Review: #6.01 Normalität als Exil
Endlich, endlich ist die Sommerpause in den USA vorbei und das unerträgliche Warten hat ein Ende. Während diesen vier Monate hatte man wirklich genug Zeit, darüber nachzudenken und zu spekulieren, wie es denn nun weitergehen soll. Ich für meinen Teil wollte einfach, dass es überhaupt weitergeht, da mir das Ende der fünften Staffel keine Ruhe gelassen hat. Scheinbar hat das Leiden jedoch nicht mit der fünften Staffel geendet, denn auch in der neuen Staffelpremiere muss man mit so einigem fertig werden.
Apple Pie Life
Der Beginn der Folge war schon einmal mehr als nur gelungen. Deans neues Leben wurde perfekt in Szene gesetzt, indem man vergleichend sein altes gezeigt hat. Das Salz dient jetzt nur noch für die Frühstückseier und mit einer Säge werden jetzt auch nicht mehr Vampire zerstückelt. Statt mit Sam an dem Impala zu schrauben, der erschreckenderweise unbenutzt in der Garage steht, zeigt Dean Ben nun alles wissenswerte, was es im Bezug auf Autos gibt. Er nimmt jetzt eine andere Rolle ein. Die des Partners für Lisa und die des (Ersatz-)Vaters für Ben. Diese passen – wie nicht anders erwartet – sehr gut zu ihm. Die drei haben ein wirklich harmonisches Familienleben, welches man Dean schon immer gewünscht hat, doch natürlich unter ganz anderen Umständen. Das Familienleben sollte vorhanden sein, aber es fehlt in dem ganzen Bild einfach eine Person, und das ist Sam. Doch wie wurde so schön im Lied am Anfang gesagt: "Beautiful Loser, you can't have it all."
Reunion
Kommen wir nun zum wirklich kritischem Thema in dieser Folge und somit zu Sam. Zu aller erst war man mehr als nur froh darüber ihn wiederzusehen, denn man hat es sich so sehr gewünscht, dass die Winchesters endlich wieder vereint sind. Dean hat zwar sein ersehntes Familienleben bekommen, doch wer hat ernsthaft geglaubt, dass er darüber glücklich sein kann, wenn er weiß, dass sein Bruder in der Hölle verrottet? Er wollte Sam unbedingt zurück haben, und nun ist es genau dieser, der geglaubt hat, dass Dean ohne ihn ein schönes Leben leben kann.
Als Sam Dean sagt, dass er schon seit einem Jahr zurück ist, wusste man nicht so recht, ob man verzweifelt lachen oder Sam kräftig in den Hintern treten sollte. Glücklicherweise hat man sich beim weiteren Nachdenken ein wenig beruhigt, da man realisiert hat, dass Sam nur das beste für seinen Bruder wollte. Dieses Wissen kann dennoch nicht verhindern, dass man einen Punkt nicht so wirklich begreifen kann. Wie konnte Sam ernsthaft glauben, dass Dean ein "Apple Pie Life" mehr wollen würde, als zu wissen, dass sein Bruder noch am Leben ist? Es ist schon klar, dass die beiden vor allem in den letzten beiden Staffeln ihre Tiefpunkte hatten, doch hat nicht Dean immer deutlich gemacht, dass Sam für ihn das wichtigste ist? Sam hat schon recht damit, dass Dean womöglich nicht bei Lisa und Ben geblieben wäre, wenn Sam sich früher gemeldet hätte, doch in beiden Varianten ist er nicht glücklich. In der einen hätte er aber seinen Bruder.
Während des Jahres hat Sam weiter gejagt und es ist wohl kaum zu übersehen, dass er sich verändert hat. Man könnte entweder sagen, dass er reifer geworden ist oder, dass er abgehärtet wurde. Diese Veränderung bleibt zunächst nachvollziehbar, da man sich nur schlecht ausmalen kann, welche traumatischen Ereignisse er in der Hölle durchlebt haben muss. Es gibt angenehmere Kameraden als Lucifer und Michael, und deswegen kann er darüber auch noch eine Weile schweigen. Dean brauchte auch seine Zeit, bis er bereit war, über seine eigenen Erlebnisse in der Hölle zu sprechen. Nichtsdestotrotz hätte man sich im Bezug auf das Wiedersehen mit Dean einfach stärkere Emotionen gewünscht. Sams Gesichtsausdruck hätte ein wenig Freude nicht geschadet. Vielleicht ist es aber so, dass er wirklich froh war, Dean wiederzusehen, nur halt dieses Gefühl nicht so stark zum Ausdruck bringen konnte. Feststeht, dass man sich in dieser Staffel an Sams neue Art gewöhnen muss.
