Bewertung

Review: #8.06 Der Bomben-Zyklon

In meiner Review zur zweiten Episoden dieser Staffel hatte ich geschrieben, dass das Überthema Veränderungen jeglicher Art ist. Vielleicht hätte ich aber eher schreiben sollen, dass Kommunikation viel eher Anklang finden sollte. Es ist nämlich die Kommunikation, die dieser Episode fehlt und ich hätte fast nicht mehr aufgehört, meine Augen zu verdrehen.

Zwei Trennungen nacheinander muss man auch erst einmal schaffen

Wie auch schon bei der letzten Episode hat Cynthia Nixon Regie geführt, das heißt zwar, dass sie definitiv nicht am Drehbuchschreiben beteiligt war und dennoch kam es mir auch diesmal so vor. Nach der ersten Staffel von "And Just Like That..." haben sich viele Fans negativ über Mirandas Entwicklung geäußert und Cynthia Nixon hat sich ebenfalls nicht sonderlich nett über die Reaktionen geäußert. Es kam mir so vor, als ob man sowohl in der Kommunikation zwischen Miranda und Che sowie zwischen Miranda und Steve leichte Seitenhiebe darauf bezogen eingebaut hätte. Ich hatte bei beiden 'Unterhaltungen' eigentlich nur Augenrollen als Reaktion darauf. Wie mein Kollege Emil in seiner letzten Review geschrieben hat, haben Miranda und Che keine Beziehung im Sinne, wie man uns das seit Staffel 1 der Fortsetzung weis machen will, sondern sie beruht eigentlich nur auf Sex, Streit und Genervtheit (von meiner Seite aus). Ich kann absolut verstehen, dass Che nach dem Desaster mit der Pilotfolge erst einmal Zeit für sich braucht und dass die Follower eben (noch) nicht erfahren sollen, wie es Che geht. Das ist zwar irgendwie ein zweischneidiges Schwert, denn einerseits hat Miranda recht, dass Che sich nicht verstecken soll, anderseits hatte ich aber auch den Eindruck, dass Che das braucht und diese Fassade aufrecht erhalten will, weil die Zeit noch nicht dafür da ist, sich mit dem allen auseinanderzusetzen.

Mir hat daher auch gefallen, dass Carrie Che dazu bewegen konnte, sie zu dieser Widow-Con zu begleiten, weil Che einfach einen Wechsel der Perspektive brauchte und durch die ganzen Witwen bemerkt hat, dass das Leben dennoch weitergeht und mich hat auch gefreut, dass Che dadurch neue Kraft bekommen hat und Carrie sogar Mut zusprechen konnte. Aber mir fehlte zwischen Che und Miranda die Kommunikation, was mich beim Schauen der Szenen extrem wütend gemacht hat. Das, was die beiden eine Beziehung nennen, kann ich einfach nicht ernstnehmen, weil mir schon seit Beginn die Grundlage fehlt und das ist nun mal Kommunikation. Warum hat Che Miranda nichts von dem Tag erzählt? Warum hat Che nichts von den Erlebnissen erzählt? Das wäre ja schon wichtig gewesen, damit Miranda sieht, dass Che wieder neuen Willen und Mut gefunden hat. Stattdessen aber knallt Che ihr die Trennung an den Kopf und das auch nur, weil Miranda von ihrem Streit mit Steve erzählt hat, der sich auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat, aber dazu komme ich gleich noch. Die Beziehung von Miranda und Che, die in meinen Augen nie eine war, dürfte damit Geschichte sein – vorerst zumindest. Ich frage mich besonders nach diesen Szenen, was uns das alles vermitteln sollte. Wollte sich Miranda nur austesten, mal was Neues probieren? Oder wollte man einfach ein modernes Thema in eine Serie pressen, ohne es wirklich ausarbeiten zu wollen? Dann hat man dieses Ziel erreicht und hat irgendwo auch gleich noch der heutigen Gesellschaft den Spiegel vorgehalten, denn warum noch reden? Und mit reden meine ich tatsächlich sachlich und in einem angemessenen Tonfall und nicht schreien und sich Vorwürfe machen, wie es Steve getan hat.

