Bewertung

Review: #3.13 Zwischen Leben und Tod

Foto: Dylan O'Brien, Teen Wolf - Copyright: MTV/Matthew Welch
Dylan O'Brien, Teen Wolf
© MTV/Matthew Welch

Himmel, ist das schön, "Teen Wolf" schon im Winter mit zwölf neuen Episoden wiederzuhaben und nicht wie sonst auf Juni warten zu müssen! Und Dylan O'Brien rockt die Show! Die Winterpremiere stellt ihn die ersten knapp sieben Minuten bis zu den Openingcredits ins Zentrum, und das ist gut so, denn Dylan O'Briens Performance fesselt einen von den ersten Sekunden an dermaßen, dass man sich ihn problemlos als zentralen Hauptdarsteller mit nicht viel Drumherum vorstellen könnte. "Teen Wolf" bietet jedoch den Luxus eines wunderbaren gesamten Ensembles, so dass man dankbar für den Raum ist, der O'Brien hier für seine überaus feine Performance als Einstieg in die Winterstaffel geboten wird, und freut sich dadurch nur umso mehr auf alle und alles andere.

Konsequenzen

Die Sommerstaffel brachte uns einen wilden Ritt durchs Übernatürliche: ein Rudel von Alphawerwölfen, Druiden, einen Darach, einen Nemeton, selbstmordende Tiere, eine Banshee, Glühwürmchen und vor allem eines: das rituelle Selbstopfer der drei zentralen Teenager, die sich für ihre Eltern in den Tod begaben, um 16 Stunden später wieder aufzuwachen und ihre Eltern retten zu können. Dieses Ritual jedoch sollte Konsequenzen haben, psychische sowie übernatürliche, und diese Konsequenzen machen sich nun auf beängstigende Weise bemerkbar. Die Horrorsequenzen, die hier präsentiert werden, verfehlen ihre Wirkung nicht im geringsten, denn sie sehen dank Regisseur Russell Mulcahys Handschrift (kaltes Licht von außen, Nässe) wie immer phantastisch aus, und sie gehen inhaltlich an die Nieren, da sie sich – wie schon in #2.09 Party oder Ähnliches und #3.06 Motel California – mit höchst menschlichen Ängsten auseinandersetzen. Hier in #3.13 Anchors genauer gesagt mit der Angst vor sich selbst.

Bei Stiles äußert sich dies auf subtile und gleichzeitig vielleicht auf die erschreckendste Weise. Er ist unser Anker in der übernatürlichen Welt von "Teen Wolf". Er ist der Mensch zwischen den übernatürlichen Wesen, derjenige, der anfängliche Minderwertigkeitskomplexe angesichts der übernatürlichen Fähigkeiten seiner Freunde damit überwunden hat, dass er sich mit seinem Spürsinn, seiner Kombinationsgabe und seinem Wissen beweisen konnte. Sein Enthusiasmus, seine Loyalität und Hilfsbereitschaft und seine Fähigkeit, Dinge beim Namen nennen zu können, haben wiederholt entscheidend zur Lösung des Problems beigetragen, und nun steht er da, kämpft sich durch höllisch verschachtelte Alpträume und hat nicht nur die enorme Angst, nicht mehr zwischen Traum und Realität unterscheiden zu können, er kann auch nicht mehr Lesen und dadurch sein Wissen erweitern. Er traut sich selbst nicht mehr und hat keinen sicheren Zugriff mehr auf seine Sherlock-Stiles-Fähigkeiten. Das muss einfach grauenhaft sein! Und wem brach nicht das Herz, als Sheriff Stilinski seinen schreienden Sohn beim Wachwerden auffing?

