Review: #9.16 Jäger der verlorenen Klinge
Ein erneutes Warten auf ein Wiedersehen mit Crowley hat sich vollkommen gelohnt, denn der König der Hölle dominiert die ganze Folge und ist ein wesentlicher Bestandteil dessen, dass viele Szenen so unterhaltend ausfallen. Das hilft einem dabei - zumindest ein wenig - darüber hinwegzusehen, dass bei den Brüdern in dieser Woche überhaupt gar keine Fortschritte gemacht werden und sogar nicht mal mehr ansatzweise zu spüren ist, dass eine Aussprache der beiden noch aussteht.
"You're right, Moose, you can't trust me, sadly I can't trust you either."
Es lässt sich einfach nicht mehr übersehen, dass sich etwas in der Dynamik zwischen den Brüdern und Crowley geändert hat. Seitdem der König der Hölle seine Menschlichkeit hier und da zum Besten geben darf, stecken die Interaktionen des Dämons mit den Winchesters voller Potenzial. Jedenfalls kam ich aus dem Schmunzeln gar nicht mehr heraus, als Dean fast schon besorgt und auf jeden Fall verzweifelt versucht, Crowley zu erreichen, der sich jedoch in einer ganz anderen Welt befindet. Und nein, damit ist nicht ein physischer Ort gemeint, denn in bester Drogenjunkie-Manier sucht Crowley einen Trip nach dem anderen, wobei Menschenblut seine Droge der Wahl ist, die die unterhaltsamsten Züge des Dämons zum Vorschein bringt. Dass er beim Schauen des Klassikers "Casablanca" weinen musste, ist vielleicht ein wenig zu dick aufgetragen, doch diese Sentimentalität ist eben auch sehr sympathisch. Die Intervention der Brüder war dann sogleich die nächste herrliche Szene, als Sam und Dean die strengen Eltern spielen durften und Crowley ausgerechnet den Brüdern vorwirft, dass sie doch nicht wissen, wie schwer es ist, menschlich zu sein.
Solche Momente funktionieren auch deswegen so gut, weil die Autoren bisher nachvollziehbar zeigen konnten, warum die Winchesters immer wieder dazu gezwungen sind, mit dem König der Hölle zusammenzuarbeiten. Dean ist im hohen Maß von Crowley abhängig, da der Dämon ihm "die erste Klinge" beschaffen soll. Das Problem an der ganzen Sache ist jetzt aber, dass Abaddon von diesem Vorhaben Wind bekommen hat und alles daran setzt, den Brüdern zuvorzukommen. Somit startet also ein Wettlauf gegen die Zeit, bei dem man sich als Zuschauer einfach zurücklehnen und die Show genießen kann.
Ein weiteres Highlight ist dabei sicherlich, dass Crowley eine Bromance zu Sam aufbauen möchte, indem er dem jüngeren Winchester ihre Verbundenheit durch die Ereignisse des achten Staffelfinales zu erklären versucht, was bei Sam aber auf taube Ohren stößt. Sein Geduldsfaden reißt schnell und er macht keinen Halt davor, zu betonen, dass Crowley nur ein Mittel zum Zweck ist. Im Gegensatz zu Sams ist Deans Geduld da schon strapazierfähiger. Zumindest wirkte er nicht genauso entschlossen wie sein Bruder, Crowley mit "der ersten Klinge" umzubringen, sobald der Dämon ihnen nicht mehr von Nutzen ist. Vielleicht interpretiere ich da gerade etwas hinein, aber bei Dean war ein Zögern zu sehen, als ihn Sam darauf angesprochen hat. Als müsste er wirklich darüber nachdenken, was schon was zu bedeuten hat. Eine längerfristige Annäherung des Dämons zu den Brüdern würde ich jedenfalls nur allzu gerne sehen.
