Review: #5.01 Mein Name ist Luzifer
© Jenny Duckworth Photography
Was ist noch besser als ein großartiges Staffelfinale? Ein noch besserer Staffelauftakt. Wer damit gerechnet hat, dass "Supernatural" mit der Zeit langweilig oder auch nur einfallslos werden könnte, der muss sich wohl oder übel vom Ideenreichtum der ersten Folge der mittlerweile fünften Staffel eines Besseren belehren lassen.
Luzifer
Fangen wir gleich mit der Variablen X an. Dass Luzifer seinen Auftritt haben würde, war schon länger bekannt, allerdings war für mich vollkommen unklar, ob man ihn als ernstzunehmenden Charakter oder eher traurigen Abklatsch zahlreicher Filmvorlagen zu sehen bekäme. Schon nach kurzer Zeit ging die Gleichung jedoch auf und die Variable wurde – siehe da – eine positive Zahl: 666. Man kann wohl eine gewisse Sympathie für den gefallenen Erzengel nicht leugnen und doch schaffen es die Autoren es wieder einmal, ansprechende Charakterzüge mit einer solch eiskalten Bosheit zu unterlegen, dass es einem umgehend ein Schaudern über den Rücken jagt. Der Teufel wird uns, so denke ich, in nächster Zeit noch viele, viele gelungene Szenen bescheren.
Chuck & Becky
Wenn wir gerade von gelungen Szenen sprechen: Ein Hoch auf Becky, der ultimativen Persiflage auf alle Fans, die ganz verrückt nach den Winchesters sind. Selten habe ich so schallend bei dieser Serie gelacht, es war herrlich. Schon ihr erstes Gespräch mit Chuck war göttlich, als sie dann aber auf Sam traf und ihre Augen immer größer wurden, weil er wirklich und tatsächlich Realität war – genial. Herrlich. Kaum zu toppen. Sympathisch.
Aber auch ganz abgesehen von Becky finde ich gut, dass Chuck wieder mit dabei ist. Er erinnert mich in seiner nett chaotischen Art sehr an Andrew Gallagher aus der zweiten Staffel. Da ich davon ausgehe, dass diese Staffel dank dem Teufel ziemlich düster werden könnte, tut es gut, solche vollkommen positiven Charaktere wie Chuck zu haben, weil sie die Atmosphäre ein wenig entschärfen und so die Serie zwanglos aufzulockern.
Bobby & Meg
Kommen wir zu einem für mich sehr überflüssigen Auftritt – Meg Masters ist zurück. Um jetzt Verwechslungen vorzubeugen, es geht hier nicht um das Mädchen, sondern um den Dämon, der in der ersten Staffel von Meg Besitz ergriffen hat und der offensichtlich noch immer auf diesen Namen hört. Aber nicht genug, dass die "Tochter" von Azazel offensichtlich keinen eigenen Namen hat und somit irgendwie für Verwirrung sorgt, ihr gesamter Auftritt ist irgendwie überflüssig. Es ist zwar verständlich, dass man gerne alte mit neuen Fäden verknüpft, aber gerade Meg wirkt für mich langsam ein wenig abgeschmackt. Es fehlt ihr an Stil, um interessant zu sein, an Grausamkeit, um angsteinflößend zu sein und an Sexappeal, um wenigstens ein gewisses daran interessiertes Zielpublikum anzusprechen. Kurz gesagt – sogar die Crossroad-Dämonen sind unterhaltsamer als Meg.
Der zweite Punkt, der zwar von der Dramatik her nicht schlecht, aber dennoch irgendwie unglaubwürdig war, war Bobbys Besessenheit. Auf der einen Seite ist es wahnsinnig schön zu sehen, wir sehr er gegen den Dämon in sich ankämpft, als der Dean töten soll, weil es sehr viel über die Beziehung zwischen den beiden aussagt. Auf der anderen Seite ist es merkwürdig, dass er überhaupt dagegen ankämpft, weil er eigentlich Vorkehrungen gegen eine Besessenheit getroffen haben müsste. Denn wenn wir ehrlich sind – Sam und Dean haben sich gegen Dämonen geschützt, obwohl die zwei noch nie wirklich vorausschauender als Bobby waren. Natürlich ist es möglich, dass die Dämonen ihm aufgelauert haben und seine Tätowierung, sein Branding oder was auch immer, zerstört haben, aber das sind Punkte, die in einem guten Drehbuch angesprochen werden müssten. Durch solche unbeachteten Details wirken Handlungsstränge sperrig und unausgegoren. Eigentlich dürfte das in einer Serie, die bereits seit über vier Staffeln ausgestrahlt wird, nicht mehr passieren.
