Bewertung

Review: #8.05 Süßes oder Saures

Weiter geht es in New York und die Serie versucht fortwährend sowohl unterhaltsam als auch emotional zu sein. Doch gerade die zentralen Geschichten wirken ein ums andere Mal haarsträubend und sind überhaupt nicht schlüssig inszeniert. Die Nebenstorys retten das mit ihrem Humor nur bedingt.

Das Gegenteil von einem Unfall mit Fahrerflucht.

Carrie verursacht einen Unfall eines Radfahrers (der statt zu rufen auch einfach direkt hätte bremsen können) und kümmert sich dann pflichtbewusst um ihn, indem sie mit zur Rettungsstelle geht, dann sogar auf ihn wartet und ihm später Verpflegung nach Hause bringt sowie ihre Hilfe (Hände) bei der Fertigstellung seines Projektes zur Verfügung stellt. Das war eigentlich ein richtig schön kitschiger Anfang einer Love Story und sowohl Carrie als auch George waren dem überhaupt nicht abgeneigt. Nun wurde George allerdings immer wieder von seinem Geschäftspartner Paul unterbrochen, weil sie kurz vor dem Verkauf einer neuen App sind und George dafür noch Dinge zu erledigen hatte. Man könnte nun einfach von schlechtem Timing sprechen, aber mir reicht das nicht und ich finde Carrie hier ungerecht. In gewisser Weise drängt sie sich in Georges Leben und ist dann innerhalb von zwei Tagen beleidigt, dass der Geschäftspartner kurz vor einer Deadline ebenfalls sehr präsent ist. Das mag ja eheähnliche Tendenzen haben, aber das nach zwei Tagen zu verurteilen ist enorm engstirnig von Carrie. Da hatte man eher den Eindruck, dass ihr das alles zu schnell ging und sie einfach nur eine Ausrede gesucht hat. Da so ein reflektierendes Gespräch (zum Beispiel mit Seema) fehlt, ist Carrie für mich am Ende nicht nachvollziehbar.

Diese One Night Stands sind echt der Wahnsinn.

Seema und Nya genießen derweil ihren Singlestatus und genießen ihr Sexleben. Was bei Nya quasi ein Novum ist und deswegen gute Laune macht (vor allem ihr Auswertungsgespräch mit Miranda), ist bei Seema eigentlich schon fast langweiliger Alltag. Doch dieses Mal gibt es eine Überraschung. Ihr neuer Partner hat mit Erektionsstörungen zu tun und bedient sich daher einer Penispumpe, die offenbar sehr gut wirkt, nun aber sicherlich nicht erotisierend im Vorspiel wirkt. Trotzdem ist Seema da sehr tolerant und letztlich zielorientiert und es wäre auch nicht fair, wegen einer Art Krankheit die gute Chemie zu zerstören. Dass diese Bettgeschichte dann aber auch nicht lange hält, ist im Ablauf etwas verstörend. Zunächst mal finde ich es überhaupt nicht sinnvoll, einen Vibrator mit einer Penispumpe zu vergleichen, wenn Seema den Vibrator nach dem Sex benutzt, weil sie offenbar nicht wirklich befriedigt wurde. Es ist also eigentlich ein Armutszeugnis für Edward, dass Seema sich überhaupt bedienen muss. Statt oral nachzulegen, beschwert er sich. Naja, es gibt eben Männer, die nur an sich denken und dann überhaupt nicht damit leben können, wenn eine Frau dann auch an sich denkt. Insofern war das eine nette Anekdote ohne großen Mehrwert, die mal wieder deutlich macht, dass Seema eine Art Ersatz für Samantha ist.

Ich bin neidisch wegen des Schlafens.

Miranda und Che sind tatsächlich immer noch zusammen. Für mich war das Ende von Episode drei eigentlich eine Trennung, insofern war es schon überraschend, dass sie in der letzten Episode weiterhin als Paar fungierten, wobei die richtigen Paarmomente eher selten sind. Und auch in dieser Episode hat man eher den Eindruck, dass sie nebeneinander existieren, es bis auf die körperliche Anziehung aber keinerlei Gemeinsamkeiten finden lassen. Ich finde in der Beziehung eigentlich nichts, was einer Beziehung wirklich wert ist. Und da sie nicht seit einiger Zeit zusammen sind, finde ich dieses nebeneinander her leben, wirklich bedenklich. Nun kann man Miranda noch irgendwie zugute halten, dass sie sich redlich müht, sowohl für Che als auch für Brady da zu sein, aber ihm immer noch Frühstück zuzubereiten, ist in erster Linie peinlich. Miranda ist so dermaßen nicht erwachsen, unsortiert und überfordert, dass man eigentlich nach jeder Szene den Kopf schütteln will. Dass eine Midlifecrisis viel Unverständnis von außen hervorruft, kann man dann noch als geschickt umgesetzt bewerten, aber mir fehlt da der Einfluss ihrer Freundinnen, jemand, der sie mal wieder erdet. Eigentlich hat sie alle Freiheiten der Welt, macht aber nur Unsinn damit. Selbst die Suche nach einem Bett in einem Antiquariat (da kann man auch mal eben bei Ikea oder anderen Möbelhäusern was Praktisches holen), wirkt neben der Spur. Kurzum, ich kann mir Miranda einfach sehr wenig anfangen, was immer sie tut, wirkt irgendwie dämlich und jede Szene ohne sie macht die Episode derzeit besser. Das ist enorm schade, weil ich gerade ihre ganze Entwicklung mit der Beziehung zu Steve immer sehr gemocht habe.

