Bewertung

Review: #1.08 Mondsüchtig

Foto: Tyler Posey, Teen Wolf - Copyright: Dewey Nicks/MTV
Tyler Posey, Teen Wolf
© Dewey Nicks/MTV

Nach der temporeichen und unheimlichen letzten Episode wird in dieser Folge alles etwas langsamer angegangen. Die Charaktere müssen mit den Ereignissen aus "Night School" zurechtkommen, was besonders Scott nicht gut auf die Reihe bekommt. Zuerst beobachtet man dies mit reichlich Mitgefühl, dann nimmt sein Charakter jedoch eine ziemlich unsympathische Wende.

"Beautiful Monday morning, Beacon Hills High School is back open after being closed Thursday and Friday. Police search continues for alleged killer Derek Hale."

Die Nachwirkungen der letzten Folge sind noch zu spüren und zwar nicht nur, wenn man die nunmehr traurigen, liebeskranken Turteltauben Scott und Allison sieht, sondern auch als Scotts Radiowecker verkündet, dass man immer noch auf der Suche nach Derek Hale ist, oder als Lydia und Allison sich darüber unterhalten, dass zum Glück niemand weiß, wer in das Schuldesaster involviert war, weil es aufgrund ihrer aller Minderjährigkeit unter Verschluss gehalten wird. Es gefällt mir hier übrigens sehr gut, dass zumindest in einem kurzen Nebensatz erwähnt wird, wieso sie von ihren Mitschülern keine komischen Blicke ernten.

Ein wenig störend finde ich allerdings, dass Dr. Deaton kein einziges Mal erwähnt wird, obwohl doch im Moment alle Indizien darauf hinweisen, dass er der Alpha ist. Und noch viel mehr stört mich, dass Derek und Scott sich am Ende nicht über diverse Kleinigkeiten unterhalten, wie zum Beispiel, dass Scott ernsthaft dachte, dass Derek tot ist, oder wie er ihn der Polizei zum Fraß vorgeworfen hat, indem er behauptete, Derek sei der skrupellose Killer, der in Beacon Hills sein Unwesen treibt. Derek denkt sich scheinbar, Schwamm drüber, dann ist er eben die meistgesuchte Person in der ganzen Region. Wem passiert das nicht von Zeit zu Zeit?

"I think we need to do a lot more than lock me in my room." - "What, you mean because if you get out, you'd be caught by hunters?" - "No, because if I get out I think I might kill someone. "

Sowohl Scott als auch Allison müssen mit dem Ende ihrer kurzen aber intensiven Liebesbeziehung fertig werden. Während Allison permanent Zweifel hat, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hat, ist Scott durchweg verzweifelt. Damit animiert er Stiles zu einem Aufmunterungsversuch, was wiederum zu einer sehr amüsanten Anfangsszene führt, in der Stiles komplett betrunken ist, während Scott nüchtern bleibt, was man entweder seinen Werwolffähigkeiten zuschreiben kann, einer besseren Alkoholverträglichkeit oder dass er schlicht und einfach weniger getrunken hat als sein bester Freund. Die Szene ist eine sehr gute Einleitung zu Scotts Kontrollverlust - eines der Hauptthemen dieser Episode -, als er den beiden Rowdys gegenübertritt, die ihren Whiskey entwenden. Als anschließend der Alpha die Rowdys umbringt, fragt man sich zwar etwas nach dem Sinn dieser Handlung, aber der Alpha braucht wohl keine Entschuldigung für psychotisches Verhalten. Zudem muss festgehalten werden, dass die Szene, in der eine Person kopfüber in eine brennende Tonne gesteckt wird, für eine Teenie-Serie schon ziemlich brutal ist! Nichtdestotrotz ist die Anfangssequenz ein gelungener Einstieg in die Episode.

