Review: #3.23 Ein Brettspiel um Leben und Tod
Jeff Davis hat sein Versprechen wahr gemacht. Eine der zentralen Hauptfiguren ist tot. Und selbst wenn man durch Spekulationen vorher schon vermutet hat, um wen es sich handelt, so tut es trotzdem weh! Die Episode ist ungeheuer gut, dramatisch, beängstigend, abwechslungsreich. Sogar der gute alte "Teen Wolf"-Humor ist nach all den reinen Psycho-/Action-Thrillerepisoden wieder zurück. Aber man spürt die Vorboten, die kalten Schauer laufen einem bereits in Minute 17 und 22 über den Rücken, denn man ahnt, was unseren Helden und uns Zuschauern blüht. Die Charaktere sind einem so stark ans Herz gewachsen, dass jeder Abschied schmerzen würde, denn wir müssen nicht nur auf eine Figur verzichten, wir machen auch den Trennungsschmerz der übrigen Figuren mit durch. Wir verabschieden uns von einer Heldin!
"I'm in the arms of my first love."
Crystal Reed entschied sich selber dafür, die Serie zu verlassen. Im Laufe der Dreharbeiten zu Staffel 3A spürte die 29-jährige Darstellerin, dass sie neue Wege beschreiten wollte, und Jeff Davis nahm ihre Entscheidung an und versprach ihr, ihrer Figur das großartige Ende zu schreiben, das sie verdient hat. Das Ende einer Heldin, die sich in den ersten beiden Staffeln von einer arglosen Highschool-Schülerin zu einer mutigen Kriegerin entwickelt hat, die sich für Schwächere einsetzt und für die Liebe kämpft. Die Liebe zu ihren Freunden, die Liebe zu ihrer Familie, ihre erste Liebe und ihre neue Liebe. Jeff Davis wusste also lange genug im Voraus, dass eine seiner zentralen Hauptfiguren gehen würde und er konnte in Ruhe darauf hinarbeiten.
Scott und Allison wirkten einst wie Romeo und Julia, ein Werwolf und eine Werwolfjägerin, die einander gegen alle Widerstände liebten und dabei ein Pärchen mit überzeugenden Höhen und Tiefen abgegeben haben. Allison erlebte jedoch ein persönliches Trauma nach dem anderen: der Tod der Tante, der Tod der Mutter, die Manipulationen und Gräueltaten des Großvaters, die Ausbildungsmaßnahmen des Vaters, und das alles innerhalb weniger Monate gerade nachdem die Argents überhaupt nach Beacon Hills gezogen waren. Allison war in den ersten beiden Staffeln eine der, wenn nicht sogar der bestentwickelte Charakter mit nachvollziehbarer Charakterzeichnung. Sie hatte Angst vor ihrer Veränderung, sie war überfordert und sie ging den Weg eines Teenagers: zurück ins Schneckenhaus. Die Trennung von Scott wirkte im Staffel-2-Finale nicht endgültig, und auch in Staffel 3A spürte man noch deutliche Spuren der Liebe, die die beiden verbunden hat. Aber langsam aber sicher zogen beide Charaktere weiter, rückblickend vielleicht, weil Davis zu dem Zeitpunkt wusste, dass Crystal aussteigen wollte. In jedem Fall entstand daraus eine Entwicklung, die nachvollziehbar und real war, die erste Liebe muss nicht die ewige Liebe sein, und gerade für Scott brachte dies einiges an Fortschritt, was seine Eigenständigkeit anging. Stichwort: Sei dein eigener Anker!
Allison jedoch trat mehr und mehr einen Schritt zurück. Sie war unglücklich, unsicher, trat zwar vor ihren Freunden, die sie brauchten, als einsatzbereite Kämpferin auf, aber aus der Dunkelheit in ihrem Herzen tauchte ihre tote Tante auf, um sie herunterzuziehen. Schon darin ist mit dem jetzigen Wissen ein Vorbote zu sehen. Scott wurde mit seiner Angst vor seinen eigenen Veränderung zum Wahren Alpha konfrontiert, Stiles spürte den Ruf des Nemeton bzw. des Nogitsune und Allison wurde vom Reich der Toten gerufen. Sie überwand die Versuchung, sich fallen zu lassen, jedoch und stählte sich selbst, um ihrem Vater eine starke Unterstützung zu sein. Nur in der Aufzugszene mit Sheriff Stilinski ließ sie durchblicken, wie es ihr wirklich ging. Sie wollte all das nicht mehr. Und so ist es auch nachvollziehbar, wieso sie im Moment ihres Sterbens nicht auf die Idee gekommen ist, Scott um den lebensrettenden Biss zu bitten. Sie hatte Isaac im Kampf gegen die Oni das Leben gerettet, erfuhr, dass Lydia in Sicherheit ist, und war nun bereit in den Armen ihrer ersten Liebe zu sterben. Sie empfand das als perfekt. Für alle anderen war es alles andere als das! Isaac wiegte sich selber wie ein verstörtes Kind, Lydia schrie herzzerreißend den Namen ihrer besten Freundin - sie wusste, dass es Allison treffen würde ("Don't find me"), Chris Argent sah aus, als breche alles in ihm zusammen, und Scott, ja, Scotts Reaktion darauf, dass sie ihn als ihre erste Liebe immer lieben werde, riss wohl allem und jedem das Herz heraus. Hut ab vor Tyler Posey!
