DVD-Rezension: Modern Family, Staffel 11

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Nun heißt es doch tatsächlich nach elf Staffeln und der wunderbar runden Zahl von 250 Episoden Abschied nehmen von der kultigen Comedyserie "Modern Family", die gerade in den Anfangsjahren bei sämtlichen Preisverleihungen abgeräumt hat. Auch wenn die Serie im Laufe der Zeit deutlich an Qualität eingebüßt hat, so wird in dieser abschließenden Rezension auch viel Wehmut mitschwingen, hat "Modern Family" für mich doch eine Ära geprägt, für die ich ihr immer sehr dankbar sein werde.

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Inhalt

Foto: Modern Family - Copyright: 2020 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.; ABC/Eric McCandless
Modern Family
© 2020 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.; ABC/Eric McCandless

Die Missgeschicke des Pritchett-Dunphy-Tucker-Clans sind in der letzten Staffel der gefeierten Comedy-Serie so komisch wie eh und je. Als Phil (Ty Burrell) und Claire (Julie Bowen) die Zwillinge babysitten, wird Haley (Sarah Hyland) und Dylan (Reid Ewing) klar, dass sie die verantwortungsvolleren Eltern sind. Während Manny (Rico Rodriguez) sich immer noch von seinem Kummer erholt, versucht Phil weiterhin, eine Bindung zu Jay (Ed O'Neill) herzustellen. Und obwohl sie Lily (Aubrey Anderson-Emmons) mit einem positiven Selbstbild aufziehen, entdecken Mitchell (Jesse Tyler Ferguson) und Cam (Eric Stonestreet) ihre eigenen Unsicherheiten. Unterdessen vermisst Jay sein Geschäft, Gloria (Sofía Vergara) zeigt, dass sie das Zeug zu einer skrupellosen Immobilienmagnatin hat, Alex (Ariel Winter) stellt fest, dass Erfolg im Widerspruch zu Mitmenschlichkeit steht. Während einer Arbeitspause kommt Claires Zwangsstörung zum Vorschein und Luke (Nolan Gould) verknallt sich in deutlich ältere Frauen. Bei all dem leben die Liebe und das Lachen weiter.

Rezension

Foto: Ariel Winter, Nolan Gould & Sarah Hyland, Modern Family - Copyright: 2020 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.; ABC/Eric McCandless
Ariel Winter, Nolan Gould & Sarah Hyland, Modern Family
© 2020 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.; ABC/Eric McCandless

Nostalgie. Das ist neben Wehmut ein Begriff, der immer mitschwingen wird, wenn man an eine finale Staffel einer Serie denkt. Selbst wenn man zwischendurch erheblich enttäuscht wurde, so ist Loslassen dennoch nicht immer einfach. Da ist es oft wenigstens hilfreich, wenn Serien, deren Ende vorab angekündigt wurde, diesen Umstand nutzen, um diese nostalgischen Gefühle und die Wehmut aufzufangen. Damit wird dann bewusst gespielt, um den Zuschauer noch einmal emotional auf eine Reise mitzunehmen. Bei "Modern Family" und Staffel 11 sind solche Bemühungen ebenfalls zu beobachten, jedoch muss ich gestehen, dass bis auf die letzte Episode diese total verpufft sind. Besonders anschaulich kann man das an drei Episoden der finalen Staffel festmachen. Diese tragen nämlich folgende Titel: #11.05 Das letzte Halloween, #11.07 Das letzte Thanksgiving und #11.09 Das letzte Weihnachten. Hier wird also schon im Namen selbst gleich dreifach betont, dass wir nun das letzte Mal Halloween, Thanksgiving und Weihnachten mit der geliebten Patchworkfamilie feiern. Wenn das nicht nach Nostalgie schreit, dann weiß ich es auch nicht. Denn es kommen sofort Erinnerungen an wirklich tolle Episoden hoch, die diese Feiertage schon zuvor behandelt haben. Nur wollen die letzten dieser Art die Magie überhaupt nicht wieder entfachen lassen. Weihnachten kommt da noch am besten weg, da das Familienessen alle Figuren mit zig Konflikten an den Tisch bringt. Und es waren schon immer die Episoden am besten, wenn alle beieinander sind und sich auf einem engen Spielfeld ein Lacher nach dem anderen aufbaut. Doch das will hier in der Intensität einfach nicht mehr entstehen. Wenn das mit den Klassikern schon nicht mehr gelingt, dann ist das der beste Beleg dafür, dass der Ofen tatsächlich aus ist.

