Die wichtigsten Serien von 2000 bis 2009: Drama

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Als wahrscheinlich schwierigste Kategorie von allen entpuppte sich die Dramasparte. Bei der großen Dichte an herausragenden Formaten, die zwischen 2000 und 2009 auf Sendung gingen, fiel es uns nicht immer leicht, die wirklich wichtigsten Serien herauszupicken. Und dennoch, es kristallisierten sich Serien heraus, die unbestreitbar unter die Top Ten gehörten - vor allem die so genannten Cable Shows dominierten im vergangenen Jahrzehnt, denn sie waren es, die etwas wagten, innovativ waren, Tabus brachen und den Zuschauer in bislang noch nie gezeigte Erzählwelten entführten. Sei es die Thematisierung von Polygamie, Drogenhandel, der Einblick in die Welt der Psychotherapie, die Machtspiele im Weißen Haus oder schlicht und ergreifend das gesellschaftliche Tabuthema Tod - in der vergangenen Dekade gab es einige herausragende Serienjuwelen. Wir stellen euch hiermit die zehn wichtigsten davon vor.

Big Love (2006 bis heute)

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Ja ja, es ist schon eine waghalsige Sache, eine Serie, die bis jetzt gerade einmal drei Staffeln umfasst, als eine der besten Serien des vergangenen Jahrzehnts zu bezeichnen, aber bei "Big Love" ist dies definitv gerechtfertigt. Auf dem Pay-TV-Sender HBO im März 2006 das erste Mal ausgestrahlt, sorgte "Big Love" schon vor der Weltpremiere für Aufsehen. Sahen sich die Mormonischen Kirchen der USA, vor allem in Utah, doch angegriffen und wollten die Serie boykottieren. HBO machte das nichts und man schickte "Big Love" auf Sendung, wo die Serie auch gleich erste Erfolge feierte. In bislang 34 Episoden wurden uns die Geschichten rund um den Familienvater und Ehemann dreier Frauen Bill Henrickson erzählt. Dabei ist das Hauptthema der Serie nicht nur das Geheimnis rund um seine drei Frauen, sondern auch der Stamm, aus dem er einmal geflüchtet ist. Dazu kommen noch viele weitere Aspekte, von denen einige so normal wie andere banal sind. "Big Love" ist alles andere als 08/15-Fernsehunterhaltung, werden wir doch Woche für Woche in ein verworrenes Konstrukt aus Charakteren und Familiensituationen gepresst. Dabei sind es aber nicht nur die einfallsreichen und spannenden Geschichten, sondern auch die Darsteller, die diese Serie so besonders machen. Mit Bill Paxton und Jeanne Tripplehorn sind schon die zwei ältesten Hauptfiguren hervorragend besetzt und auch Chloë Sevigny und die bis dahin unbekannte Ginnifer Goodwin sind ein wahrer Gewinn für die Serie. Alles in allem bietet "Big Love" im großen Paket unglaublich gute Fernsehunterhaltung, die weit über die eines herkömmlichen Dramas hinausgehen. Demnach ein verdienter Platz in unseren zehn besten Dramaserien der letzten zehn Jahre. | Eva Klose

Breaking Bad (2008 bis heute)