Allison wird wie üblich auf die brutalste Weise von ihren Ängsten zugesetzt. Sie hadert immernoch schwer damit, zu einer Familie von Werwolfjägern und somit Killern zu gehören, die mehr oder weniger jederzeit gewalt- und handlungsbereit sein müssen. Sie wird verfolgt von dämonischen Visionen ihrer verstorbenen Tante Kate, welche den Ehrenkodex ihrer Familie von Werwolfjägern missachtete, Familie Hale abschlachtete und drohte, ebenso den Jungen abzuschlachten, in den Allison verliebt war: Scott. Allison trennte sich von Scott, nachdem ihr klar geworden war, was seine und ihre Rolle für Auswirkungen aufeinander haben. Sie wurde durch Kate fast dazu gebracht, ihn selbst umbringen zu wollen, ihre Mutter wollte ihn tatsächlich umbringen und sein Werwolfkumpel brachte schließlich ihre Mutter um. Und das alles innerhalb weniger Monate, die für sie sehr prägend waren. Nun macht sie mehr als panische Zustände durch, sich in ihre Tante zu verwandeln bzw. genauso zu werden wie sie. Allison scheint sich mittlerweile in Isaac verliebt zu haben, und nicht nur ihre Visionen zeigen ihr, dass sie ihn in einem Moment, in dem er ihr voll und ganz vertraut, umbringen könnte, sie wacht auch noch auf und findet das Messer in ihrem Bett, mit dem sie ihn von Kate gedrängt in ihrer Vision umbringen sollte. Was ist das für ein Messer und wo kommt es her? Und wie gelangte sie während der ersten ihrer Visionen vom Aufzug in ihrem Haus in die Schule? Zeit verlieren und sich an einem anderen Ort wiederfinden - so etwas geschah mit Lydia in Staffel 3A...

Scotts Halluzinationen übernehmen in diesem Zusammenhang zwar den humoristischen Part, sind im Grunde aber nicht weniger beängstigend. Er hat Angst vor sich selbst, weil er seine neuen Alpha-Kräfte überhaupt nicht unter Kontrolle hat. Ihm fehlt der Anker, den er zuvor immer in Allison hatte, und er weiß noch viel zu wenig über seine eigene Person als Alpha. Es ist zwar ein herrlicher Spaß, als er auf der Schultreppe von seinem eigenen Schatten verfolgt wird, welcher die Form des Alpha-Monsters aus Staffel 1 angenommen hat, aber klar ist, dass Scott Angst hat, aus all den Alphas, die er bisher kennengelernt hat, ausgerechnet ein solches Alpha-Monster zu werden, weil er keine Ahnung hat, wie er die Kontrolle über sich wiedergewinnen soll.

"When is a door not a door?" - "When it's ajar."

Die genauere Erklärung, was das Selbstopfer bei den drei Jugendlichen hinterlassen hat, bringt Stiles aus seinem Unterbewusstsein mit. So sehr er auch befürchtet, den Verstand zu verlieren, tief in ihm drin arbeitet dieser offensichtlich noch auf Hochtouren. In seinem Alptraum will er alles dafür tun, niemanden "durch die Tür zu lassen" und seine Klassenkameraden sowie sein Coach übermitteln ihm durch Zeichensprache in zermürbender Eindringlichkeit das Wortspiel "Wann ist eine Tür keine Tür?" Auf Englisch klingt die Antwort "When it's ajar" ("Wenn sie angelehnt ist") wie "When it's a jar" ("Wenn sie ein Einmachglas ist"). Dieses Rätsel bietet Stiles' Unterbewusstsein also seinem Besitzer, aber Dr. Deaton hilft den Jungs bei der Erklärung, so wie er es in Staffel 3A schon angedeutet hatte. Sie haben eine Tür zum Jenseits geöffnet und diese ist jetzt nur angelehnt und nicht verschlossen. Was dort hindurch kommt, können sie nicht kontrollieren. Sie müssen unter allen Umständen versuchen, diese Tür wieder zu schließen. Nur wie?

