Review: #4.10 Monströs
Diese Episode hatte alles, was "Teen Wolf" ausmacht! Großartiges Schauspiel, fast das gesamte Ensemble im Einsatz, gelungene Metaphern für das Erwachsenwerden und Bilden von Charakterstärke, packende Action, herzerwärmende Romantik, wunderbare Freundschaftsmomente, Witz, durch den sich für einen Moment die Spannung entladen kann, Enthüllungen, die die verschiedenen Staffeln miteinander verknüpfen, Andeutungen, die Angst machen, und supercooles CGI. Kurz – die Episode gehört zu den besten der Staffel!
"All you ever wanted to do was help."
Die fehlende Verbindung zwischen Benefactor Meredith und den Hales wurde uns letzte Woche in einem Nebensatz angedeutet. Einem Nebensatz jedoch, den man nur allzu leicht überhören konnte. Meredith lag nach der Überforderung durch Lorraine Martin nicht in irgendeinem Krankenhaus, sondern neben dem halbverbannten, komatösen Peter Hale! Sprach Lydia zu Anfang der aktuellen Episode noch die Zweifel der Zuschauer aus, wie Meredith als geistig instabiles und dennoch gutherziges Wesen über die Kompetenz verfügt haben soll, einen derartig kriminellen Masterplan zu entwickeln und in die Tat umzusetzen, so wurde im Laufe der Episode nach und nach eines glasklar: Der Ursprung des ganzen bestialischen Dramas liegt in zwei familiären Konflikten begründet, dem der Hales und dem der Argents. Talia Hale wollte als Familienoberhaupt für Frieden sorgen und nahm Peters Warnung nicht ernst. Und Kate Argent war eine ungezügelte, gnadenlose Jägerin ohne Ehre, die sich eines Tages dafür entschied, eine gesamte Familie abzufackeln.
Die verwirrte und psychisch verletzte Meredith war nur zur falschen Zeit am falschen Ort und das hatte fatale Folgen. Wir haben miterlebt, wie Peter Hale aus dem Reich der Toten zu Banshee Lydia durchdringen und sie manipulieren konnte. Und ganz genauso drangen die wütenden Rachepläne, mit denen er nach dem Brandanschlag auf seine Familie in seinem bewegungsunfähigen Körper eingeschlossen war, zu Banshee Meredith durch, welche sich dagegen ebenso wenig wehren konnte wie Lydia bzw. in ihrer eigenen geistigen Verwirrtheit einen wohltätigen Akt darin zu entdecken meinte, die übernatürlichen Wesen von Beacon Hills nach Peters Monologen des Grauens zu eliminieren.
"A former lunatic... I'm much healthier now."
Angesichts des nervenaufreibenden Gruselkabinetts, das die beiden charismatischen Schauspieler Ian Bohen und Maya Eshet hier in den Rückblicken dargeboten haben, fällt es ungeheuer schwer, kein Mitgefühl dafür aufzubringen, was ihre Charaktere durchgemacht haben. Auch wenn im Moment alles danach aussieht, als gäbe es für Peter Hale am Ende dieser Staffel nur den Tod, so wundert es mich gerade deshalb, dass wir hier nochmal so eindrücklich einen Anlass dafür geliefert bekommen haben, die Motivation dieses Charakter nachvollziehen zu können, der nunmal nicht immer schon von Grund auf böse war, und der sogar auch noch zum heutigen Zeitpunkt von seiner Schlüsselrolle bezüglich des Dead Pools "rattled", also erschüttert und verunsichert ist. Die Verzweiflung während seines sechsjährigen Komas hat sein Gehirn zerfressen wie die Flammen seine Haut. Können sein Hirn und seine Seele nicht auch noch heilen und dann so cool und anbetungswürdig werden wie sein Äußeres geworden ist?
Peter war vor dem Feuer neidisch auf Talia und hat sie wohl gehasst, aber gemeingefährlich wurde er durch Kates Brandanschlag. Wir wissen alle noch genau, wie Dr. Deaton Derek vor Peters Tücke gewarnt hat, aber er ist ein so komplexer, witziger, undurchsichtiger Charakter, gespielt von einem so begnadeten Schauspieler, dass es eine Schande wäre, ihn gerade jetzt endgültig hergeben zu müssen, wo man ihm mit Malia jede Möglichkeit zu neuer Charakterentwicklung geschaffen hat. Da steckt noch so viel Potenzial für gigantische Vater-Tochter-Szenen, Humor, Wortgefechte und ultimative Erkenntnisse auf beiden Seiten, das einfach nicht verschenkt werden darf! Mit ihrer Aussage "He has always been the alpha!" warnt Meredith Lydia im Grunde davor, was Peter im Hinblick auf Scott vorhat. Meine Hoffnung liegt nun darin, dass sowohl Lydia als auch Malia eine entscheidende, hoffentlich allseits rettende Rolle in der finalen Auseinandersetzung zwischen Peter und Scott spielen werden.
