Bewertung

Review: #3.24 Der göttliche Zug

Foto: Holland Roden & Dylan O'Brien, Teen Wolf - Copyright: Photo by Scott Everett White, for MTV Networks, LLC © 2013. All Rights Reserved
Holland Roden & Dylan O'Brien, Teen Wolf
© Photo by Scott Everett White, for MTV Networks, LLC © 2013. All Rights Reserved

Dreamteam Jeff Davis und Russell Mulcahy bringen das Meisterwerk, "Teen Wolf" Staffel 3, zu einem gigantischen Ende. Sie haben bisher alle Staffelfinale gemeinsam gemeistert und dieses ist das Beste der bisherigen vier. Schwertkampf ist einfach Mulcahys Steckenpferd und er inszeniert hier einen actiongeladenen Showdown nach dem anderen, wobei jeder seine Eigenheiten hat und für Abwechslung sorgt, während Jeff Davis uns mit seinem Drehbuch die gesamte Gefühlspalette durchleben lässt, von Ohnmacht zu Aufbruch, von Tränen zur Siegesfaust, von Hoffnung zu Spannung, vom kalten Händchen, das die gesamte Staffel über die Dunkelheit in den Herzen der Charaktere und in unseren festgehalten hat, zu eben der ganz besonderen Wärme, die nur unsere Helden mit ihrer innigen und unantastbaren Freundschaft ausstrahlen können.

Outfoxing the fox

Die Vorbereitung des Showdowns in dieser Staffel war wirklich großartig. Aus fast jeder Episode, jedem Twist, jedem seltsam klingenden Spruch und jedem angerissenen Faden ergab sich ein Puzzleteil für das Finale zu dieser beeindruckenden Staffel. Und fast jede Figur hatte ihren Anteil an der spektakulären Auflösung des dramatischen Strategie-Spiels, das uns über weite Strecken hat viel mehr den Atem anhalten als uns Aufatmen lassen. Dabei mussten sich die Figuren erstmal von dem Schock über Allisons Tod freimachen, um überhaupt agieren zu können. Und wenn der Vater des ermordeten Mädchens, der Mann, der innerhalb kürzester Zeit seine gesamte Familie verloren hat, derjenige ist, der die anderen dazu bringt, nach vorne zu sehen, dann könnte man meinen, der Tod einer Tochter werde hier trivialisiert. Nicht aber, wenn man einen Schauspieler hat wie JR Bourne, der Chris Argents Feststellung "It's what we do." auf eine so gleichzeitig herzzerreißende wie aufrichtende Art und Weise rüberbringen kann, dass kein Zweifel daran besteht, dass alle Gefühle der Welt in ihm wüten, während er aber bereits an den Schutz der anderen Leute denkt.

So sind also feuchte Augen in den ersten Minuten der Episode mehr als erlaubt, aber schon bald darauf wird man so sehr vom Geschehen mitgerissen, dass an Tränen erstmal kaum mehr zu denken ist. Unsere Helden finden sich dabei im Wesentlichen auf vier Schauplätze verteilt wieder, die aber alle durch das Ziel, den bösen Fuchs Schachmatt zu stellen, miteinander verwoben sind: Chris und Isaac werden zum neuen Dreamteam, indem sie Allisons Vermächtnis durchschauen und herausfinden, welch lebensrettenden Tipp die junge Kriegerin vor ihrem Tod noch hatte mitteilen wollen. Das Argent-Silber tötet die Oni, wenn es im Körper steckenbleibt – wie eine Pfeilspitze, die sich eingräbt, anstelle einer Kugel, die wie damals bei Chris' erster Oni-Begegnung durch sie hindurch jagt. Derek bringt die Zwillinge dazu, zu verstehen, worauf es in Scotts Rudel ankommt – im Grunde dasselbe wie Allisons reformiertes Argent-Motto – für einander und für Schwächere zu kämpfen, ohne sich unterkriegen zu lassen. Lydia kommt im Gespräch mit Scott und Dr. Deaton auf die Idee, den bösen Nogitsune-Geist in der Triskelian Box, die aus Nemeton-Holz besteht, einzuschließen, wie einst Noshiko Yukimura ihn in einem Gefäß unterhalb des damals noch nicht abgeholzten Nemeton vergraben hatte. Und Stiles macht sich durch die Hinweise der Yukimuras mit dem Gedanken vertraut, dass es einen "göttlichen Zug" im Strategie-Spiel des Nogitsune geben könnte, auf den eben nur Sherlock Stiles kommen kann, da der Nogitsune ihn zu seinem Endgegner gemacht hat, indem er Stiles' menschliche Hülle verdoppelt und sich von ihm abgespalten hat.

