Bewertung

Review: #4.05 Sprengkörper

Foto: Holland Roden, Teen Wolf - Copyright: MTV/Jaimie Trueblood
Holland Roden, Teen Wolf
© MTV/Jaimie Trueblood

Sheriff Stilinski fungiert in dieser Woche als Stimme des Publikums, wenn er fragt: Wird das nicht langsam alles ein bisschen viel mit den übernatürlichen Wesen in Beacon Hills? Diese Episode bringt einige Antworten, viel Action, einige großartige Close Ups, etwas spärlich verteilten und eher versteckten Humor, und Sorge um Lydia und Derek!

"I just have voices in my head!"

Ein Bild, das aus dieser Episode sicherlich in Erinnerung bleiben wird, ist Lydias herzzerreißend verzweifeltes Gesicht, der leere Blick, die Starre, in der sie sich befindet, als sie ein ums andere Mal den alten Schallplattenspieler ans Laufen bringt, um die Stimmen zu hören, die ihr die beiden fehlenden Passwörter zuflüstern sollen. Holland Roden sieht in dieser Einstellung aus wie eine Porzellanpuppe, die kurz vor dem Zerbrechen steht. Und dies scheint sinnbildlich für ihr Seelenleben zu sein. Während die Szenen vor der leeren Leinwand durch Malias unbewusst aufdringliches über die Schulter schauen aufgelockert werden, und auch Lydias sarkastische Art ihre Wirkung nicht verfehlt, als sie erklärt, dass ihre Banshee-Fähigkeiten wenig hilfreich und im Grunde nichts anderes als verwirrende Stimmen in ihrem Kopf sind, so klafft unterm Strich ganz klar die Tatsache auf, dass Lydia überfordert und allein ist und keiner ihr wirklich helfen kann.

Erinnert sich noch jemand an die Szene mit Jackson in Staffel 2, als er angekettet im Kastenwagen sitzt und sich einfach nur allein fühlt? Lydias ausgegrenzte Stellung ist sehr ähnlich und geht dank Holland Rodens Schauspieltalent alles andere als spurlos am Zuschauer vorbei. Die Werwölfe haben einander und können auch Kojoten weiterhelfen, Kitsune Kira hat ihre Mutter, Druiden gibt es mehrere, aber Lydia ist wie das Kanima allein und sucht nach Hilfe. Und so wunderbar und willkommen die Szenen zwischen Lydia und Peter, sowie die mit Meredith auch für uns Zuschauer sind, es ist bezeichnend, dass die einzigen, die Lydia so halbwegs helfen können, normal-gesunden Maßstäben gelinde gesagt ein wenig entrückt sind. Nimmt man noch hinzu, dass die bisher gefundenen zwei der drei Passwörter aus genau den beiden Namen der Menschen bestehen, die Lydia nahestanden und die sie kürzlich verloren hat, Allison und Aiden, gibt das nicht wenig Anlass zur Sorge!

"You're going to be good at this."

Das zweite Bild, das mit Sicherheit auch unvergessen bleibt, ist Dereks stolzes Papa-Lächeln, als er Scott mit seinem Beta sieht und neidlos feststellt, dass Scott ein guter Alpha sein wird. Wunderte man sich womöglich in der letzten Episode, dass Scott sich nicht an Derek wandte, nachdem er Liam gebissen hatte, so muss man einfach die knappe Zeitspanne beachten, die die einzelnen Episoden umfassen. Scotts allererste Anlaufstelle ist und bleibt einfach immer Stiles. Diesmal aber kommt Scotts und Dereks neue Art von Beziehung wunderbar zum Ausdruck. Denn natürlich sucht Scott Dereks Rat, nachdem er ihn in der vergangenen Staffel darum gebeten hatte, ihm als Mentor zur Seite zu stehen. Und so leidenschaftlich, wie Derek ebenso in der vergangenen Staffel den Zwillingen Scotts Art, sein Rudel zu führen, nähergebracht hat, so offen zeigt er ihm jetzt auch sein Vertrauen, seine Anerkennung und Bewunderung. Die Freundschaft der beiden hat eine enorme Entwicklung durchgemacht. Alles an Hoffnung, was in den ersten beiden Staffeln noch unter Dereks brütender Angst begraben lag, scheint nun ans Tageslicht zu kommen, da er weiß, dass er mit Scotts Rudel von Leuten umgeben ist, die füreinander – und auch für ihn – einstehen.

Was aber bitteschön hatte der Hashtag "Nice day for Derek" in dieser Szene verloren? Die Kampagne ist in "Teen Wolf"-Fankreisen ja bekannt, aber dieser winzige Moment wird doch wohl nicht alles sein, was Derek an Freude zusteht! Die Sorge um ihn wächst jedenfalls, denn wie er selbst erklärt, er hat mit seiner Augenfarbe nicht nur ein Stück seiner Vergangenheit verloren, er beginnt auch, seine Werwolfkräfte zu verlieren. Und auf der Abschussliste steht er mit einer ordentlich hohen Kopfgeldsumme, wie soll er sich da verteidigen?

"The numbers will add up to 117 ... million."