Der Fall Tate

Die Eltern der Jugendlichen wissen nun über die Existenz des Übernatürlichen Bescheid, und das war eine sehr gute Entscheidung, denn nun kann Sheriff Stilinski sich endlich daran machen, ungelöste Fälle zu lösen. Dafür muss er allerdings Gas geben, denn der bisher unglaublich nervige FBI-Vater von Scott ist ihm aufgrund seiner bisher viel zu niedrigen Aufklärungsquote auf den Fersen. Bei den Stilinskis scheint der Apfel jedoch nicht weit vom Stamm zu fallen, denn Sheriff Stilinskis Hirn arbeitet mit seinem neuen Wissen über Werwölfe und Konsorten nun ebenso auf Hochtouren wie das seines Sohnes. Sofort kombiniert er, dass es in vielen seiner Fälle übernatürliche Erklärungen geben muss und auf seinem Tafelbild sehen wir einige bekannte Gesichter von Mordopfern wieder, die der Sheriff nun in einen ordentlichen Zusammenhang bringt. Dabei beißt er sich an der nachträglichen Aufklärung des Mordes einer Familie fest, die vor acht Jahren zu seinen ersten Fällen als Sheriff gehörte. Dabei verschwand ein Mädchen namens Malia Tate, welche als junge Erwachsene locker wie Shelley Hennig aussehen könnte. Und siehe da, wer ihren Vater, den einzigen Hinterbliebenen der Familie, spielt: Todd Stashwick! Das lässt ganz klar darauf schließen, dass wir von Familie Tate noch einiges hören und sehen werden! Zumal seine verbitterte, einsiedlerische Art in Kombination mit der ausgefeilten Jagd auf Kojoten und der gebieterischen Interaktion mit seinem Hund viel Anlass zu Spekulationen bieten.

Man könnte hier zum Beispiel den Sprung an den Schluss der Episode wagen und sich fragen, ob Mr. Tate derjenige ist, der Derek und Peter Hale eingefangen hat und nun foltert. Sollte Mr. Tate herausgefunden haben, dass es Werwölfe gibt und diese den Wald von Beacon Hills unsicher machen, so könnte er zum selben Schluss gekommen sein wie Scott, der bei seiner Such nach Malia im Wald auf einen blauäugigen Wolf gestoßen ist, und meint, darin Malia zu erkennen. Acht Jahre des Alleinseins und Trauerns um seine Familie, und vor allem acht Jahre des Werwölfen die Schuld Gebens könnte Mr. Tate schon zu einem einzelgängerischen Werwolfjäger gemacht haben, der darauf aus ist, Werwölfe zu quälen. Es könnte aber auch sein, dass Todd Stashwicks Anwesenheit allein einen schon auf die falsche Fährte locken soll. Er spielt die verschrobenen Charaktere einfach zu gut, es wäre also fast zu einfach, wenn er wirklich der Folterer der Hales wäre.

