Bewertung

Review: #5.12 Die Rückkehrer

Foto: Dylan O'Brien & Tyler Posey, Teen Wolf - Copyright: MTV/Bob Mahoney
Dylan O'Brien & Tyler Posey, Teen Wolf
© MTV/Bob Mahoney

Kennt ihr das Gefühl, nach dem unerträglichen Warten auf die nächste "Teen Wolf"-Episode mit einer Erwartungshaltung in die Episode zu gehen, dass ihr 40 Minuten lang vor lauter Lachen und Weinen gar nicht mehr zu Atem kommt, und dann gibt es auch wirklich Momente, die mit Leichtigkeit in den Top 10 der gesamten Serie landen könnten, so dass ihr es gar nicht so leicht habt, in den anderen, "normalen" Szenen die Aufmerksamkeit aufrecht zu halten? "Damnatio Memoriae" war für mich eine dieser Episoden.

"Maybe you start by forgiving someone else. Someone who probably really needs it."

Selbst wenn sich 3B und 5B maßgeblich dadurch unterscheiden, dass 3B mehr oder weniger als eigenständige Staffel zu betrachten war, während 5B tatsächlich die zweite Hälfte der fünften Staffel ist, so haben die beiden Staffeln doch gemein, dass ihre ersten beiden Episoden eine Art Aufräumaktion bilden. Die zentralen Hauptfiguren, in 3B noch Scott, Allison und Stiles, in 5B nun nur noch Scott und Stiles löffeln die Suppe, die sie sich in der jeweiligen ersten Staffelhälfte eingebrockt haben, aus und stellen sich dann den Dingen, die da kommen. Und selbst wenn der Scherbenhaufen dadurch alles andere als beseitigt ist und vermutlich erstmal noch größer werden wird, so heilt doch etwas in der Seele des Zuschauers. Scott und Stiles nähern sich einander an und man spürt förmlich wie sich die Umklammerung des kalten Händchens um das eigene Herz löst.

Hände sind es übrigens auch, die die ersten beiden Episoden dieser Winterstaffel symbolisch zusammenhalten, denn sie stehen wieder und wieder im Focus, wodurch jede Menge Emotionen transportiert werden. Letzte Woche verdeutlichten die Hände im direkten Sinne Stiles' Schmerz: wenn Melissa im Krankenhaus oder sein Vater im Flashback tröstend ihre Hände auf seine Schultern legten, und viel mehr noch seine eigenen Hände, die Scotts helfende Hände wegschlugen, bis er meinte, in Scotts Händen die seines Vaters zu erkennen, und sie doch ergriff. Diese Woche reicht Stiles Scott im übertragenen Sinne seine Hand zu Versöhnung. Und das Understatement in diesem Zusammenhang trifft genau die richtigen Töne. Für den Moment auf jeden Fall. Scott kann alleine nicht mal eine Ermittlertafel zusammenstellen. Der Schnitt auf den schlafenden Stiles in diesem Moment war einfach nur herrlich – Stiles ermittelt sogar im Schlaf besser als Scott! Scott braucht nur eine Person an seiner Seite, um überhaupt einen Anfang zu finden, und das ist Stiles! Stiles, der seine helfende Hand anbietet, als Scotts Werwolfkräfte beim Heben des Schranks versagen, und Scott, der weiß, dass in dieser Hand der Anfang steckt, der Anfang sein Rudel wieder zu vereinen.

Jedoch bringt der Fokus auf die Hände diese Woche nicht nur Balsam für die Seele. Da sind die unsicheren, verzweifelten Hände von Liam und Hayden, die einander festhalten, obwohl sie keine Ahnung haben, was mit ihnen vorgeht. Da sind auch die creepy Momente, in denen Theo Hayden und Corey seine Hand auflegt, um seine natürlich nicht warnend oder drohend gemeinten Ratschläge rüberzubringen. Da sind die boshaften Momente, in denen Theo Tracys Opfer den Notknopf unter den Fingern wegzieht und Joshs Hände unter Strom setzt, um mit einem süffisant fiesen Grinsen bzw. dreckigen Lachen seine Killermaschinen kickzustarten. Und vor allem sind da die monströsen Hände, die sich wie das kalte Händchen zunächst körperlos in unser Leben schleichen, bis der grausige Rest schließlich aus dem blassen Dunst bzw. der schwarzen Suppe hervortritt: die Pranke des Godzilla und die Hand der Wohltäterin.

"I feel like it's more than guilt though, you know, I feel like... I feel like I lost something."