Zachariah & Castiel
Wiederum brillant gelöst war der Handlungsstrang der Engel. Zachariah hat zwar im letzten Staffelfinale schon bewiesen, dass man bei ihm mehr als eine Schraube im Kopf nachziehen müsste, aber in dieser Folge gibt er mir endgültig die Rechtfertigung, ihn in keinster Weise zu mögen. Hat er ernsthaft damit gerechnet, dass Dean sich nach den Strapazen mit dem himmlischen Psychopathen-Club weichklopfen lassen und seinen Körper als Hülle für Michael hergeben würde? Zacharias "Überredungskünste" habe ich im Gegensatz zum nur "nett Fragen" dann doch recht einfallsreich gefunden. Sam ohne Lungen – so etwas sieht man nicht alle Tage. Trotzdem bleibt der Engel ebenso unsympathisch wie Meg, auch wenn uns wohl beide noch länger erhalten bleiben.
Erhalten ist uns, in diesem Fall Gott sei Dank, auch Castiel. Man konnte ja damit rechnen, dass es ein Wiedersehen mit Cas gibt, aber dass es gleich in der ersten Folge stattfand, hat mich mit einem sehr wohligen Gefühl zurückgelassen. Als bekennender Fan des mittlerweile abtrünnigen Engels bin ich auch sehr beruhigt zu sehen, dass er sich wohl voll und ganz auf die Seite der Winchesters geschlagen hat. Man darf sich also auf wieder starke Szenen mit Dean und Cas freuen.
Sam & Dean
Das Wichtigste zum Schluss – die Winchesters. Diese Folge war eine Achterbahnfahrt, was die Beziehung der Brüder betrifft. Da denkt man sich ganz am Anfang, die beiden würden es irgendwie schaffen, wieder zueinander zu finden, so scheint am Ende zwischen Sam und seinem großen Bruder alles verloren. Dean scheint aufgegeben zu haben, zu Sam durchdringen zu wollen, und sich anderen Dingen zuzuwenden. Und das kann man ihm nicht einmal übel nehmen, immerhin ist er Michaels Fleischhülle, Dämonen jagen ihm hinterher, Bobby ist indirekt wegen ihm schwer verletzt worden und Luzifer ist auf dem besten Weg, die Welt zu unterwerfen. Da kann man schon einmal resignieren.
Demgegenüber aber steht Sam, der so augenscheinlich leidet, dass man ihn am liebsten in den Arm nehmen würde. Er weiß genau, wie viel wegen ihm im Argen liegt und doch hat er in bester Absicht gehandelt. So ganz verstehe ich da nicht, warum Dean in Sachen Bruderliebe die Eiszeit eingeläutet hat. Aber gut, wie auch schon in der letzten Staffel, es bleibt nur das Beste zu hoffen für die Zukunft zu hoffen.
Fazit
Es gibt wahnsinnig viel zu einer einzigen Folge zu sagen und das spricht meist für sie. Trotz einiger kleiner Schönheitsfehler ist dieser Staffelauftakt ein Knaller, weil er eine Kostprobe davon gibt, wie viel Kreativität noch im Team hinter "Supernatural" steckt. Das Potential für eine großartige Staffel ist also vorhanden, man muss es nur noch episodenweise ausschöpfen.
Eva K. – myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Sympathy for the DevilErstausstrahlung (US): 10.09.2009
Erstausstrahlung (DE): 05.09.2011
Regie: Robert Singer
Drehbuch: Eric Kripke
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