Die besten Staffeln 2010/2011
Fringe (Staffel 3)

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Nachdem "Fringe - Grenzfälle des FBI" in der letzen Season-Rückblick-Kolumne sowohl in der Kategorie der besten Storylines, als auch mit dem Charakter Walter Bishop glänzen konnte, fiel in diesem Jahr vor allem eine Person auf: Olivia Dunham. Sei dies als (B)Olivia in der Sparte bester Charakter oder in der doppelten Beziehung zu Peter Bishop. Doch im Grunde war die gesamte Staffel fast ausnahmslos ein Hoch für die Serie, die zu Mitte der zweiten Staffel drohte in der eigenen Story zu erlahmen und an Spannung verlor.

Die andere Seite

Foto: Fringe - Grenzfälle des FBI - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Fringe - Grenzfälle des FBI
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Nach dem grandiosen Cliffhanger am Ende der zweiten Staffel, setze man auf ein neues Konzept, das komplett aufging. Nachdem man in der zweiten Season das Vorhandensein des Paralleluniversums nicht nur ausführlichst erklärt hatte und am Ende sogar dorthin gereist, teleportiert, gerutscht oder wie auch immer man es nennen mag, war, blieb unsere Olivia dort und deren Olivia, liebevoll Bolivia genannt, kehrte zu uns zurück. Nun flog man jedoch nicht zwischen dem einen Universum und dem anderen unkontrolliert her, um gleichzeitig beide Storylines um die Olivias zu erzählen, sondern man entschied sich dazu, beides zwar parallel, und trotzdem getrennt voneinander zu behandeln.

Olivia unterzog man einfach einer Hirnwäsche, sodass sie glaubte Bolivia zu sein, dann ließ man sie auf die Fringe-Devision dieses Universums los und sie arbeitete sich prima ein. Ganze Episoden spielten nur in dem anderen Universum und man lernte die in der zweiten Staffel noch als recht suspekt empfundenen Charaktere, wie Alt-Charlie und Lincoln, sehr viel besser kennen. Lincoln als neue Figur fiel hier besonders auf, da er im anderen Universum mit seinen lockeren Sprüchen die Rolle des Peter zu übernehmen schien. Dieser war derweilen wieder zurück in unserem Universum und knüpfte an den Kuss mit Olivia an, die jetzt aber Bolivia ist. Sie verhält sich zwar etwas anders, doch gelingt es ihr sich schnell zu akklimatisieren, auch wenn man zumindest von Peter nach einer Weile erwartet hatte, dass er das falsche Spiel schneller durchschaut. Nun ja, man kann nicht immer alles haben und so erfreut man sich erst einmal, dass es überhaupt endlich zu einer Beziehung zwischen den Charakteren der wundervoll agierenden Schauspieler Anna Torv und Joshua Jackson kommt.

Irgendwann kommt dann natürlich doch heraus, dass Bolivia bei uns gelandet ist und Olivia noch immer auf der anderen Seite gefangen gehalten wird. Der Tausch ist dann sehr aktionsreich und es kommt die ein oder andere Person zu Schaden. Ganz zu schweigen von dem Dilemma, in dem nun Peter ist. Während Olivia glaubt, dass sie nun endlich zu ihrem Peter kommen kann, war der davon überzeugt in einer festen Beziehung mit seiner Olivia zu sein. Er weiß nicht so recht mit dem Thema umzugehen, noch weiß er, wie er Olivia erklären soll, was passiert ist, und dass er die andere Olivia tatsächlich geliebt hat. Die Lösung folgt nicht sofort sondern wird als wundervolle Substory in die Haupthandlung mit eingewebt, was auch das Warten darauf, dass Peter erkennt, dass er immer Olivia liebte und Olivia erkennt, dass der Schwindel, den Bolivia kreiert hat, so lückenlos war, dass es kaum Peters Schuld ist, sie nicht gleich enttarnt zu haben.

