den Hauptrollen setzt die Geschichte und die Verwicklungen in das Weltgeschehen des Concierge des Verbrechens, Raymond Reddington, und seinem Protegé, Elizabeth Keen, fort. Im Gegensatz zu den vorherigen Staffeln erfolgte die US-Ausstrahlung der 22 Episoden erst zur Midseason (21. März bis 17. Mai 2019) auf NBC. In Deutschland wurde die sechste Staffel bislang weder im Pay-TV noch im Free-TV gezeigt. Seit dem 30. Oktober 2019 ist die Staffel allerdings sowohl auf DVD als auch auf Blu-ray erhältlich.
Inhalt
Nach den Ereignissen um Ian Garvey (Jonny Coyne) setzt Liz sich mit ihrer Entdeckung auseinander, dass Raymond Reddington nicht der echte ist, sondern jemand, der dessen Identität angenommen hat. Zusammen mit ihrer Schwester Jennifer (Fiona Dourif) versucht sie hinter Reddingtons wahre Identität zu kommen und um ungestört ermitteln zu können, unternimmt sie einen riskanten Zug: Heimlich sorgt sie dafür, dass Reddington festgenommen wird. Doch unerwartete Ereignisse lassen das Manöver außer Kontrolle geraten und Reddington gerät in die Gefahr, für seine Verbrechen mit der Todesstrafe zur Rechenschaft gezogen zu werden. Während er sich dazu entschließt, sich selbst zu verteidigen, lässt er gleichzeitig Dembe (Hisham Tawfiq) nach demjenigen suchen, der ihn in die Lage gebracht hat. Die Task Force fahndet für ihn in dieser Zeit nach bestimmten Blacklistern, die ihm helfen können, seine Verurteilung abzuwenden. Doch Reddington ist nicht der einzige, der in Schwierigkeiten steckt, sondern auch Samar (Mozhan Marnò) muss feststellen, dass die vergangenen Ereignisse ihre Spuren in Form einer vaskulären Demenz hinterlassen haben, und versucht damit umzugehen.
Rezension
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Meine große Entdeckung zu Beginn von Staffel 6 war, wie sehr ich nach der verhältnismäßig langen Ausstrahlungspause die Serie rund um Reddington und Liz und ihre Geheimnisse vermisst habe. Ich sehe zwar einiges kritisch, bin mit einigen Entwicklungen und Entscheidungen nicht zufrieden und ärgere mich über die ein oder andere Logiklücke, aber die Serie ist mir dann doch in den vergangenen Jahren ans Herz gewachsen. Dass ich dieses Vermissen stärker als sonst wahrgenommen habe, liegt sicherlich daran, dass der Staffelauftakt mit einer unglaublich leichten und amüsanten Szene beginnt, die Reddingtons typische Eigenschaften zeigt: Obwohl er eine unglaubliche Anzahl an grausamen und kaltblütigen Morden und Verbrechen begangen hat, hält er sich an einen gewissen Ehrencodex. Entsprechend entrüstet reagiert er beim Auskundschaften einer Bank für einen Diebstahl wie einige Räuber ebenfalls dort eindringen und durch ihre Drohungen die Kunden in Angst und Schrecken versetzen. Er mokiert sich bei ihnen über ihr Auftreten und die mangelnde Vorbereitung und obwohl er erst eine Woche später die Bank ausrauben will, reagiert er opportunistisch. Er nutzt er die Gelegenheit, um den gewünschten Gegenstand zu stehlen und sich von den Bankräubern dafür bezahlen zu lassen, dass er ihnen bei der Flucht hilft. Einen Tag später kehrt Reddington in die Bank zurück und händigt dem verdutzten Bankdirektor das von ihm gestohlene Gemälde aus. Seinen Diebstahl erklärt er damit, dass er es sich anlässlich seines 60. Geburtstags selbst beweisen wollte. Mir hat diese typische Raymond Reddington-Szene so viel Spaß gemacht, dass sie eine meiner liebsten dieser Staffel ist.
