Bewertung

Review: #12.04 Ein amerikanischer Albtraum

Foto: Jensen Ackles, Supernatural - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Jensen Ackles, Supernatural
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Kaum ist Mama Winchester aus dem Haus, geht das Leben für Sam und Dean wieder in den üblichen Alltag über. Mit #12.04 American Nightmare werden dabei nicht nur an allen Ecken und Enden Erinnerungen eingebaut, es ist auch eine der besten Horror-Episoden seit langem.

"Magda is our cross to bear."

Wenn "Supernatural" eines bewiesen hat, dann dass Menschen häufig die schlimmsten Monster von allen sind. Ob #1.15 The Benders oder #4.11 Family Remains, es waren genau diese Folgen, die die verstörendsten Momente der Serie hervorgebracht haben, ganz einfach, weil sie eben auch im realen Leben passieren könnten. Und auch wenn Magda übernatürliche Fähigkeiten hatte, waren es doch die Taten der Familie, allen voran der Mutter, die man als wirklich monsterhaft bezeichnen kann. Erneut bekommen wir in Staffel 12 Folter zu sehen. Dieses Mal mit einem religiösen Touch, der gerade durch die Inszenierung der Tode der Opfer wirklich toll gewirkt hat. Wie Olivia Sanchez da am Anfang den Mittelgang der Kirche heruntergeschritten ist und dabei langsam zu Tode kommt, sah schon spektakulär aus. Die Selbstfolterungsszenen von Magda waren dann um einiges schwerer mitanzusehen. Das hatte ja schon fast exorzistische Züge. Überhaupt hat einem das Mädchen einfach nur leidgetan.

Kommen wir zu den ganzen kleinen Erinnerungen, die in die Folge eingebaut wurden. Zunächst einmal springen einem die Parallelen zu #1.14 Nightmare förmlich ins Auge. Schon der Episodentitel "American Nightmare" ist ein deutlicher Wink. die Priesterverkleidung auch. Die Geschichte kommt einem ebenfalls bekannt vor. Eine junge Person, die übernatürliche und speziell telepathische Fähigkeiten hat und ihre Familie angreift. Damals war es Max Miller, der als eines der speziellen Kinder von Azazel durchgedreht ist. Nur dass Sam Magda im Gegensatz zu Max retten konnte. Auch wenn sie ihre Freiheit letztlich nicht lange genießen konnte.

"It didn't make me the devil. It made me who I am."

Natürlich erinnert einen die ganze Geschichte mit den jungen Menschen mit psychischen Fähigkeiten auch ohne die Hinweise an Azazel. Sam hat das alles schon selbst durchgemacht und weiß deswegen genau, wie sich Magda fühlt. Denn auch er hat sich von seiner Familie entfremdet gefühlt, auch er hat darunter gelitten und scheint nun mit seiner Vergangenheit im Reinen zu sein. Es war wirklich herzzerreißend, das vorsichtige Lächeln von Magda zu sehen, die vermutlich zum ersten Mal seit dem Ausbruch ihrer Fähigkeiten mit aufrichtiger Freundlichkeit angesprochen wurde. Überhaupt war das Gespräch der beiden eine der besten Szenen der Folge.

Trotzdem frage ich mich, ob die Parallelen zur Dämonenblut-Storyline nur verwendet wurden, um den Fall persönlicher zu machen, oder ob da mehr dahinter steckt. Azazel wurde ja auch schon von Mary erwähnt. Die ganze Storyline um Azazels "spezielle Kinder" sollte damals Luzifer helfen, an die Macht zu kommen. Und Sam zu finden, der als wahre Hülle für Luzifer von unglaublichen Wert ist. Jetzt gerade mag Vince vielleicht auf den Meeresgrund verbannt sein, doch wenn Luzifer zurückkommt, wird er eine neue Hülle brauchen. Kommen wir dann also vielleicht wieder auf diese Storyline zurück?

"Sometimes to figure things out a person needs space."

