Bewertung

Review: #14.10 Nihilismus

Foto: Jared Padalecki, Supernatural - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Jared Padalecki, Supernatural
© Warner Bros. Entertainment Inc.

"Supernatural" kehrt stark aus der Winterpause zurück und knüpft direkt an die Geschehnisse von #14.09 The Spear an. Nachdem die Geschichte in den letzten Folgen immer mehr an Fahrt aufgenommen hat, konzentriert man sich in #14.10 Nihilism völlig auf die zentrale Haupthandlung von Dean und Michael. Dies wird ganz clever auf mehreren Ebenen – einmal in der realen Welt und einmal in Deans Kopf – umgesetzt, wobei beide Erzählstränge zu großen Teilen von Jensen Ackles' beeindruckender Performance getragen werden.

"This is my life, this is the dream."

Schon alleine der Aufbau der Folge hat mir sehr gut gefallen. Dabei ist die Idee nicht neu, die Winchesters sind schon einige Male in die Köpfe anderer eingedrungen, um diese aus ihrem mentalen Gefängnis zu befreien. Eigentlich ist vom ersten Moment an klar, dass hier etwas nicht stimmt, ob es nun Dean als Barmann, Pamela, die auf wundersame Weise wieder am Leben ist, oder die merkwürdig idyllische Stimmung der Szene ist. Dieser Dean genießt sein Leben, das im Gegensatz zu einigen anderen Traumsequenzen, mit denen wir es bisher zu tun gehabt haben, doch recht realistisch wirkt. Dean besitzt eine Bar, Sam und Cas jagen derweil und wenn sich doch mal ein Monster in die Bar verirrt – nun Dean hat sein Handwerk nicht vergessen.

In der realen Welt hat derweil Michael wieder das Ruder übernommen. Man hat sich eigentlich schon denken können, dass der seine perfekte Hülle nicht einfach so gehen lässt. Von dem her war es also keine allzu große Überraschung, dass Michael eben doch noch irgendwo tief verborgen in Dean gelauert (und spioniert) hat. Den Outfitwechsel hätte es dabei gar nicht gebraucht – es ist sowieso sofort klar, dass da nicht mehr Dean vor den anderen steht. Aber der altmodische Anzug gehört einfach mit zu Michaels Erscheinung, genauso wie die coole Souveränität und Ruhe, die er in jedem Augenblick ausstrahlt. Egal, ob er jetzt doch überraschend schnell von Sam und Cas gefangen oder im Bunker angebunden wird, Michael scheint sich seiner Überlegenheit die ganze Zeit über sicher zu sein. Kontrollverlust? Pah, doch nicht bei so einem mächtigem Erzengel wie Michael.

Diese beiden doch so grundverschiedenen Charaktere werden uns in der gleichen Hülle präsentiert, und doch könnten die Unterschiede nicht deutlicher sein. Auf der einen Seite der lebensfrohe, durch und durch menschliche Dean, auf der anderen der manipulative und souveräne Michael. Jensen Ackles hat diese beiden Charaktere wirklich hervorragend gespielt, hat Auftreten, Mimik und Gestik teilweise auf ganz unauffällige Art und Weise verändert, sodass man Michael auch ganz ohne Text erkannt hätte.

"The last thing you'll see is his pretty smile as I rip you apart."

Trotz seiner betonten Gelassenheit gibt es einige Momente, in denen Michael wahrhaft angsteinflößend wird. Momente, in denen man merkt, dass hinter der gepflegt-ordentlichen Fassade eine biblische Naturgewalt steckt. Dabei geht Michael die meiste Zeit eher strategisch-manipulativ vor und versucht, die Gruppe von innen heraus aufzubrechen, indem er sie alle mit ihren Unsicherheiten konfrontiert. Er hatte ja auch mehr als genug Zeit, um sich ein Bild von Sam, Cas, Jack und Co. zu machen und ihre Schwächen herauszufinden, nicht zu vergessen die ganzen Informationen, die in Deans Kopf herumschweben. Und so behauptet er, dass Jack niemandem etwas bedeutet, dass Cas ein Komplettversager ist und dass Dean nur darauf wartet, dass Sam ihn wieder verlässt. Das Ganze hätte vielleicht geklappt, wenn sich Michael weiterhin als Dean ausgegeben hätte, so aber bemerken die anderen ziemlich schnell, dass das alles nur ein Trick ist, um sie abzulenken.