Am nächsten Tag in der Schule erleidet Scott während einer Prüfung den nächsten Beinahe-Kontrollverlust. Es ist wirklich gut gemacht, wie all die nervigen, kleinen Geräusche wie Fingerklopfen und Radieren ihm zusetzen, doch die klischeehaften, sich ändernden Prüfungsfragen hätte man sich an dieser Stelle meiner Meinung nach sparen können. Dafür weiß Dylan O'Brien wieder zu überzeugen, als Stiles in die Umkleidekabine geht und man seine Angst richtiggehend spüren kann, schließlich ist es einige Stunden vor dem Vollmond und Scott versuchte schon einmal, Stiles in der Umkleidekabine umbringen. Zudem ist Stiles auch noch herzerwärmend verständnisvoll nach Scotts Panikattacke, und bei seinem Eingeständnis, dass er nach dem Tod seiner Mutter auch oft Panikattacken hatte, möchte man Scott am liebsten in die Ecke schubsen und Stiles einmal so richtig lange umarmen.

Nach Scotts wankelmütigem Verhalten in der Schule kommt Stiles zum Haus der McCalls, wo er sich selbst hineinlässt - schließlich hat er einen Schlüssel, was zu einer witzigen Reaktion von Melissa McCall führt. Praktischerweise verlässt die Mutter aber wegen ihrer Nachtschicht im Krankenhaus das Haus (weshalb dieser Charakter diesen Beruf wahrscheinlich verpasst bekommen hat), weshalb sie das Drama im ersten Stock nicht mitbekommt. Und es ist schlicht und einfach als dramatisch zu bezeichnen, was in dieser Folge zwischen Scott und Stiles vorgeht. Obwohl Scott ihn so schrecklich betrogen hat, ist Stiles trotzdem zur Stelle, um ihn anzuketten und zwar, weil er ihn liebt - was er ihm in dieser Episode auch spaßhalber sagt, was es aber nicht weniger wahr macht.

Außerdem kann Stiles es Scott so auch für die Sache mit Lydia heimzahlen. Es ist zwar wirklich witzig, als Stiles mit einem Hundewassernapf für Scott ankommt, aber trotzdem kann man sehen, wie verletzt Stiles wirklich ist. Scott gibt letztlich zu, dass nicht nur der Vollmond Schuld an seinem Verhalten ist, und es ist herzzerreißend, wie Stiles vor seiner Zimmertür kampiert und sich alles anhören muss. Leider wird die Nacht noch schlimmer, als Scott aus dem Fenster verschwindet und auf die Jagd geht. Ich finde es reichlich albern, wie die Werwölfe dieser Serie aussehen, wenn sie auf allen Vieren durch die Gegend rennen, weshalb ich mich dann auch nicht so richtig in die Szene hineinfühlen konnte, als Scott plötzlich blutdurstig auf Jacksons Auto sitzt. Zum Glück taucht in diesem Moment Derek auf, der, man hatte es natürlich schon vermutet, gesund und munter ist und sogleich in Kampfmodus geht, um Dummheiten seitens Scott zu verhindern. Derek gibt dem Alpha die Schuld, dass Scott sich so unkontrolliert verhält, aber diese Erklärung finde ich mehr als fraglich. Ich halte es für weitaus nachvollziehbarer, dass der Mix aus Vollmond, noch-nicht-lange-Werwolf-sein und eine Gefühlsachterbahn diesen mörderischen Jagdtrieb zum Vorschein bringt.

Schließlich kommen Derek und Scott auf ein Thema, das höchstwahrscheinlich niemals akut werden wird, denn ansonsten würde der Titel der Serie seinen Sinn verlieren: Scott möchte ein Heilmittel. Und Derek weiß auch, wie es möglichweise funktioniert. Unheilvoll wird klar gemacht, dass Scott dazu den Alpha töten müsse. Ein anschließender Schnitt zu selbigem, der bedrohlich auf Beacon Hills hinuntersieht und sich in einen Menschen verwandelt, ist auch gut inszeniert. Schade ist hier, dass dies nicht die Endszene ist, da sie wesentlich besser gepasst hätte als Jackson, der langsam einige Puzzlestücke von Scotts Geheimnis zusammensetzt.

"You don't think I made a mistake, do you?" – "No. In fact, I think he got exactly what he deserves."