Und noch eine Großaufnahme einer Hand ließ mich zum Taschentuch greifen. Stiles' Nachdruck beim Umarmen seines Dads. Die Umarmung, die noch nicht fest genug war, nach der beinahe fünfminütigen Szene, die mich wiederum so fest im Griff hatte, dass ich sie gleich drei bis sieben Mal anschauen musste. Stilinski-Family-Momente sind einfach immer reines Gold! Und wie bereits zuvor erwähnt, es ist ein wahres Geschenk, dass die Serie sich so ausgiebig Zeit für ihre starken Momente nimmt. Stiles hat diese Aussprache so sehr gebraucht, wie wir eine solche Szene von Dylan O'Brien und Linden Ashby. Wenn die richtigen Schauspieler einem solchen Gespräch Leben einhauchen und die Figuren einander auf diese Weise ihr Herz öffnen, hat man es als Zuschauer nicht mehr schwer, sich in beide Seiten hineinfühlen und die Aussage für sich selbst mitnehmen zu können. Leichen im Keller haben wir doch schließlich alle! Verstand und Gefühl in Einklang zu bringen, lernen mit den eigenen Entscheidungen zu leben, das eigene Gleichgewicht wiederzufinden und – das Allerwichtigste – sich selbst und anderen vergeben zu können. Die Art, wie der Vater hier seine Erfahrungen einfühlsam mit seinem Sohn teilt, ganz ohne seine in 5A bemühte Moralkeule auszupacken, ist bewundernswert und hebt Stilinski als Serienvater in eine andere Liga.

Selbst wenn man beim Genuss einer Teen-Mysteryserie nicht allzu tief in den eigenen seelischen Eingeweiden bohren wollte, konnte man feuchte Augen bekommen, wenn man bei Stiles' Anblick vor dem Snack-Automaten im Krankenhaus an seine herzallerliebste Auseinandersetzung mit eben diesem Gerät in #2.01 dachte. Stiles glaubt, etwas verloren zu haben. In gewissem Sinne hat er recht, denn diese kindliche Unschuld, mit der er den Automaten vor Lydias Krankenzimmer damals besprungen hat, ist wohl unwiederbringlich verloren. Um sein inneres Gleichgewicht wiederherzustellen, rät ihm sein Vater, ein Leben zu retten. Lydia? Derek?

"You're going to leave here thinking that you need to worry about me."

Theo liegt da nicht ganz falsch! Ich gehe tatsächlich aus der Episode und mache mir Sorgen um ihn, denn er ist gefährlich nahe daran, zum Störfaktor im Gefüge der Serie zu werden. Und sein Shirt in dieser Farbe irgendwo zwischen Pampelmuse und Lachs macht es nicht besser. In 5A hatte er massenweise Szenen mit den Hauptfiguren. Von denen mag ihn aber nun keiner mehr. Jetzt hat er massenweise Szenen mit Nebenfiguren, die mir eh schon zu viel sind, und selbst von diesen mag ihn keiner. Die Dread Doctors mögen ihn sowieso nicht mehr und Malia hat – genau wie wir – andere Sorgen. Es könnte also leicht kritisch werden, weiter mit Theo mitzugehen, besonders wenn seine Aktionen so wenig Sinn ergeben wie diesmal.

Er lässt sein Rudel Scott und Stiles angreifen, bevor er ihnen sagt, sie seien auf der gleichen Seite. Prima Taktik, Theo! Vermutlich wollte er sich wieder auf gleiche Augenhöhe bringen, nachdem Scott und Stiles versucht hatten, ihn wegen Scotts Tod zu täuschen. Aber wen bringt das denn weiter? Und was bringt die Chimären überhaupt dazu, Theo zu folgen? Theo weiß, was die Doktoren erschaffen haben und sieht das Biest als Gegner. Bisher hatte er den Docs den Rücken freigehalten, weil er dachte, sie würden ihm helfen, sein Rudel zu bekommen. Wollte er Scotts außergewöhnliches Rudel, weil er wusste, dass er nicht der gewünschte Erfolg war und gegen das Biest keine Chance hat? Er faselt gegenüber seinen Chimären etwas davon, dass der Zusammenhalt sie schützen werde. Aber was kann man ihm überhaupt noch glauben? Und wovon muss man überhaupt ausgehen? Mir ist so, als könnte es nicht schaden, ein wenig zu rekapitulieren. Was meint ihr?

Fakten & Fragen

  • Die Dread Doctors sind Para-Wissenschaftler, die ihr eigenes Leben verlängert haben und den perfekten Killer erschaffen wollen. Wofür?
  • Dr. Valack sagt: "Es gibt einen Grund dafür, dass sie Theo ausgewählt haben, einen Grund, dass er versagt hat, einen Grund, dass sie ihre Methode geändert und ihr Ziel erreicht haben."
  • Theo musste extra zur genetischen Chimäre gemacht werden. Für ihre Experimente benutzen sie nur genetische Chimären, die sie in übernatürliche Mischwesen verwandeln. Ein Teil scheint immer Werwolf zu sein.
  • Bei Theo scheint die Mischung aus Werwolf-Werkojote ganz gut zu funktionieren, aber nicht den gewünschten Effekt gebracht zu haben. Alle anderen Mischungen, darunter Kanima, Wendigo, Garuda, Berserker und Jaguar, scheinen nicht funktioniert zu haben (Quecksilber tritt aus), weshalb die Versuchspersonen eliminiert wurden. Braucht man zur Wiederbelebung des Biests de Gevaudan, uns bislang bekannt als Werwolf, eine Spritze voll Saft eines anderen übernatürlichen Wesens bzw. Mischwesens?
  • Warum Beacon Hills?

