Die besten Beziehungen 2009/2010
Platz 4: Dean & Sam (Supernatural)
Wenn man jemandem in einem Satz erzählen will, um was es in "Supernatural" geht, kann man natürlich auf die ganzen Mysterien verweisen und den großartigen Humor erwähnen, man könnte aber auch einfach direkt zum Kern der Serie kommen und sagen: "Supernatural" erzählt die Geschichte der Brüder Sam und Dean Winchester. Denn es sind diese beiden, die aus der Serie mehr als nur ein witziges Mystery-Procedural machen; ihre Beziehung schafft es, den Zuschauer zu berühren und ist außerdem der rote Faden, der sich durch alle fünf Staffeln zieht. Von der (Wieder-)Annäherung zu Beginn der ersten Staffel über die Aufopferung Deans, der für seinen Bruder in die Hölle geht, bis hin zur Entfremdung der beiden, die durch Ruby forciert wird und die darin gipfelt, dass Sam einem Dämon mehr vertraut als seinem eigenen Bruder, wächst man als Zuschauer in diese Beziehung hinein, macht jede Entwicklung mit und leidet dementsprechend umso mehr unter dem Bruch, der zu Beginn der fünften Staffel zwischen den Brüdern herrscht.
"Maybe they find a way to use us against each other, I don't know… I just know we're all we've got. More than that, we keep each other human."
Es gab wirklich extrem viele herzzerreißende Momente zwischen Sam und Dean in den vergangenen Staffeln, ganz weit vorne natürlich Sams Tod, Deans Tod und die Wiedervereinigung der beiden, nachdem Dean aus der Hölle befreit wurde. Und doch hat es eine Szene aus der fünften Staffel geschafft, diese Momente (so unvorstellbar es sich auch anhören mag) emotional zu toppen: das Ende von #5.02 Good God, Y'All!. Drei Staffeln lang hat man, auch wenn es immer wieder kleine Rückschläge gab, eigentlich nur eine Entwicklung gesehen, nämlich wie die Bindung zwischen den Brüdern immer stärker wird und selbst in der vierten Staffel, als die Beziehung der beiden und ihr Vertrauen ineinander immer mehr Risse bekommen, scheint eine tatsächliche Trennung von Sam und Dean unmöglich. Und dann kommt dieser unglaublich traurige Dialog, in dem Sam offen anspricht, dass er weiß, dass Dean ihm nicht mehr vertraut, dass er selbst kein Vertrauen in sich hat und dass er erkannt hat: "The problem is me." Sam schlägt vor, dass sie getrennte Wege gehen und zu seinem Erstaunen (und zum Entsetzen des Zuschauers) stimmt Dean ihm tatsächlich resignierend zu – und Sam geht.
Auch wenn diese Szene eigentlich der Abschluss einer Storyline der vierten Staffel war und auch wenn die beiden sich nur zwei Folgen später doch dazu entschließen, gemeinsam gegen Lucifer zu kämpfen, so ist dieser Moment und die Trennung der beiden ausschlaggebend für die Entwicklung der Sam/Dean-Beziehung in der fünften Staffel. Denn Deans Skepsis und Enttäuschung ziehen sich durch die gesamte Staffel, genau wie Sams verzweifelte Versuche, sich nach seinem charakterlichen Absturz dank Ruby und Dämonenblut wieder zu rehabilitieren und das Vertrauen seines Bruders wiederzuerlangen – was natürlich dadurch erschwert wird, dass Dean nach #5.04 The End den Anblick von Lucifer in Sams Körper und dessen Prophezeiung, dass Sam sich ihm freiwillig als Hülle anbieten wird, immer im Hinterkopf hat. Gleichzeitig wird Dean aber auch durch genau diese Erfahrung klar, dass er und sein Bruder zusammenhalten müssen, wenn sie nicht von Himmel und Hölle gegeneinander ausgespielt und damit gleichzeitig aufeinander angesetzt werden wollen. Die Beziehung der beiden ist zweifellos angeknackst und doch muss sie stärker sein denn je, wenn sie das tatsächliche Ende der Welt, sprich den Endkampf von Michael und Lucifer verhindern wollen.
Damit ist "Team Free Will", wie Dean es nennt, geboren: die beiden weigern sich, ihr Schicksal anzunehmen und beschließen stattdessen, gemeinsam einen Weg zu finden, um Lucifer wieder zurück in die Hölle zu verfrachten – allerdings ist die einzige Möglichkeit, die ihnen dafür letztlich bleibt, die absolute Bewährungsprobe für das Vertrauen der beiden ineinander: Sam will sich Lucifer, wie von diesem vorhergesagt, freiwillig als Hülle anbieten, um dann die Kontrolle über seinen Körper wiederzugewinnen und sich (und damit auch Lucifer) in die Hölle befördern. Alle Ängste, die Dean die ganze Staffel über hatte, dass Sam "Ja" zu Lucifer sagt, dass er wieder Dämonenblut trinkt und natürlich dass er selbst seinen kleinen Bruder nicht beschützen kann, vereinen sich in diesem Plan und es ist nicht verwunderlich, dass er anfangs vehement dagegen ist. Und trotzdem stimmt er letztlich zu, da er das Vertrauen in seinen Bruder, um das Sam so lange gekämpft hat, in der Zwischenzeit dank Sams unerschütterlicher Loyalität wiedergefunden hat.
So schön es auch wäre – mit Deans Vertrauen in Sam ist der Plan leider noch nicht umgesetzt und es kommt wie es kommen muss: Sam schafft es natürlich nicht, Lucifer zu kontrollieren, woraufhin dieser schnurstracks zu seinem Bruder Michael spaziert, um das Ende der Welt einzuläuten, allerdings gefolgt von Dean, der seinen Bruder zumindest nicht alleine sterben lassen will, wenn er ihn nicht mehr retten kann. Und genau an dieser Stelle zeigt sich schließlich der große Unterschied zwischen den beiden Brüderpaaren, denn auch wenn einige Charakterzüge von Lucifer und Sam sowie Michael und Dean frappierende Ähnlichkeiten aufweisen, gibt es eine Sache, die Dean und Sam ihren Engel-Alter egos weit überlegen macht: ihre tiefe und unabdingbare Verbundenheit zu einander. Dank ihr, dank der Kraft, die Sam dadurch erfährt, dass er sich an all die Momente erinnert, die er zusammen mit Dean erlebt hat, schafft er es, im entscheidenden Augenblick die Kontrolle über Lucifer zu gewinnen und sich gemeinsam mit Michael in das Höllengefängnis zu stürzen und damit das Ende der Welt zu verhindern.
Der lange Weg, den Sam und Dean in dieser Staffel hinter sich gebracht haben, vom Tiefpunkt ihrer Beziehung über viele Enttäuschungen wie die Erfahrungen, die Dean im Himmel machen muss, als er sieht, dass Sams glücklichste Momente im Gegensatz zu seinen eigenen nie etwas mit der Familie zu tun haben, bis hin zu dem grandiosen Finale, in dem die beiden Brüder über das Schicksal triumphieren, verdient ohne Zweifel einen Platz in dieser Liste – immerhin hat diese Beziehung die Welt gerettet, wie viele andere können das schon von sich behaupten?
Lena Stadelmann - myFanbase
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