Ich kann ihn durchaus verstehen, dass er noch immer verletzt ist, eben auch weil ihn Miranda so lange im Unklaren gelassen hat, dennoch fand ich die Vorwürfe nicht gut. Ja, sie wollte Brady anfangs nicht, aber mit der dritten Episode hat sie doch wirklich bewiesen, wie sehr sie ihn liebt. Sie hat auch Steve geliebt, auch wenn man uns in der ersten Staffel erzählen wollte, sie hätten nur wegen Brady geheiratet. Ich kann Steve auch in diesem Punkt verstehen, dass er nicht ausziehen will, weil es sein Haus ist, was er aufgebaut und zu einem Zuhause gemacht hat und niemand hat Miranda dazu gezwungen, noch immer Wäsche zu waschen oder das Innere des Kühlschrankes auf Vordermann zu bringen. Man kann aber auch so argumentieren, dass sie das alles noch immer macht, weil Miranda sich unbewusst ein Hintertürchen offen lassen will, welches sich aber nun auch (erstmal) geschlossen hat. Irgendwie freut mich das für Steve, weil er ja doch vorhatte, seinen Ehering nie abzulegen. Aber wie Carrie schon sagte, es ist Monate her, seit sie mit Steve dieses Gespräch geführt hat, was einfach auch bedeutet, dass er Abstand hatte. Es war allerdings dämlich von ihm, die offene Kondomhülle liegen zu lassen, zumal er ja wusste, dass Miranda noch immer ein- und ausgeht. Dumm war aber auch, dass er in der monatelangen Therapie nie etwas von seinem Gespräch mit Carrie und den aktuellen Entwicklungen erzählt hat, denn sie sind ja dorthin gegangen, weil ihre Kommunikation nicht funktioniert hat (offenbar die Therapie aber auch nicht). Ich bin mir nicht sicher, ob Steve nicht doch wieder mit Miranda zusammenkommt, weil es vom Aufbau ähnlich wie damals mit Debbie ist. Sollte es aber so sein, fände ich das Ganze noch dämlicher als sowieso schon.

"Ich habe heute Sex!"

Bei "And Just Like That..." habe ich wirklich das Gefühl, man will sämtliche aktuelle Themen unterbringen, aber eigentlich nur anritzen, aber nicht ausarbeiten. Ähnlich erging es mir bei Harry und Charlotte. Ich finde es toll, dass Charlotte wieder mehr Gemeinsamkeiten mit Rock gefunden hat und so einen Erfolg hat. Ich fand aber auch oder hatte zumindest den Eindruck, dass man Lily irgendwie außen vorlässt und weder Charlotte noch Harry gewusst haben, dass ihre Tochter mal eben beschlossen hat, Sex zu haben. Ich konnte auch nicht ganz nachvollziehen, warum Charlotte sich nicht wirklich mal mit ihr hingesetzt und darüber gesprochen hat, worauf es alles ankommt und nicht nur 'positiv gegenüber Sex' ist. So hätte man sich nämlich die Kondom-Sache sparen oder zumindest abkürzen können, da es nicht nur Jungs- bzw. Männersache ist, Kondome dabei zu haben, sondern von beiden Seiten und ich hätte mir einfach gewünscht, das hätte Charlotte ihrer Tochter vermittelt, selbst wenn es löblich ist, dass sie sich beim größten Schneesturm aufmacht und Kondome besorgt. Und wieso dürfen Teenager eigentlich alleine zuhause sein und die Eltern wissen, dass sie Sex haben? Naja, andere Zeiten, andere Sitten.

