Bewertung

Review: #1.08 Derricks Plan

Derrick Westerly hat sich dem deutschen Titel entsprechend vorgenommen, die Konstellation im Hause Gregory nach seinen Wünschen zu manifestieren. Unterdessen ist die Heimlichtuerei dem englischen Titel entsprechend großes Thema, denn Nikki Westerly und Ava Gregory haben etwas gesehen, was sie Jay nicht verraten sollen. Bradin Westerly versucht vergeblich Sarah Borden zu zähmen. Es ist also wieder viel passiert.

Sie macht Angst

Bradin hatte große Pläne mit Sarah, doch diese hat alles völlig vergessen, was gleich den Eindruck hinterlassen hat, dass Sarah Bradin nur umgarnt, wenn er ihr entgleiten könnte. Das Gefühl verstärkt sich, als Bradin sich zurück zieht und Sarah die Stalkerin raushängen lässt. Das war schon krass und die Situation macht es mir wirklich schwer, sie als Charakter richtig einzuordnen. Irgendwie mag ich sie nicht. Sie ist mir einfach zu arrogant, zu unbedacht und zu selbstbewusst, vor allem in Hinblick auf ihre Wirkung auf Jungs. Doch während ich bisher überzeugt war, dass sie einfach nur spielt und ihren Willen durchsetzen will, der ihr gerade vorschwebt, hat Sarah in dieser Episode eine ganz andere Wendung genommen. Unter ihrer Haut steckt eine zuhöchst verletzliche Jugendliche, die nach Aufmerksamkeit sucht, die sie nicht bekommen kann, weil sich ihre Eltern irgendwo im Ausland rumtreiben und offenbar nur selten anrufen. Dass sie Bradin dafür zu einer Straftat verleiten muss, passt zwar nicht ganz ins Konzept, aber um Sarahs Verzweiflung auszudrücken, ist das durchaus ein probates Mittel gewesen. Das arme, reiche Mädchen kann einem am Ende der Episode wirklich nur leid tun, als sie wie ein bedröppelter Pudel da steht und sich all ihre Schwächen eingesteht. Offenbar sind Bradin und Ava die ersten Menschen, die sich wirklich um sie sorgen, auch wenn sie ihnen Angst macht.

Dass Sarah auch noch Einiges an Reife fehlt, hat man in den Gesprächen mit Ava bzw. Bradin dann ziemlich gut zum Ausdruck bringen können, denn ihre ganze Argumentation war nicht wirklich Produkt intensiver Überlegungen sondern eher spontaner Einfälle. Besonders die Integration der sexuellen Beziehung mit Bradin konnte ich nicht wirklich nachvollziehen, weil ich den Zusammenhang zum eigentlichen Problem nicht finden konnte. Bradin hat dann auch mehr Reife in dem folgenden Gespräch. Hier kann man Sarah aber anrechnen, sie ehrlich zu sich selbst ist und auch Bradin in ihre Gefühlswelt einbezieht. Bleibt nur zu hoffen, dass diese Wandlung nicht nur kurzfristiger Natur ist oder sie all dass nicht gar teilweise spielte, um die gesuchte Aufmerksamkeit zu erhalten. Wie auch immer, Sarah hat sich in dieser Episode in einen interessanten Charakter entwickelt.

Funktionales Zelten

Derrick will Ava und Johnny Durant zu seinem neuen Elternpaar machen, was letztlich eine der Haupthandlungsstränge der Serie ist, denn eigentlich ist schon lange klar, dass es immer wieder darum gehen wird, ob Ava und Johnny wieder zusammen kommen oder nicht. Derricks Versuch ist dabei sehr niedlich und sein bockiges Verhalten, nachdem er denkt, dass er genau das Falsche bewirkt hat, weil Susannah Rexford als Ersatz-Ava Johnny zu nahe gekommen ist, trifft sein Alter genau. Jeder kleine Junge hätte wohl so reagiert. Dabei war das nur ein sehr freundschaftlicher Moment, weil sich Susannah überflüssig vorkam und von Johnny ihre wichtige Rolle in der WG sehr süß erläutert hat. Die gesamte Geschichte war zwar nur Beiwerk zur Episode, wurde aber mit viel Liebe erzählt. Die Dialoge wurden gut ausgearbeitet und haben emotionale Qualität gehabt. Auch Susannahs Gespräch mit Derrick fügt sich da ein. Sie hat genau die richtigen Worte gefunden, um Derrick aufzubauen und weiter träumen zu lassen. Und natürlich wissen bereits alle, dass Ava und Johnny zusammen gehören, selbst die Charaktere wissen es, nur eben Ava und Johnny noch nicht. Das mag jetzt nicht alles besonders spannungsverheißend sein, aber ich lasse mich einfach mal überraschen, welche Geschichten die Autoren präsentieren und das Serientraumpaar einander näher zu bringen.