Allisons allerletzte Worte galten jedoch ihrem Vater, für den sie noch eine Botschaft hatte. Ihren wohlverdienten Abschied hatten die beiden Charaktere. Allison bekam die Gelegenheit, ihrem Vater zu sagen, was er ihr bedeutet und Chris Argent erhob seine Tochter in die Reihe der Absolventen, die durch die Argent-Schule gegangen sind, und ließ sie aus dem Familiensilber ihre eigenen Pfeilspitzen gießen. Bei diesem Basteln allerdings ging Allison ein Licht auf, das uns jedoch verborgen bleibt, da sie starb, bevor sie aussprechen konnte, welche Botschaft Scott ihrem Vater übermitteln soll. Chris Argent ist nun ein unheimlich spannender Charakter, denn seine Verluste sind unbeschreiblich! Er muss nun – genau wie sein Vater vor ihm – seine Tochter zu Grabe tragen, und wie fatal sich das auf Gerard Argent ausgewirkt hat, wissen wir. Gerard Argent war jedoch anscheinend schon immer von Hass motiviert, während Chris Argent gerade langsam aber sicher eine Freundschaft zu einem Werwolf aufbaut, Derek. Ich bin ungemein gespannt, wie es mit Chris weitergeht und ich hoffe natürlich auf eine tolle Bromance zwischen ihm und Derek, denn die Freundschaft zwischen zwei ursprünglichen Todfeinden birgt einfach eine unwiderstehliche Anziehungskraft.
"I eat what you feel and I'm insatiable!"
So sehr die Schlussszene auch ihre Schatten wirft, so überschattet sie dennoch nicht die gesamte phantastische Episode und dafür sorgen nicht zuletzt die beiden grandiosen Darsteller Holland Roden und Dylan O'Brien. Die Figuren der beiden hatten ohnehin immer schon eine wunderbare Chemie, die bislang sowohl im komödiantischen als auch im romantischen Bereich ausgespielt wurde. Unvergessen die Momente, als Stiles in Staffel 2 vor Lydias Krankenhauszimmer nächtigt oder ihr das übergroße Geburtstagsgeschenk macht. Unvergessen der kleine Kuss, um Stiles von seiner Panikattacke in Staffel 3A zu erlösen. Unvergessen auch der tolle freundschaftliche Moment, als Stiles Lydia aus der Bärenfalle rettet und sie ihn dabei wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Lydia hat eine ähnlich große Entwicklung über die Staffeln durchgemacht wie Allison. Sie ist von der überheblichen, oberflächlichen Highschool-Queen zur vielschichtigen Freundin unserer Helden geworden, die ihren Banshee-Fähigkeiten zwar noch unsicher gegenübersteht, die aber bereit ist, alles zu tun, um zu lernen und zu helfen. Stiles' Entwicklung hingegen lag über weite Züge der Staffel unter den Spielchen des Nogitsune vergraben, aber momentan sieht es so aus, als habe er alles bewusst miterlebt – wenn er auch nichts verhindern konnte – und nun ist er bereit, sich zu opfern, damit sonst niemandem mehr etwas passiert. Das ist ein großer Schritt gegenüber dem schlaksigen Teenager, der zwar immer loyal war, aber durchaus auch mal seine Angst hat durchscheinen lassen.
Nun sind es aber weniger Stiles und Lydia, die in dieser Episode brillieren. Es sind Dylan und Holland als VoidStiles und Lydia! Alles Komödiantische und Romantische zwischen den beiden Figuren ist wie weggeblasen, anstelle dessen ist jedoch trotzdem eine Wahnsinnsspannung, die förmlich greifbar ist. VoidStiles ist so ungeheuer creepy, besonders der Moment, als er an Lydias Haaren schnuppert und seine Nase an ihrer Wange reibt, lässt den Herzschlag einmal aussetzen, weil er einfach so brillant ist. Viele Zuschauer wünschen sich, dass Stiles und Lydia endlich viel mehr intime Szenen bekommen, und genau diese Intimität wird hier ins Groteske verzerrt. Es sind ja trotzdem Dylan und Holland, deren phantastische Anziehungskraft aus dem Bildschirm herausströmt, so dass man die Schmetterlinge gleich losschicken möchte. Aber dann legt sich wieder das kalte Händchen darüber, da es unverkennbar VoidStiles ist, der Lydia hier bedrängt. Lydia hält sich zwar tapfer, aber dass VoidStiles sie als Banshee dazu benutzt, ihn vor der Ankunft des Todes bzw. der Oni zu warnen, kann sie nicht wissen. Guter Schachzug, die Oni auf seine Seite zu bringen. Aber wie wird es sich auf Stiles und die anderen auswirken, dass einer der Oni unter VoidStiles Allison getötet hat? Und was hat es damit auf sich, dass sowohl Stiles als auch VoidStiles zu sterben scheinen? Liegt es an der Verdoppelung der Körper? Ist dafür nicht genug Energie da, um beide am Leben zu erhalten? Was geschieht, wenn einer von beiden stirbt?
