Die enttäuschendsten Storylines 2010/2011
Und dann gabs keines mehr (Supernatural)
Vier kleine Jägerlein mochte keiner mehr
Man hat sie also abgemurkst
Und dann gabs keines mehr.
"You don't really say much, do you?"
Was Dean zu Beginn der sechsten Staffel von "Supernatural" zu Mark sagt, der entfernt mit ihm verwandt ist, scheint für die restliche Storyline rund um die Campbells Programm zu sein. Denn Marys übrig gebliebene Verwandtschaft taucht auf, sorgt ein wenig für Unruhe und wird dann einer nach dem andern vollkommen unmotiviert umgebracht. Viel zu sagen hatten die vier neuen Jäger letzten Endes nicht und das, obwohl ihre Geschichte zunächst vielversprechend aussah.
Zunächst muss man sagen, dass es kein Problem ist, Charaktere einzuführen, um sie nach und nach um die Ecke zu bringen. Agatha Christie hat das in ihrem Roman "Und dann gabs keines mehr" ebenso bewiesen, wie die "Final Destination"-Reihe oder Serien wie "Harper's Island. Dass Figuren wie in einem perfiden Auszählreim nacheinander den Löffel abgeben müssen, kann durchaus den Gruselfaktor steigern und dadurch seinen ganz eigenen Reiz ausmachen. "Supernatural" hat hier eine Gelegenheit verschenkt und damit die Qualität der ganzen Staffel in Mitleidenschaft gezogen, ganz einfach durch die Tatsache, dass weder die Campbells noch der Tod der Jäger irgendwie einen Sinn innerhalb der Serie gehabt hätten.
Wenn man versucht, zu rekapitulieren, worum es bei Samuel und Anhang genau ging, steht man relativ schnell an. Der Großvater der Jungs wurde wieder zum Leben erweckt und entwickelt sich zum Anti-Helden der Geschichte. Er scheint mit Sam irgendwelche dubiosen Ziele zu verfolgen und in der Tat stellt sich irgendwann heraus, dass er für Crowley arbeitet und diesem dabei zur Hand geht, mithilfe der Alphas das Purgatorium zu finden. Angeblich alles nur, um Mary wieder zurückzubringen. Diese vielversprechende Nebenhandlung um die Mutter der beiden Jungs verläuft ins Nichts und Samuel stirbt sang- und klanglos in einer Folge, die ironischerweise den Titel "... And Then There Were None" trägt, und damit direkt auf Agatha Christies Buch und den Kinderauszählreim anspielt.
Die Jäger, die davor daran glauben mussten, spielen noch weniger eine Rolle. Mark wird nach ungefähr fünf gesprochenen Sätzen und in etwa gleich vielen Auftritten relativ früh von einem Alpha ermordet. Dass Christian in Wirklichkeit ein von Crowley eingeschleuster Dämon ist, stellt sich zu einem Zeitpunkt heraus, an dem die Campbells schon gar keinen mehr interessieren, und er wird kurz nach Enthüllung seiner wahren Natur von Dean umgebracht. Ein ähnliches Schicksal ereilt kurz vor Samuels Tod auch Gwen. Das Monster, das von Dean Besitz ergriffen hat, bringt ihn dazu, seine Cousine dritten Grades zu erschießen. Nicht, dass das jemanden wirklich gestört hätte…
Bis zum Schluss der Staffel hofft man noch auf ein Wunder. Dass Mary irgendwie von Crowley zurückgebracht wird, oder dass die am Anfang der Staffel zu Dutzenden gefangenen Alphas noch einen anderen, wichtigeren Sinn hatten, als Eve auf die Bildfläche zu rufen. Einfach irgendetwas, das beweist, dass die lästige Verwandtschaft der Winchesters nicht völlig ohne Sinn und Verstand ins Spiel gebracht wurde. Man wird enttäuscht. Vielleicht ist das schlimme an dieser Storyline auch nur, dass man von "Supernatural" Besseres gewohnt ist. Eine Serie, die bekannt für ihre grandiosen Nebencharaktere und Gastdarsteller ist, hat hier mit viel Wind um gar nichts das Potenzial der eigenen Geschichte und das von vier großartigen Schauspielern vergeudet und beinahe die Storyline der gesamten Staffel gegen die Wand gefahren. Es bleibt zu hoffen, dass man es in Zukunft besser macht und dass die erzählerische Sackgasse, in die die Geschichte der Campbells geführt hat, ein einmaliger Ausrutscher in der Geschichte von "Supernatural" bleiben wird.
Eva Kügerl – myFanbase
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