Bewertung

Review: #1.03 Portrait meines Vaters

Nachdem Regina und Daphne nun bei den Kennishes eingezogen sind, stellt sich natürlich sofort das Problem, wie man die neuen Hausgäste den Freunden und Nachbarn erklärt. Doch dies ist nicht die einzige Schwierigkeit mit der die beiden Familien zu kämpfen haben, ihre unterschiedliche Lebensweise, sowie die verschiedenen Interessen führen sofort zu Enttäuschungen und kleinen Auseinandersetzungen.

"Crazy idea we could tell everybody our daughters were switched at birth and this seem a good way to get to know them."

Regina und Kathryn kommen und leben in vollkommen unterschiedlichen Verhältnissen, so ist es nicht verwunderlich, dass es zwischen ihnen zu Differenzen und kleineren Auseinandersetzungen kommt. Ehrlich gesagt war ich erstaunt darüber, dass die Situation nicht mehr eskaliert ist, denn nicht nur die verschiedenen Lebensverhältnisse unterscheiden die beiden Frauen, sondern auch ihr Umgang mit der Situation, in der sie momentan stecken.

So geht Regina gegenüber ihren Freunden mit der Situation sehr gelassen und offen um. Ihre Freundin Melody weiß über die Situation Bescheid und Regina würde, könnte sie alleine entscheiden, auch gegenüber den Nachbarn und Freunden der Kennishes ganz offen über die Verwechslung im Krankenhaus reden. Kathryn sieht dies jedoch ganz anders. In ihrem Umfeld hat niemand darüber Kenntnis, dass Daphne und Bay bei ihrer Geburt im Krankenhaus verwechselt wurden und sie über all die Jahre nicht ihre leibliche Tochter großgezogen hat. Dies hat natürlich auch zur Folge, dass Kathryn niemand hat mit dem sie über ihre Probleme reden kann und so kommt in ihr sicherlich das Gefühl der Eifersucht hoch, als sie sieht, was für eine Freundschaft Melody und Regina verbindet.

Aber auch im Verhalten zu ihren leiblichen Töchtern könnten Regina und Kathryn nicht unterschiedlicher sein. Während Kathryn alles tut, um Daphne nahe zu sein, so werde ich das Gefühl nicht los, dass Regina Bay eher auf Abstand hält. So kauft Kathryn Daphne jede Menge Kleider und Schuhe, um sie zu verwöhnen und ihr eine Freude zu machen. Doch ich denke hinter dieser Geste steckt noch viel mehr als das. Einerseits zeigt Kathryn zwar so ihre Zuneigung zu Daphne, anderseits tut sie aber auch etwas von dem sie weiß, dass es Regina aus finanziellen Gründen niemals tun kann und somit schafft sie es auf diese Weise, Regina auszustechen.

Dazu kommt, dass die Familie Kennish in einer Welt zuhause ist, in der Ansehen und Geld eine wichtige Rolle spielen. Dies macht sich auch bemerkbar, als Kathryn unbedingt will, dass Regina in einem angesehen Friseursalon arbeitet und nicht bei sich Zuhause ihre bisherige Kundschaft bedient, den was würden die Nachbarn darüber denken, wenn plötzlich Leute aus einem "Armenviertel" bei den Kennishs ein- und ausgehen. So bewegt sich Kathryn die ganze Folge über in einem Dilemma zwischen ihrer Lebensform und dem Willen, sich auch in Daphnes Leben einzubinden, ohne dabei ihren Status und den ihrer Familie in der Gesellschaft zu verlieren. Insgeheim macht sie sich jedoch vor allem Vorwürfe darüber, dass sie beim einzigen versagt hat, indem sie wirklich gut ist: im Mutter sein. Sie denkt, dass sie hätte erkennen müssen, dass Bay nicht ihre leibliche Tochter ist und sie hat unglaubliche Angst davor, dass ihre sogenannten Freunde ihr genau diese Tatsache vorhalten würden.

