The Falcon and the Winter Soldier - Review Staffel 1
Aus der Welle der ersten drei angekündigten MCU-Serien bei Disney+ war "The Falcon and the Winter Soldier" sicherlich die naheliegende Variante für eine Serie, da "Avengers: Endgame" schließlich damit endete, dass Steve Rogers alias Captain America (Chris Evans) sein Schild an Sam Wilson alias The Falcon (Anthony Mackie) weitergibt, damit dieser seine Aufgabe fortsetzt. Das Antreten des Erbes zum Inhalt einer Serie zu machen, war folglich ein wirklich logischer Schritt. Ebenso wie die Tatsache, Sam und Bucky Barnes alias The Winter Solider (Sebastian Stan) zusammenzubringen, da diese als Sidekicks von Steve immer schon eine besondere Chemie miteinander hatten. Macht das "The Falcon and the Winter Soldier" automatisch auch zur idealen Marvel-Serie?
Nachdem "WandaVision" in großen Teilen eher experimentell daherkam, war ich wirklich gespannt, wie sich "The Falcon and the Winter Soldier" stilistisch gestalten würden. Die Auftaktepisode war dabei gleich ein Ausrufezeichen, denn die aufwendige Produktion hat man in jeder Faser zu spüren bekommen. Alleine die Anfangssequenz, als Sam als Falcon hinter dem französischen Verbrecher Georges Baroc (Georges St-Pierre) in einer irren Flugshow hinterherjagt; damit setzt man definitiv schon Maßstäbe für das, was noch kommen mag. Zwar haben in dieser ersten Episode Sam und Bucky nicht eine einzige Szene miteinander und trotzdem ist von dieser aufwendigen Einstiegsszene ausgehend eine besondere Stimmung entstanden. Dabei war natürlich auch auffällig, dass sich nach "WandaVision" die zweite Serie mit sehr detaillierter Charakterarbeit beschäftigt. So lernen wir mehr zu Sams Herkunft, wir begegnen seiner Schwester Sarah (Adepero Oduye) und deren Kindern und auf der anderen Seite haben wie Bucky in Therapie bei Dr. Christina Raynor (Amy Aquino), der endlich mit seiner brutalen Vergangenheit Frieden schließen will. Bucky und Sam waren zwar beides Figuren, die definitiv mehr als eine Wanda (Elizabeth Olsen) oder ein Vision (Paul Bettany) strahlen durften und doch waren sie eben Sidekicks. Deswegen tut auch hier das Tiefergraben sehr, sehr gut.
Aber manchmal ist es leider so, dass man ein Ausrufezeichen zu Anfang bekommt und der Rest kann das gegebene Versprechen nicht mehr einhalten. Ich würde "The Falcon and the Winter Soldier" wahrlich nicht als Enttäuschung bezeichnen, dafür gibt es zu viele ikonische und tolle Momente, aber dennoch kann ich auch nicht verbergen, dass es sich die Serie an einigen Stellen zu kompliziert und an anderen Stellen zu banal gemacht hat. Die Idee, dass sich die Serie thematisch mit den Nachwirkungen der für die Hälfte der Bevölkerung ausgelöschten fünf Jahre geht, war wirklich ansprechend, denn diese Zeit und ihre Auswirkungen haben wir bislang nur marginal durch "Endgame" angedeutet bekommen. Aber für mich als Zuschauerin hat es eindeutig zu lange gebraucht, bis es Klick machte und bis ich die Ausgangslage für mich sortiert hatte. Weiterhin war es sicherlich ein interessanter Gedanke, keinen klassischen Big Bad zu haben (der Power Broker agiert schließlich bis zum Finale im Verborgenen), aber eine Karli Morgenthau (Erin Kellyman) hat nicht das Profil erreicht, dass ihre Geschichte und ihr Anliegen wirklich mitreißen konnten. Man merkt, dass wir es im Grunde mit einer sensiblen jungen Frau zu tun haben, die das Gewicht der Verantwortung schwer auf den Schultern trägt. Sie kämpft eigentlich für etwas Gutes, doch da sie das nicht ohne Opfer erreicht bekommt, verliert sie zusehend an Menschlichkeit. Ich mochte ihr Gegenspiel mit Sam eigentlich auch sehr gerne und dennoch kann ich mir nicht vorstellen, dass sie lange im Gedächtnis bleiben wird.
