Emmys 2010 - Die Nominierungen

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Die Emmys sind der bedeutendste Preis, den es in der TV-Branche zu gewinnen gibt. Sie werden am 29. August 2010 vergeben und heute verkündeten die beiden aufstrebenden Schauspieler Sofia Vergara ("Modern Family") und Joel McHale ("Community") die diesjährigen Nominierten. Im Gegensatz zu den Jahren zuvor kann man diesmal auch mit einem Großteil der Entscheidungen zufrieden sein, auch wenn es wie immer einige Übergangene gibt. Besonders im Comedy-Segment konnten so viele verdiente Newcomer wie lange nicht mehr ins Feld der Nominierten eindringen. Die meisten Nominierungen, 24 an der Zahl, erhielt die HBO-Miniserie "The Pacific", die sich mit dem pazifischen Teil des 2. Weltkrieges beschäftigt und übrigens auch demnächst im deutschen TV (ab 15. Juli auf kabel eins) zu sehen sein wird. In der Menge der Nominierungen steht an zweiter Stelle nach "The Pacific" der Shooting-Star der Saison: "Glee". Ganze 19 Nominierungen konnte die Serie in ihrem ersten Jahr einheimsen, darunter in den wichtigsten Schauspielerkategorien und als beste Comedyserie. "Mad Men" wurde mit 17 Nominierungen bedacht. Aber nicht nur "Glee" konnte im ersten Jahr überzeugen, auch "Modern Family" heimste 14 Nominierungen ein, darunter für fast alle der Darsteller, die geschlossen in den Nebendarstellerkategorien angetreten sind. "30 Rock" gehört sicher in die Kategorie, einmal Emmy-Liebling, immer Emmy-Liebling, denn auch nach spürbaren Abnutzungserscheinungen heimste die Serie wieder 15 Nominierungen ein. Erwähnenswert sind auch die neun Nominierungen für "The Good Wife", welches somit das erfolgreichste neue Drama ist. Von den vielen Serien, die sich in diesem Jahr endgültig vom Bildschirm verabschiedeten, wurde hauptsächlich "Lost" bedacht. "24 - Twenty Four" hingegen wurde lediglich in den technischen Kategorien geehrt, "Law & Oder" überhaupt nicht.

Beste Serie: Drama und Comedy

Bei den Dramaserien hat man in diesem Jahr eigentlich nichts Entscheidendes falsch gemacht und sich den Erwartungen entsprechend verhalten. Wie im Jahr zuvor erhielten "Mad Men" und "Dexter" eine Nominierung, aber man hat auch die wahrscheinlich beste Dramaserie der letzten Season als solche erkannt und die wirklich außergewöhnlich starke 3. Staffel von "Breaking Bad" bedacht. Auch "Good Wife" konnte gleich im ersten Jahr eine Nominierung abstauben und ist damit offiziell zum Hit für den Sender CBS geworden. "True Blood" ist nach zwei Golden Globe-Nominierungen auch bei den Emmys in den Kreis der Geehrten vorgedrungen und die finale Staffel von "Lost" wurde, höchstwahrscheinlich aus Nostalgiegründen nach einer durchwachsenen Staffel mit einer Nominierung als bestes Drama bedacht. Besonders über die Aufstellung der letzten beiden lässt sich streiten, Kandidaten wie "Sons of Anarchy" und "Friday Night Lights" hätten es da durchaus auch mehr als verdient gehabt. Dass "Treme" eine Nominierung erhält, wäre sicher wünschenswert gewesen, hat man aber nach der konsequenten Ignoranz gegenüber David Simons Vorgängermeisterwerk "The Wire" nicht anders erwartet. Bemerkenswert ist, dass Kandidaten wie z. B. "Dr. House" und "Damages - Im Netz der Macht" in dieser Liste fehlen.

Bei den Comedys haben sich erwartungsgemäß einige der neuen, frischen Shows in den Kreis der Alteingesessenen geschummelt. Es wäre auch eine Schande, nach dieser so erfolgreichen Season für dieses Genre, wenn das nicht der Fall gewesen wäre. So erhielten die beiden Publikumslieblinge "Glee" und "Modern Family" jeweils bereits im ersten Jahr eine Nominierung. Außerdem nominiert wurde die Showtime-Serie "Nurse Jackie", der NBC-Dauerbrenner "The Office" und nach einem Jahr, welches u. a. eine "Seinfeld"-Reunion zu bieten hatte, "Curb Your Enthusiasm", ebenso wie Seriensieger "30 Rock". Schade ist es hier um die beiden Neulinge "Parks and Recreation" und "Community", die wohl in einem weniger stark besetzten Jahr auch hier eine Chance gehabt hätten. Bei so vielen neuen Gesichtern ist es natürlich klar, dass ältere, in die Jahre gekommenen Shows nicht bedacht wurden, wie der Award-Dauerbrenner "Entourage" und "Weeds - Kleine Deals unter Nachbarn". Auch "How I Met Your Mother" konnte seine Nominierung aus dem Vorjahr nicht wiederholen, hätte es aber nach der schwachen 5. Staffel auch zugegebenermaßen nicht verdient gehabt.