Davon einmal abgesehen, Crowley liefert Sam und Dean wesentliche Infos zu dem Aufenthaltsort eines ehemaligen "Men of Letters", der ein Genie in puncto Schutzmaßnahmen und dazu im Besitz der "der ersten Klinge" ist. Cuthbert Sinclair wurde damals aus der Organisation verbannt und es dauert nur wenige Augenblicke, um nachzuvollziehen, warum das wohl passiert ist. Jemand, der Gestaltwandler als Haustiere hält und in einem Haus ohne Fenster lebt, dem fehlt anscheinend die frische Luft und der Wahnsinn ist Cuthbert ins Gesicht geschrieben. Mit einer fast schon lächerlichen Leichtigkeit überwältigt er die Brüder mit Zaubersprüchen und hätte aus Dean mitsamt der Klinge fast schon sein nächstes Werkzeug gemacht, um irgendeinen mysteriösen Plan zu verfolgen. Soweit konnte es jedoch nicht kommen, denn trotz Sams Rettungsaktion ist es Crowley zu verdanken, dass Dean befreit wird und Cuthbert anschließend mit der Klinge köpfen konnte. Kain hatte damals schon zu Dean gesagt, dass mit dem Mal eine Bürde einhergeht und in dieser Folge sah man zum ersten Mal die beängstigenden Anzeichen davon. Mit der Klinge in der Hand änderte sich Deans Verhalten schlagartig und es dauerte eine Weile, bis Sam zu ihm durchdringen konnte. Die Waffe ist dadurch getrieben zu töten und nach Deans Gesichtsausdruck zu urteilen, mutierte er für kurze Zeit in einen Killer.
Seit Anbeginn der Serie war es eher Sam gewesen, der sich mit seiner dunklen Seite auseinandersetzen musste und jetzt ist anscheinend Dean an der Reihe. Hieraus könnte eine spannende Storyline entstehen, denn das Kainsmal birgt für Dean noch ungeahnte Konsequenzen in sich. Und aus der Tatsache heraus, dass Sam letztlich in der Lage war, Dean zur Besinnung zu bringen, besteht die Möglichkeit mit dieser Storyline auch den Bruderkonflikt zu thematisieren. Sam könnte für Dean zu einer Art Anker werden, der ihn an seine Menschlichkeit bindet, schließlich hat die Klinge einen dämonischen Ursprung. Durch so eine Situation könnten die Brüder wieder zueinander finden. Und da in der Serie bereits ein Bezug auf Kain und Abel genommen wurde, wäre es zudem durchaus vorstellbar, wenn die Klinge einen Kampf zwischen Sam und Dean provozieren würde. Ob das allerdings eine gute Idee wäre und ich nicht vielleicht gerade sowieso abschweife, steht natürlich auf einem anderen Blatt.
Zum Schluss bekommt man es mit dem dramatischsten Opfer in dieser Staffel zu tun, denn Abaddons Dämonen haben tatsächlich Deans Baby zerkratzt. Wenn schon der Impala leiden muss, dann gibt es kein Halten mehr. Es wird Blut fließen und Abaddon muss sich auf einen rachsüchtigen Dean gefasst machen. Und während der ältere Winchester sich seinem Auto zuwendet, möchte Sam den Moment sofort ausnutzen, um Crowley zu töten, der sich allerdings nicht lumpen lässt. Sam war auch alles andere als diskret und es war schließlich abzusehen, dass diese großartige Zusammenarbeit enden musste, ich wünschte nur, sie hätte noch länger angehalten. Crowley nahm die Waffe jedenfalls an sich und wird sie den Brüdern erst dann zur Verfügung stellen, wenn sie Abaddon lokalisiert haben.
Fazit
In dieser Staffel hat Crowley fast schon einen ähnlichen Effekt wie Charlie und bereichert eine Folge ungemein. Die Anzeichen seiner Menschlichkeit machen diesen Charakter nicht nur sympathischer, sondern sorgen darüber hinaus für noch mehr Witz und Charme. Mit dem Kainsmal hat Dean eine Bürde auf sich genommen, die gleichermaßen Gefahr und Spannung verspricht. Hätten es die Autoren dann noch geschafft, zwischen den Brüdern für ein paar klärende Momente zu sorgen, wäre bei der Folge eine noch höhere Punktzahl drin gewesen. So macht es einen unrealistischen Eindruck, wie lange die Bruder ihren Konflikt verdrängen können.
Lukas Ostrowski - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Blade RunnersErstausstrahlung (US): 18.03.2014
Erstausstrahlung (DE): 15.02.2016
Regie: Serge Ladouceur
Drehbuch: Brad Buckner & Eugenie Ross-Leming
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