Showdown

Der Showdown nimmt den größten Teil der Episode ein und ist überwältigend. Scott und Stiles sind im Unterschied zum Sommerfinale diesmal zusammen an der Front und agieren mit Verstärkung von Lydia und Kira zusammen. Besonders gelungen ist dabei, wie selbstverständlich Scott mit einfachen Worten den einen einzigen Plan darlegt, den er hat und von dem er nicht abweichen wird: "The plan is to save you [Stiles]. That's the plan I'm going with." Scott, der wahre Alpha! Es ist ein Genuss zu sehen, wie nüchtern sich in dieser Staffel die Tatsache manifestiert hat, dass Scott ein wahrer Alpha ist. Es wurde kein großes Drama darum gemacht und man durfte sich hier und da mal wundern, warum dies nicht stärker thematisiert wurde, dennoch können wir sicher alle Dereks feurige Rede unterschreiben: "When there is no chance of winning, he keeps fighting. When all hope is lost, he finds another way. When he's beaten down, he stands up again." Und genau das ist es! Ein Anführer, dem man folgen möchte, weil er im wahrsten Sinne des Wortes liebenswert ist und nicht weil er irgendwen unterwirft.

Im japanischen Garten, dem Bardo (Zustand zwischen Leben und Tod), in dem der vermummte Nogitsune gerne seinen malerisch angehauchten Triumph feiern will und den er deshalb Stiles, Scott, Lydia und Kira vorgaukelt, zeigt sich, wie perfekt die beiden besten Freunde Scott und Stiles einander ergänzen. Während Scott mit Kira Rücken an Rücken beinahe tanzend einen wunderbar choreografierten Kampf gegen die vier Oni hinlegt und sie in Schach hält, bleibt Stiles, gestützt durch Lydia, die Möglichkeit, das Spiel zu durchschauen. Der Nogitsune fordert Seppuku und Kaishaku, Stiles soll sich selbst ins Schwert stürzen und Scott, als sein bester Freund, ihn anschließend enthaupten. Stiles aber sieht in der Spiegelung des Schwertes, dass der japanische Garten nur eine Illusion ist und die Gefahr in dieser Situation nicht wirklich existiert. Mit dem "göttlichen Zug" entlarvt Stiles das Spiel des Nogitsune und die beiden übernatürlichen Wesen Scott und Kira schirmen ihre menschlichen Freunde Stiles und Lydia gegen die durchaus realen Verletzungen durch die Dämonen-Schwerter ab, um den bösen Geist aus dem Spiel zu drängen. Ein Spitzenmoment!