Mal wirklich richtig heulen

Ich bin zwar nicht der allergrößte Fan von Carrie, mir hat ihre Story aber gut gefallen. Hier hat man zwar auch mit ihrem Zoom-Meeting gezeigt, dass es in Social Media eigentlich nur noch um Oberflächlichkeiten geht und man sich mit dem Eigentlichen, wie in diesem Fall Carries Buch, nicht auseinandersetzen will. Ich fand es aber gut, dass sie trotz Schneesturms zur Widow-Con gegangen ist, auch wenn sie sich nur nicht vor Karrie (weil ja Karen nicht genug Aufmerksamkeit einbringt) schon wieder die Blöße geben wollte. Ich glaube einfach, dass es auch Carrie eine andere Perspektive gebracht hat, weil sie vielleicht auch Che an ihrer Seite hatte und Che war mir zum ersten Mal in dieser einen Szene durchaus sympathisch. Vielleicht sollte man Che mal mehr mit Carrie zusammenbringen. Ich konnte verstehen, dass sich Carrie gesorgt hat, vielleicht beim Publikum nicht anzukommen, gerade was sie auch von Che gehört hat und eben mit der Dame auf der Bühne, die alles etwas mehr ins Lustige gezogen hat und damit auch Anklang fand. Ich glaube allerdings, sie alle mussten mal wieder daran erinnert werden, wie die ersten Phasen des Verlustes sind, die sie vielleicht gar nicht zugelassen haben, weil das in der Gesellschaft nicht (mehr) gerne gesehen wird und Carries ehrliche und authentische Art kam eben an und hat alle berührt und das freut mich für sie, weil sie damit auch selbst weiterverarbeitet und auch Zuspruch bekommen hat und dieser sorgte dafür, dass sie ihre Mail an Adian abschickt, der dann fast logischerweise in der nächsten Episode aufschlagen wird. Ich hätte aber noch besser gefunden, wenn Seema die Mail versehentlich abgeschickt hätte, weil der Laptop eh zu schnell ist und da passieren einem solche Missgeschicke schon mal – mir zumindest.

Rückhalt der Familie

Das sympathischste Paar sind für mich noch immer Lisa und Herbert. Sie haben auch ihre Aufs und Abs, aber was tun sie, damit es nicht in einer Katastrophe, Scheidung oder sonst was in der Richtung endet? Richtig! Sie KOMMUNIZIEREN und das sogar, wenn Herbert um seine Männlichkeit fürchten muss. Ich fand es auch wichtig, dass Lisa ihrem Mann ihren Standpunkt klargemacht hat, denn nur weil er jetzt kandidiert, hört sie doch nicht auf zu arbeiten oder ihren Film, für den sie acht Jahre Recherche betrieben hat, zu promoten. Ich denke zwar noch immer, dass man bei Lisa in Richtung Burnout gehen wird, aber es war wichtig, dass man speziell sie als Figur dafür nutzt, um über das Thema schwarze Frauen zu sprechen, da es schon irgendwie ähnlich wie bei Carrie ist. Auch wenn nicht jede schwarze Frauen die Chancen hat, können sie sich doch an einem solchen Film orientieren, der von einer schwarzen Frau stammt, die genau weiß, wovon sie da spricht und mir hat es durchaus das Herz geöffnet, als Herbert doch noch aufgetaucht ist, was die Balance in der Ehe der Wexleys einfach nochmal unterstreicht.

Fazit

Wenn man diese Review nur mal kurz überfliegt, erkennt man, dass mich der Che-Miranda-Anteil am meisten genervt hat und da wir schon die Hälfte der Staffel rum haben, ist das kein gutes Zeichen und spricht auch nicht unbedingt für was Positives. Ich erkenne die Bemühungen durchaus und erkenne sie auch bei Carrie und den Wexleys mehr als deutlich an, doch im Grundkern der restlichen Sachen ist einfach noch ein Haufen Luft nach oben und das ist ärgerlich.

Daniela S. - myFanbase

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