Du kannst damit langsam aufhören, es hilft nicht.

Che hat neben der sich nicht wirklich echt anfühlenden Beziehung zu Miranda auch noch mit der Serie einen großen Rucksack. Der Pilot ist abgedreht und soll nun zu einer Serienorder führen, doch das Feedback des Testpublikums scheint miserabel zu sein. Leider bekommt man nur eine vernichtende Kritik aus der LSGBTQ-Community zu hören, die Che als oberflächliche Lachnummer abtut. Das ist schmerzhaft und Mirandas Schimpftiraden können die Verletzung nicht mindern. Immerhin ihr Umarmungswunsch hatte etwas Einfühlsames. Was mir allerdings fehlt, ist die Tiefe in der Betrachtung. Ich finde es nachvollziehbar, dass eine Transperson von Ches Rolle nicht angetan ist. Ich glaube, dass jemand, der von einer Figur stark betroffen ist, sehr oft das Gefühl hat, dass die Sachen nicht richtig dargestellt werden, weil man die Komplexität eines einzelnen Menschen mit allem drum und dran nie vollständig herstellen kann. Insofern ist die Zielgruppe eher bei Personen zu suchen, die bestimmte Personen erst mal kennen lernen soll. Es geht doch um Empathie für sonst wenig beachtete Menschen. Insofern hätte mich die Meinung der anderen Zuschauer schon auch interessiert, zumal ich die Szene, die Miranda dann gestört hatte, eigentlich ziemlich gut fand. Die Kritik ist also irgendwie im luftleeren Raum. Es geht also wohl nur darum, Che scheitern bzw. hadern zu sehen und nicht um die Serie an sich. Das ist ok, aber dann in der Schwerpunktsetzung für mich nicht intensiv genug ausgearbeitet. Aber vielleicht wird da in den kommenden Episoden noch was kommen. Che ist erst mal so getroffen, dass sie allein sein wollen, sich also von Mirandas Anwesenheit auch nicht viel verspricht. Die Reaktion ist nachvollziehbar, zeigt für mich aber erneut, dass Miranda und Che eigentlich gar keine Beziehung führen. Ich werde hier aber keine weiteren Prognosen wagen, sondern einfach schauen, was hier in den kommenden Episoden passiert.

Du benimmst dich absolut lächerlich.

Eine kleine, leichte Nebengeschichte stellt der Beginn der Modellkarriere von Rock dar, für den Charlotte sich natürlich voll begeistern kann, während Harry die Verteidigungsposition einnimmt und seine Rolle als Beschützer der Familie einnimmt. Während Charlotte also die Chancen erkennt, das Shooting sehr professionell und der Vorgang an sich absolut vertrauenswürdig sind, und Charlotte gleichzeitig mal wieder ein positives Erlebnis mit Rock teilen kann, ist Harry absolut neben der Spur. Das ist zwar hart an der Grenze, aber für mich in erster Linie äußerst lustig gewesen. Im Kontext mit den Anspielungen auf "The Americans" hatte man wirklich viel über Harry zu lachen. In einer reinen Comedy wäre mir das vielleicht zu heftig gewesen, im Vergleich zu den anderen Storys ist solch ein Humor aber eine willkommene Abwechslung.

Fazit

Da die Storys von Carrie und insbesondere Miranda für mich nicht wirklich funktionieren, ist auch diese Episode insgesamt nicht gelungen. Die Nebenstorys haben dafür zum Glück eine gewisse Leichtigkeit und einen Humor, sodass es immerhin immer wieder eine gelungene Abwechslung/Ablenkung gibt. Für mehr als 5 Punkte reicht es aber erneut nicht. Dafür sind die wichtigen Geschichten zu plump erzählt.

Emil Groth - myFanbase

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