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Trotz dieses heiteren Auftakts konzentriert sich "The Blacklist" schnell wieder auf den dunkleren und bedrohlicheren Stein, den es im letzten Staffelfinale ins Rollen gebracht hat. Liz kann die neuen Erkenntnisse nicht auf sich beruhen lassen und möchte um jeden Preis herausfinden, wer Reddington eigentlich ist. Sie identifiziert Reddingtons Blacklister, Dr. Hans Koehler (Kenneth Tigar), als die Person, die kosmetische Veränderungen an ihm vorgenommen hat und daher seine wahre Identität kennt. Wie zu erwarten, kommt Reddington ihr in die Quere und sie somit nicht rechtzeitig an ihn heran – andernfalls wäre es ja für "The Blacklist" schon eine rasante Aufklärung gewesen. Überredet von Jennifer, sorgt sie mit einem anonymen Tipp dafür, dass Reddington festgenommen wird und leitet damit den dramatischen Handlungsbogen der ersten Staffelhälfte ein, in dem Reddington sich vor Gericht zu verantworten hat und versucht der Todesstrafe zu entgehen. Der Handlung stand ich anfangs skeptisch gegenüber und bin immer noch zwiegespalten. Zum einen wurden ähnliche Geschichten um Haftstrafen von Helden in vielen Serien, die ich in letzter Zeit gesehen habe, zu oft erzählt, so dass ich dieses Themas langsam überdrüssig bin. Zum anderen ist direkt von vorneherein klar, dass DIE Hauptfigur, die die gesamte Serie trägt, nicht in der Mitte von Staffel 6 den Tod finden wird. Hier gehen natürlich Spannungspunkte verloren, die aber dadurch wieder hereingeholt werden, dass man sich dafür durchgehend fragt, wie Reddington dieser immer brenzlig werdenderen Situation entkommen wird. Insgesamt springt ein temporeicher und gelungener Handlungsbogen heraus, bei dem sich auch die emotionalen Momente einprägen.
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Auch wenn ich es nicht logisch finde, dass Liz die Konsequenzen ihres anonymen Tipps nicht abschätzen konnte, scheint sie sich dessen erst hinterher bewusst zu werden und zeitgleich auch zu begreifen, welche Bedeutung Reddington für sie hat. Daraus resultieren eine Vielzahl toller und ergreifender Gespräche mit Reddington und eine weitere sehr gute und entscheidende Szene der Staffel, in der Liz Dembe bittet, auch ihr Geheimniswahrer zu sein, nachdem er herausbekommt, dass sie für die Situation verantwortlich ist. Es ist ein Gänsehautmoment, der hier entsteht, weil man nach fünf Staffeln weiß, wie Reddington mit Menschen umgeht, die sein Vertrauen verraten. Neben spannenden und emotionalen Augenblicken bietet die Geschichte auch noch enorme Unterhaltung, weil Reddington sich selbst vor Gericht vertritt und James Spader in seiner Rolle brilliert, wenn er mit Richterin Roberta Wilkins (Becky Ann Baker) und Staatsanwalt Michael Sima (Ken Leung) diskutiert. Ich hatte meine wahre Freude an den Szenen, wobei ich mir auch erlaubt habe, über Logiklücken hinwegzusehen und einfach nur James Spaders Darstellung zu genießen.
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Die Auflösung dieser weitestgehend überzeugenden ersten Hälfte mit kleinen Schwächen leitet dann nahtlos in die zweite über, bei der sich Reddington und die Task Force mit dem Präsidenten Robert Diaz (Benito Martinez) und seiner Beraterin Anna McMahon (Jennifer Ferrin) anlegen. Das Potential der Geschichte hält die Spannung auch über einige Füllerepisoden aufrecht, die das Erzähltempo drosseln. Sehr schön ist hier, dass sich sämtliche Episoden, sogar der Staffelauftakt, bei der Aufklärung als entscheidender Puzzlestein erweisen. So bekommen die Fälle der Woche, die weniger spannend waren, noch einmal ein ganz anderes Gewicht. Allerdings empfand ich die Offenbarung der Hintergrundmotive als so enttäuschend, dass die zweite Hälfte für mich dann im Nachhinein redundant wurde. In meinen Augen reiht sich dadurch die Geschichte noch nach der des Kabals aus Staffel 2 ein, die ich bislang am schwächsten in Erinnerung habe, und ich bin mir sicher, dass ich schon bald vollkommen vergessen haben werde, worum es eigentlich gegangen ist.
Viel einprägsamer sind hier zwei Nebenschauplätze. Zum einen ist da natürlich die ständige Frage danach, was passiert, wenn Reddington herausfindet, wer ihn an die Polizei verraten hat. Zu deutlich steht einem noch vor Augen, wie er mit Kate Kaplan (Susan Blommaert) umgegangen ist, nachdem diese sich zu Liz' Wohlergehen gegen ihn stellte. Wie reagiert er also darauf, wenn herauskommt, dass es Liz war und dass Dembe sie gedeckt hat? Das war die Frage, die mich während sämtlicher Füllerepisoden mitfiebern ließ und die mich auch enorm von der Haupthandlung ablenkte. Die Spannung war bei allen Szenen, die sich darum drehten, quasi greifbar und mir lief es kalt den Rücken runter, allein schon bei der Vorstellung, dass Reddington Vergeltung an Dembe üben könnte. Und das die Gefahr besteht, steht außer Frage, denn schon bei der Suche nach dem Verräter zeigt Reddington sich erbarmungslos wie eh und je.
