Die besten Charaktere 2008/2009
Platz 6: John Locke (Lost, Staffel 5)

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Am 22. September 2004 landete John Locke mit 47 anderen bei einem Flugzeugabsturz auf einer mysteriösen Insel. John war bis zu seinem Absturz an einen Rollstuhl gefesselt, da sein Vater ihn bei einer Auseinandersetzung aus dem Fenster geschmissen hatte. Doch nachdem John auf der Insel strandete, wurde er komplett geheilt und konnte dementsprechend wieder laufen. Genau dieser Anlass war es, der John in seinem Glauben darin bestärkte, dass er eine besondere Bestimmung hatte und folglich der Insel dienen musste - egal welche Konsequenzen dies mit sich zog. Vier Staffeln lang folgte John dieser Bestimmung, von dessen Glauben er nahezu niemals abwich. Er stellte sich gegen seine Mitgestrandeten, schlug Wege ein, die niemand nachvollziehen konnte und klammerte sich an jeden noch so kleinen Hinweis, um seine Bestimmung - die ihm niemals wirklich mitgeteilt wurde - zu erfüllen. All diese Ereignisse führten letztlich dazu, dass wir John Locke am Ende der vierten Staffel, fernab von der Insel, in einem Sarg liegen sahen.

You're gonna have to die, John.

Der Zuschauer wusste also mit ziemlicher Sicherheit, dass John Locke sterben würde und wurde darin auch noch einmal im Staffelauftakt bestätigt, als Richard Alpert John den Auftrag zu sterben erteilte. Nun gehörte John schon immer zu den interessantesten Charakteren von "Lost" und die Tatsache, dass ihm auch in der fünften Staffel eine bedeutende Rolle zugesprochen wurde, unterschrieb dies noch einmal. Um jedoch die Genialität dieser gezeichneten Figur zu würdigen und zu verdeutlichen, warum John Locke und nicht etwa Benjamin Linus oder ein anderer Charakter sich einen Platz auf dem Treppchen der "Besten Charaktere 2008/2009" verdient hat, muss man die Staffel wohl am besten einmal von hinten aufrollen.

Am Ende der Staffel wird nämlich deutlich, dass wir die Hälfte der fünften Staffel über nicht John Locke vor uns hatten, sondern eine ganz andere Person, die sich lediglich für John ausgegeben hat, um den mysteriösen Jacob endlich besiegen zu können. Wie konnte es dazu kommen? Eigentlich allein aus dem Grund, dass John immer an die Insel und seine Bestimmung für selbige geglaubt hatte. Und natürlich mittels einer gehörigen Portion Mystery in Form von Zeitsprüngen.

Die Botschaft, dass John für die Insel sterben musste, kam nämlich keineswegs von Richard bzw. Jacob. Sie kam von John selbst, der jedoch zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr er selbst war, sondern in dessen Körper bereits Jacobs Gegner steckte. Dementsprechend baute sich Johns komplettes Schicksal in Bezug auf die Insel, einzig und allein durch den Plan von Jacobs Gegner auf. Die Tatsache, dass Richard zu dem jungen John gegangen ist, um diesen für die Insel auszuwählen, scheint auch nichts weiter als die Verkettung der Umstände zu sein, die Jacobs Gegner initiiert hatte.

Das spannende daran ist vor allem, dass Locke fünf Jahre lang für die Zuschauer eine zentrale Rolle in dem ganzen Mysterium von "Lost" spielte. Er galt als der Auserwählte, der neue Anführer der Anderen, die Stimme des Glaubens! Doch alles wurde mit einer einzigen Information zerstört. Man weiß nicht mehr, ob John wirklich ein Auserwählter war, und die nicht bestandenen "Tests" in seiner Kindheit scheinen auch eher für das Gegenteil zu sprechen. Man weiß nicht mehr, ob er wirklich den Wunsch der Insel folgte bei seinen zahlreichen Situationen. Man weiß nicht mehr, was man eigentlich noch glauben kann.

Sowohl Jacob, als auch sein Gegner haben in Locke etwas gesehen. Aber was dies ist und welche Rolle Locke letztlich auf dem riesigen Schachbrett der beiden Widersacher spielte bzw. für welche Seite er überhaupt jemals antrat, vermag derzeit niemand mehr mit Sicherheit zu sagen.

Das Geniale an dieser gesamten Wendung ist, dass man wirklich eine Veränderung an Locke bemerkte, als dieser quasi tot war und dessen Körper fortan von einer anderen Person beherrscht wurde. Allerdings war diese Veränderung in sich logisch, sodass man als Zuschauer wohl nie, trotz einiger Andeutungen, darauf gekommen wäre, dass der echte John Locke wirklich von Benjamin Linus getötet wurde und niemals in menschlicher bzw. lebender Gestalt auf die Insel zurück gekehrt war.

Die Macher von "Lost" haben mit der gesamten Ent- und Verwicklung von John Locke in der fünften Staffel mal wieder gezeigt, was für eine unglaublich gute Charakterarbeit sie leisten und wie detailgetreu sie ihre Figuren behandeln. Natürlich muss auch Terry O'Quinn hier noch einmal gelobt werden, der seinen Charakter durchgehend überzeugend spielte und somit den Zuschauer perfekt hinter's Licht führen konnte und damit noch einmal für ein weiteres Highlight der grandiosen Serie sorgte.

Für einen Charakter, der schon längst tot ist, dies aber bis zum Ende verheimlichte, gibt es einen verdienten Platz in der TOP-Liste der Charaktere.

Annika Leichner - myFanbase

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