Bewertung

Review: #4.03 Stumm geschaltet

Foto: Dylan Sprayberry, Teen Wolf - Copyright: MTV/Jaimie Trueblood
Dylan Sprayberry, Teen Wolf
© MTV/Jaimie Trueblood

Spiel, Spaß und Spannung sind zurück in "Beacon Hills"! Das war eine phantastische "Teen Wolf"-Episode, die aufs Neue zeigt, wie kreativ, erfrischend, spannend und witzig eine Mystery-Serie auch in der vierten (eigentlich fünften) Staffel sein kann. Eine perfekte "Teen Wolf"-Episode beinhaltet Grusel, Humor, Tempo, Action, Gefühl, Romantik und Mysterien, und das alles in einem natürlichen Wechsel zwischen den Werbepausen. Dies war eine fast perfekte "Teen Wolf"-Episode. Warum nur "fast"? Weil Derek mal wieder zur Randfigur gemacht wurde.

"The true nature of someone is reflected in the eyes."

Schon in der Winterstaffel folgten die Serienmacher dem Konzept, die ersten beiden Episoden an die vorhergegangene Staffel anzuknüpfen und thematisch ein wenig von der restlichen Staffel abzugrenzen, obwohl gleichzeitig ein neuer Handlungsbogen geschaffen und weitere neue Fäden aufgenommen wurden. Da die Staffeln mit ihren nur zwölf Episoden immer ein sehr hohes Tempo aufweisen und die Charaktere, ihre Beziehungen und Storylines die Zuschauer dazu einladen, extrem viel Gefühl zu investieren, erleichtert diese Vorgehensweise den Einstieg in das nächste Kapitel ein wenig. Die Serienmacher hatten mit den jeweiligen Auftakten von Staffel 3B und 4 die veränderte Ausgangslage, dass die Ausstrahlungen dichter aufeinander folgten. Staffel 1 und 2 waren in sich geschlossener und nach einer Ausstrahlungspause von neun Monaten ist es relativ leicht, sich auf ein neues Geschehen einzulassen. Nach den Staffeln 3A und 3B gab es dagegen nur vier bzw. drei Monate Pause und beide Staffeln gingen emotional unheimlich ans Eingemachte, so dass ich persönlich von mir sagen kann, dass ich zwar durchaus, wie in meinen Reviews dargelegt, die einzelnen Episoden #3.13 und #3.14 sowie #4.01 und #4.02 genießen konnte, aber das richtige Zuhausegefühl kam in 3B erst mit der dritten Episode und so auch in der aktuellen Staffel.

Sowie die ersten beiden Episoden in 3B der Suche nach Malia Tate galten, beschäftigten wir uns hier mit der Suche nach Derek. Während es mir jedoch wenig ausmachte, Malia nach dieser Einführung erst viel später wiederzusehen, enttäuscht es mich hier, dass Dereks Geschichte in der aktuellen Episode gleich wieder zum Nebenplot gemacht wird. Und das liegt am sparsamen Einsatz Tyler Hoechlins. Natürlich war Derek ein großer Teil der vergangenen Episode, aber eben gespielt von Ian Nelson. Dereks Szenen in der aktuellen Episode bestärken meinen Wunsch nach mehr Screentime für Derek jedoch erheblich, denn Tyler Hoechlins Ausstrahlung wird immer und immer besser. Derek will Antworten, koste es, was es wolle! Dafür gibt er viel Geld aus, faucht Peter an und lässt sich auf ein Schäferstündchen mit Söldnerin Braeden ein - Hauptsache Kate wird gefunden und er bekommt zurück, was sie ihm genommen hat: ein Stück seiner Seele. So glaubt Derek jedenfalls, denn es wäre eine Erklärung für den Wechsel seiner Augenfarbe. Wenn er damit richtig liegt, war der Interpretationsansatz, Dereks blaue Augen könnten gelb geworden sein, indem er sich durch seinen selbstlosen Einsatz von seiner Schuld reingewaschen hat, falsch. Als YoungDerek hatte er jedoch auch nach der Verjüngungskur noch blaue Augen. Dieses Thema bleibt also noch rätselhaft.

"Those two are like sons to me."