Nachdem man in der letzten Folge förmlich sehen konnte, wie Marys Abschied Dean das Herz gebrochen hat, verhält er sich jetzt genau so, wie man erwarten konnte. Nicht drüber reden, jede Art von Gesprächsversuchen von Sam abschmettern und sich in den Fall verrennen. Dabei springt ihm das Thema Familie auch noch überall entgegen und man sieht ihn wehmütig eine Mutter mit Kind in der Kirche beobachten. So leid er einem auch tun kann, ich bin froh, dass Deans abwehrendes Verhalten nicht lange angehalten hat. Schließlich hatte Mary einen guten Grund, ihre Söhne zu verlassen und außerdem haben die Brüder - wie Sam schon ganz richtig gesagt hat - selbst auch eine Vergangenheit, die davon geprägt war, dass einer der beiden gegangen ist, nur um später zurückzukommen. Natürlich hat Marys Weggang Dean tiefer getroffen, als nur die bloße Entfernung. Für ihn klang es so, als wollte sie nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Immerhin scheint die SMS Dean erst einmal beruhigt zu haben.

Die britischen Men of Letters

Zwar haben die Men of Letters diesmal keinen Kontakt zu den Winchesters aufgenommen, dafür scheinen sie sie jetzt heimlich zu verfolgen. Der mysteriöse Mann auf dem schwarzen Motorrad (das Dean nebenbei schon in der letzten Folge bewundert hat) ist ein Mr. Ketch und anscheinend unser Men of Letters James Bond. Noch ist es nur seine Aufgabe, hinter den Brüdern aufzuräumen, wenn sie ihren Job nicht richtig beendet haben. Soll heißen: Wenn nicht alles ausgemerzt ist, was auch nur ansatzweise übernatürliche Züge hat. Sein gnadenloser Mord an Magda hat ihn nicht nur sofort zum neuen Feind Nummer eins erklärt, sondern hat auch das große Problem der britischen Men of Letters aufgezeigt: Bei ihnen gibt es nur schwarz und weiß. Monster oder kein Monster. Dass Magda ihrem grauenhaften Dasein eben erst entkommen ist und nun ein neues Leben starten möchte, ohne irgendjemanden zu verletzen, das interessiert nicht.

Es ist jetzt wohl nur eine Frage der Zeit, bis Sam und Dean den Machenschaften der Men of Letters auf die Schliche kommen. Hoffentlich bevor noch weitere freundliche Kreaturen sterben müssen.

Randnotizen:

  • Die Priesterkostüme habe ich noch gefasst aufgenommen, aber bei dem braven Pulli-Look der beiden musste ich dann doch laut losprusten.
  • Die gefälschten Agentennamen "DeNiro" und "Penn" spielen übrigens auf den Film "Wir sind keine Engel" (1989) an, in dem die beiden Schauspieler sich als Priester verkleidet verstecken.
  • "Do you know God, gentlemen?" - "Yeah, we're... we're besties." - Einfach herrlich!

Fazit

Eine sehr unterhaltsame Episode, die die Haupthandlungsstränge in den Hintergrund gedrängt hat. Die Tendenz, das Feeling der ersten "Supernatural"-Staffeln zurückzuholen, ist wieder deutlich spürbar, wodurch es überhaupt nicht gestört hat, dass es eine Filler-Episode war. Nachdem Mary jetzt wohl für einige Zeit alleine sein möchte und Castiel und Crowley Luzifer suchen, können sich Sam und Dean wieder der Monsterjagd widmen. Mal sehen, wie lange es dauert, bis ihre Wege sich mit Mr. Ketch kreuzen.

Denise D. - myFanbase

Die Serie "Supernatural" ansehen:


Vorherige Review:
#12.02 Mamma Mia
Alle ReviewsNächste Review:
#12.05 Blutsverwandtschaft

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Supernatural" über die Folge #12.04 Ein amerikanischer Albtraum diskutieren.