Bewertung

Review: #4.04 Der Benefactor

Foto: JR Bourne, Alpha Con 2014 - Copyright: myFanbase/Nicole Oebel
JR Bourne, Alpha Con 2014
© myFanbase/Nicole Oebel

Wie könnte man diese Betrachtung besser beginnen als mit: "Now, you've seen a lot of confusing things tonight and more confusing things are gonna happen because of the confusing things that happened tonight." Stiles ist einfach der Beste und diese Episode war der reine Wahnsinn! Spaß, Spannung, Twists, optische Leckerbissen, stilistische Leckerbissen, frisches Blut, unglaublich viel Gefühl ...und JR Bourne! Hatte man sich schon in der letzten Woche wieder zuhause gefühlt bei "Teen Wolf", wusste man noch nicht, wie man sich in dieser Woche beim Anblick Chris Argents fühlen würde!

"You're not a monster. You're a werewolf ...like me."

Die neue Staffel bringt uns so viel Neues, dass man aus dem Staunen kaum herauskommt. Die aktuelle Episode ist das beste Beispiel. Es geschah so viel an vier verschiedenen Hauptschauplätzen und das in einem atemberaubenden Tempo, man konnte jedoch problemlos folgen, denn alles war miteinander verknüpft und die Charakterentwicklung stringent. Überraschend mag in diesem Zusammenhang die Handlung rund um Scott gewirkt haben, denn unser wahrer Alpha schien auf den ersten Blick ein noch größerer Verlierer zu sein, als Derek es in seiner Alpharolle war. Scott ließ sich sage und schreibe dreimal von seinem Baby-Beta überwältigen und machte nichtmal den Versuch, Liam mit seinem Alphagebrüll in die Ecke zu treiben, wie Derek es damals mit Isaac gemacht hat. Man kann sich einerseits fragen, ob Scotts Alphakräfte möglicherweise wirklich nicht in überragender körperlicher Kraft bestehen, denn es heißt ja, im Rudel steigern die Betas die Macht des Alphas. Isaac ist nicht mehr da, Derek treibt sich mehr als einsamer Wolf herum und Scotts Freunde sind keine Wölfe, insofern wirken sie in diesem Zusammenhang vielleicht nicht so stark? Andererseits war Scott nie ein Alpha, der seine Rudelmitglieder unterworfen hat, und das ist, was ich in seinem Verhalten gegenüber Liam sehe. Scott will Liam nicht einschüchtern oder unterwerfen. Er versteht ihn, hat Mitgefühl und obwohl Liam ihn wütend wegstößt, bleibt Scott unbeirrt und will für ihn da sein. Ein wahrer Alpha eben!

Was nicht heißt, dass der Weg dahin kein steiniger bzw. unglaublich lustiger war. Zu Scotts erster Idee, Liam zu kidnappen und zu fesseln, hat Stiles wohl schon alles gesagt, was es dazu zu sagen gibt: "Your plans suck!" Diese gesamte Eingangsszene war einfach so phantastisch, dass ich am Boden lag vor Lachen! Stiles, der den Vorhang der Badewanne langsam wieder zuzieht, Scott, der sich nicht traut, Liam das Klebeband vom Mund zu nehmen, Stiles, der vor lauter Fassungslosigkeit Liam mal ordentlich Angst einjagt, die Verfolgungsjagd im Haus, der Sturz die Treppe hinunter – ein einziges Gepurzel wie im Welpenkorb – und Dylan O'Brien und Tyler Posey, deren Grimassen in diesen Szenen einfach unbezahlbar waren! Das einzige, was mir fehlte, war Mama McCall, die den Jungs einbläut, nicht das Haus abzureißen! Als nächstes tut Scott sein Bestes, StalkerDerek nachzuahmen, taucht auf, glotzt, verschwindet, und holt dann den besten aller Sprüche raus "The bite is a gift!" Ich wäre genau wie Stiles beinahe tot umgefallen! Aber es ging immer noch creepier und tollpatschiger. Die Intervention im Haus am See toppte doch alles! Einstandsrituale in Geheimbünden sind nichts dagegen! Und anschließend wird Liam gezwungen, den coolen, älteren Schülern beim Knutschen zuzusehen. Wer wäre da nicht ausgerastet?