Denn auch wenn das heute etwas die Dean-und-Michael-Show war, konnten auch die anderen Charaktere ihren Teil dazu beitragen. Castiel zum Beispiel, der Michael unauffällig auf den Zahn fühlt und dabei seine Pläne erfährt (die ganz nebenbei recht enttäuschend fast deckungsgleich mit denen von Luzifer sind - die Welt vernichten, um Gott eins auszuwischen). Oder aber Sam, der erkennt, wie sie Dean am besten in seinem Kopf finden können. Oder Jack, der als letzte Bastion zurückbleibt und die Monster mit aller Kraft zurückschlägt.

"My mind, my rules."

Schließlich schaffen sie es mit vereinten Kräften, Dean aus seiner Gedankenwelt zu befreien. Die Szene, in der das trügerische Lügengebilde langsam Stück für Stück in sich zusammenbricht, je mehr sich Dean an die Realität erinnert, war echt beeindruckend umgesetzt. Die wackelnde Musik, die immer schneller laufende Zeitschleife, die Charaktere, die nacheinander einfach verpuffen und inmitten all dem Chaos Sam und Cas, die gar nicht wissen, wie ihnen geschieht. Dean fängt sich eigentlich überraschend schnell, was wohl auch ein Zeichen dafür ist, dass er nie komplett unter Michaels Kontrolle war. Und so können sie Michael schließlich in die Vorratskammer sperren - den vorrübergehenden Käfig. Wie sicher die ganze Sache ist, zeigt nicht nur das wackelnde Schloss und der tobende Michael. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Michael die Tür sprengt und sich wieder auf Dean stürzt.

So kommen wir auch schon zum kleinen Plottwist am Ende: Billies Auftritt. Die hat sich nun schon länger nicht mehr sehen lassen und bringt auch eine Storyline mit, mit der wir es zuletzt in #13.05 Advanced Thanatology zu tun hatten. Die vielen möglichen Tode des Dean Winchesters, nun alle neu geschrieben und einer deprimierender als der andere. Denn alle Wege scheinen darauf hinauszulaufen, dass er früher oder später wieder unter Michaels Kontrolle stehen und die Welt vernichten wird. Naja, bis auf einen Weg. Und genau der scheint Dean eine Heidenangst zu machen.

Nur was kann dieser Weg sein? Wenn man bedenkt, dass gerade auch in dieser Folge ein großer Fokus auf den alten Storylines lag, kann man sich natürlich fragen, ob das nur Zufall ist, oder ein Zeichen dafür, dass sich die Serie wieder auf lange zurückliegende Geschichten zurückbesinnt. Zum Beispiel die gute alte Apokalypse. Dean als Michaels Hülle, Sam als die von Luzifer. Schließlich sollte es doch genau so enden, egal welche Entscheidungen die beiden auch treffen. Nicht zu vergessen, dass Luzifer ja auch noch irgendwie herumspukt (zumindest kaufe ich Nick sein Verhalten nicht so wirklich ab). Oder ist der letzte Ausweg doch die offensichtliche Option, nämlich, dass sich Dean opfert und Michael damit mit ins Verderben zieht? Wie auch immer, ich bin sehr gespannt, was Dean in seinem Buch gelesen hat.

Fazit

Eine wirklich hervorragende Folge, in der Jensen Ackles mal wieder sein ganzes schauspielerisches Können beweisen konnte. Mit der vorläufigen Gefangennahme Michaels schließt sich – passend zur Mitte der Staffel – ein erzählerischer Kreis. Die Staffel begann mit Dean, der gerade von Michael besessen wurde und nun befindet er sich wieder in der gleichen Situation, nur dass diesmal Dean (noch) die Führung übernommen hat. Dennoch sind die Winchesters was eine Vernichtung Michaels angeht, auch nicht viel schlauer als am Anfang. Kaias Speer ist weg und viel andere Ideen gab es eigentlich nicht. Jetzt müssen sie sich schnell eine neue Alternative überlegen, denn die Türen, die Michael in Deans Geist zurückhalten, sind alles andere als stabil.

Denise D. - myFanbase

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