Pencils Down Means Pencils Down – Der große Autorenstreik in den USA

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Streiken scheint ein neuer Volkssport geworden zu sein. Seien es die Lokführer der Deutschen Bahn, die Beschäftigten der französischen Bahngesellschaft SNCF oder eben die Autoren in Hollywood... das Prinzip der Arbeitsniederlegung hat sich zu einem richtigen Trend entwickelt. Und während Bahnreisende in Deutschland und Frankreich vor sich hinfluchen, weil sie mit dem Auto im Stau stecken, so haben auch die Serienfans kein Grund zu feiern. Denn: der Autorenstreik könnte massive Auswirkungen auf unsere Lieblingsserien haben.

WGA vs. AMPTP

Drei Monate lang haben die Writer's Guild of America und die Alliance of Motion Picture and Television Producers zu verhandeln versucht – ohne Ergebnis. Die AMPTP ist auf keine einzige Forderung der WGA eingegangen, sodass die Verhandlungen nun endgültig festgefahren sind und seitens der WGA zum Streik aufgerufen wurde.

Und dabei klingen die Forderungen der Autoren eigentlich recht vernünftig: die WGAE (East) und die WGAW (West), die sich für diesen Zweck zusammengeschlossen haben, wollen einen neuen Tarifvertrag für die Autoren, der ihnen mehr Anteil am Gewinn der Firmen verschafft. Zur Zeit erhalten die Autoren dem Minimum Basic Agreement (MBA) entsprechend gerade mal 0,3 Prozent der Umsätze – bei einer 15 € teuren DVD entspricht dies etwa vier bis fünf Cent. Der alte MBA-Vertrag besteht bereits seit 20 Jahren und die WGA fordert, diesen endlich zugunsten der Autoren zu überarbeiten.

Dies bedeutet konkret:

a) Die WGA fordert einen doppelten Anteil am DVD-Verkauf, also 0,6 Prozent. Hierbei wird oft auf die Anteile von Romanautoren verwiesen, die etwa mit 15 Prozent am Gewinn beteiligt sind, die ihre Werke einspielen.

b) Bislang bekommen die Autoren für ihre Arbeit bei Handyspielen, Online Streamings etc. kein Geld, wenn der Benutzer nicht dafür zahlt. Zahlt der Benutzer (Bezahlfernsehen, Video On Demand, etc.), so bekommen die Autoren wiederum nur einen Anteil von 0,3 Prozent an den Einnahmen. Die WGA will, dass die Autoren 1,2 Prozent verdienen, wenn der Benutzer für die Angebote zahlt, 2,0 Prozent für TV-Produkte, die nach 1984 entstanden sind und 2,5 Prozent für TV-Produkte, die vor 1984 entstanden sind.

c) Ein besonderer Kritikpunkt ist die Vertragslücke, die bei den so genannten neuen Medien (Internet, Handy, etc.) besteht. Inhalte, die von den Autoren speziell für diese Medien entworfen werden, sollen ebenfalls im Vertrag behandelt werden.

Die Position der WGA ist klar: "Wenn ein Autor für das Einkommen einer Firma sorgt, sollte er auch dafür bezahlt werden", so das Statement von WGAW Präsident Patric M. Verrone am 2. November 2007. Die AMPTP hält dagegen, dass man den Autoren schon genug bezahlen würde: "Der Autor ist einer unserer am höchsten angesehenen Mitarbeiter. Berufstätige Autoren verdienen im Durchschnitt über 200,000 US-Dollar (138,000 Euro) im Jahr [...] allein im letzten Jahr haben die Autoren der WGAW mehr als 56 Millionen US-Dollar (39 Millionen Euro) aus den DVD-Verkäufen zusätzlich bekommen [...] Ihr Vorschlag würde unsere Kosten mehr als verdoppeln", so AMPTP Präsident Nick Counter am selben Tag.

Am 18. Oktober 2007 organisierte die WGA eine Wahl, bei der die Mitglieder der WGAW und WGAE mit satten 90,3 Prozent für einen Streik stimmten, sollte bis zum 31. Oktober 2007, dem Ablaufdatum des alten Tarifvertrags, keine Einigung mit der AMPTP erzielt werden.

So kam der 31. Oktober – aber keine Einigung. Der MBA-Tarifvertrag lief aus und die Verhandlungen zwischen WGA und AMPTP stagnierten, da man sich auf keinen neuen Vertrag einigen konnte. Es kam schließlich, wie es kommen musste: die WGA rief ein Treffen im Convention Center in Los Angeles ein, dem etwa 3000 Mitglieder beiwohnten und bei dem klar gemacht wurde, dass ab Montag, dem 5. November 2007, gestreikt werden würde.

Vom Schauspieler bis zum Hausmeister – die Konsequenzen

Ähnlich wie mit dem Bahnstreik auch, ist der Autorenstreik bei weitem keine kleine Angelegenheit. Die Konsequenzen sind weitreichend und könnten – sollte der Streik länger andauern – einen richtigen Dominoeffekt auslösen. Denn wenn die Autoren streiken, kann nicht produziert werden, wenn nicht produziert wird, sind Schauspieler, Regisseure, Produzenten und alle anderen Mitarbeiter hinter den Kulissen arbeitslos, wenn diese nicht arbeiten, haben weder Caterer noch Putzfrauen oder Hausmeister etwas zu tun, und wenn diese nichts zu tun haben... kriegen sie kein Geld.

Wenn die Lokführer nicht fahren, kommen die Leute nicht zur Arbeit. Wenn die Autoren nicht schreiben, wird das TV-Business in Hollywood still gelegt. Es wird uns wohl erst hier bewusst, wie essentiell die Arbeit der Autoren eigentlich ist, denn ihre Kreativität steht am Anfang der Kette. Am Ende steht der Fan und wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen...

Zum zweiten Teil der Kolumne: Was passiert mit meiner Lieblingsserie?