Und dann findet dieser Handlungsbogen seinen Höhepunkt der Höhepunkte, als Chris Argent auftaucht, um den Tag zu retten! "I got your text!" und dieses liebevolle, väterliche Lächeln... Ich habe gejubelt, gelacht und geweint zur gleichen Zeit! Chris Argent, der vor nicht allzu langer Zeit Scott noch mit einem Revolver bedroht hat, sich von seiner Tochter fernzuhalten, Chris Argent, der im Grunde seine gesamte Familie verloren hat, dann aber durch Isaacs Trauer und Hilflosigkeit erkannt hat, dass er gebraucht wird und Familie nicht immer nur durch Blutsverwandtschaft entsteht. Was hier in diesem winzigen Moment zwischen Chris und Scott etabliert wird, ist noch mehr als Chris' spontane Hilfeleistung im Finale der letzten Staffel, Chris gibt Scott den Rat und den Beistand, den ein Vater geben würde: "Sei du selbst!" Und wie Posey diese letzte Szene, in der Scott zu Liam durchdringt, rüberbringt, "You're not a monster. You're a werewolf ...like me", hat so viel Herz, dass man beide umarmen möchte!

"Control is overrated."

Stiles beweist in seiner Beziehung mit Malia im Grunde dieselben Qualitäten, die Scott bei Liam zum Ziel bringen. Auch Malia ist mit ihrer Selbstkontrolle noch längst nicht soweit, wie man zu Beginn der Staffel vielleicht vermutet haben mag. Ich bin sehr froh, dass dieser Aspekt nicht zwischen den Staffeln verschwunden ist, denn das hätte Scotts anfänglichen Schwierigkeiten mit seinen Verwandlungen einen seltsamen Beigeschmack gegeben. Brächte die Verwandlung in ein übernatürliches Wesen keine monströsen Nebeneffekte mit sich, könnte man sich fragen, warum nicht jeder ein bei Sonnenlicht funkelnder Vampir sein möchte. Falscher Film, aber bester Vergleich. Das Schöne an der Entwicklung zwischen Malia und Stiles ist, dass hier das weibliche Wesen mal das wütende und gefährliche ist und der Junge derjenige ist, der Geduld beweisen muss und nicht von ihrer Seite weicht. Dabei ist zu beachten, dass Stiles ein normaler Mensch ist, der keine übernatürlichen Heilungskräfte hat. Malia könnte ihn buchstäblich zerreißen und genau damit droht sie auch. Dennoch zeigt sein unerschütterliches Vertrauen - von dem nur wir Zuschauer in der Umarmung am Ende sehen, wie viel Mut und Überwindung es ihn gekostet hat - was für ein starker und treuer Mensch er ist. Malias Dankbarkeit und Zuneigung verleihen dem ohnehin schon spannenden neuen Charakter noch sehr viel mehr Tiefe, und ich kann es kaum erwarten, mehr von Stiles' und ihrer Beziehung zu sehen.

Es war wirklich nicht leicht, sich vorzustellen, wie es nach dem gigantischen Showcase in Staffel 3B für Dylan O'Brien weitergehen sollte. Er hatte dort eine solch herausragende Rolle, die ihm erlaubte, einen Bösen mit allen Facetten darzustellen, ohne seine eigentliche Rolle zu verlieren. Und nun ist es Jeff Davis gelungen, uns den guten alten Stiles zurückzugeben, der seine Erlebnisse als Nogitsune jedoch nicht vergessen, sondern aus ihnen gelernt hat. Sarkasmus ist jetzt nicht mehr seine einzige Waffe, er hat die Hölle durchlebt und kann mit seinen Erfahrungen nun Malia helfen. Stiles war schon immer für andere da, und das niemals, um etwas dafür zurückzubekommen. Umso mehr freut es mich, dass seine Bemühungen nun endlich mal Früchte tragen, denn Stiles hat dies wirklich verdient. Und diese erwachsenere Art ist eine neue Facette an Stiles, die Dylan wunderbar rüberbringt. "I was really evil." Und was ist er jetzt? "Better." Ganz genau!

"It's a dead pool."

Der stilistische Leckerbissen erwartete uns in Lydias Storyline in dieser Episode. Was war denn das für ein trippiger Raum in ihrem Haus am See? Vielmehr dem Haus am See ihrer Großmutter. Man fühlte sich plötzlich wie in einen David-Lynch-Film versetzt. Dieser White Room hier inmitten eines ansonsten gemütlich-warmen Landhäuschens hatte ohnehin etwas ganz besonders Irritierendes an sich und das noch bevor die Gesichter aus den Wänden traten! Zudem war der kleine Effekt, dass Russell Mulcahy – Regisseur von 80er-Jahre-Kultmusikvideos – uns hier einen guten alten Plattenspieler vorsetzte, auch absolut herrlich! Die Schalldichte des White Rooms und die Tatsache, dass Lydia durch das Gemurmel von der Platte die Lösung zum Rätsel des Datensalats erfuhr, war wirklich lynch-esque! Auch im Red Room von "Twin Peaks" waren Sound und Sprache sehr speziell, und die Lösung eines Rätsel führte nur zu neuen. Lydia erfährt hier, dass "Allison" das Passwort zu einer Abschussliste ist, welche alle übernatürlichen Wesen in Beacon Hills umfasst. Oder zumindest einige, denn Peter Hale, Kate Argent und Noshiko Yukimura waren nicht darauf. Auch Meredith aus dem Eichen House nicht. Oder Deputy Parrish, über den man ja auch bereits spekuliert hat. Die Zahlen hinter den Namen in diesem sogenannten "Dead Pool" könnten übrigens für den Schwierigkeitsgrad der Eliminierung stehen. Kira steht demnach am höchsten im Kurs.

