Review: #3.15 Und wir tragen das Licht
Wow, was für eine Folge! Nicht nur aufgrund des Vorgriffs in den ersten paar Sekunden herrschte in den gesamten 40 Minuten eine Grundspannung, die einen in Atem hielt und nur ab und zu durch humoristische und emotionale Meisterleistungen unterbrochen wurde. Insgesamt auf jeden Fall durchgehend großartige Unterhaltung mit einem spannenden Cliffhanger.
"You have a gun?" - "I didn't know it was you!" - "I called out! The water must have been on and then I called out." - "I'm deaf!"
Nachdem in der letzten Woche zunächst mal ignoriert wurde, dass Regina an einem äußerst heiklen Projekt arbeitete und deshalb auch schon bedroht wurde, wurde in dieser Folge zum Glück wieder an diese Problematik angeknüpft. Angeknüpft ist hierbei natürlich schwer untertrieben, denn das Ganze spitzte sich mehr und mehr zu. Völlig überraschend begegneten wir in dieser Woche Senator Coto wieder, wegen dessen Erpressung Daphne damals beinahe im Gefängnis gelandet wäre – und dem sie es eigentlich zu verdanken hat, ihre Liebe für die Medizin entdeckt zu haben.
Die Szenen zwischen Regina, Wes und Coto und seiner neuen Partnerin fand ich unglaublich interessant, weil sie auf schockierende Weise gezeigt haben, wie es heutzutage bei solchen Geschäftsabwicklungen zugeht. Korruption und Bestechung, wo man auch nur hinsieht. Und wer nicht mitmacht, wird im besten Falle am Erfolg seines Projektes gehindert, im schlimmsten Falle geschehen weitaus unangenehmere Dinge. Es gefällt mir sehr gut, dass Regina sich vehement weigert, bei so etwas mitzuwirken. Gleichzeitig beschleicht einen natürlich immer mehr das Gefühl, dass sie traurigerweise mit dieser Einstellung in der falschen Branche gelandet ist und sich damit immer mehr in Schwierigkeiten begeben wird. Natürlich geht es nicht immer so zu, doch ich halte die Darstellung für einen Großteil der Wirtschaftsbranche für mehr als realistisch.
Jedenfalls zeigte letzten Endes auch Wes zumindest ein wenig Courage, stellte sich hinter Regina und weigerte sich, mit dem korrupten Coto zusammenzuarbeiten. Das zusammengenommen mit Reginas Abschied von Cotos Partnerin, bei der sie ihr dazu riet, Coto von ihren Praktikantinnen fernzuhalten, war wirklich einen Applaus wert. Übrigens war es doch eher mäßig logisch, dass Coto Regina überhaupt nicht wiedererkannt haben soll. Wie oft er sie wirklich gesehen hat, weiß ich nicht, doch ich würde mal vermuten, dass man den Nachnamen einer Person, die einen erpresst hat, nicht allzu schnell vergisst. Aber gut.
So unterstützend Wes einerseits für Regina war (und ich muss Angelo mit seiner Vermutung, er hätte Gefallen an ihre gefunden, Recht geben), so sehr brachte er sie mit der Waffe, die sie von ihm bekam, andererseits auch in eine unglaublich brenzlige Situation. Man hatte überhaupt kein gutes Gefühl dabei, als man Regina in ihrem Laden mit dieser Waffe herumfuchteln sah und kurz dachte ich, dass die so bizarr wirkenden Theorien, sie würde aus Versehen Angelo oder jemand anderen damit erschießen, sich möglicherweise bewahrheiten würden. Das hätte ich allerdings wirklich etwas platt gefunden, weshalb ich froh war, als die wahnsinnig nervenaufreibende Szene zwischen Regina und Daphne gut ausging. Eine Szene übrigens, bei der ich angesichts des oben zitierten Wortwechsels trotz aller Dramatik lachen musste. Während beim Aufeinandertreffen von Daphne und Regina letzten Endes beide mit einem blauen Auge davonkamen, trug jemand anderes einen Schaden mit vermutlich nachhaltigeren Folgen davon...
"I thought I was done, you know? Wandering around. First I'm a musican, now I'm a carpenter. Trying to be a father. Failing at being a father. This was supposed to be when everything came together. But it fell apart.
At least it brought us together."