Auf zu fröhlicheren Dingen: Lacrosse! An der Beacon Hills High School wird wieder Lacrosse gespielt und es wurde dabei nicht nur ein neuer wichtiger Charakter eingeführt, die Haupthandlung vorangetrieben und spannende Action gezeigt, die Szenen machten so viel Spaß, dass ich geheult habe vor Lachen, bis mir jedoch am Ende das Grinsen auf den Lippen gefror. Aber von vorne! Scott und Stiles auf dem Spielfeld zu beobachten, war einfach phantastisch! Scott, der sich keinen Vorteil durch seine übernatürlichen Kräfte verschaffen wollte, Stiles, der im Sport eben einfach nur eine Niete ist, und ihr Umgang mit der Tatsache, dass sie jetzt den jungen Superman in der Mannschaft haben, war überaus interessant zu beobachten. Der neue Schüler Liam ist ein Naturtalent, womit Stiles gleich mal überhaupt nicht klarkommt. Aber warum? Nicht weil er dadurch selber in den Schatten gestellt wird, sondern weil dadurch die Position des Mannschaftskapitäns seines besten Freundes in Frage steht. Klassisch Stiles! Nebenbei natürlich auch, weil er nicht glauben kann, dass der junge Superman keinerlei übernatürlichen Kräfte besitzt. Wie Stiles Scott dazu anheizt, seine Wolfskräfte einzusetzen, mit all der Mimik, dem Augenzwinkern, dem chest bump etc. war wiedermal einmalig! Die beiden als Team in der Abwehr? Den unbezahlbaren, stolzen Ausruf von Coach Finstock "Those two are like sons to me" kann ich sofort unterschreiben! Es war ein Fest, den beiden zuzusehen!

Dann jedoch gingen mit unserem jungen wahren Alpha, der allein durch Charakterstärke in seine natürliche Führungsposition hineingewachsen ist, die Pferde durch. Oder zumindest glaubt er das, weil er plötzlich anfing, um seine Kapitänsposition zu kämpfen. Als der junge Superman daraufhin im Krankenhaus landet, entfaltet sich von einem Moment auf den nächsten wieder die gesamte Wirkung der innigen Freundschaft von Scott und Stiles, als Stiles ihm versucht klarzumachen, dass es einfach nur menschlich ist, eigene Wünsche und Ziele zu haben. Scotts wenig überzeugte Reaktion zeigt jedoch ganz klar, dass er in diesem Moment realisiert, dass er kein normaler Teenager mehr sein kann/darf. Sein Handeln hat Konsequenzen! Und der Höhepunkt dieser Konsequenzen folgt mit ganzer Wucht am Ende der Episode. Liam gerät im Krankenhaus in Lebensgefahr und Scott kann ihn nur retten, indem er ihn beißt bzw. ihn mit seinen Zähnen vor dem Sturz vom Dach bewahrt. Der Blick in Scotts Gesicht, als ihm klar wird, dass er Liam damit zum Werwolf gemacht und somit seinen ersten Beta selbst erschaffen hat, ließ dann wirklich jeden Rest von Lächeln auf den Lippen erstarren. Das waren größte Schuldgefühle, mit denen er noch schwer zu kämpfen haben wird. Zudem werden dadurch sicher bald die Calaveras bei ihm vor der Tür stehen!

The Mute

Beacon Hills gleicht wirklich der Mary-Poppins-Tasche, was übernatürliche Wesen angeht! Wir sind erst in der dritten Episode der vierten Staffel und haben schon den Nagual (Werjaguar) und die Berserker (Menschen, die ein Tierskelett tragen und von diesem absorbiert werden) kennengelernt. Im aktuellen klassischen Horrorfilm-Cold-Open bekamen wir es gleich mit einem haarlosen Mörder ohne Mund, dafür aber einer Axt zu tun, und seine Opfer waren nichts anderes als eine Familie von Wendigos – übernatürlichen Kannibalen. Und wirkte "the Mute" / der Stumme gleich so creepy wie nur irgend möglich und sein potenzielles Opfer Sean so ansehnlich wie nur irgend möglich, so überraschend war es, dass der Stumme am Ende den Tag rettete, indem er mit dem Wendigo, der Liams und Scotts Leben bedrohte, kurzen Prozess machte. Für einige wie mich war das Auftauchen des Stummen noch eine zusätzliche Freude, wird er doch gespielt von Joseph Gatt, der es sich momentan zur Aufgabe gemacht hat, creepy Rollen in allen meinen Lieblingsserien anzunehmen. Unvergessen als der "Albino" in "Banshee", war er im Frühjahr auch in "Game of Thrones" und "The 100" zu sehen. Dass dieser Schauspieler mit der beängstigenden Ausstrahlung ein unglaublich netter Mensch ist, könnt ihr beim Lesen unseres Interviews mit ihm feststellen.