Raushalten

Nikki und Ava entdecken Unglaubliches, als sie Erica mit einem anderen Mann rumknutschen sehen. Was sollen sie nun tun. Ava will sich nicht einmischen und das Gesehene einfach verschweigen. Nikki findet das nicht gut und entpuppt sich in dem Moment als die reifere Person, weil sie den Dingen auf den Grund gehen will, während Ava einfach so tut, als wäre nichts passiert. Es ist das übliche Spiel. Sagen oder nicht? Interessanterweise kommen die Menschen nur selten gleich auf die Idee, die Verursacherin zur Rede zu stellen. Es geht immer nur um den Umgang mit dem betroffenen "Opfer". Nikki will immerhin etwas mehr Gewissheit und fügt sich als falsche Freundin von Erica in die Szenerie ein. Sie meint es zwar absolut gut mit Jay Robertson, aber Empathie gegenüber Erica fehlt ihr völlig. Obwohl sie also erwachsener agiert als Ava, macht sie dies doch auf ihre naiv kindliche Art. Immerhin wird dadurch klar, warum Erica eigentlich ein Hauptcharakter der Serie ist. Sie steht endlich mehr im Mittelpunkt und es entwickelt sich urplötzlich eine regelrecht romantische Geschichte aus diesem potenziellen Trennungsdrama. Erica ist einfach nur unsicher gewesen, weil sie Jay so über die Maßen liebt, dass sie sich in die Arme ihres Ex begeben hat. Da Jay und Erica zwar zusammen aber irgendwie auch nicht richtig in einer exklusiven Beziehung gewesen sind, fühlte sie sich sehr unsicher. Das ist wohl etwas, worüber Männer nur selten nachdenken. Als Jay alles erfährt, ist er natürlich tief getroffen und das tête-á-tête scheint beendet. So wirklich bewusst ist einem die Beziehung nicht gewesen, aber die Thematik hat man ganz gut hinbekommen.

Jetzt kommen auch Ava und Nikki wieder ins Spiel, die sich für ihr bisheriges Verhalten entschuldigen und schöne Gespräche führen. Nikki und Erica haben eine ebenso tolle Szene zusammen wie später Erica und Jay (dank Avas Zutun). Man bekommt wirklich tiefe Einblicke, in die emotionale Lage von Erica und kann auch alles nachvollziehen, was nicht so einfach zu bewerkstelligen ist und eine Serie auch auszeichnet. Hier haben die Autoren erneut gute Arbeit geleistet, denn obwohl man Erica nach dem Kuss aus der Sicht von Ava und Nikki wahrnimmt und daher sehr kritisch betrachtet, gelingt es, sie später authentisch und vor allem sympathisch vorzustellen, sodass man einfach nur froh ist, dass sich am Ende alles wieder fügt und das Band zwischen Erica und Jay wohl noch enger geworden ist. Das ging dann zwar auch relativ schnell, aber da es bisher keine große Rolle gespielt hat, muss man jetzt auch nicht plötzlich eine große Storyline über mehrere Folgen daraus machen. Außerdem gibt es noch weitere Schritte, die man in kommenden Episoden genauer betrachten könnte.

Fazit

Erneut hat man Themen gefunden, die zur Serie und dem bisherigen Geschehen passen. Dass Erica und Jay mehr in den Fokus rücken, hätte es eigentlich nicht gebrauchst, ist prinzipiell aber in Ordnung, weil man hier auf einer anderen Ebene ein weiteres Pärchen betrachten kann. Es sollten nur nicht noch mehr Baustellen werden.

Emil Groth - myFanbase

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