Randnotizen

  • Eine der besten Szenen hat erfreulicherweise gleich mal wieder Mama McCall, als sie ihrem Teenagersohn erklären darf, dass die erste Liebe eben nicht die große und einzige sein muss. Es wird eine neue Liebe für ihn geben, und diese wird anders sein, aber eben nicht weniger wahr oder weniger aufregend. Hier steckt ein schönes Stück Wahrheit und Mama McCall verbindet dies perfekt mit der Lösung, dass Scott selber sein Anker soll.
  • Isaac bekommt einige herrlich witzige Szenen. Daniel Sharman hat das mit dem Timing bei seinen unsicher-verwirrten Szenen mittlerweile perfekt raus. Dass auf diese Weise das vermeintliche Liebesdreieck zwischen Isaac, Scott und Allison eine erfrischend leichte Note bekommt, ist eine erfreuliche Entwicklung. Es wird ganz klargemacht, wie viel Isaac an der Freundschaft zu seinem "Pflegebruder" liegt und dieser freundschaftliche Aspekt bekommt mehr Raum in dieser Winterstaffelpremiere als eventuelle romantische Szenen.
  • Etwas überrascht hat mich, dass die Tatsache, dass Isaac von seinem Vater schwer misshandelt wurde, bereits im Geplänkel mit Stiles ins Lächerliche gezogen wird. Meines Erachtens hat da noch nicht genügend Aufarbeitung stattgefunden.
  • Daniel Sharman wurde weiterhin nicht in den Hauptcast übernommen. Das wundert mich! Stattdessen haben die Openingcredits eine ordentliche Portion Rotfärbung abbekommen und der Nemeton ist einer grässlichen Fratze gewichen. Mal schauen, wofür die steht. Weiterhin beinhalten die Credits noch den Kuss zwischen Scott und Allison, allerdings fiel mir noch sie so stark auf wie jetzt, dass Allison sofort im Anschluss an den Kuss Pfeil und Bogen in seine Richtung spannt.
  • Derek wird wiedermal gefoltert... Man könnte zwar meinen, bei ihm werde sowohl seelische als auch körperliche Folter langsam alt, aber es macht sich einfach niemand so sexy oberkörperfrei in Ketten wie Tyler Hoechlin, hier auch noch mit Ian Bohen an seiner Seite, und es öffnet nunmal kaum etwas das Fanherz so sehr wie favorite guy torturing. Davon können die Winchesters und die "Supernatural"-Fangemeinde ein Lied singen.
  • Die neue asiatische Schönheit Kira Yukimura bildet nicht nur ein neues Love Interest für Scott, sie verfügt offensichtlich auch über übernatürliche Kräfte und Wissen. Sie spürt, dass Scott sie aus der Ferne hören kann und hört selber anscheinend mehr als gut. Als sie den Freunden allerdings das buddhistische Konzept "Bardo" erklärt, einen Zustand des Übergangs zwischen Leben und Tod, mutet es doch etwas seltsam an, wie sie grinsend von Dämonen plaudert. Viel mehr lässt sich über sie noch nicht sagen.
  • Die für mich witzigste Szene war der "Be the alpha"-Moment mit Scott, Stiles und dem Hund! Scott soll den Hund wie einen Untergeben zur Räson bringen und was macht er? Er faselt mit zitternder Stimme was von "nice doggy". Stiles' fassungsloser Gesichtsausdruck in dem Moment ist unbezahlbar! Das war genauso phantastisch wie der "Schnappt sie euch"-Moment in "Ghostbusters". Erinnert sich noch jemand? Der Plan hier war in etwa genauso elaboriert!
  • Lydia hatte in dieser Folge nicht allzu viel zu tun, aber mir gefiel, dass sie einfach nur eine gute Freundin für Allison sein konnte. Und der Spruch "I'll be right back" mit Lydias Antwort "You did not just say that" als amüsanter Seitenhieb auf jeden Teenie-Horrorfilm war schön platziert.
  • Scott und Stiles forschen wieder gemeinsam mit Taschenlampe im Wald. Das war eine gelungene Anlehnung an den Piloten, wo sie gemeinsam im Wald mit Taschenlampe nach Laura Hales Leiche suchten.
  • Last but not least: Die komische Zeichnung an Stiles' Zimmerwand neben der Tür, dieser Kreis mit den verzwirbelten Enden... Was hat der zu bedeuten?

Fazit

Ein ungeheuer starker Einstieg in die Winterstaffel! Auf der einen Seite sehen wir, was für dramatische Konsequenzen die übernatürlichen Handlungen der Teenager auf ihre Psyche haben, auf der anderen werden behutsam neue Handlungsfäden eingewoben, die in gewohnt gekonnter Manier auch all die wunderbaren Nebenfiguren fest mit einbinden. Man kann ahnen, wo die Winterstaffel uns hinführen wird, aber es kann genauso gut sein, dass wir an jeder Ecke überrascht werden. Wie es aussieht aber wird es auf jeden Fall eine abenteuerliche, actionreiche Staffel, in der die Stärke der Serie, die Verbindung der Freunde und ihrer Familien untereinander, im Vordergrund steht.

Nicole Oebel - myFanbase

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