Bewertung

Review: #1.26 Der Baum der Verzeihung

Nachdem mich persönlich die letzte Folge überzeugt hatte, fehlte in dieser Woche wieder eindeutig das Tempo. Manche Handlungsstränge, die in der letzten Woche noch so viel Potential gezeigt hatten, wurden nicht einmal aufgegriffen, während andere meiner Ansicht nach viel zu ausschweifend behandelt wurden.

"The truth is, I'm kind of Bay Vasquez and Bay Kennish at the same time."

Fangen wir mal mit Bay und ihrer Verzweiflung an. Obwohl ich prinzipiell sehr viel Verständnis dafür habe, wenn man sich in seinen Teenager-Jahren ausdrücken und irgendwie zu sich selbst finden möchte, geht mir Bay langsam doch ein bisschen auf die Nerven. Sie versucht so verzweifelt, alle von ihrer "Kunst" zu überzeugen und übersieht dabei, dass z.B. ihr Vater sie doch in aller erster Linie liebt und sie möglicherweise einfach anders mit ihm reden müsste. Johns Reaktion auf Bays Geständnis, seine Autowaschanlage selbst gesprayt zu haben, war absolut nicht in Ordnung. Ich hätte mir auch viel mehr Verständnis gegenüber seiner Tochter gewünscht. Doch er war eben in dem Moment einfach perplex und wusste nicht, was er damit anfangen sollte. Außerdem kommt hinzu, dass Väter eben oft übertrieben streng mit ihren Töchtern sind, was allein auf den Beschützerinstinkt zurück zu führen ist. Diesen "meine kleine Tochter gehört nur mir allein und darf nichts Gefährliches tun"- Wahnsinn unterstütze ich normalerweise zwar überhaupt nicht, doch man muss auch mal sehen, dass sich Bay ein nicht ganz unbedenkliches Hobby gesucht hat. Schließlich könnte sie sich mit ihrer Kunst doch auch irgendwie auf eine weniger illegale Weise ausdrücken! Möglicherweise verstehe ich da allerdings genau wie John diese Leidenschaft einfach zu wenig. Jedenfalls scheint Bay jetzt in ihrer neuen Freundin jemanden gefunden zu haben, der sie versteht. Die Endszene zwischen den beiden Mädchen hat mir gut gefallen, denn solange die beiden nur friedlich über ihre gemeinsame Leidenschaft reden, ist ja schließlich noch kein Schaden angerichtet. Ich sehe es allerdings kommen, dass die beiden, wie schon angedeutet, Bays Auto noch sprayen werden, was bestimmt für noch mehr Stress in der Familie sorgen wird. Noch vor kurzem war es für Bay das Wichtigste, eine Beziehung zu Angelo aufzubauen, weshalb die ganze Familie ihr Leben umgekrempelt hat, doch momentan scheint sie das überhaupt nicht mehr zu interessieren. Ich weiß auch nicht, irgendwie hat mir die weniger rebellische Bay, die sich auf ihre Beziehung mit Emmett konzentriert hat, viel besser gefallen.

"I've already found my perfect girl."

Emmett scheint auch immer noch sehr an Bay zu hängen. Doch es ist mal wieder Daphne, die sich in das Ganze einmischt und Emmett geradezu dazu drängt, sich mal auf andere Mädchen zu konzentrieren. Vielleicht bin ich vorbelastet, weil ich so ein großer Fan des Emmett-Bay-Pairings bin, aber irgendwie kamen mir Daphnes Handlungen bloß egoistisch und überhaupt nicht fürsorglich vor. Dass sie nicht will, dass Emmett verletzt wird oder sich falsche Hoffnungen macht, ist ja im Prinzip in Ordnung. Aber in ihrem Gespräch mit Bay ist doch deutlich geworden, dass diese noch stark an Emmett hängt, ihm aber seinen Seitensprung mit Simone einfach noch nicht verzeihen kann. Sie hat aber mit keinem Wort angedeutet, Emmett niemals verzeihen zu wollen. Wenn Daphne sich wirklich so sehr um Emmetts Wohlergehen sorgt und sich ja auch auf "überhaupt keine Seite stellen möchte", sollte sie sich einfach raus halten. Da sie offenbar ja auch keine Gefühle mehr für Emmett hat, könnte sie sich doch sogar dafür einsetzen, dass die beiden sich wieder näher kommen, denn sie wird doch mitbekommen haben, wie glücklich die beiden miteinander waren. Stattdessen versucht sie, Emmett mit dem zugegebenermaßen durchaus sympathischen Biker-Girl zu verkuppeln. Ich persönlich würde mir eher wünschen, dass Emmett und Bay wieder zusammen kommen oder dass es, sollte es nicht so sein, wirklich Bays Entscheidung ist und es nicht an einer neuen Freundin von Emmett scheitert.

