Bewertung

Review: #7.08 Zeit zu heiraten

Foto: Mark Sheppard, Asylum 5 - Copyright: Jenny Duckworth Photography
Mark Sheppard, Asylum 5
© Jenny Duckworth Photography

Ich bin milde gestimmt. Die Folge hatte nicht wirklich viel Gehalt, aber das hat Platz für das Gefühl geschaffen, das man den Fans bei "Supernatural" geben sollte. Ein wenig Rätselraten, schneidige Dialoge und am Rande ein bisschen was fürs Herz. Wenn jetzt noch das Auto stimmen würde, wäre die Welt für mich wieder in Ordnung…

Super-Fan 99

Es wirkt beinahe so, als versuche "Supernatural" gut zu machen, was man den Zuschauern mit #7.06 Slash Fiction angetan hat. Die Storyline rund um Becky, die mit Magie versucht, Sam dauerhaft an sich zu binden, ist voller Querverweise auf einige Themen aus dem Fandom-Bereich und so ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass die Grundstimmung der Folge eher hell ist. Die Szene, in der Dean von den Hochzeitsplänen seines Bruders erfährt, ist toll geschrieben und gespielt und es geht in diesem Tonfall weiter. Das Waffeleisen, das Klassentreffen, Beckys Notizbuch – beinahe alles, was mit dem "verliebten" Pärchen zu tun hat, ist einen Lacher wert.

I thought you'd be taller…

Aber die Folge kann nicht nur mit altbekannten Gesichtern dienen, sondern auch mit einem neuen. Wieder einmal einer von Bobbys Jägerfreunden, wieder einmal habe ich keine Ahnung, wie der Kerl heißt. Der Grund, warum die Serie einen neuen Jäger nach dem anderen einführt, überzeichnete Charaktere ohne Sinn und Verstand, ist mir ein wenig schleierhaft. Im Gegensatz zu dem Typen aus #7.06 Slash Fiction hat der schrullige untergewichtige Jäger dieses Mal wenigstens das ein oder andere Mal für Unterhaltung gesorgt und vor allem den Grundstein für eine tolle Szene am Schluss der Folge gelegt. Trotzdem, die neuen Leute, mit denen Sam und Dean zu tun haben, sind ein wenig zu viel des Guten. Wenn die Serienmacher nicht gerade eine Storyline planen, in der es ein riesiges Jägertreffen gibt, dann sollte man in Zukunft vielleicht besser auf diese Art von Charakteren verzichten und stattdessen vielleicht in den ein oder anderen wiederkehrenden Charakter investieren.

Autogespräch – ohne Impala

Wo wir gerade bei wiederkehrenden Charakteren sind – inwiefern ist jetzt ein türkisfarbener Dodge Challenger weniger auffällig als der Impala? Wenigstens das Gefühl des einzig wahren Autos der Serie ist uns in Erinnerung gerufen worden, nämlich mit der letzten Szene. Sam und Dean fesseln einen endlich wieder ein bisschen mit ihrer Chemie und das erste Mal ist mir aufgefallen, wie sehr ich ein wenig mehr Fokus auf Dean vermisse. Und zwar nicht in dem Sinne, wie man ihn zweifellos gesehen hat. Es reicht nicht, ständig nur darüber zu sprechen, was der ältere der Winchester-Brüder doch nicht alles ertragen muss, was er alles hinunterschlucken muss, was er alles für sich behält. Das ist die falsche Art von Fokus. Es wird Zeit, uns wieder ein bisschen hinter Deans Fassade schauen zu lassen und ich hoffe, dass mit der Schlussszene dieser Folge der erste Schritt in diese Richtung getan wurde. Angefühlt hat es sich wenigstens so.

Kleingedrucktes

Wirklich interessant war der Fall. Kreuzwegdämonen sind in der Serie ja nichts Neues, aber Guy, der Dämon, der im Endeffekt für seltsamen Todesfälle der Gegend verantwortlich ist, hat einen wieder daran erinnert, was die Handelsvertreter der dämonischen Gemeinschaft so sympathisch macht. Guy nutzt das Kleingedruckte für sich und engagiert einen Killer, um die Vertragslaufzeit seiner "Kunden" künstlich zu seinen Gunsten zu verkürzen. Das ist ein neuer Aspekt in dem alten Thema und rechtfertigt irgendwie den Fall der Folge, der ja im Grunde nur Beckys Auftritt rechtfertigen sollte. Besonders ansprechend war hierbei aber, dass die Detektion wieder ein wenig mehr im Vordergrund stand. Man hatte zwar den Verdacht, dass Guy nicht der nette Freund sein kann, der er zu sein vorgibt, aber des Rätsels Lösung bekam man dann doch erst am Schluss, passenderweise serviert mit einem Auftritt von Crowley.

Der "König der Hölle" muss im Grunde gar nicht viel tun, um die Fans für sich einzunehmen. Crowley ist unheimlich gut geschrieben und Mark Sheppard holt so viel aus der Rolle heraus, dass es wahnsinnig viel Freude macht, Crowley bei seinen Tricksereien zuzuschauen. Der Seitenhieb, dass die Hölle im Vergleich zur Wall Street eine Reputation zu verlieren habe, war eine der bestgeschriebenen Stellen der Staffel und hier haben die Autoren endlich einmal wieder bewiesen, dass sie noch begeisterungsfähig für ihre eigene Arbeit sind.

Fazit

Die Folge ist sehr hell, sehr bunt und vor allen Dingen unterhaltsam. Man setzt auf Altbewährtes, was aber nur Untergeordnet eine Rolle spielt, weil der Serie im Moment eine Rückkopplung mit alten Zeiten nicht gerade im Weg steht. Das Gefühl hat also gepasst, jetzt geht es darum, bereits gemachte Fehler auszubügeln und wieder ein bisschen mehr Kreativität in die Geschichte zu bringen, ohne dabei wieder vollkommen über das Ziel hinauszuschießen. Die Goldene Mitte wäre angesagt und "Supernatural" hat noch Chancen, sie wieder für sich zu entdecken und zu nutzen. Auf jeden Fall war man mit dieser Folge auf dem richtigen Weg.

Eva Kügerl – myFanbase

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