Bewertung

Review: #12.05 Blutsverwandtschaft

Foto: Jared Padalecki, Supernatural - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Jared Padalecki, Supernatural
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Der Episodenname #12.05 The One You've Been Waiting For hat Raum für einige Spekulationen gelassen. Aber bei aller Fantasie - auf Zombie-Nazi-Nekromanten, die mit einer alten Horkrux-mäßigen Taschenuhr Hitler höchstpersönlich wiederbeleben wollen... okay, darauf wäre wohl niemand gekommen. Da wäre mir schon einiges anderes eingefallen: Körpertausch, Musical-Episode, Parallelwelten. So konnte man zwar wieder an die Thule-Storyline aus #8.13 Everybody Hates Hitler anschließen, aber nicht zuletzt wegen dem mehr als unglücklichen Timing ist die Episode etwas merkwürdig und unpassend gewesen.

"Nazis, I hate these guys!"

Mit diesem "Indiana Jones"-Zitat hat Dean wohl die Meinung der meisten ziemlich treffend wiedergegeben. Doch einen großen Nachteil haben diese Episoden immer: Man wird als Deutscher mal wieder gezwungen, im englischen Original schreckliches Deutsch zu hören. Hilfe.

Die ganze Geschichte rund um die antike Taschenuhr und dem Plan der Nazi-Nekromanten, Hitler wiederauferstehen zu lassen, ist so verrückt, dass sie eigentlich perfekt in die Reihe der skurrilen Episoden passt, die "Supernatural" im Laufe der Jahre immer wieder gern gebracht hat. Filler-Episoden, die einen mal so richtig aus dem üblichen Monster-Of-The-Week-Trott reißen und meistens viel Spaß machen. Und auch hier konnte man viel lachen. Zum Beispiel über die wirklich haarsträubende Geschichte, dass Hitler damals von Nauhaus gerettet wurde.

Doch auch wenn die Folge ganz klar eine gut gemeinte Veralberung von Nazis sein sollte, wie man es im amerikanischen Fernsehen so oft zu sehen bekommt, war alles dann doch etwas zu viel. Zum Beispiel das Portrait von Hitler. Die Serie neigt zwar dazu, die ganz großen Bösen skurril und amüsant darzustellen, wie Luzifer oder Gott, aber wenn es dann um eine reelle historische Figur geht - und ausgerechnet auch noch Hitler - ist dieser Weg vielleicht etwas unpassend gewesen. Trotz Gil Darnells ausdrucksstarker Darstellung und einer wirklich faszinierenden "Horkrux-Öffnung" mitsamt obligatorischem Hakenkreuz hätte dieser Hitler wohl besser in eine Sketch-Comedy Show gepasst, als in "Supernatural". Von dem her kann man Dean gleich in mehrerer Hinsicht dafür danken, dass er Hitler umgebracht hat. Den Kuchen hat er sich auf jeden Fall verdient.

Aber wie schon gesagt, es war der Ausstrahlungszeitpunkt, der die Episode in ein anderes Licht gerückt hat. Die Präsidentschaftswahl in den USA mit Donald Trumps Sieg und der darauffolgenden Schock, der Amerika in Atem hält, liegt nur wenige Tage zurück. Ohne jetzt zu sehr ins Politische zu gehen, aber man kann diese Folge einfach nicht komplett neutral sehen. Dafür hat man in den letzten Monaten auch hier einfach zu viel von den politischen Vorgängen in Amerika mitbekommen. Da fallen einem plötzlich einige Szenen in der Folge auf, die einem unglaublich bekannt vorkommen. Nauhaus hält seinem Sohn vor, dass seine Generation eine stärkere Hand braucht, dass damals alles besser war. Später meint er, dass es keine bessere Zeit geben könnte, als jetzt, um Hitler zurückzubringen. Und Hitler höchstpersönlich scherzt darüber, was er heutzutage mit einem Twitter-Account bewirken könnte. Dass all das einfach nur Zufall war, kann ich mir nicht wirklich vorstellen. Dafür liegt das alles viel zu nahe an der Realität. Vielleicht ist diese Folge also in gewisser Weise ein dramaturgischer Seitenhieb der Writer auf die politische Situation des letzten Jahres. Nur hätte eben kaum einer damit gerechnet, dass Trump diese Wahl tatsächlich gewinnt. Jetzt scheinen die lächerlichen Szenen gerade für viele Amerikaner eben nicht mehr ganz so lustig.

"There are times when you run and times when you fight."

Durch die verrückte Haupthandlung sind Sam und Dean fast ein bisschen in den Hintergrund gerückt. So bekommen wir diesmal keine tiefsinnigen Gespräche oder ähnliches zu sehen. Doch der Symbolismus ist nach wie vor klar erkennbar. Allem voran erzählt Sam Ellie - wie auch den Opfern vor ihr in Staffel 12 - von seiner Vergangenheit. Diesmal ist es nicht das Dämonenblut, sondern seine Bestimmung, Luzifers Hülle zu sein. Schon wieder kommen wir auf seine Verbindung mit Luzifer zurück. Das kann doch kein Zufall sein! Und dann ist da noch Ellie, die die ganze Zeit nur vor ihrem Leben davonrennt - und sich schlussendlich dazu entschließt, damit aufzuhören. Können wir daraus also schließen, dass das als Parallele zu Mary zu deuten ist und wir die bald wieder zu sehen bekommen?

Randnotizen:

  • Aarons Auftritt hätte ich mir auch größer gewünscht. Mit seinem Golem hätten er, Dean und Sam ein tolles Team abgegeben. So eine Verschwendung.
  • War es Zufall, dass Dean in einer Folge, die "the one you've been waiting for" heißt, ausgerechnet ein Schiff zerstört, oder ein geschickter Wink an die Destiel-Shipper?
  • Als Aufheiterung nach dem Wahlergebnis hat Jensen Ackles übrigens einen Outtake von der Szene, in der Dean gerade zu Sam und Ellie ins Zimmer kommt, auf seinem Facebook-Account gepostet. Jensen unter Espressoeinfluss - herrlich.

Fazit

Eine Folge, die mit ihrem Humor, gerade auch im Hinblick auf die aktuellen Geschehnisse, hier und da vielleicht ein bisschen danebengegriffen hat. Nachdem sich so gar nichts bei den Haupthandlungssträngen getan hat und auch kein wirklicher Gruselfaktor vorhanden war, ist das für mich, trotz einiger lustiger Szenen, die bis jetzt schwächste Folge von Staffel 12.

Denise D. - myFanbase

Die Serie "Supernatural" ansehen:


Vorherige Review:
#12.04 Ein amerikanischer Albtraum
Alle ReviewsNächste Review:
#12.06 Das Leben des Asa Fox

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Supernatural" über die Folge #12.05 Blutsverwandtschaft diskutieren.