Beste Hauptdarsteller: Drama

In der Dramakategorie gibt es in diesem Jahr eine faustdicke Überraschung, von der viele Branchenbeobachter und Fans nicht einmal heimlich zu träumen gewagt hätten. Die "Friday Night Lights"-Darsteller Kyle Chandler und Connie Britton wurden endlich einmal für ihre überragende Arbeit, die sie in der Serie als das Coach-Ehepaar Taylor abliefern, belohnt, nachdem es vier lange Jahre gedauert hat, bis diese wahrgenommen wurde. Schon allein dafür muss man der Academy danken, und diese Nominierung macht einige Schnitzer in anderen Kategorien wieder wett. Bei den Männern wurden neben Chandler wie erwartet die beiden großen AMC-Stars Jon Hamm ("Mad Men") und Bryan Cranston ("Breaking Bad") nominiert, die den Sieg wahrscheinlich wieder einmal unter sich ausmachen dürften. Es wäre sicher keine Schande, wenn Cranston den Preis zum dritten Mal in Folge mit nach Hause nehmen würde, ganz im Gegenteil. Nur wäre es schade für Hamm, der leider das Pech hat, dass seine Glanzzeit sich mit der seines Kollegen überschneidet. Denn sein Don Draper hat es mittlerweile schon lange zu einer Ikone unserer TV-Kultur geschafft. Aber vielleicht schlägt nun auch, wie bei den Golden Globes, die Stunde von Michael C. Hall ("Dexter"), der nach überstandener Krebskrankheit sicher auch einige Sympathien der Academy hinter sich vereinen kann. Die zweite große Überraschung in diesem Feld ist die verdiente Nominierung für Matthew Fox, der für eine sehr gute Leistung in der finalen Staffel "Lost" geehrt wird. Im sechsten und letzten Jahr der Serie bedeutet dies die erste Nominierung für Fox. Des Weiteren wurde wieder einmal Hugh Laurie ("Dr. House") bedacht.

Bei den Damen fehlt die Frau, die in Kritikerkreisen die beste Leistung in diesem Jahr vollbracht hat: Katey Sagal ("Sons of Anarchy"). Es bleibt nur zu hoffen, dass die Academy das Bikerdrama in den Folgejahren für sich entdeckt, verdient hätte es die Serie ebenso wie das lange ignorierte "Friday Night Lights". Aber mit Connie Britton hat schon eine der lange Verschmähten den Kreis durchbrochen, seien wir also nicht undankbar. Britton tritt gegen fast das komplette Vorjahresfeld an: Glenn Close ("Damages"), Mariska Hargitay (Law & Order: New York), Kyra Sedgwick ("The Closer") und January Jones ("Mad Men"). Ein weiterer Neuzugang ist erwartungsgemäß Julianna Margulies für ihre Golden-Globe-Rolle in "The Good Wife", die wohl auch als heißer Favorit für den Sieg gehandelt werden kann.

Beste Nebendarsteller: Drama

Die Nebendarstellerkategorien sind immer wieder die umkämpftesten, bewerben sich hier doch der weitaus größte Teil des Darstellerfeldes. Besonders bei den Männern kommt es dabei schon aus Prinzip zu Auslassungen. Um so erfreulicher, dass sich auch in diesem Jahr wieder Aaron Paul ("Breaking Bad") und John Slattery ("Mad Men") im Kreis der Nominierten finden. Auch Michael Emerson und Terry O'Quinn wurden ein letztes Mal für ihre überragende Arbeit in "Lost" bedacht und Andre Braugher hat verdientermaßen eine Nominierung für seine Rolle im TNT Newcomer "Men of a Certain Age" eingeheimst. Bei den Emmys gibt es außerdem die Kategorie der Gastdarsteller, in der sich aber auch angestammte Castmitglieder wieder finden. John Lithgow z. B. hat sich für seine Golden Globe prämierte Rolle in "Dexter" in dieser Kategorie ins Rennen geworfen und wurde erwartungsgemäß nominiert. Ebenso wie Robert Morse, was besonders kurios ist, ist er doch seit Staffel 3 offiziell im Hauptcast von "Mad Men". Des Weiteren wurden Ted Danson ("Damages"), Beau Bridges ("The Closer"), Alan Cumming und Dylan Baker (beide "The Good Wife") und Gregory Itzin ("24 – Twenty Four") nominiert. Nicht bedacht wurde leider Zach Gilford für seine grandiose Leistung in der "Friday Night Lights" Episode #4.05 The Son, die aber zumindest eine Nominierung fürs Drehbuch einheimsen konnte.

Bei den Damen hat sich die Strategie der "Mad Men"-Frauen bezahlt gemacht, denn Elisabeth Moss hat dieses Jahr das Feld der Hauptdarstellerinnen wieder für ihre Kollegin January Jones freigemacht. Aber sie konnte ihre Nominierung als beste Nebendarstellerin einheimsen, ebenso wie zum ersten Mal Christina Hendricks. Auch "The Good Wife" schickt gleich zwei starke Bewerberinnen in dieses Feld: Archie Penjabi und Christine Baranski. Sharon Gless hat ihre Bewunderer aus "Cagney und Lacey"-Zeiten noch auf ihrer Seite, sie wurde für "Burn Notice" ebenfalls nominiert, ebenso wie Rose Byrne für "Damages". Als Gastdarstellerin wurde u. a. Elizabeth Mitchell für ihren letzten Auftritt in "Lost" als Juliet Burke nominiert. Überraschenderweise konnte keine der Damen aus "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" in diesem Jahr eine Nominierung einheimsen, gehörten doch Sandra Oh und Chandra Wilson seit Jahren zum Stammkreis der Nominierten.

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