Mir hat sehr gut gefallen, dass sich Regina und Kathryn in dieser Folge zwar etwas näher kommen, ohne dass der Eindruck entstehen könnte, dass sich zwischen den zwei Frauen in nächster Zeit eine wirkliche Freundschaft entwickelt. Denn Regina und Kathryn befinden sich zwar in derselben Situation, sind aber so grundverschieden, dass sie, wären ihre Töchter nicht im Krankenhaus vertauscht worden, wohl nie ein Wort miteinander gewechselt hätten. Trotzdem denke ich, dass beide voneinander etwas lernen können. So hat Kathryn es in dieser Folge geschafft, über ihren Schatten zu springen und mit ihrer Freundin über die Verwechslungsgeschichte zu reden. Hätte Regina sie nicht dazu aufgefordert, wäre dies wohl nicht passiert. Umgekehrt hoffe ich, dass Regina sich ein Stück von Kathryns Umgang mit Daphne abschneidet und somit vielleicht auch einmal von sich aus auf Bay zugeht.

"He's not a big fan of quit." – "You know, you don’t have to let him push you like that." – "Never mind. I mean that’s what having a dad is like? Right?"

Während sich Daphnes und Kathryns Beziehung in dieser Folge vor allem darauf beschränkt, dass Kathryn Daphne mit Kleidern und Schuhen überhäuft, vertieft sich die Beziehung zwischen Daphne und John, vor allem durch die gemeinsame Liebe zum Basketball. John findet in Daphne etwas, was er in Bay nie hatte, nämlich eine Tochter, die seine Freude am Basketballspielen teilt. So kommt es, dass er fast besessen davon wird, Daphnes Spielzüge und ihre Wurftechnik zu verbessern. Am Anfang scheint auch Daphne Freunde an dem gemeinsamen Interessen mit ihrem Vater zu haben, doch schon bald wird klar, dass Johns Besessenheit Daphne immer mehr erdrückt.

Verständlich ist die Situation von beiden Seiten aus gesehen. John findet in Daphne endlich jemanden der seine Liebe zum Basketballspiel teilt und er kann so nicht nur ein gemeinsames Interesse mit seiner Tochter teilen, sondern auch Zeit mit ihr verbringen und sie dadurch näher kennenlernen. Daphne, die in erster Linie auch Zeit mit ihrem leiblichen Vater verbringen will, will ihn jedoch auch nicht vor den Kopf stoßen, indem sie ihm erklärt, dass Basketballspielen für sie mehr ein Hobby, als eine Berufung ist. So wartet sie viel zu lange, bis sie John sagt, dass er sie mit seinen Forderungen und Verbesserungen überfordert und sie viel zu wenig Zeit für die Schule und die restlichen Dinge in ihrem Leben hat. Doch ich glaube zum Schluss haben Vater und Tochter etwas aus dieser Situation gelernt. Daphne, dass sie keine professionelle Basketballspielerin sein muss, damit John sie mag und John, dass er bei allen seinen Kindern nicht vergisst, dass sie noch andere Verpflichtungen, Wünsche und Ziele im Leben haben, als Basketball.

"I'm not be a fan of hanging with the guy, who doesn't defend me, when his friend trying humiliate me."

Doch gerade durch die Situation mit John wird Daphne wenigstens klar, dass sie sich in gewisser Weise unfair gegenüber Liam verhält. Klar war Liams Verhalten nicht richtig und klar hätte er Daphne gegenüber seinen Freunden verteidigen sollen. Doch für ihn ist die Beziehung zu einer Frau wie Daphne auch neu und er weiß nicht wie er sich in gewissen Situationen verhalten soll, beziehungsweise kann nicht einschätzen, was Daphne genau von ihm erwartet. So fand ich es ein bisschen übertrieben, dass Daphne ihn so lange für diese eine Situation "bestraft" hat, schließlich konnte sogar ein Blinder erkennen, wie sehr er das Geschehene bereut und wie sehr ihm etwas an Daphne liegt.

