Die enttäuschendsten Charaktere 2009/2010
Platz 2: Barney Stinson (How I Met Your Mother)

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Barney ist zweifellos legen - wait for it - dary und kann vor allem in den ersten Staffeln dafür verantwortlich gemacht werden, dass die Serie so großartig zu unterhalten wusste. Seine Sprüche, sein Charme, sein Witz, seine unbeschreibliche Selbsteinschätzung... schlicht und einfach seine komplette Charakterzeichnung hat durchweg überzeugt. Wie kommt es dann also, dass ein Charakter, der den Bro-Code verschriftlicht hat und dafür Sorge trägt, dass Männer sich endlich wieder in Anzüge zwingen, auf einmal so weit vorne auf einer Liste für Flop-Charaktere erscheint?

"Every woman in New York City. That's right, Barney Stinson is back on the market. Mothers lock up your daughters, daughters lock up your MILSWANCAs."

Foto: Neil Patrick Harris, How I Met Your Mother - Copyright: Twentieth Century Fox Home Entertainment
Neil Patrick Harris, How I Met Your Mother
© Twentieth Century Fox Home Entertainment

Die Tatsache, dass Barney nun wirklich auf dem zweiten Platz als Flop-Charakter gelandet ist, liegt an einer Entscheidung, die die Drehbuchautoren bereits in der dritten Staffel fällten: Barney verliebt sich. Knapp drei Staffeln lang haben wir den ewigen Junggesellen gesehen, über seine Anmachtaktiken gelacht, waren erstaunt, dass er scheinbar jede Frau ins Bett bekommt und fanden ihn einfach durchweg sympathisch aufgrund seiner schrägen und unkonventionellen Art. Dann verliebte sich Barney in Robin – ernsthaft – und wir durften während der gesamten vierten Staffel beobachten, wie er versuchte ihr nah zu sein, sich dabei selbst oftmals nicht eingestand, dass er wirklich verliebt war und so auch seiner Linie immer treu blieb. Doch wir haben die Wandlung von Barney Stinson gesehen. Wir haben bemerkt, dass wir nicht mehr den ewigen Junggesellen vor uns haben, wir haben mitbekommen, dass sein Charakter eine wahrhafte Entwicklung durchmachte.

Und genau das ist scheinbar der Fehler gewesen, der Barney hier auf den vorderen Platz bugsiert hat. Denn nachdem Barney und Robin sich dann nach relativ kurzer Zeit wieder getrennt hatten, setzte man wieder bei Null ein. Barney verwandelte sich wieder in den alten Schwerenöter, der jede Methode anwenden würde, um sämtliche Frauen ins Bett zu bekommen. Natürlich hätte man zu Beginn noch meinen können, dass dies eben die Art und Weise sei, wie Barney mit dem Verlust seiner Beziehung umgeht – aber dieser Gedanke wurde schnell verworfen, da man auch die kommenden Episoden nur den Barney sah, der in den ersten Staffeln so gut funktionierte, dies jetzt jedoch nicht mehr tut.

Hätte man Barney also als den typischen Schwerenöter der ersten Staffeln behalten wollen, dann hätte man ihn gar nicht erst eine Talfahrt der Gefühle durchmachen lassen sollen. Denn letztlich ist dies vollkommen überflüssig gewesen. Man hat ihm eine Charakterentwicklung aufgezwungen, die er keinesfalls gebraucht hätte, denn spätestens durch seine Interaktion mit Lily wissen wir genau, dass er einen durchaus menschlichen und liebevollen Kern hat. Warum dann seinen Charakter so wenden und andeuten, dass auch ein Barney Stinson wirklich lieben kann, wenn man als Zuschauer doch permanent Sympathien für diesen Charakter aufgebracht hat. Nun hat man dadurch eigentlich alles zerstört, denn Barney hat sich nach seiner Liebe zu Robin einfach wieder zurück entwickelt und das ist definitiv ein Schritt in die falsche Richtung, denn er relativiert quasi alles, was in der vierten Staffel und zu Beginn der fünften geschehen ist. Nie wieder kann man dem Zuschauer doch nun ernsthaft verdeutlichen, dass Barney sich in jemanden verliebt, da er und Robin perfekt zueinander passten und Barney noch nie so viel Zeit, Energie und Gefühl für jemanden aufgebracht hat.

Doch selbst wenn man Barney gar nicht mehr als jemanden darstellen will, der verliebt ist und somit einfach die Beziehung mit Robin ausklammert, muss man diesem Charakter einfach mal wieder eine gute Storyline geben. Denn während die anderen vier Protagonisten der Serie allesamt eine eigene Geschichte bekommen, steht Barney nur nebendran und klopft Sprüche. Diese haben wir jedoch bereits zuhauf in den vergangenen Staffeln gehabt, sodass der Reiz vollkommen verloren geht und Barneys Rang als witzigster Charakter schon längst von anderen eingenommen wurde.

Man wollte zu viel für diesen Charakter und hat zu spät gemerkt, dass er eigentlich genau richtig war, so wie man ihn geschaffen hat. Barney hätte die ganze Zeit über einfach der gleiche bleiben können und wäre so niemals auf dieser Liste gelandet. Doch die Autoren haben ihn eine Entwicklung durchlaufen lassen, mit der sie hinterher scheinbar nicht mehr so glücklich waren, bzw. die sie nicht gelungen umsetzen konnten. Und so haben sie Barney einfach wieder auf seinen Ursprung zurück geschrieben – doch genau das funktioniert nicht.

Annika Leichner - myFanbase

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