Bewertung

Review: #3.12 Die Mondfinsternis

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Das Sommerfinale war vielleicht nicht ganz der erhoffte Knaller, aber mal ehrlich, die Episode der letzten Woche war auch nicht zu schlagen. Das Tolle an "Teen Wolf" ist jedoch nach wie vor, dass selbst ein Sommerfinale mit Logiklöchern ungeheuren Spaß macht, da die Serie sich selbst noch nie so übermäßig ernst genommen hat und es auch jetzt nicht tut. Für Spiel, Spannung und Schokolade war auch diesmal wieder gesorgt, denn es gab einige Überraschungen, tolle Effekte, schöne Charaktermomente, ein rundes Ende und zusätzlich noch einen herrlichen Ausblick auf das, was als nächstes kommt.

Jenseits

Das Jenseits in "Teen Wolf" ist ein blendend schneeweißes, leeres Großraumbüro, das unsere drei Helden an den Ort führt, den zu finden sie sich freiwillig geopfert haben. Ihre Selbstlosigkeit und ihr starker Wille, ihre Eltern zu retten, lässt Scott, Stiles und Allison in dieser weißen Leere aus ihren Eisbädern gleichzeitig hochschrecken und in absoluter Stille entdecken, dass sie die Antwort bereits in sich tragen. Diese Inszenierung ist einfach phantastisch gelungen: das schneeweiße Jenseits, die drei Teenager, die bereit sind, die Dunkelheit in sich aufzunehmen, symbolisch in schwarz und der riesige Baumstumpf, der sogar noch im Hinblick auf Scotts Tattoo an den Staffelauftakt anknüpft, da Scott in den Jahresringen das Symbol wiedererkennt, das in seinem Kopf herum spukte und das ihn zu seinem Tattoo inspirierte. Dieses Detail hatten wahrscheinlich die meisten von uns vergessen, daher ist es einfach erfreulich zu sehen, wie sorgfältig an dieser Stelle von den Autoren vorausgeplant wurde.

Und schließlich die Belohnung für den Mut unserer Helden, sie wandern vor ihrem inneren Auge zurück in der Zeit und sehen die Nacht, in der alles anfing, in der Scott von Peter Hale gebissen und zum Werwolf gemacht wurde. Jeder der drei sieht die Momente, die wir aus dem Piloten der Serie kennen, und stolpert dabei über den Baumstumpf, um den herum sich die damaligen Geschehnisse ereignet haben. Von Scott und Stiles wussten wir, dass sie sich in diesem Wald befunden hatten, aber dass Victoria Argent das Auto steuerte, das den aufgeregten Scott fast überfahren hätte, und Allison ihre Mutter damals überredete, anzuhalten und nach Scott zu sehen, ist ein schönes Puzzleteil, das wir bisher noch nicht kannten. Die Szenen aus dem Piloten sind wirklich gekonnt mit den neuen Einstellungen verflochten und es ist beinahe ein feierlicher Moment für den Zuschauer, zu sehen wie weit Scott, Stiles und Allison seit damals gekommen sind. Damals waren sie Opfer, tollpatschiger Sheriffssohn und nichtsahnende Schülerin, nun sind sie auf dem Weg, wahrer Alpha, Sherlock Stiles und Reformerin des Argent-Erbes zu werden. Eine schöne, stringente Charakterentwicklung!

Die Schwäche der Eingangsszene liegt also definitiv nicht in der Verflechtung alter und neuer Fäden zu einem großen Gesamtwerk, es liegt in der Verknüpfung der letzten Episode und dieser. Für Scotts, Stiles' und Allisons Selbstopfer war es wichtig, dass sie nur ein paar Sekunden tot sind und von jemandem zurückgeholt werden, der ihnen nahesteht. Als sie jedoch putzmunter in der Tierarztpraxis wieder zu sich kommen, sind die Eiswürfel geschmolzen und Dr. Deaton, Lydia und Isaac sitzen tatenlos herum. 16 Stunden sind vergangen und man hatte die drei einfach in den Eiswannen liegenlassen? Und sie kamen aus eigener Kraft zurück? Das ist sicherlich eine sehr interessante und äußerst übernatürliche Wendung, und deshalb hätte sie definitiv einer Erklärung bedurft.