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Die Banalität wiederum war mit der dritten Episode der Staffel erreicht, die zwar auch zahlreiche Actionsequenzen aufwies, aber die dennoch als Zusammenschnitt von Unsinnigkeit daherkam. Im Rückblick der Staffel hat diese Episode mit der Einführung von Sharon Carter (Emily VanCamp) natürlich eine immense Bedeutung und dennoch war dieses Nachverfolgen von Spuren, die Baron Zemo (Daniel Brühl) aufgetan hat, das Einführen von Figuren wie Selby (Imelda Corcoran) und so viele kleine andere Momente ohne Biss, ohne roten Faden. Aber auch in anderen Episoden hat sich die Serie zwischendurch eine Auszeit genommen, was ich bei gerade mal sechs Episoden fahrlässig empfinde. Längen kennt man normalerweise nur aus der Staffeln, die die großen Broadcastsender mit über 20 Episoden teilweise produzieren. Aber bei sechs Episoden darf das eigentlich nicht passieren. Wenn so altbekannte Figuren wie der bereits angesprochene Zemo oder Ayo (Florence Kasumba) auftauchen, dann finde ich das ansprechend, weil es auch vergangene Handlungen aufgreift, in Erinnerung ruft und weiter ausbaut. Aber andere Comicfiguren, die bislang noch in keinem Film oder keiner Serie aufgetaucht sind, unbedingt eine Plattform zu geben, damit sie zwei Sätze sagen, ist das Fanservice oder ist das nicht vielmehr einfach nur unnötig? Vor allem bleibt durch solche unnötigen Aspekte auch wertvolle Zeit für die wirklich wichtigen Dinge auf der Strecke. Die besondere Chemie von Bucky und Sam hatte ich bereits angesprochen, aber wo war die? In der zweiten Episode wird noch das geliefert, was man kennt, mit dem Höhepunkt schließlich bei der Therapeutin, aber danach ging das ein wenig verloren. Insgesamt ist der Cast zwischendurch so aufgebauscht worden, dass der Serientitel falsch gewählt schien.
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Aber es gibt eben auch die speziellen, die ikonischen Momente und da zählt für mich vor allem die sehr nachvollziehbare Entwicklung zu, die Sam durchlaufen muss, damit er das Schild von Captain America endlich als das seine annehmen kann. Denn Sam ist bereits ein Superheld; er ist der Falcon. Captain America hat derweil eine lange Geschichte, die ein erdrückendes Erbe darstellt. Deswegen war es mehr als verständlich, dass Sam die neue Identität nicht mal eben überstreifen konnte. Die Einführung von John Walker (Wyatt Russell) als neuer Captain America war daher eine große Überraschung, aber auch eine, die diese Komplexität, die Captain America mit sich bringt, auf den Punkt trifft. Walker ist wahrlich keine sympathische Figur, aber es hat doch auch etwas Tragisches, denn er ist ein treuer Soldat, der bislang alles für sein Heimatland gegeben hat und in eine Aufgabe geschickt wird, der er in keiner Weise gewachsen ist. Auch wenn Walker scheitern musste, weil der Posten in Steves Willen Sam gehört, so hat es einem doch leid getan. Bei Sam spielt schließlich auch noch die Geschichte von schwarzen Superhelden eine entscheidende Rolle, die durch Isaiah Bradley (Carl Lumbly) betont wird. Denn dieser hätte wie Steve Captain America werden können, doch er hatte die falsche Hautfarbe und musste daher als Versuchskaninchen herhalten. Zwar hat "Black Panther" mit Chadwick Boseman in der Hauptrolle den Weg für erfolgreiche schwarze Superhelden geebnet, aber nach dem Tod des Hauptdarstellers ist noch nicht ganz klar, wie es für "Black Panther 2" weitergehen wird, deswegen ist es ein starkes Zeichen, dass Sam in die vorderste Reihe vorrücken darf, aber nicht als Trostpreis, sondern erwählt und voller Stolz. Ohne Frage war es ein absoluter Gänsehaut-Moment, als Sam sich bewusst entscheidet, der nächste Captain America zu werden und dass er dabei dennoch seine Falcon-Persönlichkeit behalten darf.
Neben diesem absoluten Herzstück hat die erste Staffel aber auch andere Momente, die im Gedächtnis bleiben werden. Sei es Unglauben, wer sich letztlich als Power Broker entpuppt, sei es Entsetzen darüber, wie Episode 3 endet und seien es andere Wendungen, die man nicht kommen sah. Ganz offensichtlich ist "The Falcon and the Winter Soldier" ein ziemliches Auf und Ab, das zugleich frustriert und glücklich macht. Im Kern ist die Serie definitiv die kleine Schwester vieler Marvel-Filme, denn stilistisch sind die Parallelen überdeutlich. Doch die Bonuszeit, die durch das Serienformat vorhanden ist, wurde leider nicht immer clever genutzt. Nun ist die Frage, ob es eine zweite Staffel geben wird oder ob das Geschehen im angekündigten "Captain America 4" fortgesetzt wird. Ich würde vermutlich für eine zweite Staffel plädieren, denn Bucky hat auch noch mehr verdient.
Fazit
"The Falcon and the Winter Soldier" mag stilistisch mehr an das MCU erinnern, als es das experimentelle "WandaVision" getan hat, aber das war für die Serie hier leider kein Kompliment. Stellenweise wirkte das Geschehen zu fad, zu komplex und zu langatmig. Dennoch darf die erste Staffel nicht als Reinfall gesehen werden, denn sie ist aufwendig produziert und sie bewegt inhaltlich sehr viel für das MCU. Gerade die Entwicklung von Sam hin zum Captain America ist ein sehr stolzer Moment, dem man in all seinen Nuancen gerne beigewohnt hat. In der finalen Rückschau ist aber klar, dass "The Falcon and the Winter Soldier" noch viel mehr hätte sein können.
Die Serie "The Falcon and the Winter Soldier" ansehen:
Lena Donth - myFanbase
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