The Staircase - Review, Staffel 1
True-Crime-Serien erfreuen sich seit Jahren großer Beliebtheit unter den Kritikern und den Zuschauer*innen. Mich persönlich hat es in den Bann gezogen, als Ryan Murphy 2016 mit "American Crime Story" in der ersten Staffel den Fall von O.J. Simpson als Serie umgesetzt hat. Seitdem zieht mich zwar nicht jede True-Crime-Serie an, aber die HBO Max-Serie "The Staircase" schaffte es dann doch. Wie meine Kollegin Marie schon in ihrer Pilotreview schrieb, sind solche wahren Geschichten am beeindruckendsten, da sie uns die Abgründe der menschlichen Natur überdeutlich zeigen und dadurch eine eigenartige Faszination auslösen. Aber auch, dass die Erzählweise so interessant, spannend und merkwürdig genug ist, damit man weiterguckt und genau das habe ich getan. Wie mir der weitere Verlauf gefallen hat und welche Gedanken ich mir beim Gucken noch gemacht habe, erfahrt ihr jetzt.
Bereits die ersten Sekunden des Piloten haben ja gezeigt, dass Kathleen Peterson (Toni Collette) tot ist oder zumindest bei Michael Petersons (Colin Firth) erstem Notruf noch gelebt haben muss. Beim Piloten habe ich mich schon gefragt, was genau passiert ist bzw. wie es passiert ist, dass Kathleen so die Treppe heruntergefallen ist, und eine Kopfverletzung davon getragen hat, an der sie letztlich gestorben ist. Mir kam dabei auch in den Sinn, dass vorher Dinge passiert sein müssen, die dazu geführt haben. Aus diesem Grund habe ich auch ziemlich schnell weitergeguckt, denn obwohl immer Fragen beantwortet worden sind, wurden genauso viele – wenn nicht sogar noch mehr – Fragen aufgeworfen, bei denen ich unbedingt Antworten haben wollte. Aber bevor ich mir diese nach und nach 'geholt' habe, war ich froh, dass die Struktur der Patchwork-Familie aufgeklärt worden ist bzw. wie diese in der Konstellation – wie wir sie in der ersten Episode kennengelernt haben – entstanden ist. Ich glaube, für mich war in diesem Punkt auch verwirrend, dass Kathleen nicht nur von ihrer eigenen Tochter Caitlin (Olivia DeJonge) Mama genannt wurde, sondern auch von den anderen.
Aber spätestens nachdem im Raum stand, dass (möglicherweise) Michael seine (zweite) Frau ermordet hat, konnte man sehen, wie sich die 'Lager' gespalten haben. Während seine Söhne Clayton (Dane DeHaan) und Todd (Patrick Schwarzenegger) und seine beiden Ziehtöchter Martha (Odessa Young) und Margaret (Sophie Turner) auf der Seite ihres Vaters stehen, hat sich Caitlin immer mehr abgespalten, weil sie der festen Überzeugung gewesen ist, dass Michael ihre Mutter getötet hat und sich auch nicht davon abbringen lässt. Interessant ist aber vor allem auch, wie die Beweislage ist, denn ich hatte den Eindruck, dass Michael ziemlich schnell verurteilt worden ist bzw. man erst durch Flashbacks mitbekommen hat, in welchen Zeiträumen sich alles abgespielt hat.
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Die Zeiträume sind es aber nicht alleine, die mich fasziniert haben, da meine Faszination viel mehr darin lag, welche verschiedenen Perspektiven man als Zuschauer*in präsentiert bekommen hat, die darlegen soll(t)en, wie es letztlich zum Tod von Kathleen gekommen ist. Manches davon fand ich wirklich sehr logisch und schlüssig erzählt, zumal ich beim Piloten selbst den Eindruck hatte, dass es vielleicht doch eine Verkettung unglücklicher Umstände gewesen sein könnte, die Kathleen das Leben gekostet hat. Beim Weiterschauen hatte man aber auch die Möglichkeit gegeben, Michael mehr zu beleuchten und durch die dazugehörige Dokumentation, die 2004 erstmals erschien, 2018 für Streamingdienst Netflix erweitert wurde und Antonio Campos als Vorlage zu dieser Miniserie diente, bietet Ansätze. Bei den Dreharbeiten und auch bei den Ermittlungen kommen immer mehr Details zum Vorschein, die Michael schwer belasten und auch ein (mögliches) Motiv lieferten, so zum Beispiel auch, dass er bisexuell ist. Hier bekommt man auch zwei Möglichkeiten geliefert: Kathleen wusste davon, hatte aber kein Problem damit oder aber Kathleen fand es durch Zufall heraus und Michael hat sie deshalb ermordet.
Die Frage, ob Kathleen von Michael ermordet worden ist oder ob es ein tragischer Unfall gewesen ist, wird bei "The Staircase" in so vielen Facetten dargestellt, dass es mir manches Mal schwer gefallen ist, die vorhandenen Puzzleteile alle zu behalten und 'zusammenzusetzen'. Nach der möglichen Mordfrage an Kathleen wird auch noch die Mutter von Martha und Margaret ins Spiel gebracht, die vor einigen Jahren auch tot an einer Treppe gefunden worden ist. Aber auch Kathleens Schwester Candace (Rosemarie DeWitt) zeigt gewisse Antipathien bei Michael auf und in einen der Flashbacks sowie in der Gegenwart, wird uns Zuschauern auch eine mögliche Mordwaffe präsentiert. Wie gesagt, der Mordfall ist wirklich merkwürdig genug und der wird mit der Einführung von Sophie (Juliette Binoche) für mich noch viel merkwürdiger, weil sie nicht nur Michaels Unschuld beweisen will, sondern auch weitere Indizien dann noch ans Licht bringt.
Peterson wurde 2017 für schuldig befunden, hat aber die Haftzeit bereits abgesessen und gilt seither als freier Mann. Ich denke, dass man sich selbst "The Staircase" bis zum Ansehen muss, um sich eine eigene Meinung darüber zu bilden, was für einen selbst die Wahrheit ist. Interessant war auf jeden Fall für mich die letzte Szene, weil sie für mich noch immer entscheidende Fragen offen ließ. Zum Schluss möchte ich noch noch kurz auf den Cast eingehen, den ich wirklich optisch großartig fand, wenn man sich die Bilder der Originalpersonen ansieht.
Fazit
Mit "The Staircase" hat HBO Max eine True-Crime-Serie an den Start gebracht, die von der ersten bis zur letzten Minute spannend erzählt und dargestellt worden ist, so dass man bis zum Schluss gebannt vor dem Bildschirm sitzt. Mit Colin Firth und Toni Collette hat man zwei wunderbare Darsteller verpflichtet, die die Serie toll getragen haben und zurecht sind beide für einen diesjährigen Emmy nominiert. "The Staircase" bekommt somit eine berechtigte Sehempfehlung.
Die Serie "The Staircase" ansehen:
Daniela S. - myFanbase
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