Review: #1.10 Co-Captain
Das Finale der ersten Staffel rückt näher und die Enthüllungen, die eindeutig einen Showdown vorbereiten, gehen weiter. Nachdem in der letzten Folge offenbart wurde, dass Peter Hale der Alpha ist und Jackson herausgefunden hat, dass Scott in einen Werwolf verwandelt wurde, sind in dieser Folge die Geheimnisse der Argents an der Reihe und Allison wird in die geheime Berufung ihrer Familie eingeweiht. Doch nicht nur bei Allison wird die familiäre Bindung beschworen – auch Stiles tritt in die Fußstapfen seines Vaters, als er sich wieder einmal in dessen Ermittlungen einmischt. Und Scott sieht sich plötzlich den Forderungen seiner zweiten Familie, dem Wolfsrudel, ausgesetzt, die seine eigentliche Familie in Person seiner Mutter in Gefahr bringen.
"You need to understand how much more powerful we are together."
Zu Beginn muss definitiv festgehalten werden, was für ein großartiger Gewinn Ian Bohen für die Serie ist! Die Unwissenheit darüber, wer der Alpha ist, hat in den bisherigen Folgen der Staffel für eine mysteriöse und spannende Bedrohung gesorgt und es war keineswegs sicher, ob diese Atmosphäre gehalten werden kann, nachdem die Identität des Alphas enthüllt wird. Doch diese Sorge wurde schon nach der ersten Szene in der Umkleidekabine eliminiert, als Peter Hale auf gefährlich ruhige Art und Weise seine Überlegenheit gegenüber seinen Betas beweist. Er ist ganz eindeutig mit jeder Faser der Alpha, der seinen Willen mit allen Mitteln durchzusetzen weiß. Und er will sein Rudel auf sein Ziel, die Rache für das Feuer im Haus der Hales, einschwören – sei es durch Manipulation bei Derek oder durch Erpressung bei Scott.
Dass er Melissa McCall in seine Pläne involviert, ist ein cleverer Schachzug, denn ihm ist vollkommen klar, dass er es bei Scott gar nicht erst auf die Verständnis heischende Tour versuchen muss, auch wenn er ihm seine Perspektive der Ereignisse um den Brand quasi einimpft. Erstens ist Scott viel zu unglücklich über sein Werwolf-Dasein, ergo wütend auf denjenigen, der dafür verantwortlich ist, und zweitens nicht genug in das Familienschicksal der Hales involviert, um den Rachedurst von Peter und Derek zu teilen. Daher muss Peter Scott auf andere Art und Weise davon überzeugen, sich seiner Sache anzuschließen – und was wäre da wirkungsvoller, als Scotts eigene Familie zu bedrohen bzw. diese in sein Rudel zu integrieren? Neben diesem strategischen Hintergrund war aber auch die Interaktion zwischen Peter und Melissa von vorne bis hinten stimmig und es war sehr erfrischend, mal eine andere Seite als die der coolen Mutter bei Melissa zu sehen. Ihre Aufregung vor dem Date war genauso süß wie ihre Sprachlosigkeit im Auto, als Peter sie mit seinem Charme komplett überwältigt und auch als Zuschauer vergisst man fast, mit wem sie da eigentlich ein Date hat, würde Peter nicht eine Sekunde später seine Wolfszähne entblößen mit der Absicht, sie zu verwandeln. Dass Scott und Stiles dies im letzten Moment verhindern, ist natürlich keine große Überraschung, aber es scheint dennoch nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis es einen weiteren Werwolf in Beacon Hills gibt.
Ob dies Jackson sein wird, bleibt jedoch trotz seines Ultimatums an Scott ungewiss, denn Peter und Derek haben ganz eindeutig nicht vor, ihn zu verwandeln. Ganz im Gegenteil: Da Jacksons Kenntnis über die Werwölfe gepaart mit seiner überheblichen Arroganz für das Rudel eine Gefahr darstellt, stellt Peter Derek kurzerhand dazu ab, Jackson umzubringen. Das führt dazu, dass die negative Entwicklung von Jackson aus der letzten Folge verstärkt wird und in dieser Episode langsam das Nervenkostüm des Zuschauers strapaziert. Es ist zwar klar, dass sein Charakter und seine herablassende Art durch seine Angst vor Chris Argent und Derek komplexer gestaltet werden sollen, aber da er selbst in diesen Situationen völlig egoistisch und feige handelt, bringt man kein Mitgefühl für ihn auf.
Dass er, der Scott mit seinem Wissen erpresst und um jeden Preis und ohne auf Scotts Warnungen zu hören ein Werwolf werden will, um wieder der Beste zu sein, nun zu Derek sagt, er hätte es nicht verdient, für sein Verhalten bestraft zu werden, lässt einen fast schon bedauern, dass Scott ihm letztlich zu Hilfe eilt und ihn vor Derek rettet. Dieser Einsatz für seinen Erzfeind macht allerdings umso deutlicher, wie weit Scott davon entfernt ist, gemeinsame Sache mit seinem Rudel zu machen. Andererseits zeigt dafür Dereks Bereitschaft, sich für Scott zu opfern, dass zwischen diesen beiden definitiv eine tiefere Bindung besteht. Vielleicht bekommt deshalb Peter bei seinem Versuch, Scott an sich zu binden, nun unerwartete Schützenhilfe von seinen Feinden, denn es kann durchaus sein, dass Scotts Loyalität erwacht, wenn er von Dereks Gefangenschaft durch die Jäger erfährt.
