Bewertung

Review: #2.11 Machtkampf

Foto: Bob Morley, The 100 - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Bob Morley, The 100
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Gleich mit der ersten Szene stellt "The 100" wieder einmal seinen Mut zur Radikalität auf eindrucksvoll-verstörende Art und Weise unter Beweis. Die Folge beginnt mit der Darstellung unmenschlicher Qualen, die Kamera nimmt den Schmerz, welcher Bellamy und anderen Gefangenen in Mount Weather zugefügt wird, aus allen Perspektiven auf, taucht förmlich in diesen ein und setzt damit die Grundstimmung für die beginnende Folge. Brach die letzte Folge noch förmlich in dem schieren Ausmaß verschiedener, teilweise nur kurz angeschnittener Storylines zusammen, wird diese erfreulicherweise wieder wesentlich fokussierter erzählt. Im Grunde gibt es zwei parallel ablaufende Handlungen, die eng miteinander verbunden sind. Einerseits die Mission von Bellamy, welcher versucht Mount Weather zu infiltrieren und dessen Abwehrsystem zu destabilisieren und andererseits die weiter voranschreitenden Kooperationsversuch. Clarke fungiert dabei immer mehr als zentrale Schaltstelle beider Allianzen.

"Just another day on the ground."

Die bereits in den letzten Folgen aufgeworfenen Konfliktlinien werden in dieser weiter vertieft, als die Gruppe um Clarke von zwei Soldaten aus Mount Weather angegriffen wird und dabei einer der Soldaten getötet und einer der Grounder schwer verletzt wird. Indra fordert Octavia daraufhin auf den zweiten Soldaten zu töten, was von Clarke aber noch verhindert werden kann, da dieser lebend als wertvoller erachtet wird. Die eher martialische Herangehensweise der Grounder trifft hier erneut auf eine mehr vorausschauende und taktisch geprägte. Der Soldat wird daraufhin mit in das Camp gebracht, damit er dort medizinisch versorgt und weiter befragt werden kann. In der Frage nach dem richtigen Umgang mit dem Gefangenen wird der mögliche Einsatz von Foltermethoden diskutiert. Es geht also um den richtigen, in diesem Kontext moralisch noch vertretbaren Weg. Kane spricht sich für und Abby und Clarke zunächst gegen den Einsatz von Folter aus.

Dieser Disput intensiviert sich, als durch eine von Abby durchgeführte Blutuntersuchung eine Anomalie im Blut des gefangen genommenen Soldaten Emerson festgestellt wird, welche beweist, dass die Gefangenen in Mount Weather bereits ausgeblutet werden. Das Tänzeln auf der Linie des moralisch noch vertretbaren Weges wird besonders für Clarke in diesem Moment immer wackeliger. Schließlich ist sie sogar bereit diese Linie zu überschreiten, wird aber letztlich von Kane und Abby zurückgehalten, die beide versuchen die Angelegenheit nüchterner zu betrachten. Clarke, die nun endgültig die letztliche Entscheidungsmacht an sich gezogen hat, fasst danach im Alleingang einen anderen Plan. Einerseits weist sie Bellamy an, die noch in Gefangenschaft befindenden Grounder als Krieger zu begreifen, die nach einer erfolgreichen Befreiung einen ersten Angriff von innen starten können. Dazu muss es Bellamy auch noch gelingen im Zusammenspiel mit Raven den Giftnebel zu deaktivieren. Das Gelingen von Bellamys Mission entscheidet nun also über Triumph oder Niederlage des anstehenden Krieges.

Clarke geht am Ende der Folge aber noch weiter. Sie befreit eigenmächtig und ohne Absprache mit Kane oder Abby den Soldaten Emerson und schickt diesen mit einer Nachricht wieder zurück zur Mount Weather Station. Vorher reduziert sie aber noch dessen Sauerstoff, damit dieser nur für sechs und nicht die eigentlich notwendigen acht reicht. Clarke will damit ein Zeichen für einen mittelbaren Angriff setzten und seinen Anführern deutlich machen, wie weit ihre eigenen Truppen bereit sind zu gehen. Sie zeigt sich dadurch auch hier wieder als vordergründig furchtlose Anführerin, die nicht davor zurückscheut ihre eigenen, unbequemen Entscheidungen zu treffen.