Foto: Modern Family - Copyright: 2020 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.; ABC/Bruno Calvo
Modern Family
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Über die Staffel verteilt gibt es natürlich dennoch Momente, die für ein rundes Ende sprechen. Das sind sicherlich zahlreiche Gastauftritte von langjährigen Nebenfiguren wie Gil Thorpe (Rob Riggle), Ronaldo (Christian Barillas), Longinus (Kevin Daniels), Javier Delgado (Benjamin Bratt), Kenneth (Josh Gad), der in der dritten Staffel einmal zu sehen war und gleich Kultstatus erlangte, und natürlich Sal (Elizabeth Banks). Aber dass auch Stars wie David Beckham und Courteney Cox für Gastrollen gewonnen werden konnten, spricht sicherlich für sich. Zum Glück waren die beiden mit #11.10 Verwirrendes Prescott in einer der besten Episoden der Staffel zu sehen. Denn diese Episoden, wo die Familienmitglieder alle ihre Geheimnisse haben und deswegen erst recht alles ins Chaos stürzen, sind immer der Hit gewesen. Zumal auch Stephen Merchant als Butler Higgins wieder auftauchen darf. Er ist einer dieser angesprochenen Figuren, die mit nur einem Auftritt sich ein Denkmal gesetzt haben und sich daher noch eine zweite Episode zum Abschied verdient haben.

Weiterhin ist auffällig, dass sich die Staffel auch viele nachdenkliche Momente gönnt. Nachdem in der letzten Staffel DeDe (Shelley Long) verstorben ist, bleibt die Erinnerung an sie weiterhin präsent. Sei es durch den gepflanzten Baum, durch den Claire endlich ihre Frieden machen kann oder eben als die Geschwister in die Vergangenheit eintauchen und sich eingestehen dürfen, dass sie trotz allem eine gute Kindheit hatten. Eine ähnliche Richtung wird auch mit Frank Dunphy eingeschlagen, dessen Darsteller Fred Willard kurz nach dem Serienfinale verstorben ist. Aber nicht nur deswegen ist ihm mit seiner allerletzten Episode für "Modern Family" ein Denkmal gesetzt worden. Hier hat man spätestens gemerkt, wie bewusst sich die Produktion der Wirkung solcher Figuren war, selbst wenn sie nie zum Hauptcast gehörten. Nett war definitiv auch, dass die Großfamilie mit #11.13 Paris noch einen letzten Trip wagen durfte, denn auch das war definitiv Tradition.

Foto: Reid Ewing & Sarah Hyland, Modern Family - Copyright: 2020 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.; ABC/Bonnie Osborne
Reid Ewing & Sarah Hyland, Modern Family
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In der Rezension nun Zeit dafür zu vergeuden, dass "Modern Family" leider wieder viele Muster in den typischen Figurenkonstellationen dargeboten hat, muss nicht sein. Dennoch kann man nicht leugnen, dass an anderer Stelle hervorragendes Potenzial nicht genutzt wurde. Das fällt zum einen an den beiden Neuzugängen Poppy und George auf, aber auch an den alteingesessenen Alex und Luke. Bei den Babys ist einfach schade, dass man sie in das Geschehen nicht mehr eingebunden hat. Dabei funktioniert eine Baby-Thematik auf der Humorebene ganz hervorragend, siehe "Hangover" oder "Drei Männer und ein Baby". Es gibt sicherlich Ansätze, aber diese fand ich über eine gesamte Staffel hinweg eher lieblos. Dennoch sind sie eben Teil des Happy Ends von Haley und Dylan, was Alex und Luke leider nicht vergönnt ist. Beide starten zwar in Beziehungen in die neue Staffel, aber die könnten klischeehafter auch nicht sein, weswegen eine Trennung im Verlauf kein Wunder war. Auch beruflich merkt man bei den beiden kaum eine stringente Linie, was gerade bei der ambitionierten Alex doch arg lächerlich ist. Die beiden sind definitiv im Vergleich zu Haley und auch Manny sehr stiefmütterlich behandelt worden. Das ist in dieser Staffel noch einmal eklatant zu Tage befördert worden.