"You know how every family has its secrets? Ours are a little different."
Genau wie Peter versucht auch Kate, ihre Gefolgschaft zu vergrößern, indem sie Allison gegen den Willen von Chris zu einer Jägerin machen will. Das Interessante ist, dass Kate dabei ebenso charismatisch und strategisch vorgeht wie ihr Werwolf-Äquivalent: Sie nutzt das Vertrauen und die Neugier von Allison aus, um deren Interesse zu wecken, doch scheinbar gehen ihr die Schlussfolgerungen ihrer Nichte nicht schnell genug. Denn am Ende der Folge weiht sie Allison auf äußerst drastische Weise in das Familiengeheimnis ein, indem sie ihr Derek als gefangenen Werwolf präsentiert.
Auch hier ist, ähnlich wie beim Wolfsrudel, der Ärger innerhalb der Familie vorprogrammiert, denn Chris Argent wird über das eigenmächtige und verantwortungslose Verhalten seiner Schwester bestimmt alles andere als erfreut sein. Und das völlig zu Recht, denn mit dieser Schocktherapie nimmt Kate dem Teenager-Mädchen jegliche kindliche Unschuld. Dass Allison vor allem in sexueller Hinsicht kein Kind mehr ist, wurde in dieser Folge mit ihren Träumen von Scott zwar deutlich unter Beweis gestellt, aber trotzdem war sie insofern noch jungfräulich, als dass sie nichts von der tatsächlichen Existenz von Werwölfen wusste oder davon, dass ihre komplette Familie aus professionellen Killern besteht. Durch Kates Handeln wird Allison dem üblichen High-School-Drama entrissen und mitten in die Gefahr des erwachsenen, realen Lebens geworfen. Wie sich das auf ihren Charakter auswirkt, nachdem sie bereits durch die Lügen ihres Vaters und ihrer Tante sowie die komplizierte Beziehung zu Scott unsicher und verwirrt war, bleibt abzuwarten. In ihrer sichtlichen Überforderung hätte sie eigentlich jemanden gebraucht, der ihr Selbstvertrauen stärkt, und keine Tante, die ihr ganzes Weltbild zerstört. Vor allem, wenn sie erfährt, dass nicht nur Derek, sondern auch Scott ein Werwolf ist – denn dass sie diese Tatsache herausfindet, ist nun nur noch eine Frage der Zeit und wäre durchaus passend für den dramatischen Rahmen eines Staffelfinals.
"Why would Derek kill everyone involved with the fire?"
Neben diesen internen Entwicklungen in den Kreisen der Werwölfe und Jäger gibt es natürlich auch noch Sheriff Stilinski, der als Außenstehender und Unwissender verzweifelt versucht, aus all den widersprüchlichen Informationen rund um die Morde in Beacon Hills seine Schlüsse zu ziehen. Dafür kann Stiles mit der Erkenntnis, dass alle Mordopfer in direkter Verbindung mit dem Brand des Hale-Hauses standen, das Puzzle langsam zusammensetzen. Ihm wird klar, dass alle bisherigen Morde nur Bauernopfer waren und Peter seine Züge sorgfältig plant, um zum krönenden Abschluss den König bzw. die Königin schachmatt zu setzen – die Strippenzieherin des Feuers aka Kate Argent.
Neben der Tatsache, dass Stiles' geheime Übernahme der Ermittlungen dabei hilft, die Ausgangssituation für den bevorstehenden Showdown deutlich zu machen, ist die Szene zwischen ihm und seinem Vater aber auch ein Paradebeispiel dafür, wieso "Teen Wolf" trotz mancher Logiklücken wunderbar funktioniert und einen derart hohen Unterhaltungsfaktor hat. Man beschränkt sich nicht nur darauf, Stiles und den Sheriff abends am Küchentisch ein paar Fakten über den Fall austauschen zu lassen, sondern die Autoren verpacken diese Handlung herrlich humorvoll, indem Stiles seinen Vater mal eben kurz mit Whiskey abfüllt, um ihm so einige Informationen zu entlocken. Und die Frage, wie logisch es ist, dass der Sheriff die Absicht seines Sohnes nicht bemerkt und durchschaut, wird durch den gelungenen Comedy-Aspekt einfach irrelevant. Der Zweck heiligt die Mittel, vor allem, wenn es den Autoren wie in dieser Szene so hervorragend gelingt, die gesamte Stimmung am Ende plötzlich kippen zu lassen und aus der lustigen, grotesken Situation plötzlich eine ernste, melancholische zu machen.
