Bewertung

Review: #3.14 Oh, Zukunft!

Die dieswöchige "Switched at Birth"-Folge war auf keinen Fall schlecht. Doch irgendwie wurde man das Gefühl nicht los, dass sie eine Art Übergangsfolge darstellen sollte, denn die Geschehnisse hielten sich bis auf eine große Bombe, die geplatzt ist, absolut in Grenzen und viele Handlungsstränge, die uns in den letzten Wochen in Atem gehalten und Spannung aufgebaut haben, wurden einfach mal ausgesetzt.

"When I found out about the switch, I thought my parents would only want their real daughter. But they just added Daphne. Now I have two families. Your dad has room for both you and your brother."

Wenn es einen Haupthandlungsstrang in dieser Folge gegeben hat, dann war das wohl der rund um Emmett, seinen Vater Cameron, dessen neue Freundin und Bays Rolle bei der ganzen Geschichte. Obwohl uns diese Geschehnisse ein wenig überrumpelten und etwas aus dem Nichts kamen, stellten sie trotzdem meiner Ansicht nach den interessantesten Teil dieser Folge dar. Die neue Freundin von Cameron hatte ich persönlich schon ganz vergessen, zuletzt bekam man sie ja ungefähr zu sehen, als Cameron sein Implantat bekam. Bei ihrem Wiedererscheinen brachte sie dann wieder solche bahnbrechenden Veränderungen mit sich, denn die zunächst als kleine Einweihungsparty betitelte Feier verwandelte sich schnell in eine Hochzeit, bei der auch noch eine Schwangerschaft verkündet wurde. Dies wurde von einigen Gästen, die sich nur teilweise freiwillig auf der Party befanden, weniger positiv aufgenommen. Allen voran war es natürlich Emmett, der von diesen Neuigkeiten völlig aus der Bahn geworfen wurde. Verständlicherweise. Es war wirklich nicht sonderlich taktvoll von Cameron, seinem Sohn kein Wort zu sagen und dann auf einer "Gartenparty" so eine Bombe platzen zu lassen. Für Scheidungskinder ist es immer schwierig, wenn ein Elternteil plötzlich eine neue Familie gründet und Emmetts Vater hätte ihm diese Tatsache vorsichtiger beibringen müssen. Doch zum Glück ist Emmett ja nicht alleine, denn Bay ist zum Glück an seiner Seite. Und wie sie das ist. Die beiden hatten in dieser Folge wirklich schöne Momente und es hat einen gefreut, die beiden mal ohne größeres Drama zu sehen. Kurz musste man doch bangen, aber dazu gleich mehr. Doch alles in allem unterstützte Bay Emmett jedenfalls sehr gefühl- und verständnisvoll und es war sehr rührend, zu beobachten, wie die beiden zueinander halten und sich gegenseitig stärken. Letzten Endes ist es dann eben auch Bay, die Emmett zu Verständnis für seinen Vater rät und ihn dazu bringt, einen Schritt auf ihn zuzugehen. Die Schlussszene, in der Emmett Spielsachen für seinen kleinen Bruder aussortiert, war unglaublich friedlich und emotional berührend.

"I'm not taking the job. There are too many reasons for me to stay."