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Die andere packende Nebenhandlung, die langsam beginnt, hängt mit Donald (Diego Klattenhoff) zusammen, der sich nicht mit dem Gedanken anfreunden kann, nicht zu wissen, wer Reddington in Wirklichkeit ist. Er beginnt dafür Spuren von Katarina Rostova nachzugehen. Anfangs fragte ich mich, wohin es schon führen sollte als zu einer neuen Konfrontation mit Reddington, aber vor allem wird der Handlungsbogen in Gang gesetzt, der für die kommende Staffel 7 von Bedeutung ist. Entscheidend für die Geschichte ist Episode #6.19 Der Nebel lichtet sich, in der dem Zuschauer eine neue Wahrheit zu Reddingtons Identität präsentiert wird. Es ist zwar eine herausragende Episode mit einer großartigen Lotte Verbeek als Katarina Rostova. Aber sie stellt auch wieder meinem persönlichen Frustrationspunkt dar: In den vergangenen Jahren hat die Serie von der Frage nach Reddingtons Identität und seiner Bedeutung für Liz gelebt. Es gab immer wieder neue Wahrheiten, bei denen quasi direkt wieder herausgestellt wurde, dass sie so nicht stimmen, nur um die Fans noch mehr spekulieren zu lassen. Dass das jetzt auch wieder in Staffel 6 passiert, fängt wirklich an mich zu ermüden und so langsam ist bei mir auch der Bogen überspannt. Es interessiert mich immer weniger, ob Reddington Vater, Mutter, Cousin, Onkel oder was auch immer für Liz ist. Ich hoffe daher sehr, dass egal, was uns in Staffel 7 als neue Wahrheit präsentiert wird, dann auch die finale ist und dass es vielleicht endlich mal ein neues Rätsel gibt. Was nämlich auch immer von der aktuellen Wahrheit abhängt, ist Liz Einstellung zu Reddington, den sie manchmal abgöttisch liebt oder entsprechend hasst. Zwar geht in dieser Staffel ihre Abneigung nicht in Hass über, aber ich finde dieses Hin und Her in ihrer Einstellung mindestens genauso anstrengend wie auch die Vielzahl an Wahrheiten. Auch hier wäre ein klares "ja oder nein" allmählich bitter nötig.
Üblicherweise empfinde ich den Rest der Task Force immer als nettes Beiwerk, der enorm vernachlässigt wird. Diesmal sind die anderen Charaktere deutlich besser in alle Ereignisse eingebunden. Gerade Harold (Harry Lennix) in seiner Funktion als Assistant Director des FBI kommt eine enorme Bedeutung während Reddingtons Gerichtsprozess zu. Auch Donald wird mehr als Liz' (Ermittlungs-)partner ins Spiel gebracht, der zum einen relativ früh erfährt, was Liz getan hat und so ihr Verbündeter wird, und zum anderen natürlich mit seinen Ermittlungen zu Katarina Rostova dafür sorgt, dass Liz die Angelegenheit nicht ruhen lassen kann. Eine gewisse Chemie der beiden Charaktere, die über ein freundschaftliches Verhältnis hinausgeht, habe ich mir zumindest eingebildet wahrzunehmen. Etwas abseits davon stehen Samar und Aram (Amir Arison), die durch Samars vaskuläre Demenz eine etwas isolierte Handlung bekommen. Ich persönlich konnte mit der Geschichte nicht viel anfangen, unter anderem auch, weil die Vernachlässigung der Hauptfiguren in den Vorgängerstaffeln mein Interesse an solchen Storylines enorm gemindert hat. Interessant wurde es dann in Episode #6.14 Die Osterman Umbrella Company (Nr. 6), in der dann die Auflösung erfolgte, und ich hatte tatsächlich nicht mit dem Ausgang der Geschichte gerechnet.
Specials & technische Details
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Die 22 Episoden von Staffel 6 befinden sich auf 6 Discs, die in deutscher, englischer, französischer und italienischer Sprache und mit einer Vielzahl von Untertiteln zur Verfügung stehen. Ferner werden die Ereignisse aus Staffel 6 durch Hintergrundmaterialien wie Kommentare zu Episoden, entfallene und erweiterte Szenen und der kleinen Dokumentation "Behind The Blacklist: Season 6" abgerundet, die einem spannende Einblicke gibt.
Erscheinungstermin: 30. Oktober 2019
FSK: ab 16 Jahren
Laufzeit: 940 Minuten (22 Episoden)
Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1), Französisch (Dolby Digital 5.1), Italienisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Türkisch, Arabisch, Italienisch, Niederländisch
Fazit
Während Staffel 6 mit einer starken ersten Hälfte startet, die durch spannende, emotionale und amüsante Momente besticht, kann die Hauptgeschichte in der zweiten Hälfte nicht das Niveau halten. Sie verliert auch durch die enttäuschende Auflösung und dadurch, dass die Nebenschauplätze um Reddington und Donald dann deutlich interessanter sind. Auch wenn die Auflösung nicht zu überzeugen weiß, verspricht die letzte Szene neue interessante Entwicklungen für Staffel 7.
Ceren K. - myFanbase
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