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Review: #5.11 Die letzte Chimäre

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Dylan O'Brien
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Die Welt hat wieder Farbe, "Teen Wolf" ist zurück! In der ersten Hälfte der fünften Staffel haben wir viel Zeit in Alptraumtunneln verbracht, aber jetzt gibt es Licht am Ende des Tunnels. Und dieses Licht heißt Mitgefühl, Hilfsbereitschaft, Liebe – mit anderen Worten Mama McCall, Papa Argent und Papa Stilinski! Erst zum zweiten Mal in fünf Jahren bekommen wir "Teen Wolf"-Episoden im Winter, zum ersten Mal ist es eine Staffelhälfte, die zum Handlungsbogen der Sommerstaffel gehört, zum ersten Mal also muss nach vier Monaten der Wartezeit der Scherbenhaufen aus dem Sommerfinale abgebaut und ein neues Bild daraus zusammengesetzt werden. Die Art und Weise wie "Teen Wolf" sich dieser Herausforderung nähert, könnte besser nicht sein, denn die Winterpremiere widmet sich ausgiebig dem heiß und innig vermissten Detektivduo Sherlock Stiles und Scott Watson!

"Hey, you've still got me."

"Teen Wolf" hat in dieser Episode das "Supernatural"-Thema "Family don't end with blood." beeindruckend in Szene gesetzt. Freundschaften und Beziehungen sind zerrüttet, wir befinden uns noch in der sprichwörtlichen Hölle, in der Jeff Davis uns im Sommerfinale zurückgelassen hat. Aber es ist deutlich zu spüren, der Wind hat sich gedreht, Zusammenarbeit steht an erster Stelle, denn es gibt wieder ein gemeinsames Ziel: Sheriff Stilinski zu retten. Lydia zu retten. Und während es im Sommerfinale genau die beiden Blutsverwandtschaften waren, die Anlass zur Hoffnung gegeben haben, die Verbindung von Stiles und seinem Vater sowie von Scott und seiner Mutter, so besinnen sich auch die anderen in dieser Episode wieder auf das Wesentliche: Sie sind ein Rudel, eine Familie. Solange persönliche Probleme an Seite gestellt werden können, um gemeinsam ein Familienmitglied zu retten, gibt es noch Hoffnung!

Scott und Stiles sind an ihren Tiefpunkten angekommen. Scott liegt im wahrsten Sinne am Boden und Stiles vergeht vor Angst um seinen Vater. Sie können einander in dieser Situation, wie schon zuvor im Moment ihres Bruchs, nicht auffangen, aber das müssen sie auch gar nicht. Andere sind da, um sie wieder in ihre Bahnen zu leiten. Parrish, der Scott braucht, und Melissa, die Stiles zur Seite steht. Entscheidend ist, dass Scotts und Stiles' Band sie, sobald sie wieder aufgerichtet sind, zueinander führt. Die Konfrontation, die darauf folgt, Stiles, der Scott zu Boden wirft, und Scott, der sich nicht wehrt, ist herzzerreißend, aber auch schön! Denn sie zeigt, wie viel die beiden einander nach wie vor bedeuten. Nur die, die man am meisten liebt, können einem so weh tun. Beide haben das Vertrauen des anderen gebrochen: Stiles, als er Scott die Sache mit Donovan verschwieg, und Scott, als er Stiles im Regen stehen ließ. Scotts Argument jedoch, Stiles habe Theo ebenso vertraut, steht auf äußerst wackligen Beinen, denn Stiles hat Theo so vehement misstraut, wie er nur konnte, bis ihm keine andere Wahl mehr blieb.

Und da liegt die Ursache des Problems. Die Tatsache, dass Scott jedem erstmal eine Chance gibt, während Stiles sich Fremden mit gesundem Misstrauen nähert, gehört zu den charakterlichen Kernpunkten dieser beiden Schulfreunde, die sich über das bisher Erlebte entscheidend ausgeprägt und die beiden in 5A letztlich auseinandergetrieben haben. Wie so oft spiegelt sich hier bei "Teen Wolf" das junge Erwachsenwerden wieder, bei dem sich herauskristallisiert, welche Freundschaften auch nach der Schulzeit noch Bestand haben – wie Stiles es sich im Staffelauftakt #5.01 so sehr gewünscht hat. Scott hat schon einen entscheidenden Schritt gemacht und sich den Rat seiner Mutter "Give them hope!" zu Herzen genommen. Für ihn steht fest, dass die Hürden zu überwinden und die Risse zu kitten sind.

Bei Stiles sitzt in dieser Episode der Schmerz noch zu tief, als dass man seinen nächsten Schritt schon deutlich erkennen könnte. Er muss sich schließlich auch mit der Sorge um seinen Dad auseinandersetzen und wird ganz schön herum geschubst, von Theo, der Chimäre Noah und nicht zuletzt von Mrs. Martin. Seine Flashbacks in diesen Momenten mit dem "Hey, you still got me!" seines Vaters reißen einem in echter Stilinski-Manier wie immer den Boden unter den Füßen weg, aber die Worte könnten auch von den Menschen stammen, die Stiles jeweils beim Erwachen aus den Flashbacks die Hand reichen: Scott und Melissa. Familie.

"Let's be honest, Stiles..."