Showdown

Obwohl Scott, Stiles und Allison nun wussten, wo der Nemeton sich befindet, so wussten sie die ganz genaue Stelle im Wald wohl doch nicht, denn dies wurde als eine der beiden Motivation genommen, um die Gruppe zu trennen. Die Wölfe mussten etwas zum Schnuppern bekommen, um im Wald die Fährte der Eltern aufnehmen zu können. Leider Schwachsinn, da es absolut gereicht hätte, wenn Scott die Fährte seiner Mutter aufgenommen hätte, um alle drei Eltern zu finden. Aber so wurden die Heldentaten unter den Figuren aufgeteilt, und "Teen Wolf" war schon immer sehr stark darin, zu zeigen, dass niemand alleine ein Held ist und Scott und seine Freunde am besten mit Teamwork zum Ziel kommen. Die Message dahinter sorgt auch als Wiedergutmachung dafür, dass man anscheinend unbedingt noch ein Aufeinandertreffen von Scott und seinem Vater herbeiführen wollte, was man nach meinem Geschmack gerne auf die Winterstaffel hätte verschieben können. Genug Neugier war nach der letzten Episode diesbezüglich schon da. So sorgte die Szene, in der Agent McCall Scott, Isaac und Allison verhört, vor allem dafür, Allison eine richtig schöne Badass-Szene zu geben, um das Geschehen entscheidend voranzutreiben, und den Alibi-Beruf Chris Argents zu etablieren, von welchem wir in der Anfangsszene von Victoria und Allison erfahren haben, dass er das Familiengeschäft mit Sicherheitsdienst und Waffenhandel kaschiert.

Die zweite Motivation, die Gruppe zu trennen, kam in Form von Ethan, der endgültig die Seiten gewechselt hat und Kali und Aiden davon abhalten wollte, Derek zu töten. Erklärt wurde dies nicht näher, aber man kann sich wohl denken, dass Ethan der einzige war, der Ms. Morell geglaubt hat, dass es nicht Derek war, der Ennis umgebracht hatte. Lydia wurde also mit Ethan geschickt, um Derek zu warnen, der daraufhin von Peter dazu angestachelt wird, mit Cora zu fliehen. Peter hat also ein Interesse daran, die beiden Betas aus dem Weg zu haben, vielleicht auch, sie in Sicherheit zu wissen, aber vor allem aus dem Weg zu haben. Er selber bleibt nämlich da, warum auch immer. Im Pre-Showdown, zu dem Darach Jennifer hinzukommt, geschehen anschließend zwei Dinge: Aiden wechselt auch die Seiten, und man feuert als Zuschauer die eine Antagonistin an, die andere Antagonistin zu töten. Bei der Wahl zwischen Kali und Jennifer steht man ganz klar aufseiten Jennifers.

Beim tatsächlichen Showdown Darach vs. Deucalion hingegen wird man hin- und hergerissen. Jennifer hat Derek an ihrer Seite - von Lydia herbei geschrien - den sie überzeugt hat, ihr beim Mord an Deucalion zu helfen, um die Eltern nicht opfern zu müssen. Deucalion hat Scott an seiner Seite, der um jeden Preis die Eltern retten will. Während nun also Isaac, Stiles und Allison alle Hände voll damit zu tun haben, die Eltern tatsächlich vor dem Tod durch Einsturz des Wurzelkellers zu retten, versuchen Derek und Scott das Übel an der Wurzel herauszureißen. Darach Jennifer und Deucalion können ganz klar nicht nebeneinander existieren, aber wer muss gehen? Die Wahl fällt auf Darach Jennifer, denn sie hat die Morde begangen, die uns haben schaudern lassen, die On-Screen-Morde an Unschuldigen. Und sie ist dabei, die Eltern zu töten, indem sie mit einem Sturm den Keller zum Einstürzen gebracht hat! Beides tilgt definitiv jedes Mitleid, das aufgrund ihrer Vorgeschichte immer mal wieder aufgeflammt ist. Deucalion hingegen hat seinen ersten Beta aus Notwehr getötet und ansonsten nur unbekannte Werwölfe, die zu den Antipathieträgern Kali und Ennis gehörten bzw. Ennis selbst. Was das Rudel der Zwillinge angeht, so haben wir rechtzeitig erfahren, dass Deucalions Einschreiten für sie eine große Hilfe war. Und der Mord an der uns unbekannten Druidin aus dem Staffelauftakt ist für die Gunst der Zuschauer nicht so bedeutsam wie die Tatsache, dass er es Scott letztlich doch abnimmt, Jennifer zu töten.

Was Scotts und Dereks Rollen im Showdown angeht, so gefiel mir endlich endlich endlich mal Dereks Rolle besser! Während der Mondfinsternis kann er Jennifer mit ihrer eigenen Eitelkeit und ihrem Selbstmitleid austricksen. So eindringlich hatte sie wiederholt von ihrer Fratze und ihrem neuen Aussehen gefaselt, dass er sie dazu anstiftet, Deucalions Blindheit zu heilen, nur um einmal ihre schreckliche Fratze zu sehen. Von dieser Heilung geschwächt, so wie die Heilung Coras ihn geschwächt hat, kann Jennifer nun niemanden mehr umbringen. Dereks Kraft liegt anscheinend sehr viel mehr in der Ruhe als im ständigen Kämpfen. Scott wiederum durchbricht nun schließlich Jennifers Schutzwand aus Eberesche mit purer Willenskraft und wird zum wahren Alpha. Wozu seine Kräfte bei Ersatz-Vaterfigur Deaton nicht reichten, reichen sie nun, da seine Mutter und Stiles' und Allisons Väter auf dem Spiel standen. Nun ist er also offiziell der Alpha seines Rudels, wie Derek es schon in Staffel 2 vermutet hat.

