Die besten Charaktere 2008/2009
Platz 1: Walter H. White (Breaking Bad)

Foto:

Zu Beginn der ersten Staffel wurde bei Walter H. White (Bryan Cranston), einem fünfzigjährigen Chemielehrer, tödlicher Lungenkrebs festgestellt. Um für seine Familie auch über seinen Tod hinaus zu sorgen und die teuren Behandlungen zahlen zu können, nutzte Walter daher in der Folge seine außerordentlichen Chemiekenntnisse, um N-Methylamphetamin (kurz: Meth) herzustellen und zu verkaufen.

Familie über alles

Wie auch bereits Vic Mackey stellt Walter die Familie über alles und ging daher den drastischen Schritt ein, eine höchst gefährliche Droge zu schaffen und diese unter die Leute zu bringen. Dies alles für seine hochschwangere Frau und für seinen fünfzehnjährigen Sohn, der unter Cerebralparese leidet, einer Behinderung, die durch Störungen des Nerven- und Muskelsystems charakterisiert werden kann. Daher war allein die Ausgangssituation, dass jemand seiner Familie ein zumindest aus monetärer Sicht sorgenfreies Leben bieten will, nur allzu verständlich und sogar richtiggehend lobenswert.

Das ist dann auch der Weg, mit dem man es geschafft hat, in der ersten Staffel einen derart fesselnden Charakter zu erschaffen. Im Laufe der Staffel ist er bereits seit einiger Zeit als Hersteller und teilweise auch als Dealer unterwegs und hat schon das erste Blut an seinen Händen. Dennoch ist immer ein bestimmtes Niveau an Moral in seinem Handeln, das viele Taten in einem anderen Licht da stehen lässt oder manchmal gar rechtfertigt. Dieses Bild, in der ersten Staffel aufgebaut, wird in der zweiten Staffel Stück für Stück zerstört: Walter handelt zunehmend kaltblütig und schreckt unter anderem auch nicht davor zurück, seinen Partner Jesse zu einem Mord zu drängen. Dazu kommen die immer dreisteren Lügen Walters gegenüber seiner Frau Skyler, um seinen momentanen Lebensstil zu verstecken, so dass er auch schon einmal splitternackt in einem Supermarkt auftaucht, um die eigene Entführung zu vertuschen.

Man merkt Walter, perfekt nuanciert von Cranston gespielt, regelrecht an, wie er sich durch seine momentane Tätigkeit nicht mehr so minderwertig fühlt wie zuvor als überqualifizierter Chemielehrer, der seiner Familie nicht den Lebensstandard bieten kann, den er möchte. Dementsprechend hat er auch endlich den Mut, seiner ehemaligen Freundin Gretchen, der er vorwirft, zusammen mit Elliott seine damalige Forschung gestohlen zu haben, die Meinung zu geigen. Der Walter der ersten Staffel hätte seine eigene Frustration darüber Gretchen wohl nie erzählt bzw. wenn überhaupt, dann sehr vorsichtig und artikuliert. Der Walt der zweiten Staffel macht sie in einem vollbesetzten Restaurant nieder und verabschiedet sie mit einem "Fuck you" und einem bitterbösen Blick. Insbesondere Jesse muss mit dem gesteigerten Selbstbewusstsein Walts und dessen aggressiverer Geschäftstätigkeit vorlieb nehmen und wird so lange sowohl aus geschäftlicher als auch aus privater Sicht kritisiert und beanstandet, bis es zum ersten großen Bruch der beiden kommt, an dem auch Jesses neue Freundin nicht ganz unschuldig ist. Doch auch die Beziehung zu Skyler scheint gegen Ende der Staffel verloren, nachdem sie auf so einige Unregelmäßigkeiten in Walters Erzählungen stößt, obwohl sie noch gar nicht die Ausmaße seines Doppellebens erkennt und entsprechend auch gar nicht weiß, was Walter ihr eigentlich verheimlicht. Schließlich verlässt sie ihn zusammen mit Walter Jr.

Im Verlauf der Staffel schrumpft zudem Walters Tumor um 80%, was ihn fast dazu verleitet, nicht mehr Meth herzustellen, da die Bösartigkeit des Tumors die eigentliche Initialzündung war, um überhaupt damit anzufangen. Doch nach einer Begegnung im Heimwerkermarkt ändert er seine Meinung zu einer Profession, mit der er sich deutlich schneller arrangiert hat als ihm lieb ist und zeigt sein neues Gesicht, das des zunehmend rücksichtslosen und knallharten Drogenbosses. Es bleibt abzuwarten, inwieweit Walter sein Privatleben wieder auf die Reihe bekommt und wie sein Geschäft weiter geht, jetzt wo er bereit ist, sein Territorium auszuweiten und Dealer, die unter ihm arbeiten, zu beschäftigen. Eines ist jedoch klar: Walter H. White ist der facettenreichste, faszinierendste und ambivalenteste Charakter der Season 2008/2009, wird zudem hervorragend von Bryan Cranston dargestellt und ist daher völlig verdient auf Platz 1.

Andreas K. - myFanbase

Zurück zur Hauptübersicht