Review: #4.02 Die Zeugen
Nach dem zweischneidigen Staffelauftakt kann man nach der zweiten Folge der vierten Staffel endlich ein wenig aufatmen. Denn so wie es aussieht, schafft "Supernatural" bis jetzt, was kaum einer Sendung gelungen ist – eine glaubwürdige Fassung des Endzeitmotivs.
Lilith und die 66 Siegel
Jetzt wird auch klar, was sich so viele die ganze Zeit gefragt haben. Wieso der Name Lilith? Laut jüdisch-christlicher Legenden ist Lilith nämlich die erste Frau Adams, die sich der Forderung Gottes, sich dem Mann zu unterwerfen, entzog und aus dem Paradies floh. Sie wird als Vampirin, als Dämonin geschildert, als geflügeltes Mischwesen. Dadurch, dass jetzt durch Castiel herauskommt, dass Lilith die 66 Siegel brechen soll, um den Weg Luzifers zu ebnen, ist quasi ein Genie-Streich gelungen, weil einmal mehr versteckte biblische Zitate in die Serie einfließen. Die perfide Art und Weise, wie Lilith in der Storyline mit den Menschen spielt, macht die Geschichte noch einmal ein Stück weit interessanter. Von ausgelutschtem Pathos einer typischen Apokalypsen-Heldengeschichte sind wir also fürs Erste verschont geblieben.
Stattdessen haben wir es ein weiteres Mal mit einer einzigartigen Antagonistin zu tun, die sich aber ihren Showdown noch ein wenig im Unklaren lässt, was schon jetzt auf eine großartige Staffel hoffen lässt. Aber nicht nur Lilith und das Letzte Gericht machen die Sache langsam interessant, sondern auch vollkommen neue Aspekte bei den Protagonisten.
Die Winchesters
Dass sich etwas in der Beziehung der Jungs ändern wird, war ja altbekannt. Wie drastisch sich das jedoch auswirken wird, ist unklar. Dennoch scheinen bereits jetzt Ansätze davon zu sehen sein, was uns in Zukunft erwartet. Die Stimmung ist gespannt. Gespannt wie noch nie zuvor. Sam kann sich anscheinend immer noch nicht ganz von seinen Gewissensbissen freisprechen. Er sieht Dean an wie ein geprügelter Welpe, während er im Kampf so hartherzig und brutal vorgeht wie nie zuvor. Am besten zeigt das die Szene mit Meg. Der "alte" Sam hätte nie ohne weiteres auf Megs Kopf geschossen, mag sie noch so sehr böse sein, er hätte es wohl kaum übers Herz gebracht.
Dean hingegen ist weicher geworden. Die Unterhaltung mit Meg hat ihm bereits zugesetzt, während ihn später das Gespräch mit Henricksen wirklich zutiefst getroffen hat. Der emotionale Part der Serie ist also nicht verloren. Aber er scheint sich nicht mehr bei den Winchesters abzuspielen, die eigentlich dauernd streiten. Noch ist das ganz spannend, aber ewig kann es nicht so weiter gehen. Bedenkt man jetzt noch, dass Dean noch nichts von der Sam-Ruby-Geschichte weiß, dann schwant den Fans, die wegen der großartigen Beziehung der Winchesters eingeschaltet haben, nichts Gutes.
Dennoch ist es wahnsinnig spannend, die Brüder dabei zu beobachten, wie sie sich gegenseitig den letzten Nerv rauben und trotz allem versuchen, ihren Alltag, wenn man davon überhaupt sprechen kann, zu bewahren. Die Kuchen-Szene im Impala und vor allem die Schlussszene lassen neben der Spannung, die der Streit zwischen Dean und Sam aufbaut, auch wieder auf entspannte Momente der Winchesters hoffen.
Castiel
Überhaupt nichts zu bemängeln hingegen bei Castiel. Bis jetzt hat sich der Engel wacker geschlagen, rutscht kein einziges Mal in die Kitsch-Schublade ab und bleibt trotz Endzeit-Dialogen erstaunlich glaubwürdig. Mehr sogar, gegen Ende der Unterhaltung mit Dean – die meiner Meinung nach einer der Höhepunkte der ganzen Serie bis jetzt war – wird der Soldat Gottes wirklich respekteinflößend. Das ist bis jetzt genau die Art und Weise, in der man dieses Thema angehen muss. Leinenkittel und Knabenchöre hätten nämlich das Niveau der Sendung im Keller versenkt.
Ruby
Apropos im Keller – genau dort ist nach der zweiten Folge immer noch der Wert Rubys für die Sendung. Es ist zwar verständlich, dass man als Schauspielerin immer seine eigene Interpretation einer Rolle leben muss, aber nicht so. Wie Ruby während ihres Gesprächs mit Sam die Augen aufschlägt, wie weich sie in allem ist, was sie tut, das ist nicht die Dämonin der dritten Staffel. Sollte sich Genevieve Cortese noch einen Stein im Brett der Zuschauer sichern wollen, dann sei ihr ein bisschen mehr von Rubys manipulativen, zynischen und selbstsicheren Charakter wärmstens ans Herz gelegt.
Der Geisterfall und die hohe Kunst des richtigen Einsatzes von Filmblut
Der Fall selbst war genial. Die wirklichen Opfer des Kampfes gegen das Böse als Geister zurückzuschicken, die sich rächen wollen, hatte seinen Reiz. Vor allem, da man sich mit Meg Masters und Agent Henricksen zwei Glanzstücke der Nebenrollen herausgepickt hat. Dennoch hätte man noch ein wenig mehr aus der Sache herausholen können. John Winchester hätte zum Beispiel die ganze Geschichte mit dem schlechten Gewissen der Jungs komplettiert. Und anstatt gruseliger, aber unbekannter Kinder hätte man gut und gerne Bobbys Frau noch einen Auftritt verschaffen können. Dennoch war es auch so irrsinnig gut anzusehen, wie die drei Jäger mit ihren Gewissensbissen umgehen, wenn sie direkt damit konfrontiert werden.
Nicht neu, aber anscheinend in gehäufter Form haben wir es in letzter Zeit mit Filmblut zu tun. Bereits in der dritten Staffel gab es mehr als einen Ekel-Moment für die Zuschauer und in der vierten Staffel dürfte sich das ganze noch mehren. Im Staffelauftakt ausgebrannte Augen. Dieses Mal sehr lebhaft dargestellte geöffnete Torsi. Anscheinend will man auch Tarantino-Fans für die Serie begeistern. Soll uns Recht sein, solange man die Fans damit nicht irgendwann abstumpft. Was man sich allerdings vollkommen hätte sparen können: schlecht animierter Atem à la The Sixth Sense.
Fazit
Meiner Meinung nach, wenn man das jetzt schon beurteilen kann, eine wichtige Brückenepisode, die viel offen legt - an Storyline, aber auch an Veränderungen in der vierten Staffel. Die Folge besticht durch ein solide geschnürtes Rundum-Paket. Großartige Haupt- und Nebendarsteller, spannende Story mit einem Hauch Emotion. Und, das sei an dieser Stelle endlich einmal erwähnt, einem grandiosen Vorspann mit perfekt in Szene gesetztem Soundtrack. Mehr davon!
Eva K. - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: God, Are You There? It's Me... Dean WinchesterErstausstrahlung (US): 25.08.2008
Erstausstrahlung (DE): 23.08.2010
Regie: Phil Sgriccia
Drehbuch: Sera Gamble
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