Doch verlasse ich nun einmal die Beziehung zwischen den beiden Charakteren und ergehe mich in der zweiten Hälfte der Staffel und dem Wechsel der Storyline von einer Olivia-Zentrierten zu einer Peter-Zentrierten. Die Maschine rückt wieder ins Blickfeld des Zuschauers und der Akteure. Es wird deutlich, dass die gesamte Handlung in "Fringe" noch enger miteinander verwoben ist, als gedacht. Sowohl unsere, als auch die andere Seite, bauen die Maschine. Doch nur Peter hat den Schlüssel zu ihr. Langsam wird auch deutlich, was die Maschine tut. Schlussendlich ist die Zerstörung beider Parallelwelten so weit fortgeschritten, dass Peter keine andere Wahl bleibt, als in die Maschine zu steigen. Da diese aber auf der anderen Seite bereits von Walter aktiviert wurde und sich als Waffe entpuppte, wird Peter von der Maschine auf seiner Seite mit einem heftigen Stromschlag fortgestoßen. Er liegt im Koma und Olivia besinnt sich auf Sam Weiss. Zusammen lösen sie das Rätsel um die Maschine und können das von dieser generierte Kraftfeld außer Stand setzen, dass Peter, der mittlerweile aus dem Koma erwacht ist, auf ihrer Seite in die Maschine steigen kann, um das Ende der Welt aufzuhalten. Auch hier fiebert der Zuschauer wieder unglaublich mit und will unbedingt wissen, wie das alles sein konnte. Ob Peter es schafft das Ende zu verhindern. Doch auch hier bedient sich "Fringe" des beliebten Mittels Cliffhanger. Die Staffel endet zwar mit einer überraschenden Wende, denn Peter konnte einen Raum etablieren, der in beiden Welten aktiv ist und eine Brücke zwischen ihnen schlägt. Wer in dem Raum ist, ist gleichzeitig in beiden Welten oder in einer Zwischenebene, man weiß es nicht. Jedenfalls ist es ein Ort, an dem sowohl Walter, als aus Walternate miteinander reden können, um die Probleme beider Welten gemeinsam zu lösen. Dies lässt viele Möglichkeiten offen. Doch es wird auch eine Frage aufgeworfen, dieses Mal durch die Gruppe Beobachter, die das gesamte Geschehen bis dorthin wohl geplant hatten: Niemand erinnert sich an Peter, er ist verschwunden und sie sagen, er habe seinen Zweck erfüllt.

Natürlich soll dies keine Lobhudelei werden und ich hatte ja bereits angedeutet, dass es Dinge gibt, die mir gar nicht gefielen. Ich möchte an dieser Stelle auf nur eine einzige Sache eingehen. Ich bin großer Fan von William Bell und seinem Darsteller Leonard Nimoy, doch was ich gar nicht gut fand, war die Storyline um das zwischen den Welten gefangene Bewusstsein dieser Figur. Er hat sich so wundervoll am Ende der zweiten Staffel geopfert, da fand ich es überaus überflüssig ihn noch einmal widerkehren zu lassen. Schade, durch die Story wurde ich nicht nur ziemlich genervt, sondern fand auch Walters plötzliche Begeisterung seinen alten Rivalen-Freund zu retten, die schlechteste Leistung der gesamten Staffel.

Zusammenfassend wird diese dritte Staffel "Fringe" ein gekonntes Zusammenspiel zwischen einer einzigartig spannenden Storyline, der Neuerfindung einiger alter Charaktere durch die Einführung des Paralleluniversums und einer überragenden Leistung von John Noble, der es schaffte sowohl Walter, als auch Walternate überzeugend darzustellen und beide Charaktere in einer phantastischen Weise mit der Story zu verknüpfen. Ich bin erstaunt, welche Weiten "Fringe" erreichen konnte und bin gespannt, ob die vierte Staffel wieder so gut ist oder ob die dritte schon den Höhepunkt der Serie darstellt und im Folgenden sich selbst nicht mehr neu erfinden kann und nur noch im eigenen Kielwasser ertrinken wird.

Jamie Lisa Hebisch - myFanbase

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