Das Wiedersehen mit Bobby hätte ich mir im Nachhinein auch schöner vorstellen können, und das liegt keinesfalls daran, dass man ihn nicht wiedersehen wollte, sondern vielmehr daran, was man über seine Sicht der Dinge erfährt: Bobby wusste über Sams Rückkehr bescheid und hielt es nicht für nötig, Dean davon zu erzählen. Diese Tatsache macht nicht nur Dean zu Recht wütend, sondern hoffentlich auch noch viele andere Zuschauer. Bobby hat zwar durchaus standfeste Argumente für seine Haltung, doch diese sind unter den Umständen nicht einleuchtend. So möchte man ihn nur fragen, ob er die ganzen Jahre Tomaten auf den Augen gehabt und nicht gemerkt hat, dass Dean seinen Bruder braucht.
Auffällig ist, dass Dean wieder derjenige ist, mit dem man am meisten mitleidet. Ab der vierten Staffel hat es sich so eingependelt, dass die Empathie für Dean stetig gewachsen ist, was aber nicht bedeuten soll, dass ich Sam nicht mag, doch an diesen muss man sich wieder erst aufs Neue gewöhnen, damit man einen stärkeren Bezug zu ihm aufbauen kann.
The Campbells
Nein, Dean hat noch nicht genug zu bewältigen gehabt und deswegen erfährt er auch sofort von seiner "anderen" Familie. Diese blieb, bis auf Großvater Samuel, relativ blass, doch das wird sich bestimmt noch ändern. Apropos Samuel, dieser ist, wie Sam, zurückgekommen und hat auch keine Ahnung, wieso er überhaupt zurück ist. Das klingt schon einmal vielversprechend, und generell ist die Tatsache, dass diese Familie überhaupt eingeführt wurde, ein gelungener Schachzug der Autoren, um Deans und Sams Herkunft stärker zu beleuchten. Es ist schön zu wissen, dass die Brüder nicht völlig allein sind, doch trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass mit den Campbells was nicht stimmt. Zumindest scheinen diese ein Geheimnis zu haben, welches sie Sam und Dean nicht erzählen möchten. Es ist schon mysteriös, warum sie einen der Dschinns nicht getötet, sondern stattdessen in den Van verfrachtet haben. Irgendwie kommen da einem sofort irgendwelche Experimente in den Kopf. Aus diesem Grund wird den Campbells erstmal nicht getraut, bis sie mich vom Gegenteil überzeugen können.
Den Brüdern fällt erstmal nichts Bedenkliches an ihrer Familie auf, und Sam scheint gerne mit ihnen zu arbeiten. Dass Dean trotzdem bei Lisa und Ben bleibt, ist eine logische Konsequenz, da er auf die beiden aufpassen möchte und sie bestimmt auch mittlerweile liebt. Außerdem hätte er vielleicht von Sam gerne einen besseren Grund gehört, warum er mitkommen sollte. Das Argument mit dem Jagen ist zwar gut, ein weiteres jedoch, das sich auf der emotionalen Ebene befindet, wäre besser gewesen. Dass Sam den Impala nicht annehmen wollte, ist traurig und symbolisiert zusammen mit seinem Weggang nochmal, dass Sam und Dean wirklich getrennte Leben führen.
Now and then
Es bietet sich jetzt an, noch einen Vergleich zu früher aufzustellen, da der fünf Staffeln umfassende Storyarc zu Ende ist und Sera Gamble das Steuer übernommen hat. Zuerst muss gesagt werden, dass Eric Kripke großartige Arbeit geleistet und mit den letzten fünf Staffel eine Serie kreiert hat, die Suchpotenzial aufweist. Selten habe ich bei einer Serie so mitgefiebert und mit den Charakteren so gelitten, doch damit soll es nun nicht vorbei sein. Auch wenn man sich in dieser Folge an einiges gewöhnen musste und dies bestimmt in Zukunft nicht aufhört, so wurde erneut ein solider Grundstein gelegt, um ein weiteres Jahr zu unterhalten. Man darf schließlich nicht vergessen, dass Eric Kripke seine Finger als ausführender Produzent noch im Spiel hat und Sera Gamble, wie auch der Rest des "Supernatural"-Teams, bisher mit ihrer Arbeit überzeugen konnten. Es gibt genug Bücher oder gar Filme, die mit einem zweiten Teil - mit welchem man die sechste Staffel vergleichen kann – überzeugen konnte.
Fazit
"Supernatural" is back! Die Staffelpremiere weist zwar hier und da noch ein paar Kanten auf, aber es war ein durchaus gelungener Start in ein neues Jahr, mit einem großartigen neuen Intro und wie immer phantastischen Schauspielern. Allen voran Jensen Ackles und Jared Padalecki.
Lukas Ostrowski - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Exile on Main StreetErstausstrahlung (US): 24.09.2010
Erstausstrahlung (DE): 12.07.2013
Regie: Phil Sgrricia
Drehbuch: Sera Gamble
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