Und dazu wird genau dieser Comedy-Aspekt genutzt bzw. in eine dramatische Richtung gelenkt, als der betrunkene Sheriff Stilinski am Ende des Gesprächs traurig bemerkt, wie sehr er es vermisst, mit seinem Sohn zu reden und wie sehr er Stiles' Mutter vermisst. Die enge Bindung zwischen Vater und Sohn, die zuletzt in #1.08 Mondsüchtig zum Vorschein kam, als Stiles für einen kurzen Moment dachte, dass sein Vater ein Opfer der Werwölfe geworden ist, kommt nicht von irgendwoher, sondern resultiert aus dem Verlust von Stiles' Mutter. Dass dieses Verhältnis nun nicht mehr ganz so eng ist, ist nur natürlich, da Stiles ein Teenager ist, seine Grenzen austestet und (nicht nur als bester Freund eines Werwolfs) in Schwierigkeiten gerät. Aber es ist toll, welche Charakterarbeit die Autoren hier leisten und mit wenigen, kleinen Momenten verdeutlichen, wie nahe sich Vater und Sohn stehen, auch wenn Stiles immer wieder gegen die Regeln seines Vaters verstößt und ihm nicht gehorcht.
Wie er in dieser Folge, nachdem er seinen Vater absichtlich betrunken gemacht hat, die Whiskey-Flasche aus der Hand nimmt, als Sheriff Stilinski anfangen will, seinen Kummer mit Alkohol zu betäuben, und wie dieser sich dafür bei seinem Sohn bedankt – das bricht einem als Zuschauer fast das Herz. Und genau diese gelungene, perfekt ausbalancierte Mischung aus urkomischen Szenen und bittersüßen Charaktermomenten inmitten der sich überschlagenden Mystery-Handlung ist es, die "Teen Wolf" auszeichnet.
Randnotizen
- Anders als von Chris und Kate Argent vermutet, können Werwölfe Menschen nicht verwandeln, indem sie sie mit ihren Klauen verwunden. Vielmehr können sie durch eine solche Wunde im Nacken ihre Gedanken und Erinnerungen auf das Opfer übertragen. Das sieht man explizit bei Scott, nachdem Peter ihn verwundet hat und er daraufhin Erinnerungsfetzen rund um den Brand und die Morde sieht. Aber es wird auch durch Jackson bestätigt, der auf die gleiche Art von Derek verwundet wurde und daraufhin in seinen Träumen das Hale-Haus sieht, ohne je selbst dort gewesen zu sein. Während Peter diese Fähigkeit ganz eindeutig einzusetzen weiß, scheint Derek sich ihrer gar nicht bewusst zu sein. Diese "Erinnerungsübertragung" ist jedenfalls eine nette Innovation und ich bin gespannt, wie diese Fähigkeit in Zukunft noch eingesetzt wird.
- Nachdem mir das Drama zwischen Scott und Allison in den letzten beiden Folgen doch etwas zu überkonstruiert war, haben mir die beiden in dieser Episode wieder richtig gut gefallen. Neben der aufrichtigen Zuneigung zueinander und ihren Gefühlen, die beide weder leugnen noch verstecken können, hat mich vor allem die Tatsache überzeugt, dass ihre Szenen nun wieder durch eine humorvolle Leichtigkeit gekennzeichnet sind, wie etwa als Allison Scott aus Versehen mit ihrem Elektroschocker niederstreckt oder als Scott die Situation auflockert, als Allison mit ihm über ihre Familie reden will, aber nicht weiß, wie sie anfangen soll. Tyler Posey und Crystal Reed haben einfach eine tolle Chemie und die Autoren sollten keineswegs weiterhin versuchen, diese wie in den letzten beiden Folgen für mehr Drama zu zerstören, denn das hat für mich absolut nicht funktioniert.
- Last but not least hat auch Dr. Deaton noch einen kleinen, aber eindrucksvollen Auftritt, als er Scott nach dem Angriff der Jäger rettet und seine Wunden versorgt. Er scheint keineswegs überrascht, dass sein Mitarbeiter von Schrotkugeln durchsiebt ist und verrät Scott ziemlich mysteriös, dass er zwar Tierarzt ist, aber nicht nur Katzen und Hunde behandelt. Auch wenn er also nicht, wie von Scott und Stiles kurzzeitig vermutet, der Alpha ist, so scheint er doch auf irgendeine Art involviert zu sein und mehr zu wissen, als es den Anschein hat.
Fazit
Obwohl es hauptsächlich eine Vorbereitungsfolge für das Staffelfinale ist, kann man keineswegs von einem Lückenfüller sprechen. Es werden zwar noch nicht alle Fragen beantwortet, aber die Puzzleteile setzen sich weiterhin zusammen und das Gesamtbild lässt sich langsam erahnen. Zudem punktet diese Folge mit einigen tollen Charaktermomenten, auch wenn die Entwicklung von Jackson ein bisschen zu wünschen übrig lässt.
Lena Stadelmann - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Co-CaptainErstausstrahlung (US): 01.08.2011
Erstausstrahlung (DE): 17.08.2013
Regie: Russell Mulcahy
Drehbuch: Jeff Vlaming
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