Eingewoben in die erneute Auseinandersetzung mit moralischen Zwischenstufen sind einige ganz interessante Charakterinteraktion. Zunächst die schon erwähnte, sich weiterhin kompliziert gestaltende Mutter/Tochter-Beziehung zwischen Abby und Clarke, bei der sich in dieser Folge zumindest zeigt, dass Abby durchaus noch Gehör bei ihrer Tochter finden kann. Dann gibt es noch einen kurzen Disput zwischen Raven und Clarke, die als Team nach dem Tod von Finn erst langsam wieder zusammenwachsen müssen. Recht beiläufig wird auch noch die Transformation von Octavia in eine Kriegerin vorangetrieben, eine Entwicklung, die noch sehr interessant werden könnte.

"The ground is our birthright."

Neben den Ereignissen am Boden, beginnt in dieser Folge die für alles weitere Vorgehen essentielle Mission von Bellamy, der sich zunächst aber noch in Gefangenschaft befindet und grausame Folter erleiden muss. In dieser Gefangenschaft knüpft er aber schnell Kontakt zu der ebenfalls gefangenen Echo, die schließlich noch eine wichtige Rolle in Bellamys Befreiungsaktion spielen wird. Jasper verliert währenddessen die Geduld und wird durch das Verschwinden seines besten Freundes Monty dazu getrieben das Büro von Dante Wallace zu stürmen und diesen mit einem Schwert zu bedrohen, um so eigenhändig seine Freunde zu befreien. Dante reagiert überraschend einsichtig, befreit Harper und Monty und zeigt sich erzürnt darüber, dass sein Sohn ohne seine Einwilligung die grausamen Experimente fortgeführt hat. Der Vater und Sohn Konflikt eskaliert schließlich und es kommt zu einer Präsidentschaftsablösung und eines Verrats des Sohnes an den Vater.

Dante wird also in Isolationshaft gestellt und sein Sohn Cage kann damit seine Experimente ohne äußere Kontrolle fortsetzen. Dieser Rückschlag wird aber erfreulicherweise etwas dadurch aufgewogen, dass Bellamy mit tatkräftiger Unterstützung von Maya und Echo die Flucht gelingt. Diese Befreiungsaktion ist eine lange schmerzhafte Sequenz ungeschönter körperlicher Gewalt, in der Bellamy auch morden muss. Er eignet sich schließlich die Uniform des getöteten Wachmanns an und beginnt mit der Unterstützung von Maya die Station zu infiltrieren. Etwas effekthaschend trifft er dabei noch auf ein kleines Kind, welches zufällig der Sohn des von Bellamy getöteten Wachmanns ist. Dadurch realisiert Bellamy aber, dass alle Parteien auch nur aus Menschen bestehen und nicht jeder gleich den Tod verdient hat. Die geplante Erstürmung der Mount Weather Station soll nun also mit mehr Vorsicht und unter Rücksichtnahme auf die vielen Kinder geschehen, die hier aufgewachsen sind.

Fazit

Durch die Fokussierung auf zwei zentrale Schauplätze und die Verbindung der Ereignisse an Land und in der Mount Weather Station, wirkt diese Folge wesentlich fokussierter und runder, als die letzte. Dazu kommt die gelungene Ausarbeitung eines weiteren moralischen Dilemmas, Jasper überraschende Kamikaze-Mission und Bellamys Befreiungsaktion, die dynamisch und hochspannend in Szene gesetzt sind und in der Inszenierung der Härte nicht zurückweichen. Man hat also weiterhin jederzeit das Gefühl sich in den Händen intelligenter Geschichtenerzähler zu befinden. So kann es gerne weitergehen.

Moritz Stock - myFanbase

Die Serie "The 100" ansehen:


Vorherige Review:
#2.10 Monster
Alle ReviewsNächste Review:
#2.12 Schwer wiegt die Krone

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "The 100" über die Folge #2.11 Machtkampf diskutieren.