"I know that you're probably the worst person to be my friend right now, but I really need one."

Bleiben wir gleich bei Simone. Wie sich vor zwei Wochen schon angekündigt hat, nimmt Simone also tatsächlich an Treffen der Anonymen Alkoholiker teil. Und zwar aus dem Grund, dass sie selbst ein Alkoholproblem hat. Dies kam für mich irgendwie überraschend, da ich nicht gedacht hätte, dass die Sache so "einfach" ist. Einfach klingt jetzt sehr böse, doch es ist doch erstaunlich, dass ein Mädchen in so jungen Jahren schon zu solchen Treffen geht. Ich befürworte auf keinen Fall den übermäßigen Alkoholkonsum von Jugendlichen, doch oft ist dieser ja nun einmal Realität und dass sich da ein Mädchen aufrafft und tatsächlich zu solchen Meetings geht, ist wirklich erstaunlich und bemerkenswert. Doch Simone scheint eben mehr als das übliche Party-Getrinke zu konsumieren, da sie schon mitten am Tage alleine Wodka trinken wollte. Dabei wird sie ausgerechnet von Regina erwischt, die ihr einen meiner Meinung nach sehr schönen Vortrag darüber hält, sich selbst zu verzeihen und zu versuchen, weiter zu leben. Diese Annäherung der beiden so unterschiedlichen Charaktere fand ich sehr schön und ich bin sehr gespannt, wie das weiter geht. Denn wie Simone schon gesagt hat: Weder Bay noch Toby wären über diese aufkeimende Freundschaft besonders glücklich.

"I'm trying to start over!" - "Go up there and start over, honey."

Toby ist momentan allerdings sowieso nicht glücklich und mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Etwas, das für mich viel Langweiliges der Folge wieder wettgemacht hat, war, dass Tobys Situation auch mal wieder ausführlich thematisiert wurde. Auch wenn ich mich immer noch frage, wo denn die vor einigen Wochen angekündigte Freundin ist, die er angeblich haben soll (oder handelte es sich dabei nur um Dates?), so war ich erfreut, seine Sicht der Dinge einmal geschildert zu bekommen. Natürlich geht es ihm nicht gut. Seine Freundin hat ihn mit dem Freund seiner Schwester betrogen und sein bester Freund, den ich übrigens auch sehr vermisse, da er viel Schwung in die Serie gebracht hat, ist weggezogen. Darunter leidet auch Tobys Selbstbewusstsein und seine große Leidenschaft für Musik beschränkt sich darauf, dass er für sich selbst spielt, da er der Meinung ist, mit der Musikkarriere werde es sowieso nichts. Es tat mir sehr Leid, Toby so traurig zu sehen, besonders, weil er wirklich allen Grund dazu hat. Doch Gott sei Dank gibt es ja noch seine Mutter Kathryn. Die möchte ihren Sohn nicht mehr leiden sehen und lockt ihn mit einem Trick zu einer Kirchenveranstaltung, wo sie ihn dazu bringt, vor Publikum zu performen. Das hat sie sich allerdings leichter vorgestellt, als es dann war, sodass das Ganze damit endete, dass Kathryn selbst auf der Bühne stand und sang. Und wie! Wer hätte gedacht, dass Lea Thompson so eine tolle Stimme hat? Der Auftritt der beiden war wirklcih rührend und es gab ein paar wirklich schöne Mutter-Sohn-Szenen zu sehen, die angesichts des Dramas rund um die Mädchen ja bisher wirklich zu kurz kamen. Am Ende wird uns auch noch ein künftiges Love-Interest von Toby vorgestellt, ein wirklich süßes Musiker-Mädchen, das sehr von ihrem Glauben überzeugt ist und Toby dazu überreden möchte, öfter in dieser Kirchengemeinschaft aufzutreten. Das kann wirklich interessant werden, denn Toby stritt zwar vehement ab, auch nur ein bisschen Interesse zu haben, doch ich glaube, wir haben davon noch nicht das Letzte gesehen.