Das war natürlich ein gemeiner Schachzug, der jedoch nichts anderes als geschickt eingefädelt war. Die Zahlen hinter den Namen auf der Abschussliste stehen also doch für das Kopfgeld, das die Eliminierung der einzelnen übernatürlichen Wesen dem Killer einbringt. Dreistellige Zahlen sind als Tausender gerechnet, ein- bis zweistellige als Millionen. SherlockStiles hat das Rätsel gelöst, das die Fangemeinde die gesamte Woche über beschäftigt hat. Nicht nur diesen Schritt sind wir jedoch vorangekommen, wir haben auch erfahren, dass die Liste aus drei Teilen besteht. Und auf dem zweiten Teil befinden sich nicht nur Kate Argent und Noshiko Yukimura, sondern auch der gute Deputy Parrish! "I was drawn here!" Oh ja, wir wussten es! Auch er ist ein Wesen, das vom Signal des Nemetons angelockt wurde. Lydias abweisende Haltung ihm gegenüber ist aus Gründen der Vorsicht somit nachvollziehbar, aber die Hoffnung, die beiden in romantischen Momenten zu sehen, ist schon so weit vorangeschritten, dass es richtig im Herzen wehtat, ihre Ablehnungshaltung zu sehen.

Auf dem zweiten Teil der Liste findet sich nun also Kate! Da Chris Argent zugibt, vom Überleben seiner Schwester nicht allzu überrascht zu sein, darf man davon ausgehen, dass auch Gerard davon wissen könnte. Und es läge ihm sicher nicht fern, seiner eigenen Tochter den Garaus zu machen, da sie ja jetzt nunmal ein Monster ist. Allerdings kommen mittlerweile auch weitere Figuren in Frage. Schließlich fehlen sowohl Peter als auch Malia auf der bisherigen Liste – wo ist eigentlich der kojotenjagende Mr. Tate? Auch die Druiden sind noch nicht aufgetaucht – war Jennifer Blake nun eigentlich wirklich tot? Und irgendwo schwirrt auch noch Deucalion herum, der Derek und Peter zuletzt jedoch befreien ließ, warum sollte er sie also jetzt eliminieren lassen? Dennoch war es doch seltsam, dass die Killer-Kids ausgerechnet die Geschichte vom Angriff des Alpharudels auf Scott kannten! Und darüber hinaus sind die beiden bisherigen Passwörter vermutlich ja auch nicht zufällig die Namen zweier Opfer der Oni bzw. des Nogitsune. Es bleibt ungeheuer spannend!

Randnotizen

  • Wenn der Humor in dieser Episode auch weniger offensichtlich war, so wie Sheriff Stilinskis resignierte Feststellung, er sei mal ein rationaler Mensch gewesen, oder Araya Calaveras' süffisanter Kommentar "In Mexico, we just call this a standoff", so hat es mich in der Szene mit Stiles, Scott und Liam unter der Dusche doch buchstäblich niedergelegt! Stiles zu Scott "You gave superpowers to a walking timebomb!" mit dem Zwinkern und dem Daumen hoch! Oh Himmel, wie herrlich, das war einfach unbezahlbar! Witzigster Moment der Episode! Könnte ich mir 20 Mal anschauen!
  • Coach: "Stilinski, if I could grade you on how profoundly you disturb me, you'd be an A+ student." Stiles: "Thanks, Coach." Ein Dreamteam die beiden! Wenn wir durch die Rückkehr des Lacrosse dauerhaft wieder mehr vom Coach sehen, wäre ich damit mehr als glücklich!
  • Es führt wohl kein Weg mehr drum herum, realisieren zu müssen, dass Danny in dieser Staffel fehlt und vermutlich auch nicht mehr zum Einsatz kommt. Ein Trainingsspiel ohne ihn wäre ja noch das eine gewesen, aber die Tatsache, dass Liam und Mason offensichtlich den Gedanken wieder aufleben lassen sollen, den Jeff Davis mit Jackson und Danny hatte - beste Freunde, von denen einer schwul ist, no big deal - besiegelt wohl die Vermutung, dass mit den jüngeren Darstellern eine gewisse Ablösung einiger der älteren Darsteller stattfindet. Man stelle sich bloß Keahu Kahuanui neben Dylan Sprayberry vor... die zehn Jahre Altersunterschied könnte da niemand wegdiskutieren. So schade es auch um Danny ist, mit Colton Haynes und Charlie Carver gingen die beiden Darsteller, deren Figuren Danny in die Handlung integriert haben. Gerade was Jackson und Danny angeht, wird das sicher anders geplant gewesen sein.
  • Was sagte Tyler Hoechlin doch gleich bei der Alpha Con? Er habe den Eindruck, Derek wirke in der Serie plötzlich, als sei er so ca. Mitte 30. Ich kann mehr und mehr nachvollziehen, was er meint. Derek macht sich wirklich gut unter den Erwachsenen und es war sicher kein Zufall, dass es keine Einstellung gab, in der Liam direkt neben ihm stand – das hätte sicher ein zu witziges Bild abgegeben.
  • Die neuen Teenager bekommen relativ viel Screentime und ich erwische mich dabei, deshalb eine gewisse Ablehnungshaltung ihnen gegenüber aufzubauen - mit der Ausnahme von Liam. Wenn ich allerdings an 3A zurückdenke, damals hatten wir mit dem Alpharudel, Cora und Jennifer gleich sieben neue Figuren und wie viele sind davon geblieben? Ich wage also zu hoffen, dass wir hier auch einige loswerden. Auf meiner Abschussliste jedenfalls stehen die Killer-Kids ganz oben! Scotts Alphakräfte, die hier endlich mal volle Wirkung erzielten, kamen jedenfalls im richtigen Moment!
  • Chris Argent blufft doch, oder?!

Fazit

Die Episode hatte viele optisch beeindruckende Szenen, brachte Scott und seine Freunde ein gutes Stück voran, aber die neuen Charaktere nahmen sehr viel Raum ein, während alteingesessene zu kurz kamen, so dass der Verstand zwar sagt: sehr gute, spannende Episode, das Herz jedoch fordert einen gewissen Punktabzug.

Nicole Oebel - myFanbase

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