    Die Argents töteten das Biest einst. Lag es in Beacon Hills begraben, nicht in Frankreich?

    Die Doktoren haben Kiras Kitsune-Kräfte durch einen Blitzableiter in ihrem Auge verändert bzw. verstärkt. Brauchten sie Kitsune-Power zum Kickstart des Biests?

    Sie brauchten Dr. Valacks drittes Auge. Haben sie es ihm auch eingesetzt?

    Suchten sie vor acht Jahren schon nach dem Biest, als sie sich Theo schnappten?

  • Die Serie umfasst bisher einen unbestimmten Zeitraum von 2011 (Staffel 1) bis irgendwann 2012 (Staffel 5).

    Theos Schwester starb vor acht Jahren. Theo war da zehn Jahre alt.

    Claudia Stilinski starb auch vor etwa acht Jahren.

    Der Mordanschlag auf Malia, bei dem ihre Mutter und Schwester starben, war auch vor acht Jahren.

    Der Brand im Hause der Hales war wiederum vor sechs Jahren (von 2011 aus gesehen).

Randnotizen

  • Stiles fand die Botschaft "Damnatio Memoriae", hatte das nötige Schwarzlicht und konnte sie übersetzen. Verdächtig? Lydia spricht fließend Latein, aber Stiles?
  • Der beste Bro-Moment der Episode: Scott hat den kleinen Kreis in den Sand gemalt, Stiles malt den großen. Du vervollständigst mich! (Und der gute alte Sarkasmus vervollständigt das Gesamtbild!)
  • Der Preis für die niedlichste unbeholfene Unterhaltung der Episode geht fraglos an Mason und Corey. Mason ist mehr und mehr für die Comic-Relief-Szenen zuständig und selbst wenn er für mich noch lange keinen Stiles oder Isaac ersetzen kann, da seine eigene Charakterzeichung noch ziemlich auf der Strecke bleibt, sind diese humorvollen Momente mehr als willkommen.
  • Endlich drückt Liam seine Gefühle zu seinem Angriff auf Scott aus. Auf die Versöhnung freue ich mich jetzt schon! Hayden hingegen sendet nicht nur Mischsignale (Liam fällt mal wieder in ein Loch und sie versetzt dem einzigen Wesen, das für sie gefühlsmäßig noch Sinn ergibt, einen Kinnhaken nach dem anderen, um ihn sanft zu wecken?), sie hält sich auch in ihrer Erklärung, inwiefern sie sich anders fühlt als vorher, frustrierend kurz.
  • Lydia und Malia sind mir leider viel zu sehr losgelöst von den anderen. Und Kiras Geschichte scheint nichtmal mehr im selben Universum stattzufinden. Skinwalker? Noch mehr neue Wesen in dieser Staffel? Das kann doch nicht wahr sein!
  • "Teen Wolf" hatte schon immer einen lockeren Umgang mit Namen und Daten auf Requisiten, die in der Serie zu sehen waren. Und wenn ich das richtig sehe, steht auf Deputy Clarkes Bericht "Uhrzeit 27:25". Eine Botschaft, gewisse Dinge nicht zu genau zu nehmen?
  • Wieso ist Donovans Leiche im Leichenschauhaus? ***Ach ja, Hayden hatte die Polizei zum Nemeton geführt.

Fazit

Scott und Stiles berappeln sich und ihre Interaktion miteinander sowie mit anderen ist so gut, dass das gesamte andere Geschehen abgehängt wird. Es gibt so manche Serien, die ich mit Tunnelblick gesehen und nur wenige Charaktere heiß und innig geliebt habe. "Teen Wolf" gehörte bislang nicht dazu, doch in dieser Episode ging die Tendenz in diese Richtung. Alles rund um Scott und Stiles inklusive natürlich Sheriff Stilinski bekäme 9 Punkte. Mindestens! Auch Lydias Weg berührt mich sehr, ihre Szenen jedoch fügten sich nicht so richtig in die Episode ein. Alles andere war durchschnittlich nette Unterhaltung, so dass ich wieder bei 7 von 9 Punkten lande.

Nicole Oebel - myFanbase

Die Serie "Teen Wolf" ansehen:


Vorherige Review:
#5.11 Die letzte Chimäre
Alle ReviewsNächste Review:
#5.13 Der Test

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Teen Wolf" über die Folge #5.12 Die Rückkehrer diskutieren.