Doch dadurch, dass Daphne selber bei der Situation, in der sie mit John gesteckt hat, nicht wusste wie sie genau regieren sollte, konnte sie sich vielleicht nun auch etwas in Liams Situation hineinversetzen und gibt ihm zum Schluss doch noch eine Chance, die er hoffentlich ergreift und nicht vermasselt. Ich finde die beiden zusammen wirklich süß, auch wenn ich mich mit Daphne selbst noch nicht wirklich anfreunden kann. Dies liegt genau an ihrer Art, die sie in dieser Folge vor allem gegenüber Liam zeigt. Eigentlich will sie nicht anderes behandelt werden als alle anderen, doch wenn es ihr gerade in den Kram passt, sollte man dann doch aufgrund ihrer Krankheit anders mit ihr umspringen.

"Yeah he totally forgot I had a curfew."

Vielleicht liegt meine mangelnde Sympathie gegenüber Daphne jedoch auch daran, dass ich mich von Anfang an total mit Bay identifizieren konnte und sie mir in jeder Hinsicht sofort ans Herz gewachsen ist. Auch in dieser Folge konnte ich wieder mit ihr mitleiden, denn obwohl es Bay, eigentlich nur in der einen Szene mit John direkt anspricht, kommt sie sich die ganze Folge über ziemlich überflüssig und ausgeschlossen vor. Dass ihr Vater, als er sie am Abend zusammen mit Toby nach Hause kommen sieht, nicht mal mehr daran denkt, dass sie eigentlich unter Hausarrest steht, wiederspiegelt ihre ganze Situation während dieser Folge sehr gut.

Kathryn und John, die Bay als Eltern kennt, sind zur Zeit vor allem damit beschäftigt Daphne kennenzulernen und sich um sie zu kümmern. Bay wird dabei vernachlässigt, was sie sowieso schon verletzt, dass ihr dann auch noch zwischen Tür und Angel mitgeteilt wird, dass ihre Eltern vorhaben das Krankenhaus zu verklagen, gibt ihr natürlich noch mehr das Gefühl unerwünscht zu sein, beziehungsweise es entsteht für Bay der Eindruck, dass Kathryn und John das Gefühl haben, mit ihr das schlechtere Los gezogen zu haben. Dieser Eindruck verstärkt sich natürlich noch dadurch, dass Daphne den gleichen Sport wie John liebt und auch bei der Kleiderwahl sind Kathryn und Daphne sich sicher ähnlicher als Bay und Kathryn.

Doch es reicht nicht, dass sich Bay zur Zeit in ihrer eigenen Familie vollkommen ausgeschlossen fühlt. Nein, auch zu ihrer biologischen Mutter findet sie keinen Zugang und nicht weil Bay sich weigert mit Regina in Kontakt zu treten, sondern weil Regina jedem näheren Zusammentreffen aus dem Weg geht. Und auch den Fragen nach ihrem Vater, etwas was völlig natürlich ist, schließlich will Bay herausfinden woher sie kommt und wer ihre Familie ist, geht Regina und auch deren Mutter aus dem Weg. So fühlt sich Bay verständlicherweise immer mehr als Außenseiterin und als nicht dazugehörig. Es scheint, als habe Daphne ohne Probleme Bays Platz in deren Familie eingenommen und Bay selbst hängt nun irgendwo dazwischen und fühlt sich überflüssig und unerwünscht.

Fazit

Eine Folge, die sehr gut nicht nur die Unterschiede zwischen Daphne und Bay, sondern auch die Unterschiede ihrer Familien und der unterschiedliche Umgang mit den Geschehenen zeigt. Außerdem gefällt mir sehr gut, dass trotz den Bemühungen aller eine gewisse Verbindung zwischen den Familien herzustellen, dies halt nicht auf Anhieb klappt, da sich die verschiedenen Charakterzüge der einzelnen nicht einfach in Luft auflösen, auch wenn dadurch Menschen die man eigentlich liebt, verletzt werden.

Maria Schoch – myFanbase

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