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Gäbe es eine Liste mit den bemitleidenswertesten Fernsehcharakteren der letzten Jahre, wäre Walter H. White wohl ganz oben mit dabei. Denn selten erlebt man so intensives Mitgefühl einer Figur gegenüber, wie in der Serie "Breaking Bad", die die Geschichte eines durchschnittlichen Familienvaters mittleren Alters erzählt, der eines Tages die Diagnose Lungenkrebs erhält, womit seine ohnehin nicht schon heile Welt komplett zusammenzubrechen droht. Und damit im Falle seines eventuellen Todes seine schwangere Frau samt Sohn nicht vor dem Nichts stehen, kontaktiert der Chemielehrer seinen ehemaligen Schüler Jesse Pinkman, der jetzt mit Drogen sein Geld macht, und steigt in das gefährliche Geschäft mit ein. Dass spannende und interessante Stories damit schon von alleine gegeben sind, ist klar. Doch die Serie fasziniert viel mehr durch seine Hauptfigur, dessen Leben ein großer Kampf ist: der Kampf mit seiner Familie, der Kampf im Drogengeschäft, der Kampf mit dem Krebs und vor allem der Kampf mit sich selbst, da er nicht nur einmal sein Gewissen abschalten, die Moral zur Seite stellen und Dinge tun muss, bei denen er wohl nie dachte, dass er dazu fähig sei. Dass Walter White natürlich so wirkt, wie er wirkt, ist allen voran einem zu verdanken: dem Hauptdarsteller Bryan Cranston. Ja, ganz Recht! Der Bryan Cranston, der zuvor den trotteligen Familienvater Hal in der beliebten US-Serie "Malcolm mittendrin" verkörperte und von dem wohl niemand gedacht hätte, dass er eine so anspruchsvolle Rolle in einer Dramaserie so wahnsinnig überzeugend spielen kann. Dass er durch seine Darstellung zweimal hintereinander den Emmy als bester Hauptdarsteller abgestaubt hat, ist mehr als verdient. Doch neben dem Hauptcharakter überzeugen auch die anderen Charaktere der Serie, sei es sein Partner Jesse, sein behinderter Sohn Walter Jr. oder sein Schwager, der ausgerechnet bei der Drogenbekämpfungsbehörde arbeitet. Natürlich überwiegen dramatische, intensive Momente in dieser Serie, allerdings setzen die Macher auch auf gut pointierten schwarzen Humor, der die Serie ein wenig auflockert, was hin und wieder auch dringend nötig ist. Zugegeben, die Serie ist wohl nicht Jedermanns Geschmack, denn wer auf leichte Unterhaltung steht, wird mir der Serie reichlich wenig anfangen können und überfordert sein. Doch wer wiederum erwachsene und qualitativ hochkarätige Unterhaltung mag, dem Einheitsbrei an billigen Serien trotzen will und bereit ist, mit dem Hauptcharakter sowohl zu lachen als auch zu leiden, kommt an dieser Serie wohl nicht herum. Und gerade Letzteres, die Intensität, mit der man als Zuschauer mit dem Hauptcharakter mitfühlt, macht "Breaking Bad" zu etwas ganz Besonderem und so darf man es ohne schlechtes Gewissen zu den besten Serien zählen, die in den letzten zehn Jahren zu sehen waren. | Manuel H.

Deadwood (2004 bis 2006)

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Lediglich drei Staffeln à jeweils zwölf Episoden lang war die von David Milch, seines Zeichens bereits Serienmacher der legendären Polizeiserie "NYPD Blue", ins Leben berufene legendäre Westernserie auf dem US-amerikanischen Pay-TV-Sender HBO. Angesiedelt in der Stadt Deadwood im Staate North Dakota in den 1870ern, erzählte "Deadwood" vom Wachsen eines kleinen Camps bis zu einer Stadt, der Bedrohung von innen und vor allem von außen sowie dem Einzug des westlichen Kapitalismus. Durch die Berücksichtigung zahlreicher historischer Figuren aus dieser Zeit sowie einer geschickten Verbindung miteinander durch fiktionale Elemente, entfaltete die Serie schnell eine Sogwirkung, der man sich nicht entziehen konnte. Dazu trugen auch insbesondere großartige schauspielerische Leistungen wie die von Ian McShane, Timothy Olyphant, Molly Parker oder auch William Sanderson bei sowie Dialoge, die deutliche Anleihen an Shakespeare boten und doch – auch wegen der vorherrschenden Profanität der Wörter – auf ihre Art und Weise einzigartig in der Serienlandschaft waren. Letzten Endes war "Deadwood" laut und ungestüm, blutig und kompromisslos, also genau der Typ von Serie, der nur auf einem Kabelsender ausgestrahlt werden konnte. Trotz mehrmaliger Vertröstungen von Seiten des Senders auf zwei folgende Spielfilme, die die Handlung beenden sollten, kam es nie dazu. Und obwohl die Handlung nicht abgeschlossen werden konnte, haben die zurückliegenden 36 Episoden eindrucksvoll gezeigt, wie gute Erwachsenenunterhaltung auszusehen hat. | Andreas K.

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