Die enttäuschendsten Staffeln 2010/2011
Dr. House (Staffel 7)

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Sechs Staffeln lang ließen sich die Macher von "Dr. House" bitten, zögerten das Unvermeidbare immer und immer wieder hinaus, bis in #6.22 Hilf mir! endlich, wenn auch auf etwas hanebüchene Weise, das geschah, worauf viele Fans der Serie schon ewig gewartet haben: der chronisch unglückliche House und seine Herzensdame Cuddy kriegen sich, anstatt sich weiter zu bekriegen. Und zwar for real. Halluzinationen ausgeschlossen. Bei einer Serie, die so sehr nach dem immer gleichen Fall der Woche-Schema verfährt wie "Dr. House", sollte eine solche Entwicklung drehbuchtechnisch eigentlich einen großen Schritt nach vorne darstellen. Uneigentlich vollzog die siebte Staffel jedoch einen regelrechten Quantensprung zurück. Zurück zum alten, elendig dickköpfigen House aus Staffel 1. Mit dem Unterschied, dass man seine Art damals noch als sehr erfrischend empfand, während S7-House bloß noch Kopfschütteln hervorrief, so kindisch, trotzig, nahezu geisteskrank und erbärmlich verhielt er sich.

"Miserable stays miserable."

Foto: Dr. House - Copyright: 2009 Fox Broadcasting Co.; Justin Stephens/FOX
Dr. House
© 2009 Fox Broadcasting Co.; Justin Stephens/FOX

Dabei barg seine Beziehung zu Cuddy so viel Potential, an die längst überfällige Charakter-Entwicklung, die in der ersten Hälfte der sechsten Staffel bei House angedeutet wurde, wieder anzuknüpfen, ihn persönlich noch weiter wachsen und zu einem vielleicht nicht unbedingt glücklichen, aber zumindest etwas glücklicheren Menschen werden zu lassen. Doch dieses Potential wurde leider völlig verschenkt. Denn anstatt House und Cuddy eine richtige, tiefgehende Beziehung führen zu lassen, beschränkten sich die Macher darauf, sie hier und da gemeinsam das Bett teilend zu zeigen und sie ansonsten wie schon in den vielen Staffeln zuvor lediglich ihre infantilen Spielchen spielen zu lassen. Es gab kaum ernsthafte zwischenmenschliche Gespräche zwischen den beiden, keinerlei wirkliche Thematisierung ihrer Gefühle füreinander und auch die Annäherungsversuche zwischen House und Cuddys Tochter Rachel wirkten ausgesprochen halbherzig inszeniert.

Es zeugt schon von bitterer Ironie, dass die Macher sich ausgerechnet in der Folge, die eine positive, oder zumindest interessante Kehrtwende in der Beziehung hätte vorbeiführen können, vorausgesetzt man hätte es tatsächlich gewagt, Cuddy an Krebs erkranken zu lassen, offenbar dazu gezwungen sahen, die beiden mir nichts, dir nichts wieder auseinander zu bringen. Und zwar vor allem, weil Cuddys Begründung für ihre Trennung von House so völlig an den Haaren herbeigezogen war, schien sie doch nicht nur haargenau zu wissen, auf was für einen emotionalen Krüppel sie sich einließ, sondern sich auch damit abfinden zu können, dass er sich nicht so einfach ändern lässt.

House' Reaktion auf die Abfuhr hätte für die Serie kaum verheerender ausfallen können. Denn anstatt Cuddy zu konfrontieren, anstatt für seine große Liebe zu kämpfen, anstatt ihr zu beweisen versuchen, dass er sich ändern kann oder ihr zumindest klar zu machen, dass er sich ändern will, resignierte House völlig und fiel in seiner Persönlichkeitsentwicklung knapp 50 Jahre zurück in die Trotzphase. Er vergnügte sich mit einer Prostituierten nach der anderen, fuhr mit einem Monstertruck durch die Gegend, trank mehr als ihm bekam und frönte ausgelassen seiner Vicodin-Sucht. Mehr noch, heiratete er sogar eine wildfremde Osteuropäerin, die eine GreenCard braucht, um Cuddy eins auszuwischen. Dass die hochsympathische, frisch gebackene Mrs. House nach der äußerst unromantischen Hochzeitsnacht natürlich direkt wieder von der Bildfläche verschwand, sprach einmal mehr für das unnachahmliche Talent der Autoren, potentiell interessante Storylines bereits im Keim zu ersticken.

Den immens schwachen Eindruck, den die siebte Staffel beim Zuschauer hinterließ, hatten jedoch nicht nur House und seine missglückt inszenierte Beziehung zu Cuddy zu verantworten. Vielmehr wurde er noch massiv verstärkt durch Foremans fortwährende Farblosigkeit, Taubs fade Frauengeschichten, Wilsons stark heruntergefahrene Screentime sowie die Tatsache, dass Team-Neuzugang und Moralapostel Masters sich während ihrem Gastspiel am Princeton Plainsboro durchgängig als derart enervierende Cameron 2.0 aufführte, dass man die Rückkehr von Dreizehn kaum erwarten konnte. House' völlig verantwortungsloses und absolut charakterwidriges Verhalten im Staffelfinale, in dem er sich einfach mal so aus Wut ins Auto setzte, mit voller Wucht in Cuddys Haus fuhr und dabei bewusst das Leben von fünf Menschen in Gefahr brachte, setzte dem Ganzen aber noch die absolute Krone auf. So sprach House wohl auch so manch einem Zuschauer regelrecht aus der Seele, als er in der Schlussszene am Strand zum Barkeeper meinte: "I think I've had enough".

Paulina Banaszek - myFanbase

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