Auftritt Theo Raeken, die Abrisskugel, schön wie der junge Frühling umringt vom Heilgenschein der Sonnenstrahlen. Und fordert Stiles auf die Wahrheit zu sagen? Na klar, Theo! Ein Schelm, wer sich an dein Lügenkonstrukt aus 5A erinnert, welche in Beacon Hills erst wenige Stunden zurückliegt. Nur um das erneut zu untermauern: Ich gebe die Hoffnung auf einen redemption arc nicht auf! Ich will Erlösung und Wiedergutmachung sehen. Ich bin sicher, Cody Christian hat das drauf! Als charmanter Psychopath hat er eine Einführung in die Serie bekommen, wie man sie sich nur wünschen kann. Jetzt will ich mehr sehen! Zunächst jedoch stiften die zusätzlichen Hintergrundinfos nur weitere Verwirrung. Wie zu #5.07 bereits spekuliert, fungierte Theos Schwester als Organspenderin für mindestens eine zukünftige Chimäre – anders jedoch als angenommen. Denn es war Theo, der ihr Herz bekam. Eingepflanzt von den Dread Doctors. Mit zehn Jahren.

Wie Dr. Valack bereits sagte, waren die Dread Doctors schon früher in Beacon Hills und haben nach ihrem Treiben allgemeine Amnesie hinterlassen. Haben sie auch Krankenakten und Totenscheine manipuliert? Ein Vermerk zum Thema "fehlendes Herz" wäre bei der Leiche von Theos Schwester doch sicher aufgefallen. Und Theos Krankenakte enthielt ja auch keinen Eintrag zu einer Herzkrankheit. Auffällig in dem Zusammenhang ist darüber hinaus auch das völlig ausdruckslose Gesicht des zehnjährigen Theo. Es lässt sich nicht deuten, wie er zu den Dingen steht, die mit ihm passieren. Er wirkt teilnahmslos. Valack betonte, die Dread Doctors sind Wissenschaftler, die ihr Leben verlängert haben und den perfekten Killer erschaffen wollen. Und alles begann mit Theo. Ein Zehnjähriger als perfekter Killer? Als das Biest auf ihrer Wandmalerei?

Laut Lydia haben Stiles und Scott bereits, ohne es zu wissen, herausgefunden, dass die Dread Doctors ihre Experimente zum Erfolg gebracht haben. Die titelgebende letzte Chimäre war also nicht Noah, sondern ist, wie Stiles vermutete, ein vermisster Teenager. Wir Zuschauer vermissen ja so manche Teenager: Isaac Lahey, Jackson Whittemore, Danny Mahealani (um nur drei zu nennen), aber welche Teenager gelten innerhalb der Serie als vermisst? Theos Schwester gilt nicht als vermisst, richtig? Sofern also die Tatsache, dass im Zusammenhang mit ihrer Leiche noch nie das fehlende Herz erwähnt wurde, nicht bedeutet, dass jemand anders in ihrem Grab liegt, kann man sie zumindest ausschließen. Außerdem wären wir dann bei "Pretty Little Liars" und Cody Christian würde mit seinen beiden Serien ganz durcheinander kommen.

Randnotizen

  • Dass gerade Malia ein so feines Gespür für das ungesagte Zwischenmenschliche hat, wundert mich. Ich selbst hatte im Sommerfinale nicht unbedingt eine endgültige Trennung zwischen ihr und Stiles gesehen.
  • Hätte "Teen Wolf" keine so ausdrucksstarke Holland Roden und wären da nicht diese herzerwärmenden Blicke von Melissa Ponzio und JR Bourne gewesen, Dylan O'Briens Mimik hätte die Emotionalität der Episode auch im Alleingang getragen.
  • Lydias Omas wurde im Eichen House ermordet - und Mrs. Martin steckt sie dort rein? Hat Mrs. Martin vollends den Verstand verloren? Und Dr. Valack ist ein Formwandler? Und gar nicht mal so böse? Ich bin gespannt!
  • Den Preis für das arschcoolste Auftreten müssen sich Argent und Parrish teilen. So gut! Argent mit seinem Geballer zu Heldenmusik kommt nicht nur für Scott und Malia zur rechten Zeit, auch für mein "Teen Wolf"-Fanherz. Ein Wiedersehen mit den geliebten alten Figuren tut einfach immer gut! Und wie der sexy-feurige Parrish (Hot Dog?) im Eichen House die Tür einreißt, ist einfach unschlagbar! Endlich hat Lydia jemanden, der sie sucht, bis er sie auch wirklich findet!
  • Theo will den Höllenhund, um das Biest zu bekämpfen. Davon gehe ich derzeit aus. Wieso er meint, das liefe, wie er sich das vorstellt, bleibt dabei jedoch schleierhaft.
  • Liams Trauer und Haydens undurchsichtiges Verhalten haben mich leider nicht berühren können. Es hatte in 5A lange gedauert, bis mich ihre aufkeimende Liebe überzeugen konnte. Mal schauen, wie und wo die beiden nun anknüpfen werden und ob der Funke auch wieder über den Bildschirm hinaus springen kann.
  • "It's a supernatural tree that has to want to be found in order to see it?" Mason nennt die Crazyness des Nemetons einfach mal beim Namen. Mason ist der Beste! Selbst wenn ich lieber mehr Scott & Stiles gesehen hätte, waren die Szenen von Liam und Mason richtig gut!
  • Stand Scott überhaupt vorher schonmal vor Stiles' Ermittlungstafel?

Fazit

Es war ungewohnt, nach vier Monaten direkt wieder im Geschehen drin zu sein. Da half es fraglos, vorher noch einmal die Erinnerungen aufgefrischt zu haben. Die Hauptfiguren vor der langen Pause auf ihrem persönlichen Tiefpunkt ankommen zu lassen, war eine mutige Entscheidung, die jedoch schon in dieser Winterpremiere Früchte zeigt. Scott und Stiles in einer neuen Situation zu sehen, in einem neuen Stadium ihrer Freundschaft, einem weiteren Schritt in ihrer Entwicklung, ist sehr spannend und wenn dies weiterhin so gut eingebettet in dieses großartige Ensemble funktioniert, freue ich mich unwahrscheinlich auf diese Staffelhälfte.

Nicole Oebel - myFanbase

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