"Some day you're gonna have to forgive me."

Von Angelo haben wir auch definitiv noch nicht das Letzte gesehen. Es hat mir sehr gut gefallen, dass endlich einmal seine Beziehung zu Daphne thematisiert wurde, denn schließlich ist er in erster Linie einmal ihr Vater, zumindest war er das, bis er vor ein paar Jahren sie und Regina verlassen hat. Man kann Daphnes Wut wirklich gut verstehen. Doch in dieser Folge musste sie gezwungenermaßen Zeit mit ihm verbringen, da sie als Einzige bei ihm im Krankenhaus war, als er sich an der Hand verletzte. Da sprach Angelo auch endlich aus, dass er ihren Hass verstand, jetzt jedoch alles tat, um das Ganze wieder gut zu machen und sie sich entscheiden müsste, ihm eine Chance zu geben oder es eben ganz zu lassen. Daphne - gutherzig wie sie nun einmal ist - entscheidet sich für die Chance und am Ende gibt es eine ganz kurze Annäherung zwischen den beiden. Hier hat mir Daphne richtig gut gefallen, denn sie handelt, was Angelo angeht, meiner Meinung nach genau richtig. Angelo selbst steht im Moment unter dem Beschuss ganz schön vieler Vorwürfe, denn Kathryn findet in dieser Woche auch noch heraus, dass Angelo mit einer Krankenschwester des Krankenhauses, das die Mädchen damals vertauscht hatte, eine Art Beziehung eingegangen ist. So als kleine Nebenbemerkung: Kathryn hat diese Woche eindeutig den "bester Charakter der Woche"-Award verdient! Jedenfalls unterstreicht Angelo, die Beziehung mit dieser Frau nur Regina wegen verschwiegen zu haben, so ganz glaube ich ihm das jedoch nicht. Und sollte es stimmen, finde ich das Ganze etwas überflüssig und langweilig. Vielleicht sollte es auch einfach nur dazu dienen, ihn und Regina einander wieder näher zu bringen, denn diese scheint schon wieder weich zu werden und - wie unsere Kathryn auch schon bemerkte - Patrick haben wir alle schon wirklich lange nicht mehr gesehen. Wirklich gespannt bin ich auf die Fortsetzung dieses Gespanns irgendwie noch nicht, aber vielleicht kann ich ja noch positiv überrascht werden.

Fazit

Eine recht lahme Folge, die mich in vieler Hinsicht ziemlich enttäuscht hat. Wo waren Daphnes Job, ihr Kollege Scuba und vor allem Chef Jeff? Mit Sicherheit wird seine Affäre - oder was es auch immer ist - mit Melody noch irgendwann thematisiert werden, ich persönlich hätte dies aber gerne schon jetzt gesehen, denn in diesem Liebesdreieck mit Daphne steckt meiner Meinung nach sehr viel Potential. Wieder gutmachen konnte die Folge einiges mit der Toby-Storyline und dem Problem von Simone, ich hoffe aber in der nächsten Woche wieder auf eine Folge, die mich tatsächlich die ganzen 40 Minuten unterhält und mir wieder gänzlich Spaß macht.

Klara G. - myFanbase

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