"Aren't we all."
Mag man nun Peter als Ideenschmied oder Meredith als ausführende Hand als Benefactor betrachten, sie funktionieren beide nicht in dem Maße als Big Bad der Staffel wie ihre Vorgänger, denn keiner von ihnen ist so hassenswert wie Gerard Argent oder der Nogitsune es waren. Hassenswert in dieser Staffel waren bisher vor allem die Auftragskiller, denn niemand hatte ihnen vorgeschrieben, wie sie ihre Morde zu verüben hatten. Ihre grauenvollen, sadistischen Neigungen waren ganz ihre eigenen. Geld regiert die Welt, sagt Peter in etwa in seinem Fieberwahn, und ganz offensichtlich weckt es das schlummernde primitive Geschöpf in so manchen Menschen. In diesem Zusammenhang war insbesondere Chris und Satomis Gespräch über "violent creatures" interessant. Chris hält Werwölfe immer noch für brutale Kreaturen und Satomi entgegnet: "Aren't we all."
Und an dieser Stelle schlich sich eine böse Vorahnung von hinten an, legte mir ihre kalte Hand auf die Schulter und hatte mich nach kürzester Zeit fest im Griff. Wo sind die Calaveras? Was ist mit ihrem Einfluss auf Chris? Warum versteckt Chris gelben Wolfseisenhut in einem Tresor? Was hat Chris' Blick zu bedeuten, als Scott zu Satomi sagt, er vertraue Chris? Scott tötet nicht, schon gar nicht, um sich selbst zu retten. Peter wird ihn herausfordern, aber Scott hat auch Gerard und Deucalion laufen lassen. Würde Scott Malias Vater töten? Nein. Aber was wenn Chris ein falsches Spiel spielt? Scott würde auch Allisons Vater nicht töten. Aber was wenn Chris zwischen die Fronten gerät? Plötzlich habe ich vielmehr Angst um ihn! Er hat nicht wie Peter Hale noch Aussichten auf eine Zukunft mit seiner Tochter und auch der Mutter seiner Tochter. Er hat beide verloren. Wie fatalistisch könnte ihn das gemacht haben?
"Not all monsters do monstrous things."
Scott war als Charakter nie so spannend wie jetzt! Wir haben noch nicht gesehen, was sein Status als wahrer Alpha wirklich bedeutet. Noch hatte er sich nicht wesentlich von anderen Werwölfen unterschieden. Hier aber wurde klar, der Schritt, ein wahres (CGI-)Monster zu werden, ist für Scott nur winzig klein. Schon das Attackieren eines augenscheinlich Unterlegenen lässt Scott die ersten Anzeichen zur Wandlung in einen dämonischen Werwolf spüren. Es sah nicht nur richtig klasse aus, wie er Deucalions Wolfsgesicht immer ähnlicher wurde, es ist auch gerade im Hinblick auf seine Erlebnisse während seiner Nahtoderfahrung spannend. Ganz im Gegensatz zu den "Guten" aus anderen Mysteryserien, die massenhaft Morde zu verbuchen haben und die wir trotzdem lieben sollen, ist Scott wirklich von Grund auf gut. Wie er zu Liam sagte, sie sind keine Monster. Solange sie keine monströsen Dinge tun, sind sie keine Monster. Aber wie lange kann das noch gut gehen?
Während wir uns im wahren Leben wahrscheinlich selten tagtäglich mit Mord- und Rachplänen und der Wahl zwischen Gut und Böse auseinandersetzen müssen, so bietet diese Episode dennoch unglaublich viel Identifikationspotenzial. Wer würde nicht durchdrehen, wenn er sechs Jahre lang mit seiner wütenden Verzweiflung in seinem Körper gefangen wäre? Wer wäre gegen Beeinflussung immun, wenn man über ein Jahr lang mit nichts anderem als dem Gottkomplex einer einzigen Person gespeist würde? Und wer stand beim Erwachsenwerden nicht ständig vor der Entscheidung, das Richtige oder das Falsche zu tun? Neben den überzeugenden Schauspielern und der klasse Inszenierung liegt darin eine ganz ganz große Stärke bei "Teen Wolf". Verhalten und innerer Konflikt der Charaktere sind auch in Staffel 4 noch absolut nachvollziehbar und spannend gestaltet.
