Bewertung

Review: #9.07 Bad Boys

Foto: Jensen Ackles, Jus in Bello 2013 - Copyright: Sandra Meier
Jensen Ackles, Jus in Bello 2013
© Sandra Meier

#9.07 Bad Boys ist so eine Folge, in der die richtigen Zutaten eingesetzt werden, und die mit dem typischen "Supernatural"-Feeling spielt, welches vor allem in den ersten Staffeln allgegenwärtig war. Sobald die Kindheit oder das Heranwachsen der Brüder thematisiert werden, entsteht meistens eine bittersüße Episode.

"Why did you ever leave?"

Dean und Sam fahren zu einem Heim für straffällig gewordene Jugendliche, in dem der ältere Winchester früher mal zwei Monate verbracht hat. Und beim Schauen der Folge wird einem Stück für Stück klar, wie glücklich Dean damals in dem Heim gewesen ist. Zunächst dachte man noch ähnlich wie Sam, dass die Zeit im Heim für Dean mit einem tragischen Ereignis verbunden ist, doch die Wahrheit sieht ganz anders aus. Noch nie zuvor hat man den älteren Winchester so gelassen und entspannt gesehen wie in diesen Flashbacks. Der damals 16-Jährige blühte regelrecht auf und war sogar gut in der Schule, was untypisch für diesen Charakter ist. Darüber hinaus gewann Dean sogar eine Wrestling-Auszeichnung, bei deren Anblick Sam realisiert haben muss, dass sein Bruder ihm eher die Details einer schönen Erfahrung verheimlicht.

Der Grund für das Verheimlichen ist – wie sollte es auch anders sein – mit einer bittersüßen Erkenntnis verbunden. Sam und Dean hatten also beide und jeweils getrennt voreinander eine glückliche Zeit fernab vom Familienunternehmen gehabt. Trotzdem entscheiden sich die Brüder letztlich immer füreinander und lassen dabei irgendwas zurück. Dean hatte in dem Fall seine erste Freundin (unser Casanova hatte erst mit 16 Jahren seinen ersten Kuss!) und genoss ein gewöhnliches Leben. Doch als der Vater auftaucht, um Dean abzuholen, entscheidet dieser sich beim Anblick des kleinen Sam, der im Auto wartet, letztlich aus freien Stücken für ein Leben mit seiner Familie. Ein gewisser Zwang ging zwar von Johns aufdringlichem Hupen mit dem Impala aus, aber es muss festgehalten werden, dass Dean freiwillig das Heim verlassen hat. Für Sam. Und solche Entscheidungen sind ein zweischneidiges Schwert. Einerseits sind das berührende Gesten, anderseits zerreißt es einem fast das Herz, weil man weiß, was die Brüder jedes Mal dabei aufgeben.

Obwohl Dean seinem Bruder gegenüber nicht viel preisgibt, versteht Sam heute dennoch Deans Beweggründe. Er hat es durchschaut und weiß, dass Dean seinetwegen Robin und Sonny hinter sich gelassen hat. Wann hat sich Dean auch jemals gegen seinen Bruder entschieden? Deswegen bedankt sich Sam bei Dean, was - und das muss fast schon mit Bedauern festgehalten werden - in der Vergangenheit nicht so häufig der Fall war. Dean möchte zwar auf diese "Gefühlsduselei", wie er es sagen würde, nicht wirklich eingehen, aber dieses simple Dankeschön muss ihm viel bedeuten. Ebenso wie Sam hat Dean so einige Dinge in seinem Leben für die Familie aufgegeben und der jüngere Winchester weiß das jetzt zu schätzen.

Damit ist Sam ein ganzes Stück weiter als noch zu Beginn der achten Staffel oder besonders damals in der Folge #5.16 Sonnenfinsternis. In dieser Folge, als Dean und Sam im Himmel waren, musste Dean erfahren, dass sein Bruder mal weggelaufen war und danach eine glückliche Zeit hatte. Währenddessen hatte der ältere Winchester jedoch panisch nach seinem Bruder gesucht, ohne dass Sam Deans Perspektive mal berücksichtigte. So waren die beiden bisher ausgelegt. Auf der einen Seite Deans Selbstlosigkeit und auf der anderen Seite Sams Freigeist. Im Verlauf der achten Staffel (insbesondere dem Finale) wurde an diesem Konzept allerdings gearbeitet und Sam machte unmissverständlich klar, dass er seinen Bruder nie mehr enttäuschen will.

Gerade im Hinblick auf solche positiven Entwicklungen in der zwischenmenschlichen Beziehung der Brüder macht es einem Sorgen zu wissen, dass Dean Sam noch von Ezekiel erzählen muss. Dieses Geheimnis hängt wie ein Damoklesschwert über den beiden und als Zuschauer kann man nur hoffen, dass die aktuellen Entwicklungen durch die Enthüllung nicht zunichte gemacht werden.

Es muss noch die gute Arbeit des Jungschauspielers Dylan Everett betont werden. Zwar ähnelt er vom Äußeren her nicht dem späteren Dean, da haben andere Jungschauspieler vor ihm besser gepasst, doch dafür fängt er den Charakter gekonnt ein. Von der Arroganz bis hin zur Unsicherheit in der Nähe von Robin schafft es Dylan, Deans typisches Verhalten darzustellen. Eigentlich haben alle Jungschauspieler der Brüder bisher eine ordentliche Arbeit geleistet.

Der kleine Timmy hat in Kombination mit Dean in den Gegenwartsszenen darüber hinaus wunderbar funktioniert. Es steht dem älteren Winchester einfach, wenn er mit Kindern interagiert und da kann ich mir gut vorstellen, dass Dean einen liebevollen Vater abgeben würde. Die Geistergeschichte wurde dieses Mal anders aufgezogen und hat einen traurigen Eindruck gemacht. Traurig deswegen, weil Timmy auf eine so grausame Weise seine Mutter verloren hat. Seitdem steht er unter ihrem Schutz, denn selbst als Geist lässt ihn seine Mutter nicht aus den Augen. Es ist also möglich, dass ein Mensch als eine Art Anker dafür verantwortlich ist, wenn ein Geist nicht ins Jenseits hinübergeht. Demnach ist ein Gegenstand oder Überbleibsel des Verstorbenen nicht der einzige Anhaltspunkt. In Zukunft sollten das die Brüder im Hinterkopf behalten, wenn sie es mit weiteren Geistern zu tun bekommen.

Fazit

Der Zuschauer erhaschte einen weiteren Einblick in Deans Vergangenheit, was zwar keine neuen Facetten dieses Charakters ans Licht brachte, aber dennoch zu überzeugen wusste. Die richtigen Zutaten für eine berührende Folge sind halt allzeit bekannt. Sams Dankbarkeit zum Schluss kann allerdings als ein neuer Impuls aufgenommen werden.

Lukas Ostrowski - myFanbase

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