Die enttäuschendsten Staffeln 2008/2009
Platz 5: Fringe

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Gehypt als eine der besten neuen Shows des TV-Jahres 2008/2009 erwies sich "Fringe" trotz namhafter Autoren wie J.J. Abrams ("Alias", "Lost"), Akiva Goldsman ("A Beautiful Mind", "The Da Vinci Code"), Roberto Orci und Alex Kurtzman ("Alias", "Star Trek", "Transformers") leider als ziemlicher Reinfall. Der Ideenreichtum, den man von so einem Autorenteam erwarten durfte, schimmerte in den 20 Folgen der ersten Staffel nur in den seltensten Momenten durch: Anstatt einen neuen Maßstab im Mystery-/Sci-Fi-Genre zu legen, versank man im Mittelmaß und schaffte es, das Potential von "Fringe" großzügig zu verschleudern.

"Excellent! Let's make some LSD!"

Foto: Fringe - Grenzfälle des FBI - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Fringe - Grenzfälle des FBI
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Lässt man die erste Staffel in ihrer Gesamtheit einmal Revue passieren, fällt einem erst so richtig auf, wie wenig die Handlung der Serie eigentlich vorangeschritten ist. "GZSZ" hat in seiner ersten Season wahrscheinlich mehr zustande gebracht als "Fringe". Es gab keinen Charakter, der sich irgendwie weiterentwickelt hat, keine Beziehung, die sich verändert hat. Absoluter Stillstand. Doch selbst (oder gerade) ein Semi-Procedural wie "Fringe" braucht diese Entwicklungen, denn sind es nicht die Charaktere und deren Beziehungen, wegen denen man bei einer Serie einschaltet? Die nach Schema F ablaufenden Fälle der Woche sind es jedenfalls nicht.

Hauptproblem #1: Die Charaktere. Protagonistin Olivia Dunham, einer der Hauptfaktoren für den Eintrag auf unserer Flop-Liste, ist im Piloten genauso eindimensional und unsympathisch wie im Staffelfinale. 20 Episoden lang versäumte man es, aus ihr mehr zu machen als nur eine jobfixierte FBI-Agentin, die mit finsterer Miene und erhobener Pistole durch die Gegend rennt. Vielleicht glaubte man der irrigen Annahme, dass man Olivia vielschichtiger gestalten könnte, wenn man sie dabei zeigt, wie sie Peter Kartentricks vormacht oder ihre Nichte ins Bett bringt. Doch das reichte nicht: Olivia blieb nichtssagend. Genauso wie Peter, der das Image des schlechten Witzemachers nie wirklich ablegen konnte. Auch hier scheiterten die Versuche, Peter ein Profil zu geben darin, dass man ihn kein einziges Mal in eine Situation geraten ließ, die auch nur ansatzweise eine Änderung in seinem Verhalten erfordert hätte. Keine Entwicklung in Sicht. Einzig und allein bei Walter kann man von einer Entwicklung sprechen, denn er befreite sich vom Stereotyp des durchgeknallten, Kühe melkenden Wissenschaftlers und wurde zu einer komplexeren Figur geformt – zu einem Mann, der mit Selbstzweifel, Vorwürfen und Frustration zu kämpfen hat und der die Liebe zu seinem Sohn wiederentdeckt.

Doch damit sind wir schon bei Hauptproblem #2: Die Beziehungen. Bis auf die Vater-Sohn-Dynamik, die man mit Peter und Walter einbaute und die stellenweise auch wunderbar funktionierte, fehlte es in "Fringe" gänzlich an zwischenmenschlichen Entwicklungen. Bei Olivia und Peter kann man kaum von Freundschaft sprechen, noch weniger bei Olivia und Walter. Das kollegiale Verhältnis zwischen Olivia und Charlie blieb gleich, genauso wie das mit Broyles. Nirgends ging etwas voran, überall Stagnation. Dabei – und so kommen wir wieder auf das zentrale Wort "Potential" zurück – hätte es so viele Möglichkeiten gegeben, hier etwas anzukurbeln. So aber wirkten sämtliche Figurenkonstellationen steril und geistlos.

Diese zwei großen Defizite konnten dann leider auch nicht von der dritten Komponente gerettet werden, nämlich den Storylines, dem Hauptproblem #3. Obwohl die Show eine durchaus gelungene Mythologie aufzubauen wusste – der kahle Beobachter, David Robert Jones, ZFT, William Bell, die Parallelwelt –, so blieb der große Clou doch irgendwie aus. Ständig wurden dem Zuschauer Cliffhanger vor die Nase gehalten, die fünf Sekunden vor Episodenschluss nochmal für einen Schocker sorgen sollten – und dann im Nichts verpufften. Es wurden zu viele Dinge angedeutet, die letztlich doch keine Bedeutung hatten. Was ist mit Peters Verfolgern, was mit seiner Freundin Tess? Was ist mit dem glatzköpfigen Jungen? Wie genau hängen denn die ganzen Fälle alle zusammen? Hinzu kommt, dass viele Schocker letztlich überhaupt keine waren: William Bell als Geldgeber von ZFT oder Walters Experimente an Olivia verwunderten zum Zeitpunkt der Enthüllung eigentlich keinen mehr.

Mäßig bis unterdurchschnittlich lautet daher das Fazit für diese erste Staffel von "Fringe". Die Erwartungen wurden glorreich unterboten – daher bleibt nur zu hoffen, dass die Serie aus ihren Fehlern lernt und nicht so weitermacht, sondern endlich einmal ihr Potential entfaltet und in Staffel 2 einen Gang – oder besser mehrere – zulegt. Das Staffelfinale hat einen ersten Schritt in die richtige Richtung getan und wer weiß, vielleicht sucht man "Fringe" im nächsten Jahr vergeblich bei den Flops. Dieses Jahr allerdings hat sich die Serie Platz 5 definitiv verdient.

Maria Gruber - myFanbase

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