Randnotizen
- Der Humor war wieder relativ rar gesät, aber dafür platzte es an zwei Stellen umso lauter aus mir heraus. Es ging gleich mit Chris Argent los, wie er seinen Angreifer ohne sich umzudrehen durch einen Stoß seines Gewehrs nach hinten umnietet. Beinahe nonchalant! Mann, das war einfach Knaller! Das zweite war Ian Bohens Art der Darbietung bei Peters Spruch "A former lunatic... I'm much healthier now." Absolut unschlagbar! Es hat mich wirklich so sehr zerrissen, dass ich auf Pause drücken musste!
- Lydias Schrei, als Allison ermordet wurde, hat alles ausgelöst. Dadurch wurde Merediths Plan, reinen Tisch zu machen, aktiviert. Diese Szene und Scotts "Not all of us are (still alive)." zu Liam am Anfang haben bei mir augenblicklich für feuchte Augen gesorgt. Allisons Tod wird nicht ausgiebig besprochen, aber es sind diese Momente, die zeigen, was sie bedeutet hat. Den Figuren und den Zuschauern!
- Liam steht ganz am Anfang seiner Entwicklung und nachdem er sich anfangs recht schnell mit ins Gewühl gestürzt hat, zeigt sich jetzt, wie sehr er mit dem Heldentum hadert. Er ist schlicht und ergreifend überfordert und ich freue mich auf eine langsame, behutsame Entwicklung des neuen Teen Wolfs. Scotts Reaktion auf Liams Rückzug war einfach perfekt! Er gibt ihm Zeit, ohne große Worte zu machen. Ich weiß nicht, wie Posey es macht, aber in diesen Szenen ist er ein so bewundernswerter großer Bruder, dass ich selbst Liam immer mehr liebe, weil Scott ihn offensichtlich so liebt. Bromance pur!
- Die Stilinskis hält keiner lange im Krankenhaus, oder? Kugel in der Schulter, Gehirnerschütterung – alles kein Grund für einen Stilinski, sich eine Auszeit zu nehmen. Und im Vergleich zu vielen Action- und Mysteryserien wird die Serie hier einfach wieder geerdet, indem sie zeigt, dass Menschen sowas dennoch nicht einfach so wegstecken.
- Stiles und Malia reißen Wände ein! Die Wände zwischen einander ebenso wie die Wände zu des Rätsels Lösung alias den 70er-Jahre-Computern. Und durch dieses Einreißen retten sie unsere Herzen und das Leben ihrer Freunde gleichermaßen! Die Versöhnungsszene war einer dieser Momente, in denen das Herz einen Purzelbaum in der Brust macht. Wie die beiden von der verschlossenen Tür über dumme Fehler zu Vergebung und Mathematik kommen, war einfach unbezahlbar schön!
- Im Fieberwahn sprach Peter vom "desert wolf" als Auftragskillerin. Ist am Ende Malias Mutter "la loba", nach der die Calaveras suchen? Kate ist ja schließlich kein Wolf, warum sollte Araya da also den falschen Ausdruck verwenden? Die Calaveras interessieren sich ja insbesondere für gebissene, verwandelte und vom Weg abgekommene Jäger. Und Chris sagt, wenn ein Jäger für Geld jagt, ist er kein Jäger mehr. Und wir wissen alle, dass das letzte Bild in den Opening Credits immer von Bedeutung ist. Führt uns der Showdown zu "la loba" in die Wüste zurück?
- Warum lungert Kate nur noch im Abwasserkanal herum und faselt was von Peters Plan? Was ist mit ihrer eigenen Skrupellosigkeit und Draufgängerei passiert? Wo ist der glühende Hass zwischen diesen beiden Figuren hin? Der brodelt doch noch, oder?
- Als Meredith sagte, sie wollte nur mit einer bestimmten Person sprechen, dachte da noch jemand spontan an Isaac?
Fazit
Wir befinden uns auf der Zielgeraden und fast alle Charaktere sind voll und ganz ins Geschehen eingebunden. "Teen Wolf" vollbringt Woche für Woche den Drahtseilakt, mit umwerfenden Twists und Turns aufzuwarten und gleichzeitig das Handeln der Figuren nachvollziehbar zu halten. Die Staffel insgesamt hält einen vielleicht nicht so unerbittlich im emotionalen Würgegriff wie die vorhergehende, aber dafür ist für Abwechslung gesorgt und die Episoden sind so reich an Charakterentwicklung, Schmelzmomenten und Action, dass die bisherige Staffel schon einen würdigen Nachfolger bildet. Und zwei Folgen stehen immer noch aus!
Nicole Oebel - myFanbase
Die Serie "Teen Wolf" ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: MonstrousErstausstrahlung (US): 24.08.2014
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Regie: J. D. Taylor
Drehbuch: Jeff Davis & Ian Stokes
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