Eine andere Person, die sich in dieser Folge unter anderem mit besagter Hochzeit und Drumherum auseinander setzen musste, war mein neuer Lieblingscharakter Melody. Ich muss zugeben, dass ich Melody anfangs wirklich nicht sonderlich mochte. Als Reginas Freundin war sie immer hilfsbereit und auch unterhaltsam und auf ihre Art charmant, doch davon abgesehen gab es rund um diesen Charakter viele Höhen und Tiefen. Mittlerweile hat sich das aber vollkommen geändert und Melody ist eine der überzeugendsten Personen der ganzen Serie. Zum einen gefällt mir, dass sie jemanden gefunden hat, mit dem sie sehr gut zusammen zu passen scheint. Die beiden haben in dieser Folge ganz wunderbar miteinander harmoniert und Gabe hat ihr beigestanden bei der Hochzeit ihres Ex-Mannes. Auch ihre Reaktion auf Camerons Hochzeit und neues Liebesglück war unglaublich groß(zügig). Mit Sicherheit hat es ihr einen Stich versetzt, doch sie hat es hingenommen, noch mit Gabe darüber herumgescherzt und ihren Sohn am Ende ermutigt, sich mit der Situation anzufreunden. Und eben hier zeigte sie zum anderen ihre großartige mütterliche Seite: Sie und Emmett haben definitive schwierige Zeiten durchgemacht, doch hier sag man mal wieder, was für eine Mutterfigur Melody ist: Wie sehr Emmett ihr ein und alles und wie sehr sie um sein Wohl besorgt ist. Das hat zum Glück auch dazu geführt, dass das kurze Dilemma rund um ihre neue Anstellung in einem neuen Bundesstaat nicht allzu lange zu einem Problem gemacht wurde und wir stattdessen einen wunderschönen Moment zwischen ihr und Bay, der sie ja anfangs so skeptisch gegenüber stand, zu sehen bekamen. Als das Thema des neuen Jobs aufkam, musste ich doch kurz die Augen verdrehen, weil ich es unglaublich ärgerlich gefunden hätte, wenn man schon wieder versucht hätte, künstlich einen Konflikt zwischen Bay und Emmett aufkommen zu lassen. Aber zum Glück entscheidet sich Melody dafür, die Stelle nicht anzunehmen und alles ist wieder gut. Zumindest fürs erste. Mal sehen, wie lange wir uns hier ausruhen dürfen. Denn von der Carlton scheint Melody ja bis auf weiteres suspendiert zu sein.

"Things happened the way they did. And you're a Kennish, too. I do have to share you. John and Kathryn want to pay for your college."

Während Daphne in der letzten Woche noch mit Männerproblemen wegen ihrer Arztkarriere zu kämpfen hatte, wurde in dieser Folge das Thema rund um ihr bevorstehendes Medizinstudium nur am Rande behandelt.

Statt hier weiter zu gehen wurden hier im Versuch, konfliktreiche Themen anzusprechen, viel zu viele Kleinigkeiten ansatzweise angeschnitten, nur um dann wieder im Sande zu verlaufen. So ist die Grundfrage, wie sehr man „reiche Kinder“ denn moralisch vertretbar verwöhnen darf, durchaus eine interessante, die im Rahmen einer Serie wie Switched At Birth gut Platz hätte und die ja auch schon häufiger angeschnitten wurde. Doch angesichts der Frage, ob es in Ordnung ist, wenn John und Kathryn für Daphnes College-Kosten aufkommen, wirkte diese Diskussion irgendwie künstlich aufgebauscht. Die Einzige, die nämlich dagegen etwas einzuwenden hatte, war Regina, wobei sich am Ende herausstellte, dass sie das eigentlich gar nicht wegen ihrer Prinzipien ablehnte, sondern weil sie durch diesen Schritt nicht wieder einen Teil ihrer Tochter an John und Kathryn „verlieren“ wollte. Auch ein in seinem Kern interessanter Konflikt, der jedoch auch ganz schnell wieder abgehandelt schien. Natürlich bekamen wir so einen sehr schönen Mutter-Tochter-Moment zwischen Daphne und Regina zu sehen, der wirklich rührend war und bei dem man Regina unglaublich gut verstehen konnte, doch gleichzeitig nahm dies dem Handlungsstrang von vorher rückwirkend ein wenig den Sinn, denn die Grunddiskussion rund um das Verwöhnen von Kindern war damit schon wieder hinfällig.

Ein weiterer Aspekt, der hier angeschnitten und bei dem aber auch nur eher an der Oberfläche gekratzt wurde, war der von Daphnes Rolle als Latina oder Nicht-Latina. Da bei der Vertauschung zweier Mädchen aus vollkommen unterschiedlichen Familien mit ganz verschiedenen kulturellen Hintergründen verwechselt wurden, ist der kulturelle Identitätskonflikt, der für die beiden daraus resultiert, natürlich ein schwieriger. Doch ich muss leider sagen, dass dieser Grundkonflikt hier leider statt ernst eher unfreiwillig komisch rüberkam und auch nicht wirklich in die Tiefe ging. Insgesamt wurden hier zu viele Probleme und Konflikte dieser Art angeschnitten, was dazu führte, dass nichts davon so richtig behandelt wurde und am Ende alles auch schon wieder vom Tisch war. Schade eigentlich, denn hier hätte wirklich Potential gesteckt.

