Die besten Storylines 2010/2011
Der Spion mit dem Brustkrebs (Archer)
Ihr habt ein Faible für absurde Comedy, in der oftmals die Grenze des guten Geschmacks überschritten wird und sich die Figuren durch die außergwöhnlichsten Situationen bewegen? Dabei aber dennoch als Charaktere greifbar und nicht nur als pure Stereotypen wahrnehmbar sind? Dann kann ich euch die Animationsserie "Archer" aus dem Hause FX nur wärmstens ans Herz legen. In dieser Show erleben wir die Abenteuer des Geheimagenten Sterling Archer, der für die von seiner Mutter geleitet Agentur ISIS arbeitet und sich dabei ohne einen Gedanken an seine Mitmenschen zu verlieren durchs Leben hurt und säuft und schlägt. "Archer" ist dabei nicht nur eine witzige Agentenserie, die dank des Animationsgenres einige visuelle Freiheiten nutzen kann, sondern auch eine Arbeitsplatz-Sitcom, denn in den vier Wänden von ISIS geschehen ebenso absurde Dinge, wie auf Archers diversen Missionen.
Ich lege euch dieses Kleinod aber nun gerade an dieser Stelle ans Herz, da die Serie in der Mitte ihrer zweiten Staffel die meiner Meinung nach mit Abstand witzigste Storyline einer Comedy-Serie der letzten Season präsentiert hat. Denn als Archer plötzlich damit konfrontiert wird, dass er an Brustkrebs leidet, bleibt in der Folge dessen kein Lachmuskel entspannt und der Zuschauer ringt am Ende förmlich um die Fassung.
"He certainly doesn't have cancer of the fists."/ "It smells like weed and rampage."
Und dabei erstreckt sich das Ganze lediglich über zwei Episoden, aber diese beiden Folgen (aus denen exemplarisch die Zitate in der Überschrift stammen) sind ins sich betrachtet so genial und voller Ideen und moralischer Grenzüberschreitungen, in erster Linie aber natürlich voller Lacher, dass sie mir sofort in den Sinn gekommen sind, als es um die Frage der besten Storylines ging. Da wäre zum einen "Stage Two", in der zunächst vollkommen sitcom-typisch Malory glaubt, sie hätte Brustkrebs und alle ihre Mitarbeiter wie Dreck behandelt, sich dann aber schnell Archer als der eigentliche Patient herausstellt, wobei schon die Risikofaktoren die den Krebs bei ihm ausgelöst haben (u.a. Sex mit einer Krankenschwester vor einem Röntgengerät, samt Durchblick währenddessen) zum Schreien komisch sind. Dann erleben wir einen Archer, der durch die Krankheit irgendwie geläutert wird, aber natürlich immer noch egoistisch und ohne Empathie für Andere durchs Leben geht, bis seine Operation ansteht. Er überrumpelt Woodhouse und macht mit dessen Bruder den lange geplanten Trip nach Las Vegas (an dem wir durch eine geniale Bildershow teilhaben können), außerdem erhält gleich mal Baby Seamus eine Archer-Tätowierung auf der Schulter. Außerdem nutzt er seine Lage, um mit Lana ins Bett zu steigen und die dauerhaften Witze über den Brust-Krebs ("C'mon, I have cancer." "Of the tits!") steigern sich nebenher auch noch von mal zu mal. Spätestens in der Schlussszene, als Archer dann seine Heilung feiert, aber nur solange, bis er einen Anruf erhält, der ihn doch wieder mit Krebs versieht, und dann noch einen Anruf, der ihn gesund spricht und noch einen Anruf…, dann bleibt kein Auge mehr trocken. Dann liegen die witzigsten 22 Minuten der Serie hinter einem, die nur noch von der folgenden Episode "Placebo" getoppt werden.
Denn entgegen aller Gepflogenheiten bei dieser Art von Serien, hat Archer sein Problem am Anfang der nächste Folge noch nicht beseitigt, denn er steht unter Medikamenten und versucht dem Krebs mittels Chemotherapie Herr zu werden. Nur dass er keine der üblichen Nebenwirkungen spürt, was Krieger auf den Plan ruft, der entdeckt dass es sich bei Archers Medikamenten um teuer verkaufte, wirkungslose Placebos handelt. Nun setzt ein hemmungsloser Rachefeldzug Archers ein ("RAMPAGE!"), begleitet von der skeptischen Lana, in dem ein absurdes Highlight das nächste jagt. Und dabei wird die Show so richtig schwarz in ihrem Humor und schreckt vor keiner Geschmacksgrenze zurück, wenn Archer dann gleich einmal ein paar Männern zu Folterzwecken ins Knie schießt, um sie letztendlich nebenbei abzuknallen. All dies, neben den schrägsten und komischsten Dialogen der Show (und dass will etwas heißen) und während nun doch die Nebenwirkungen der Chemo einsetzen und Archer kotzend und bekifft durch die Strassen zieht. Am Ende kulminiert diese Tour de Farce von einem Handlungsbogen in einer grandiosen Hommage an "Magnum, PI", wenn Archer den Verantwortlichen für die vertauschten Medikamente, seine eigene verzögerte Genesung, vor allem aber den Tod seiner Freundin Ruth kaltblütig rächt und auf Video aufnimmt, um es sich Woche für Woche wieder anzusehen. Ich kann nur meinen Hut ziehen vor diesen beiden kongenialen Episoden der Comedy-Unterhaltung, sie sind so witzig, so böse und einfach nur so gut, dass man sie sich wieder und immer wieder ansehen kann. In diesem Sinne: "What is cancer?"
Cindy Scholz - myFanbase
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