Randnotizen
- Kira und ihre Mutter Noshiko haben das Strategie-Spiel Go nachgespielt, um die Züge des Nogitsune entschlüsseln zu können. Dabei erkennt Mr. Yukimura, dass die aggressive Spielweise, die Noshiko als die des Nogitsune nachgestellt hat, ebenso ihre eigene Spielweise ist. Kira soll ihre Mutter nun also genauso überlisten wie den Nogitsune? Ist das jemandem wirklich klar geworden? Noshiko scheint doch nun erstmal machtlos zu sein, da ihr letzter Fuchsschwanz / Dolch von VoidStiles dazu benutzt wurde, die Oni in seine Macht zu bringen. Wird Kira nun diejenige sein, die Stiles' Lebensenergie wieder herstellt und in Stiles' normalen Körper zurückholt? Welcher ist Stiles' normaler Körper? Der von Mama McCall untersuchte Stiles wurde mit dem Zeichen des Selbst gekennzeichnet, er zeigte allerdings am Anfang auch das nervöse / spielerische Fingertrommeln des Nogitsune.
- Scotts Reaktion auf die Enthüllung seines Dads, dass er die Familie auf Melissas Anweisung hin verlassen hat, nachdem er im Suff Scott als Kind die Treppe runtergeworfen hatte, war die perfekte Reaktion eines wütenden, leicht angenervten und vor allem von den Schuldgefühlen der Erwachsenen unbeeindruckten Teenagers. Er hat jetzt keine Zeit für die Eröffnungen seines Dads und wenn überhaupt, dann ist er vor allem sauer, dass sein Vater abwesend war. Warum interessiert ihn da offensichtlich weniger. Dieser Enthüllung wurde relativ wenig Zeit eingeräumt, aber es wird schon seine Bedeutung haben, warum man sie überhaupt in die vorletzte Episode dieser Staffel eingeschoben hat. Ich bin gespannt, was da noch kommt!
- Isaac, Isaac, Isaac – diesmal klappte es auch wieder mit dem Humor! Himmel, was war das herrlich, als er beschwörend alles echote, was Stiles zu Meredith sagte, bis Stiles ihm genervt Einhalt gebot. Stiles und Isaac haben nach wie vor schwelende Angelegenheiten miteinander. Diese wurden zwar in dieser Staffel aufgrund der Entwicklungen rund um Stiles nicht näher betrachtet, aber man war schlagartig daran erinnert, dass da noch was war. Bitte mehr davon!
- Deputy Parrish wurde also quasi magisch von Beacon Hills angezogen? Nee, ist klar, da steckt bereits von langer Hand angelegt eine neue Geschichte für Staffel 4!
- Chris Argent erkannte die Wolfseisenhutkugeln, mit denen auf die Zwillinge geschossen wurde. Was macht eigentlich gerade Gerard Argent? Hat er weitere entfernte Verwandte der Argents zusammengetrommelt?
- Die zweite Banshee, Meredith, lieferte zwar einen wichtigen Hinweis für Scott, um Lydia und VoidStiles zu finden, sie motivierte aber vor allem richtig geniale Action für unsern Coach Bobby Finstock! Yes! Das war ein Moment zum Bildschirm-Anjubeln, wie er den sadistischen Eichen-House-Wärter, der es gewagt hatte, sich auch noch über seine Berufswahl lustig zu machen, mit dem Elektroschocker niedergestreckt hat!
- Und last but not least: Bei wem hat die Szene, in der Dr. Deaton die Zwillinge und Isaac von den Fireflies befreit hat, keinen Würgereiz hervorgerufen?
Fazit
Eine dramatische, schockierende Episode, die endlich wieder alle Stärken, die "Teen Wolf" ausmachen, vereint hat. Schon in der Sommerstaffel war die vorletzte Episode nicht zu toppen, und auch diesmal hielt man wieder Momente bereit, die die Zuschauer kaum jemals vergessen werden. Ein Hauptcharakter ist gestorben, was auf äußerer Ebene zeigt, dass die Serienmacher nicht jeden um jeden Preis halten, sondern nur die, die wirklich voll und ganz mit dem Herzen bei der Sache sind, und auf innerer Ebene, dass die Figuren nicht unsterblich sind und es eben nicht immer nur die Bösen oder unwichtigeren Charaktere erwischen kann. Der Nachklang der Episode ist traurig, aber ich denke man wird damit leben können, sobald man sieht, wie die Figuren in der Serie mit dem Verlust umgehen.
Nicole Oebel - myFanbase
Die Serie "Teen Wolf" ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: InsatiableErstausstrahlung (US): 17.03.2014
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Regie: Tim Andrew
Drehbuch: Jeff Davis
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