Dennoch will ich auch das genutzte Potenzial in Augenschein nehmen. Das ist zum einen Gloria, die als Partnerin von Phil noch einmal ihre berufliche Erfüllung findet. Die beiden hatten eh schon immer eine sehr interessante Dynamik, weswegen sie auch als Kollegen wirklich unschlagbar waren. Zudem hat es Gloria noch einmal die Möglichkeit gegeben, auf ganz anderen Gebieten glänzen zu dürfen. Und auch die Ehe zu Jay hat das positiv verändert. Denn er war jahrelang der Taktgeber, nach dem sich alles zu richten hatte und nun sind mit seiner Rente und ihrem neuen Job die Rollen vertauscht. Auch hier war die interessante neue Dynamik gerne gesehen, denn die beiden schienen auch sehr festgefahren. Zudem ist es erfreulich, dass Lily mehr Handlungen abbekommen hat und nicht nur das grimmige Kind geben musste. In der Pubertät ergeben sich bei ihr Themen wie erste Liebe, Frauenprobleme, die mit zwei Vätern definitiv eine Herausforderung darstellen, und sonstige Identitätskrisen. Ganz eng damit verbunden ist schließlich auch die Entscheidung von Mitch und Cam, ihre Familie noch einmal zu erweitern. Spätestens hier schreit es noch einmal nach Nostalgie, denn die Serie begann schließlich mit Baby Lily und endet nun mit ihrem Brüderchen Rexford.

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Spätestens die allerletzte Episode dürfte dann auch den Hartgesottenen Tränen der Rührung in die Augen treiben, denn der Abgang von "Modern Family" gelingt trotz aller Kritik zuvor wirklich stark. Zum einen merkt man die gesamte Episode über, wie schwer sich die Darsteller selbst mit dem Abschied getan haben, so dass die Emotionen höchst authentisch sind. Zum anderen wird zum Abschied viel Selbstreflexion und viele sich schließende Kreise geboten. So kann man die Familie mit einem lachenden und einem weinenden Auge gehen lassen. Und wer weiß schon, ob es tatsächlich ein Abschied für immer ist? Im Seriengeschäft ist heute nichts mehr unmöglich.

Technische Details

Foto: Copyright: 2018-2019 Twentieth Century Fox Film Corporation. Alle Rechte vorbehalten. © 2021 Twentieth Century Fox Entertainment LLC. Alle Rechte vorbehalten.
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Erscheinungstermin: 11. März 2021
Specials: Auf der Box sind keinerlei Specials erhalten. Das ist nach der finalen Staffel doch eine herbe Enttäuschung, da man sich zum Abschied einige Rückblenden etc. hätte einfallen lassen können. Schade, dass Specials auf deutschen Serienboxen immer seltener werden.
FSK: ab 12 Jahren
Laufzeit: ca. 6 Stunden
Bildformat: 16:9 – 1.77:1
Sprachen (Tonformat): Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte

Fazit

"Modern Family" tut sich in seiner finalen Staffel noch mal schwer, da nicht so viel Nostalgie heraufbeschworen werden kann, wie man sich als Zuschauer im Vorfeld erhofft hätte. Die Sequenzen, in denen man darauf gesetzt hätte, ganz wehmütig zu werden, misslingen, dafür merkt man in den kleinen Momenten, dass es gen Ende geht. Neben altbekannten Mustern wird aber auch neues Potenzial genutzt. Insgesamt lässt sich das Fazit ziehen, dass "Modern Family" in die wohlverdiente Rente gehen durften. Nicht mit einem Bäng, aber dennoch zufriedenstellend.

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Lena Donth - myFanbase

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