Squid Game - Review des Piloten

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Im September 2021 ging auf Netflix die südkoreanische Produktion "Squid Game" an den Start. Es war keine Serie, die mir sofort ins Auge stach, weshalb es einige Wochen dauerte, bis ich tatsächlich darauf aufmerksam wurde. Nach einigen Erwähnungen im Freundeskreis und in den Medien wurde ich schließlich neugierig und wollte wissen, was das für eine Serie ist, über die so viel geredet wird und über die es die unterschiedlichsten Meinungen gab. Von langweilig bis fesselnd hin zu abstoßend war alles dabei und so gab ich "Squid Game" schließlich eine Chance.

Die Serie "Squid Game" ansehen:

Foto: Squid Game - Copyright: 2021 Netflix, Inc.; Youngkyu Park/Netflix
Squid Game
© 2021 Netflix, Inc.; Youngkyu Park/Netflix

Es beginnt alles recht unspektakulär in einer ganz gewöhnlichen Stadt in Südkorea, wo wir einen ganz gewöhnlichen Mann kennenlernen, auf dem der Fokus der Geschichte liegt. Seong Gi-hun (Lee Jung-jae) ist ein Mann ohne festen Job, der spielsüchtig ist und dafür seiner Mutter Geld aus dem Rücken leiert. Auf den ersten Blick macht die Hauptfigur keinen allzu sympathischen oder gar interessanten Eindruck, weshalb ich die Aussage, die Serie beginne recht langweilig, schnell nachvollziehen konnte. Der Einblick in Seongs Leben ist alles andere als eindrucksvoll und man zeichnet ein Bild von ihm, das den jungen Mann als unzuverlässig, oberflächlich und nicht sonderlich intelligent – wenn nicht sogar dümmlich – darstellt. Auch die später eingeführten weiteren Charaktere hinterlassen nur einen blässlichen Eindruck, da man sich für sie wenig Zeit nimmt.

Erst durch das Treffen mit einem Unbekannten, der Seong 100.000 ₩ verspricht, wenn Seong das Kinderspiel ddakji gegen ihn gewinnt, wird das Interesse ein wenig geweckt und ab diesem Zeitpunkt nimmt die Geschichte ganz langsam Fahrt auf. Wie Seong später die mysteriöse Nummer anruft und dann gemeinsam mit einer Reihe anderer Menschen verschleppt wird, lässt hoffen, dass sich nun endlich die Rahmengeschichte der Serie entfaltet.

Im nächsten Teil der Pilotfolge wird uns erklärt, dass Seong gemeinsam mit 455 anderen Menschen, die allesamt hochverschuldet sind, an einer Reihe von Spielen teilnehmen kann, um ein Preisgeld zu gewinnen. Das Setting mit den vielen Menschen, die der Reihe nach abgelichtet und allesamt gleich eingekleidet werden, erinnert ein wenig an "Takeshi's Castle" und ich fragte mich sofort, ob es eine Parallele zu der japanischen Spielshow gibt. Bis zu diesem Punkt der Geschichte empfand ich die Serie allerdings als nicht sonderlich fesselnd und war der Überzeugung, ihr nach dem Piloten den Rücken zu kehren.

Foto: Squid Game - Copyright: 2021 Netflix, Inc.; Youngkyu Park/Netflix
Squid Game
© 2021 Netflix, Inc.; Youngkyu Park/Netflix

Es sind die letzten Minuten von "Squid Game", die überhaupt erst zeigen, was die Idee hinter dem Konzept ist. Man ruft die 456 Spielteilnehmer zur ersten Runde auf, bei der sich herausstellt, dass das Kinderspiel "Rotes Licht, Grünes Licht" gespielt werden soll. Was harmlos beginnt, wandelt sich schnell in bitteren Ernst, denn wenn ein Spielteilnehmer disqualifiziert wird, muss er nicht einfach an den Spielfeldrand treten, stattdessen wird er mit einem Gewehrschuss hingerichtet. Das Spektakel, das sich dem Zuschauer bietet, als die Spielteilnehmer die makabre Auslegung des Spiels erkennen, ist einfach nur verstörend. Dutzende Menschen versuchen sich zu retten und werden regelrecht niedergemetzelt. Überall spritzt das Blut, es hallen Schreie und die Menschen laufen um ihr Leben, doch niemand kann dem Kugelhagel entkommen und es wird immer schlimmer, ja mehr Menschen sich bewegen. Ironischerweise grinst unter den Teilnehmern irgendwann ein Alter Mann, Oh Il-nam (Oh Yeong-su) mit der Spielernummer 001, und bewegt sich den Spielregeln entsprechend auf die Ziellinie zu. Es ist verstörend, wie die Teilnehmer zur im Hintergrund laufenden klassischen Musik über die Ziellinie rennen, während weiterhin zahlreiche von ihnen mit Schüssen hingerichtet werden, sollten sie sich zum falschen Zeitpunkt bewegen. Die Überlegung, ob "Squid Game" denn "Takeshi's Castle" ähnelt, verfliegt sofort, viel mehr würde ich die Serie als eine sehr perfide Version der Hungerspiele aus "Die Tribute von Panem" bezeichnen.

Diese letzten Szenen geben "Squid Game" ein vollkommen anderes Gesicht, als es die ersten vermuten ließen und nun bewahrheiten sich auch die Meinungen, laut denen "Squid Game" als barbarisch abgestempelt wurde. Doch trotz der wahnsinnig blutigen Darbietung, die mich vollkommen schockiert hat, muss ich anerkennend feststellen, dass diese letzten Minuten dafür gesorgt haben, mich doch noch in den Bann der Serie zu ziehen. Schlagartig ist die Langeweile der ersten Hälfte der Episode vergessen und man will herausfinden, was hinter allem steckt und wie die Spieler die nächsten Runden meistern werden.

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Fazit

"Squid Game" ist die wohl brutalste Serie, die mir in den letzten Jahren untergekommen ist. Das Blutvergießen wirkt sinnlos und stellt die Unmenschlichkeit unserer Gesellschaft in den Fokus. Dennoch sind die Szenen so skurril umgesetzt, dass eine gewisse Faszination zurückbleibt und man daher nach dem tieferen Sinn suchen will.

Marie Müller - myFanbase

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