Die besten Storylines 2010/2011
Hank und die Konsequenzen (Californication)

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Darf es einem Zuschauer gefallen, wenn dem sympathischen Protagonisten einer Fernsehserie das Gefängnis droht? Für gewöhnlich nicht, denn in den meisten Fällen steht der betreffende Charakter dann völlig zu Unrecht vor Gericht und man leidet als Zuschauer angesichts dieser zum Himmel schreienden Ungerechtigkeit extrem mit. Bei Hank Moody (David Duchovny) sieht das schon ganz anders aus. Die Anklage gegen ihn ist die logische Konsequenz aus seinem Lebensstil, den man kurz und knackig mit "Sex, Drugs & Books" beschreiben kann.

Ein Frauenheld auf der Anklagebank

Foto: David Duchovny, Californication - Copyright: Paramount Pictures
David Duchovny, Californication
© Paramount Pictures

Hank wird wegen Missbrauchs einer Minderjährigen angeklagt, da Mia Lewis (Madeline Zima) erst 16 Jahre alt war, als er mit ihr ins Bett gestiegen ist. Da er Mia und somit ihr wahres Alter zum damaligen Zeitpunkt nicht kannte, ist er im Prinzip unschuldig, allerdings sind Schuld und Unschuld bei unserem Hank sehr dehnbare Begriffe. Bei seinem Lebensstil hat er den Ärger mehr als nur heraufbeschworen, er hat ihn geradezu heraufgezerrt. Wer praktisch alle halbe Stunde eine neue Frau aufreißt, sich gerne mit Alkohol und Drogen in Stimmung bringt und ein Meister der Provokation ist, der darf sich nicht wundern, wenn er irgendwann eine Anklage am Hals hat. Es wäre eher verwunderlich, wenn dies nicht mindestens einmal passieren würde. So empfindet man es als Zuschauer, der drei Staffeln lang die Eskapaden des Hank M. genossen hat, einfach folgerichtig und nachvollziehbar, dass es in der vierten Season zu einem Gerichtsverfahren kommt.

Mit der Storyline um den Gerichtsprozess schlägt die vierte Staffel zugleich einen gelungenen Bogen zurück zur ersten Staffel. Nicht nur, dass einige Lücken aufgefüllt werden, es kommen auch völlig unerwartete Tatsachen ans Licht, die das Gerichtsverfahren noch einmal sehr spannend machen. Zum einen erfahren wir endlich, was Mia damals dazu bewogen hat, mit Hank zu schlafen. Es war ein Akt der Rebellion und zugleich ein Hilferuf an die Adresse von Karen (Natascha McElhone), Mias Stiefmutter und Hanks große Liebe. Das ist in sich durchaus stimmig und vervollständigt das Bild von Mia, der es als armes reiches Mädchen nie an materiellen Gütern, aber an Fürsorge und Disziplin gemangelt hat.

Andererseits finden wir völlig überraschend heraus, dass Hank mit Mia sehr wohl schon vor dieser legendären Begegnung im Buchladen, die zu dem verhängnisvollen One-Night-Stand führte, Kontakt hatte und daher hätte wissen können, wer sie war, als er mit ihr geschlafen hat. Ist er doch nicht ahnungslos, sondern aus Rache an ihrem Vater Bill (Damien Young) mit Mia ins Bett gehüpft? Vor Gericht entsteht nun verständlicherweise dieser Eindruck, doch Hank war, als er Mia nominell das erste Mal begegnet ist, sturzbetrunken und wurde zudem von der Sonne geblendet, so dass er sie nicht im wortwörtlichen Sinne gesehen hat. Daher konnte er sie im Buchladen auch nicht wieder erkennen und nicht wissen, wer sie war. Diese entlastende Tatsache, die ihm freilich nicht jeder glaubt, bestätigt andersherum seinen wilden, verantwortungslosen Lebensstil, der ihn überhaupt erst in diesen Schlamassel gebracht hat.

Letztlich kommt Hank mit einem blauen Auge davon. Er wird verurteilt, jedoch fällt die Strafe nicht so hoch aus, wie befürchtet. Er muss nicht ins Gefängnis, sondern bleibt auf Bewährung frei und muss eine Geldstrafe zahlen sowie Sozialstunden ableisten. Auch das erscheint angemessen. Hank wusste nicht, wer Mia war und das sie noch minderjährig gewesen ist, als er mit ihr geschlafen hat, aber sein Lebensstil gibt Geschworenen und Richtern wenig Anlass dazu, ihn als unschuldig zu betrachten. Wir Zuschauer tun es ja auch nicht.

Maret Hosemann - myFanbase

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