Neben Scotts akutem Kontrollverlust, der zum Teil von seinem Liebeskummer wegen Allison herrührt, zeigen die beiden intrigantesten Charaktere der Serie wieder einmal ihre Fähigkeiten, wodurch Allisons eigener Herzschmerz stark in den Hintergrund gerückt wird. Jackson versucht ja nun schon länger, sich an Allison heran zu machen, doch während er dies zunächst hauptsächlich tat, um hinter Scotts Geheimnis zu kommen, scheinen jetzt langsam echte Gefühle ins Spiel zu kommen. Scott scheint dies auch zu glauben, da er gegen Ende der Folge Halluzinationen der beiden beim Knutschen hat und infolgedessen in der Schule mit dem Kopf die Wand einschlägt. Dazu kann ich nur sagen, ich möchte wirklich nicht in der Haut des Renovierungstrupps der Schule stecken. Kaum sind die Schäden eines wütenden Alphas behoben, kommen Schüler daher und schlagen Wände ein.

Bei dem zweiten intriganten Charakter der Serie handelt es sich natürlich um Lydia. Sie versucht nicht nur, Allison ihre Zweifel am Schlussmachen mit Scott auszureden, sondern macht sich hinter ihrem Rücken auch an selbigen heran, was zu einem wilden Herumknutschen führt. Grundsätzlich muss man dieses Handeln verabscheuen, weil Lydia von Allisons Gefühlen für Scott weiß, genauso wie Scott von Stiles‘ Gefühlen für Lydia, und sie sich ihren Freunden gegenüber somit schrecklich verhalten, aber ich muss zugeben, dass ich die Szene trotzdem witzig fand. Unfreiwillig komisch ist dabei vor allem Scotts Blick, der irgendwie gefährlich wirken soll, ihn aber eher aussehen lässt, als hätte er sein Gehirn Zuhause vergessen.

Fragwürdig in dieser Episode ist jedenfalls eindeutig Lydias und Jacksons Beziehungsstatus, da beide mit anderen herum schäkern und Jackson anschließend auch Lydias verschmierten Lippenstift bemerkt, sich aber nicht großartig darum kümmert. Und auch hier wieder muss ich zwar anmerken, dass man Scott zwar abkauft, dass er verzweifel ist, aber Stiles tut mir noch viel mehr leid, als er vom Betrug seines besten Freundes erfährt. Scott ist in dieser Folge einfach komplett unsympathisch und das liegt, wie später herauskommt, nicht (nur) am Vollmond, sondern einfach daran, dass er ein leidender Teenager ist, der sich richtig mies verhält.

"Scott knows Derek? Alleged killer Derek? Are they friends?"

Die Argents haben in dieser Folge wenige Szenen, doch sie sind nicht die einzigen, die langsam hinter Scotts Geheimnis kommen, denn auch Jackson und Allison kommen immer näher, vor allem da sie nun quasi zusammenarbeiten und ihre Infos aus der Nacht in der Schule teilen. Prinzipiell ist die Endszene mit Jackson, wie er Scotts abgebrochene Kralle entdeckt, nicht schlecht, sie gefiel mir nur nicht als letzte Einstellung der Folge. Schließlich ist die Bedrohung durch die Familie Argent um einiges unheilvoller, da sie scheinbar auch echte (?) FBI-Agenten auf ihrer Seite haben. Chris Argent stimmt jetzt auch mit seiner Schwester Kate überein, dass sie sich dringend um die Werwolf-Bedrohung kümmern müssen, doch er ist nicht die gruseligste Bedrohung für Scott oder besser gesagt Derek. Nach Lydias Charaktermoment der letzten Episode als sie Molotow-Cocktails mischte, gibt es in dieser Folge eine andere Person, die hervorsticht. Nachdem man bis jetzt nicht wusste, ob Allisons Mutter irgendeine Ahnung von Werwölfen hat, so ist man sich jetzt sicher, als sie bissig erklärt, dass die Jäger Derek gefälligst in zwei Hälften schneiden sollen!

Fazit

Die Episode ist bei weitem nicht so temporeich wie die letzte, an manchen Stellen sogar eher etwas langatmig, sie hat jedoch sehr gute Charaktermomente und emotionale Szenen. Da es für mich allerdings sehr störend ist, dass Dereks Haftbefehl fast komplett unter den Teppich gekehrt wird und auch Dr. Deaton als möglicher Alpha nicht erwähnt wird, vergebe ich sechs Punkte.

Martina L. - myFanbase

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