Der Benefactor beauftragt also Killer wie den Stummen und (natürlich!) die neuen Highschool-Kids, um die Beacon-Hills-Wesen zu eliminieren, und zahlt dies vermutlich mit dem Vermögen der Hales. Feine Geste! Kann man es Peter da verdenken, dass er mit dem Stummen kurzen Prozess macht? Kann man Peter überhaupt etwas verdenken? Kann man überhaupt noch denken, nachdem man Onkel Peter oberkörperfrei gesehen hat? Wow, Ian Bohen hat ganz schön trainiert, oder?! Dazu noch sein Abgang mit dem saloppen Spruch "I'm a creature of habit!" und ich bin bereit niederzuknien! Zwei Dinge aber noch zum Geschehen: 1. Dass der Stumme alias Joseph Gatt nach nur zwei Episoden schon wieder raus zu sein scheint, erfreut mich absolut nicht! 2. Das Passwort ist "Allison" – wo sind denn nun Gerard Argent und seine Tochter Kate?

Randnotizen

  • Zugegebenermaßen war ich besorgt, als die neuen Jugendlichen gecastet und mit tatsächlichen Teenagern besetzt wurden. Dylan Sprayberry hat mich als Liam jedoch bereits vollkommen überzeugen können. Sein Charakter hat Tiefe und es gibt viel Raum für Entwicklung. Wächst Sprayberry eigentlich noch? Er ist jedenfalls so niedlich klein, dass er Scott und Stiles so erwachsen wirken lässt, wie früher Derek ihnen gegenüber gewirkt hat. Und das gefällt mir ebenso gut wie die Tatsache, dass Derek nun offensichtlich mehr in der Riege der Erwachsenen mitmischt. Er und Sheriff Stilinski waren ein Dreamteam in dieser Episode! Tyler Hoechlin hatte ein paar phantastische Mimikmomente, während sein Ausdruck in den ersten Staffeln noch wie in Stein gemeißelt wirkte.
  • Mit Liam schlichen sich natürlich aber auch weitere neue Freshman ein, die momentan noch ein wenig wie eine Neuauflage von Jackson, Allison und Stiles wirken. Während ich jedoch letzte Woche noch gemutmaßt habe, dass Liam eines Tages vielleicht die Hauptrolle übernehmen könnte, so skeptisch bin ich den drei Neuen gegenüber! Zwei von ihnen sollen jedoch Teenage-Auftragskiller sein – Antipathie ist da wohl erlaubt!
  • Kira war phantastisch in dieser Episode! Ihr Sturz und das anschließende Weiterflirten waren einfach perfekt! Und was ihre Szenen mit Scott angeht, so kann ich nur wieder Poseys Lächeln hervorheben. Dieses Lächeln ist wirklich unschlagbar!
  • Den besten Spruch in dieser Episode kann man gar nicht herauspicken. Es gab einfach zuviele gute! Da wäre Malias verständnisloses "I don't get it", nachdem Papa Stilinski Stiles und sie mit den Ketten überrascht hat, Chris Argents "I got your text", Stiles' "Control is overrated", Scotts "I'm indistractable" und natürlich Peters "I'm a creature of habit". Eine wahre Goldgrube!
  • Was hat es mit den Geldsorgen der Familie Martin auf sich?

Fazit

Wahnsinnsepisode! Das Tempo in dieser Staffel ist unfassbar hoch! Sehr viele Bälle werden gleichzeitig in der Luft gehalten und fast in jeder Episode werden neue Charaktere eingeführt. Auf Jeff Davis vertrauend, dass das alles zu einem phantastisch-großen Ganzen verknüpft wird, kann ich mich wunderbar auf diesen spannenden Ritt einlassen, denn es gibt nach wie vor genügend Charaktermomente, die für Gänsehaut und Freudentränen sorgen wie im aktuellen Fall beispielsweise die Rückkehr Chris Argents.

Nicole Oebel - myFanbase

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