Zunächst muss hier etwas festgehalten werden. Es hat sich ja in den letzten Wochen schon angekündigt, es schlich sich langsam heran und irgendwann war es nicht mehr aufzuhalten, bis es in dieser Woche endgültig passierte: Auch ich gewann den so oft beschimpften Angelo lieb. Wer hätte das gedacht? Schade natürlich, dass mich zu überzeugen vielleicht das Letzte ist, was er je getan haben soll...
Aber der Reihe nach: Weil Daphne völlig im Lernstress war, kümmerte Angelo sich in dieser Folge liebevoll um sie und versuchte sie abzulenken. Dabei war es schön, dass er nicht nur oberflächlich ihre Laune heben, sondern wirklich wissen wollte, was sie bedrückte. Der Moment, in dem Daphne zugab, niemanden enttäuschen zu wollen, war nur einer von vielen großartigen Vater-Tochter-Momenten dieser Folge. Bisher wirkten Angelos Versuche Daphnes Vater zu sein auf mich aufgesetzt und zu gewollt, in dieser Woche spürte man das erste Mal eine richtige Chemie zwischen den beiden und hatte Spaß dabei, ihnen zuzusehen. So waren die Szenen in Angelos Küche nicht nur rührend, sondern auch unglaublich lustig und die beiden wirkten wirklich harmonisch. Der Höhepunkt des Ganzen war natürlich Angelos Geständnis, sich für einen kompletten Versager zu halten. Ich hatte ehrliches Mitleid mit ihm und gönnte ihm die große Versöhnung bzw. Annäherung mit Daphne in diesem Moment von ganzem Herzen. Wahrscheinlich war es angesichts dieser fast schon kitschigen Szenen und angesichts des darauf folgenden Streites, den Angelo mit Regina hatte, schon vorherzusehen, dass es er sein würde, der den Unfall hatte. Daphne und Regina wären die perfekten Opfer so einer Situation: Die Tochter, die endlich eine Beziehung zu ihrem Vater hatte und die Ehefrau, die Angelo in ihrem letzten Gespräch nur Vorwürfe gemacht hatte. Ich muss sagen, dass ich bei Reginas und Angelos Streit das erste Mal nicht gegen Angelo war. Auch nicht gegen Regina, das muss natürlich auch gesagt werden, denn ihre Argumentation konnte man vollkommen nachvollziehen und dass sie angesichts von Angelos und ihrer Vergangenheit misstrauisch und geschädigt ist, ist mehr als verständlich. Trotzdem merkte man Angelo besonders in den letzten Wochen wirklich an, dass er sich zu ändern versucht, weshalb man auch seine Position verstehen konnte.
Jedenfalls erfahren wir am Ende, dass es Angelo war, der in einen Unfall verwickelt war und um dessen Leben jetzt gebangt werden muss. Da meine Zuneigung für ihn noch relativ frisch ist, muss ich zugeben, dass ich kurz etwas erleichtert war, ihn im Krankenhaus zu sehen, weil ich kurz um zwei andere Charaktere gebangt hatte, die auch so fröhlich in einem Auto davonfuhren.
"Hey honey! Tell Bay about a moment when your dreams were crushed but you survived anyway." - "Oh yes. When I became a state senator, I thought that I would be useful instead of a barely tolerated puppet for corporate interests." - "That was a good one!"
Diese beiden Charaktere waren Bay und Toby, das trotz rührender Momente zwischen Angelo und Daphne überzeugendste Pairing dieser Folge. Der armen Bay schien wirklich kein allzu lange währendes Glück gegönnt zu sein. Gerade war mit Emmett offenbar wieder alles im grünen Bereich – was wir daran bemerken, dass er in dieser Folge nicht einmal eine Sekunde lang zu sehen war – da musste sie den nächsten Hieb einstecken: Sie hatte es nicht auf die Kunstuni geschafft. Damit hätten wahrscheinlich weder Bay noch der Zuschauer gerechnet und so ganz ist mir noch nicht klar, was damit beabsichtigt wird. Vielleicht, sie in der möglichen folgenden Staffel in der Stadt zu behalten? Oder sie (nicht) von Emmett zu trennen? Man weiß es nicht, zunächst hatte man einfach Mitleid mit Bay. Doch zum Glück war Toby für sie da und der wundervollste große Bruder, den man sich vorstellen kann. Er ermutigte Bay dazu, sich mit ihrer Kunst auszudrücken und so planten die beiden eine nächtliche „halblegale“ Aktivität. Als auf einmal Kathryn die beiden erwischte, dachte ich, das sei es jetzt gewesen, doch zu meiner riesigen Überraschung wollte sie, statt zu meckern, an der Aktivität teilnehmen. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber WAS IST EIGENTLICH MIT KATHRYN LOS? Mit der Kathryn, die es Daphne am Serienanfang nicht einmal erlauben wollte, auf ein Motorrad zu steigen? Das nenne ich wirklich mal Charakterentwicklung! Großartig. Doch Kathryn zeigte in dieser Folge nicht nur die Gelassenheit, die sie entwickelt hatte, sondern auch ihren Humor und ihre Kreativität. Als die drei nämlich von der Polizei erwischt wurden, vergaß Kathryn all die unschönen Dinge, die Bay ihr kurz davor an den Kopf geworfen hatte und löste die Situation mit einer erstklassigen improvisierten Schauspieleinlage. Ich konnte mich echt nicht mehr halten vor Lachen und meine zweite Reaktion nach dem Lachanfall war das Bedürfnis, die Gebärdensprache allein für solche Fälle auch zu beherrschen.