Eine mysteriöse Verbindung mit diesem Monsterjäger der besonderen Art scheint auch unsere Banshee zu haben. Wir sehen den Stummen, wie er auf höchst widerliche Weise einen Schlauch an seinen Hals anschließt und sich von Datensalat auf seinem Computer ernährt. Und eben diesen Datensalat empfängt auch Lydia! Und nicht nur das. Sie findet sich erneut an einem Schauplatz wieder, an dem es vor Leichen nur so wimmelt. Sie findet nämlich zusammen mit Deputy Parrish den Vorratskeller der Wendigos. Woher stammen all diese Leichen? Diese Menge an vermissten Menschen wäre selbst in Beacon Hills aufgefallen! Auffällig war zudem noch etwas. Zwischen Lydia und Deputy Parrish gab es doch einen Hauch von Knistern, oder? Seit Veronica Mars und Deputy Leo hätte ich überhaupt nichts dagegen einzuwenden!

Randnotizen

  • Beacon Hills hat viel durchgemacht und die Konsequenzen werden nicht ignoriert. Das Krankenhaus musste schon so oft renoviert werden, dass langsam keine Mittel mehr zu Verfügung stehen. Zudem wird das Pflegepersonal knapp. Die Stilinskis haben indessen mit den Rechnungen des Eichen House zu kämpfen, und was so ein MRT kostet, mag auch niemand gerne genau wissen. Die Thematisierung dieser Aspekte gibt der Serie Substanz und steigert einmal mehr das Identifikationspotenzial, gerade was die Eltern angeht.
  • Mama McCalls und Papa Stilinskis Gespräch darüber, dass sie sowohl ihren Kindern als auch sich selbst mal eine Pause von all den übernatürlichen Katastrophen wünschen, schob einem die Eltern ebenso noch ein wenig tiefer ins Herz wie Mama McCalls beherzter Zuruf an Scott "Go get that son of a bitch!"
  • Malia hatte eine der witzigsten Szenen am Spielfeldrand: "DO OVER! 10 bucks on Scott and Stiles!" Das war einfach großartig! Ihre Vater-Storyline ruht zwar bisher, aber sie ist weiterhin eine enorme Bereicherung für die Serie dank all der Szenen, in denen thematisiert wird, dass sie nach ihrem Kojoten-Dasein nunmal in so ziemlich jeder Hinsicht noch nicht auf dem Stand eines normalen 17-jährigen Teenagers ist. Und wem ging bei der Szene mit den Farben der Textmarker nicht das Herz auf, als Stiles realisierte, dass er und sie in diesem Punkt völlig gleich ticken? Malia war bisher die Fordernde in der Beziehung, und somit war es ein ganz besonderer Moment, als er plötzlich von sich aus einen Kuss forderte.
  • Die niedliche Chemie zwischen Scott und Kira ist wieder da! Der erste Kuss hat mich schnell wieder überzeugt, dass man hier die richtige Herangehensweise benutzt, um Scott in eine neue Beziehung gleiten zu lassen. Kira überfordert ihn nicht und wartet ab, was von ihm kommt. Während das Gegenteil bei Malia und Stiles gerade das Richtige für Stiles ist, so scheint es das Richtige für Scott zu sein, selber in Ruhe wieder seine Gefühle an die Oberfläche kommen zu lassen. Und wenn Kira nun statt ihres Katanas den Lacrosse-Schläger schwingen darf und in die Mannschaft aufgenommen wird – umso besser!
  • Nicht nur von Chris Argents Frankreichaufenthalt war die Rede, auch Jackson und Isaac bekamen ein wenig Anerkennung, indem der Coach ihren Weggang als Grund nannte, die Mannschaft neu aufstellen zu müssen. Und Greenberg als immer wieder herrlicher Running Gag war auch wieder am Start!
  • Dylan Sprayberry als neuer Teen (!) Wolf hat mich gleich für sich eingenommen. Selbstvertrauen konnte er ebenso überzeugend rüberbringen wie Charme und Niedergeschlagenheit. Und dieses niedliche Gesicht mit den blauen Augen wird noch Herzen zum Schmelzen bringen. Denkt man mal ein wenig an die Zukunft der Serie und die Frage, wie lange Tyler Posey der Frontman einer Teen-Serie (die das "Teen" eben auch im Titel hat) sein kann und will, könnte man spekulieren, ob Sprayberry mal der Nachfolger als zentraler Hauptdarsteller wird. Aber das ist hoffentlich wirklich noch Zukunftsmusik, die in weiter Ferne liegt.

Fazit

Sehr sehr gute Episode mit der sehr gelungenen Einführung eines neuen Charakters und einem hochinteressanten Monsterjäger. Hauptfigur Scott macht einen entscheidenden Schritt in seiner Entwicklung und man darf sehr gespannt sein, wie sich das auf ihn auswirkt.

Nicole Oebel - myFanbase

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