Dass die gesamte Situation im japanischen Garten eine Illusion war, konnte der Zuschauer auch an der Anzahl der Oni erkennen. Seit Allison einen der Smokey Five getötet hat, gibt es nur noch vier. Zwei davon wüteten im Büro des Sheriffs und anschließend in Deatons Tierklinik, die beiden anderen flankierten VoidStiles und mischten erst das Krankenhaus auf und anschließend das "Rudel der ehemaligen Alphas" (Ich lag kurz am Boden vor Lachen!). Somit konnten also keine weiteren vier im japanischen Garten sein. Zugegebenermaßen war dies bei all der Action aber nur schwer zu erkennen. So genial choreografiert der Kampf im Bardo war, so brutal war der Krawall im Krankenhaus, so cool war Deatons Einsatz, als er mit dem Arm und dem Schwert des einen Oni mit dem anderen focht, und so dreckig war der Kampf zwischen Derek, den Zwillingen und den beiden anderen Oni. Und obwohl keiner dieser Schauplätze einem Gelegenheit zum Durchatmen bot, so gab es immerhin den phantastischen Moment des Sheriffs "You're gonna need a bigger gun!" für ein weiteres kurzes und dringend nötiges spannungsentladendes Lachen! Im wahren Leben also – außerhalb der Bardo-Illusion – hatte VoidStiles die Daumenschrauben angesetzt und sowohl Papa Stilinski, Mama McCall, Deaton und zuletzt auch die Werwölfe ins Lebensgefahr gebracht. Schließlich hatte der Nogitsune Stiles immer angedeutet: "We're going to kill all of them, one by one". WIR, also er und Stiles.

Die Illusion also durch den göttlichen Zug zunichte gemacht, und wer kam und rettete vor der Schule den Tag? Chris Argent und Isaac mit Allisons Silberpfeilen! Jubel! Siegesfaust! Als VoidStiles also brüllend und drohend durch den Schulflur auf Stiles und Lydia zugeht, ist bereits klar, dass man es hier ein letztes Mal mit dieser von Dylan O'Brien zum Niederknien genial gespielten bösartigen Figur zu tun hat. Man möchte es fast hinauszögern, als Stiles und Lydia dem bösen Fuchs klarmachen, dass sie "change the host", die Nachricht auf der Miniaturrolle aus dem Silberfinger Katashis, nicht vergessen haben. Durchs Scotts Biss wird aus dem Fuchs ein Wolf und diesen kann man töten! Goodbye VoidStiles! Ich möchte nicht sagen, er wird mir fehlen, dazu hat er Stiles und Beacon Hills einfach zu sehr durch die Hölle geschickt. Mir wird vielmehr die grandiose Doppelrolle fehlen, die Dylan O'Brien hier spielen durfte, der böse Blick, das schiefe Grinsen, das gemeine Fingertrommeln, der "Kleine Vampir"-Look, seine Action-Szenen... Wie sollen wir auf all das "Mehr von Dylan O'Brien" verzichten?

Regression to the Mean

Nun sind wir also am Ende dieser doppeltlangen Staffel angekommen, die in vielerlei Hinsicht als zwei separate Staffeln zu sehen ist. Es gab sowohl in 3A als auch in 3B neue Wesen, neue Charaktere, eine eigene Mythologie, eine eigene Staffelhandlung, und doch waren die beiden Staffeln durch das Selbstopfer der ehemals drei zentralen Hauptcharaktere Scott, Stiles und Allison auf geniale Art und Weise verbunden, da die Ereignisse in 3B direkte Nachwirkungen auf dieses Selbstopfer sind. Die beiden Staffeln waren aber noch durch einen anderen Aspekt miteinander verbunden: die Zwillinge. Aiden und Ethan haben es nie geschafft, wirklich große Sympathie bei mir zu erwecken. Sie waren wie Boyd und Erica relativ farblose Charaktere, die offensichtlich mehr als Randfiguren gedacht waren. Somit war ihr Ende nun auch eher wenig überraschend. Aidens Tod hat mir zwar ein paar Tränen abgerungen, das aber in erster Linie deshalb, weil die Carver-Zwillinge hier beide ihre beste Darstellung abgeliefert haben. Ethans Weggang ist aus der Story heraus nun auch nicht wirklich nachvollziehbar, denn er hat sich nun einen Platz in Scotts Rudel erkämpft, warum sollte er alleine abhauen und wieder zum Omega werden? Aber die Zwillinge waren wohl nur für Staffel 3 gebucht.