Es gefiel mir unglaublich gut, wie Kathryn auch nach diesem Vorfall mit Bay umging und alles tat, um sie wieder aufzubauen. "Alles tun" bedeutete in dem Fall John anzurufen, der Bay half, ihr Kunstwerk doch noch installieren zu können. Es gibt in dieser Serie wirklich viele tolle und interessante Charaktere, doch die Entwicklung, die die leicht spießigen Eltern aus der ersten Staffel durchgemacht haben, gehört für mich persönlich zu den Highlights der dritten Staffel. Abgesehen davon, dass ihre Aufmunterungsversuche nicht nur ein süßer Versuch, sondern auch in ihrer Durchführung wirklich empathisch, verständnisvoll und auch noch humorvoll waren. So hat es großen Spaß gemacht, der Kennish-Familie dabei zuzuhören, was sie doch schon alles eingesteckt hatten und noch dazu war es für Bay wirklich beispielhaft, um ihr zu zeigen, dass jeder Rückschläge einstecken muss und es wichtig ist, danach immer wieder aufzustehen und weiterzumachen.
Also zusammenfassend: Die Familie Kennish – ein ganz großer Gewinner dieser Folge!
"You don't have sole rights to failure in this family. I have 18 rejected book proposals that I could show you." - "I've got a failed marriage. And I can't even legally drink yet." - "And you're waitlisted at Wash-U. Plus, there was that gambling thing. That was bad."
Kurz muss noch auf ein weiteres Mitglied der Kennish-Familie gesondert eingegangen werden, nämlich Toby. Es hat mich unglaublich gefreut, ihn wiederzusehen, denn ich war schon gespannt, wie lange man ihn noch in Island versauern lassen würden. Wie sich herausstellt, ist er dort allerdings alles andere als versauert, sondern ist stattdessen gereift, hat zu sich selbst gefunden und sich zu einem viel selbstbewussteren und positiveren Menschen entwickelt. Er brachte unglaubliche Frische und viel Humor in diese sonst sehr spannungsgeladene Folge, und das lag nicht nur an seiner lustigen Gesichtsbehaarung. Bay gegenüber war er wirklich wahnsinnig süß, doch es gefiel mir auch, wie selbstsicher er im Bezug auf sein eigenes Leben war. So bat er John, ihn zu feuern – was dieser auch tat, ohne ihm groß in seine Entscheidung hineinzureden... unglaublich. Ich kann meine Begeisterung wirklich schwer zurückhalten – um nun DJ werden zu können. Was daraus wird, werden wir noch sehen, doch die Musik war schon immer ein wichtiger Bestandteil in Tobys Leben und so traut man ihm diesen Job durchaus zu. Bis dahin bin ich auf jeden Fall froh, dass er wieder zurück ist und uns alle unterhalten kann.
Fazit
Für mich hatte diese Folge alles , was das Herz begehrt: Humor, Spannung, Drama und vor allem tolle Charaktere: Bays zynischen Sprüche waren selten gelungener, Daphne und Regina hielten uns in Atem, John war ein vorbildlich unterstützender Familienvater, Toby entertainte uns alle, Kathryn schoss mit ihrer Schauspielnummer den Vogel ab und Angelo schaffte es doch tatsächlich, mein Herz zu erwärmen – was will man mehr?
Klara G. - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: And We Bring the LightErstausstrahlung (US): 07.07.2014
Erstausstrahlung (DE): 04.01.2016
Regie: Jim Hayman
Drehbuch: Joy Gregory & Alexander Georgakis
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