"I want to sell a lot of books, too, but I don't want to compromise my artistic integrity to do it."

Ganz losgelöst vom restlichen Geschehen war der Handlungsstrang, der mir persönlich immer besser gefällt; der rund um Kathryn, ihr Buch und Sara Lezar. Neben Melody war Kathryn mein absoluter Star der Folge, denn man konnte einfach nicht anders, als sie unglaublich gern zu haben. Es war überraschend, wie sie und Sara zusammengeführt wurden und man hätte nicht damit gerechnet, sie innerhalb einer Folge so innig miteinander zu sehen. Es war zwar überraschend, hat aber trotzdem – oder gerade deswegen – unglaublich gut funktioniert. So ganz weiß ich zwar noch nicht, was ich von Sara halten soll und es ist natürlich auch noch offen, inwieweit sie in Zukunft überhaupt noch eine Rolle spielen soll, doch sie und Kathryn in Interaktion waren wirklich unterhaltsam. Bei ihrer Unterhaltung über die Verfilmung von Saras Buch musste ich wirklich laut auflachen. Und Sara scheint einen guten Einfluss auf Kathryn zu haben, denn durch sie bekamen wir zum einen zu sehen, wie Kathryn sich verteidigte und durchsetzte, ihr Buch nach IHREN Regeln zu schreiben. Zum anderen war Kathryn so mutig, endlich mal die sie schon lange beschäftigende Frage, ob denn zwischen Sara und John etwas vorgefallen war, auszusprechen. Die Antwort auf diese Frage bestätigte das, was der Zuschauer gehofft hatte und war auch für Kathryn sehr beruhigend. Die Schlussszene, in der die angetrunkene Kathryn ihren Mann anschmachtet und einfach nur glücklich scheint, während John völlig ahnungslos ist, weshalb, war einfach nur göttlich. Ich hoffe übrigens, dass Saras Geschichte stimmt, denn als Kathryn so uneingeschränkt zufrieden wirkte, fragte sich der eingefleischte Serienfan natürlich, ob nicht eventuell DOCH etwas an dieser Geschichte faul war. Hoffen wir, dass es nicht der Fall ist, denn im Moment gefallen mir John und Kathryn einfach unglaublich gut.

"I don't want to talk about my family."

Wen wir auch schon sehr lange nicht mehr gesehen und somit schon wieder ein bisschen vergessen hatten, waren Mary Beth und Travis. Tja, was soll man dazu sagen? Natürlich sind die beiden unglaublich süß. Und natürlich ist es schön, so ein ungleiches Paar so gleichsam glücklich zu sehen. Doch ehrlich gesagt war der Handlungsstrang der beiden einfach nur langweilig. Den Aufriss um den Football-Star kann man vielleicht besser verstehen, wenn man sich für Football begeistert. Doch davon abgesehen passierte hier – gelinde gesagt – überhaupt nichts. Es gab einen Moment, in dem ich dachte, es könnte noch interessant werden, nämlich, als die beiden anfingen, über ihre Familien zu sprechen. Doch da Travis darüber nicht weiter sprechen wollte, kamen weder Mary-Beth noch der Zuschauer in den Genuss, hier weiter in die Tiefe zu gehen. Wirklich schade, denn da steckt sehr viel dahinter, was interessant wäre zu wissen. Aber vielleicht kommt das ja noch, schließlich weiß man ja, dass Dinge, über die Charaktere „auf keinen Fall reden wollen“, immer ans Licht kommen und umso stärker thematisiert werden.

Fazit

Die Folge war so an und für sich ganz unterhaltsam und nett anzusehen. Doch viele der Entwicklungen aus den letzten Wochen, die so spannend waren, wurden in dieser Folge einfach ignoriert. Werden wir Matthew nie wieder sehen, war es das schon mit dieser Storyline? Wird Regina einfach mal übergangsweise nicht mehr bedroht? Was ist mit ihrem Projekt? Und was macht überhaupt Toby so in Island? Der einzige Handlungsstrang, der bis auf den um Bay und Emmett kontinuierlich weitergeführt und auch schön ausgeschmückt wurde, war der von Kathryn und Sara Lezar. Insgesamt also ganz solide, doch eindeutig noch viel Luft nach oben.

Klara G. - myFanbase

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