Ausblick

Wir mussten uns von keinem liebgewonnenen Charakter verabschieden, was wahrscheinlich nicht überrascht haben dürfte, da man nach dem aus kreativer Sicht absolut unfreiwilligen Abschied von Jackson wohl erstmal genug davon hatte, Figuren herauszuschreiben, die noch viel Potenzial haben. Deucalion ist so eine Figur, von der wir hoffentlich noch sehr viel mehr sehen, denn die Wiedergewinnung seines Augenlichts schien ihn zu treffen wie ein Donnerschlag und wie wir wissen, gehörte er vor Gerard Argents Komplott zu den Guten. Davon ist er jetzt sicherlich weit entfernt, aber seine und Gerards Geschichte verdient es, in Ruhe zu Ende erzählt zu werden.

Ethan und Aiden wurden ausgesprochen langsam in die Serie eingeführt, und gerade Aiden hat noch sehr wenig Profil bekommen. Da sie aber nun bleiben, hoffe ich, die Dynamik der Zwillingsbeziehung wird ausgebaut, und vor allem Danny wird mehr ins Geschehen integriert. Aiden wieder an Lydias Seite zu sehen, war nach den Ereignissen zwischen Stiles und Lydia in der letzten Episode hier allerdings ziemlich irritierend.

Was Scott, Isaac und Allison angeht, so gefällt es mir richtig gut, wie man mit der Entwicklung verfährt. Isaac und Allison verstehen sich einfach sehr gut miteinander und Scott kann sich für beide freuen. Wer hier mit wem zusammen kommt, steht dabei so herrlich erfrischend im Hintergrund, dass ein gewisses Liebesdreieck sich davon mal eine Scheibe abschneiden könnte.

Last but not least: Unser über alles geliebter, zynischer, intriganter, überheblicher, größenwahnsinniger Peter Hale ist wieder da! Er ist es, der Jennifer endgültig tötet und uns als Cliffhanger brüllend wissen lässt: "I am the alpha! I've always been the alpha!" Er strickt also seinen Plan, seine Macht zurückzugewinnen, im Verborgenen munter weiter. Und das wird wohl auch Derek zurück nach Beacon Hills holen, der nämlich zum Ende des Sommerfinales gemeinsam mit Cora die Stadt verlässt.

Randnotizen

  • Der witzigste Moment des Sommerfinales geht diesmal wieder auf Isaacs Konto. Wie herrlich war das denn bitte, als Agent McCall die brenzlige Lage der Eltern skizziert und Isaac wie in der Schule die Hand hebt und sagt, dass seine Eltern tot sind, als würde er anbieten, die Tafel zu putzen.
  • Mama McCalls unterdrücktes, kleines Grinsen angesichts der Tatsache, dass Scott seinem Vater die Tür vor der Nase zufallen lässt, verspricht interessante Entwicklungen im Hause McCall.
  • Der neue Leitspruch der Argents "We protect those who cannot protect themselves." kann im Grunde auch als Leitspruch für Scotts Rudel gelten, und auch Derek handelte stets nach dieser Prämisse.
  • Deucalion und Peter brauchen dringend gemeinsame Szenen, die möglichst ausdauernde Wortgefechte beinhalten sollten!
  • Einen Ersatz für Jackson, also einen waschechten Arschloch-Charakter, den man richtig liebgewinnt, hat man nicht aufgebaut. Wer weiß, vielleicht kann Aiden diese Rolle übernehmen. Jedenfalls muss ich zugeben, so sehr ich Colton Haynes in "Teen Wolf" geliebt habe, ich hab ihn in dieser turbulenten Sommerstaffel nicht vermisst.
  • Der mit Abstand schönste Moment des Sommerfinales kam fast ganz am Ende und zeigt auf eine wunderbare Weise, die einem ein Lächeln aufs Gesichts zaubert, die Essenz, das Herz der Serie: Scott und Stiles, die grinsend und in ihrer innigen Freundschaft vereint ihrem Schicksal entgegengehen.

Fazit

Das Sommerfinale hat die Hauptstoryline zu einem guten Ende gebracht und für die kommende Winterstaffel ein wenig Luft nach oben gelassen. Interessante Möglichkeiten werden eröffnet, aber man lässt uns soweit zufrieden zurück, so dass das Abwarten von diesmal zum Glück nur einem knappen halben Jahr bis zur Fortsetzung zu schaffen sein müsste. Dennoch fällt es schwer, da "Teen Wolf" sich in dieser dritten Staffel erneut zu steigern wusste und einfach derart mitreißende Unterhaltung bietet, dass man sich von Woche zu Woche so sehr auf die nächste Episode freut, wie es zur Zeit nur wenige Serien schaffen.

Nicole Oebel - myFanbase

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