In Beacon Hills muss sich nun alles erstmal wieder einpendeln, und hier zeigt "Teen Wolf" das, was meine größte Sorge, gleichzeitig aber auch meine größte Hoffnung war: Es bleibt nie ganz düster, die Leichtigkeit hält wieder Einzug. Die Charaktere trauern um Allison, aber sie verarbeiten den Verlust auch und finden zurück ins Leben. Das McCall-Familiendrama war anscheinend wirklich nicht so dramatisch, wie uns VoidStiles glauben machen wollte. Chris und Isaac haben beide keine Familie mehr, sind aber in der Trauer um einen geliebten Menschen vereint, Scott und Stiles widmen sich Malia, und auch Kira und Lydia blicken nach vorne. Und die Wärme, die die ganze Staffel über gefehlt hat, strömt jetzt wieder herein symbolisiert durch winzige Lichtblicke wie das Lachen von Scott und Stiles, als sie erste Erfolge mit Malia feiern.

Cliffhanger

Zum Ende der Episode wartet Jeff Davis noch mit einem ganz besonderen Schocker auf. Die La-Loba-Handlung vom Staffelbeginn, die innerhalb des Beacon-Hills-Zeitrahmens ja auch erst wenige Wochen zurückliegt, wird wieder aufgegriffen, und alles Rätselraten um La Loba ist angesichts dieser Enthüllung natürlich für die Katz gewesen: Kate Argent ist zurück! Und sie ist es, die die Wolfseisenhutkugeln mitgebracht hat. Chris hatte Recht, als er in der letzten Episode sagte: "Das kann doch nicht wahr sein!" Der tiefe Riss mit Werwolf-Krallen soll nun ihre Verwandlung herbeigeführt haben? Und sie ist nun ein Werwolf-Schlangen-Panther-Avatar? So sah sie zumindest aus. Sie sah toll aus! Schöner als das Kanima in jedem Fall! Aber das Ganze möchte ich näher erklärt haben! Zumal sie doch beerdigt worden war. Diese Rückkehr ist jedenfalls ein Knaller, der sowohl Derek als auch Peter als auch Chris in der nächsten Staffel viel Stoff geben wird. Bleibt nur noch zu klären, wieso Derek meinte, das sei ein Traum. Oder wieso er träumte, Stiles davon in der Jungs-Umkleide zu erzählen. Was träumt Derek sonst eigentlich so? Die vierte Staffel kann nicht schnell genug kommen! 23. Juni, Leute, watch this space!

Fazit

Es gibt für mich derzeit nichts Besseres als "Teen Wolf", die Serie hat sich so ungemein gemausert, dass ich jede Woche ein Loblied singen möchte. Vergleicht man die Punktevergabe in dieser Staffel mit denen der ersten Staffel scheint der Unterschied nicht so groß zu sein, aber man muss bedenken, dass die Punkte immer der gestiegenen Erwartungshaltung nach vergeben werden. Im Vergleich zu Staffel 1, in der die Serie ja zweifellos auch schon ungeheuren Spaß machte, hätte die aktuelle Staffel für jede Episode 12 von 9 Punkten bekommen. Jeff Davis und seine Cast & Crew leisten hier phantastische Arbeit, die sich mit allem anderen im Fernsehen messen kann. Und um diese auf Stiles fokussierte Staffel mit ein paar Worten zu Dylan O'Brien zu schließen: Dylan tweetete diese Nacht zum Finale, er sei unglaublich stolz, Teil dieser Serie zu sein. Dylan, ich bin sehr sicher, die Serie ist stolz, Teil von dir zu sein!

Nicole Oebel - myFanbase

Die Serie "Teen Wolf" ansehen:


Vorherige Review:
#3.23 Ein Brettspiel um Leben und Tod
Alle ReviewsNächste Review:
#4.01 Der dunkle Mond

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Teen Wolf" über die Folge #3.24 Der göttliche Zug diskutieren.