Die besten Momente 2009/2010
Platz 6: #6.07 Dr. Linus (Lost)

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In der zweiten Staffel lernten die Zuschauer den manipulativen, berechnenden und undurchschaubaren Benjamin Linus. Er ließ sich mitten im Dschungel gefangen nehmen, schaffte es Jack und Locke gegeneinander auszuspielen und Michael schließlich dazu zu bringen nicht nur Ana-Lucia – und versehentlicher weise auch Libby – zu töten, sondern auch Jack, Sawyer und Kate an die Anderen auszuliefern. Kein Schritt, den Benjamin Linus unternimmt ist spontan oder nicht durchdacht. Jede Aktion die er durchführt ist nur ein kleiner Teil, um das große Ganze zu erreichen – den Masterplan, den er immer im Hinterkopf zu haben scheint. Dies alles tut Benjamin im Glauben daran, der Insel zu dienen und somit opferte er sogar seine geliebte Tochter Alex, um nicht in der Gunst Jacobs zu fallen. Den Höhepunkt des Charakters erlebten die Zuschauer im Finale der fünften Staffel, als Ben durch Jacobs Nemesis so beeinflusst wird, dass er sich gegen denjenigen stellt, dem er sein ganzes Leben gewidmet hat: Jacob. Nicht ohne Grund ist dieser Moment zu einem der besten Momente in der US-Season 2008/2009 gewählt worden. Und auch in dieser US-Season ist es wieder Benjamin Linus, der uns in der finalen Staffel von "Lost" einen genialen Moment schenkt.

"I'll have you."

Seit der zweiten Staffel gelingt es Michael Emerson seinen Charakter Benjamin Linus mit einer geradezu unheimlichem Brillanz zu verkörpern, die ihn auf der einen Seite intrigant und manipulativ wirken lässt, auf der anderen Seite jedoch auch immer wieder Facetten zum Vorschein kommen lässt, die einen Sympathien für den Charakter entwickeln lassen. Man kann sich nie wirklich sicher sein, wer Benjamin Linus eigentlich ist und welche Ziele er wirklich verfolgt. Dies ändert sich teilweise, als Benjamin schließlich Jacob tötet. Denn es ist einer der wenigen Momente, in denen Benjamin spontan und unüberlegt handelt. Gleichermaßen wird er jedoch in diese Aktion hinein manipuliert, was auch Benjamin nicht verborgen bleibt und womit er noch einige Zeit zu kämpfen hat.

Nach Jacobs Tod versetzt der Mann in Schwarz die Insel in Schrecken und Benjamin flüchtet mit der Gruppe um Ilana zum Strand, um irgendeinen sicheren Ort zu haben. Er versucht dabei seine Fassade weiterhin aufrecht zu erhalten, doch merkt selbst, dass er nur geduldet wird und ausschließlich wegen seines Wissens um die Insel noch in der Gruppe verweilen darf. Als dann Miles herausfindet, dass Benjamin es war, der Jacob ermordet hat, kann Benjamin sich nicht mehr wie gewohnt rausreden und weiß, dass er in einer Situation steckt, die nichts Gutes für ihn verheißt. Er versucht alles, um nicht verachtet zu werden, bemerkt jedoch schnell, dass der Punkt erreicht ist, an dem er niemanden mehr auf der Insel hat. Noch nie zuvor hat man Benjamin mit einer solch inneren Sehnsucht nach Zugehörigkeit gesehen, während ihm gleichzeitig seine Schuldgefühle zu übermannen scheinen. Und erneut gelingt es Michael Emerson dies so überzeugend rüberzubringen, dass man für Benjamin aufrichtiges Mitleid empfindet, trotz der Morde, die er verübt hat, trotz der Taten, die so vielen Menschen geschadet haben, trotz der Boshaftigkeit, die dieser Charakter jahrelang verkörpert hat.

Während man die letzten Jahre nie sicher sein konnte, ob man Benjamin Linus wirklich trauen kann oder ob er heimlich nicht sogar schon wieder einen anderen Plan verfolgt, wird uns in #6.07 Dr. Linus dann verdeutlicht, dass Benjamin Linus sich entschieden hat. Ihm ist klar geworden, dass die alte Zeit, in der er noch eine Machtposition inne hatte und zu der er sich zurück sehnt, endgültig vorbei ist und er sich mit dem Leben abfinden muss, welches er jetzt führt. Als Ilana ihn zwingt sein eigenes Grab zu schaufeln, erfährt er schließlich von Miles, dass er Jacob nicht egal gewesen ist, was Benjamin noch einmal einen Schlag versetzt. Vollkommen desillusioniert wird er dann von dem Mann in Schwarz konfrontiert, der ihm eine Machtposition anbietet. Benjamin ist sofort interessiert, hat er doch sonst nichts mehr im Leben und wünscht sich einfach nur wieder einen Grund, für den es sich zu leben lohnt. Daraufhin flüchtet er, wird jedoch kurz darauf von Ilana mitten im Dschungel gestellt.

Was folgt, ist eine der besten Szenen, der gesamten sechsten Staffel von "Lost". Benjamin Linus gesteht. Er gesteht seinen Mord an Jacob, er gesteht sein Mitverschulden an Alex' Tod und er erklärt, dass er genau verstehen kann, wie Ilana sich fühlt. Sie beide sind in der gleichen Situation. Sie haben den Menschen verloren, der ihnen am meisten bedeutet hat. Und als er nach Alex' Tod geglaubt hat, dass Jacob noch nicht mal Interesse an ihm hat, hat er sich verloren gefühlt, da er doch alles für diesen Mann getan und geopfert hat. Und er weiß, dass Ilana ihm nie verzeihen kann, da er sich selbst nicht verzeihen kann. Unglaublich emotional und spannungsgeladen stehen sich Benjamin und Ilana in dieser Szene gegenüber und zu keiner Zeit wirkt die Einsicht in Benjamins Gefühle unpassend, kitschig oder abwegig. Vielmehr sehen wir hier einen gefallenen Anführer, der versucht zu erklären, wie der von ihm verschuldete Tod seiner Tochter schließlich zum Mord von Jacob geführt hat und wie sehr ihn das alles belastet. Er will nur gehen und zu einem Ort gelangen, wo man ihn nicht verstößt, das ist alles. Trotz des Hasses, den Ilana immer noch verspüren muss, will sie nicht, dass Benjamin sich dem Mann in Schwarz anschließt. Sie erkennt, wie aufrichtig Benjamin zu ihm ist und gibt ihm zu verstehen, dass sie ihn akzeptiert und er bleiben soll.

Benjamins Geständnis, seine aufrichtige Entschuldigung und sein Einsehen, dass Macht nicht das Entscheidende ist, sondern die Menschen, die einem wirklich etwas bedeuten, machen ihn schließlich zu einem Menschen, der andere nicht mehr manipulieren muss, um Anerkennung zu erfahren. Benjamin wird in den kommenden Episoden langsam wieder in die Gruppe integriert und findet abschließend seinen Platz im Leben als Hurley ihn am Ende der Staffel zu seiner rechten Hand macht.

Annika Leichner - myFanbase

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