Bewertung

Review: #1.10 Nun bin ich der Tod geworden

Foto: Marie Avgeropoulos, The 100 - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Marie Avgeropoulos, The 100
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Für die Jugendlichen auf der Erde spitzt sich die Lage zu, als sich unter ihnen eine Krankheit verbreitet, die hoch ansteckend ist. Octavia tritt, entgegen Bellamys Willen erneut in Kontakt mit Lincoln und erfährt, dass die Krankheit zwar nicht tödlich ist, die Jugendlichen jedoch willentlich von den Groundern infiziert wurden, damit sie geschwächt und so leicht angreifbar sind. Nun wird alles unternommen, um diesen Angriff zu verhindern. Clarke muss derweil noch mit dem tragischen Verlust ihrer Mutter fertigwerden.

"Why there coming doesn't matter anymore. It's our job to be ready when they do."

Diese ganze Episode wird durch den Kampf zwischen den Jugendlichen und den Groundern bestimmt, ohne dass dieser Kampf eigentlich stattfindet. So sterben die letzten Hoffnungen um Unterstützung, als die Jugendlichen das abgestürzte Raumschiff finden und feststellen müssen, dass alle Insassen verbrannt sind. Einerseits muss Clarke sich hier nun mit dem Tod ihrer Mutter auseinandersetzen, gleichzeitig aber auch daran denken, dass die anderen auf der Erde sie als eine Anführerin ansehen und sie somit nicht zusammenbrechen oder große Schwäche zeigen darf. Dies wird vor allem in der Anfangsszene an dem Ort des Absturzes sehr gut gezeigt, als man Clarke einerseits ansieht, wie sehr sie das alles mitnimmt und schmerzt und wie sie versucht dies so gut als möglich vor den anderen zu verbergen.

Genau in dergleichen Szene zeigt sich auch gut, wie verschieden Bellamy und Finn mit Clarke umgehen. Während Finn Clarke vor diesen Schmerzen beschützen und sie von der Unfallstelle wegbringen will, macht Bellamy einfach darauf aufmerksam, dass sie nun allein im Kampf gegen die Grounder dastehen und dementsprechend handeln sollten. Dieser Zwiespalt, in welchem sich Clarke befindet, dauert jedoch nicht lange an, denn schon naht die nächste Katastrophe. Von da an werden eigentlich nicht mehr viele Worte über den Absturz und über Clarkes Verlust verloren, was natürlich, da die Jugendlichen ja nun selber in Lebensgefahr schweben, auch völlig verständlich ist. Trotzdem hoffe ich, dass man noch mehr von ihrem Kampf mit sich selber sehen wird und Clarke sich irgendwann auch mit dem Unfall und mit dem Tod ihrer Mutter auseinandersetzen darf. Ich finde gerade diese schwachen Seiten von Clarke, welche man nicht allzu oft zu sehen bekommt, das Interessante an ihrem Charakter.

Die Rückkehr von Murphy habe ich ehrlich gesagt erwartet und war gespannt wie sein Handeln nach der Rückkehr sein wird. Auch, dass er von den Groundern gefangen genommen und gefoltert wurde, war keine große Überraschung und eigentlich hätte ich damit gerechnet, dass die Grounder ihn freilassen, um die Jugendlichen auszuspionieren. Dem scheint nicht so zu sein. So wie es aussieht, wurde Murphy geschickt um den Virus zu verbreiten und die Jugendlichen zu schwächen, damit sie den Kampf mit den Groundern nicht überleben werden. Es sieht also danach aus, als hätten die Grounder damit auch Murphy in den Tod geschickt. Dass Bellamy ihm nicht vertraut und ihn gleich umbringen will, kann ich absolut nachvollziehen, denn mir ging es genauso, was auch auf eine sehr überzeugende Darstellung von Richard Harmon schließen lässt. Dass Bellamys Instinkt richtig liegt, zeigt sich am Schluss der Episode. Da wird klar, dass Murphy nun seinen Rachetrieb ausleben und diejenigen umbringen will, die für sein Leiden verantwortlich sind. Dieser Wille Rache zu üben, ist natürlich insoweit verständlich, da Murphy auch großes Unrecht angetan wurde, ohne dass er sich angemessen verteidigen konnte. Das alles zeigt schön auf, dass die Jugendlichen sich momentan in einer Gesellschaft befinden, in der sie zwar versuchen Regeln aufzubauen, dies jedoch fast gar nicht oder nur bedingt gelingt. Im Ernstfall reagiert jeder nach seinen Urinstinkten, er will sich verteidigen und wenn ihm Unrecht zugeführt wird, sich dafür rächen. Mir persönlich hätte es besser gefallen, wenn man noch eine Episode lang damit gewartet hätte, Murphy als Rächer und Mörder darzustellen. Die Interaktion zwischen ihm und Bellamy wäre meiner Meinung nach so noch etwas interessanter geworden. Durch diese letzte Szene wirkte die Folge fast ein wenig zu überladen.

Denn neben Murphys erneutem Auftauchen, hatten wir ja noch diesen Virus, welchen er auf die Jugendlichen übertragen hat, sowie deren Verzögerungsversuch des Angriffes. Bei beiden ineinander übergehenden Handlungssträngen gab es einige gute Szenen, welche die Entwicklung bei einigen Charakteren vorangetrieben hat, doch gab es definitiv einige Momente, die noch hätten vertieft werden können. So hätte ich beispielsweise gerne gesehen, was passiert, nachdem bekannt geworden ist, dass Bellamy auch erkrankt ist. Clarke und Bellamy zusammen in Quarantäne heißt ja gleichzeitig, dass die Gefahr besteht, die beiden Anführer zu verlieren. In einer Gesellschaft, in der die Jugendlichen momentan leben, müsste es eigentlich einen Aufstand geben oder es zumindest Panik ausbrechen. Aber diese Reaktion wurde leider komplett weggelassen.

"You need to save yourselfs, just leave camp, take everyone, who is healthy with you." – "To you think that's even a possibility? You don't know me very well." – "I know you."

Thematisiert wurde vor allem die Beziehungen von Finn zu Raven und Clarke. Es ist typisch für Finns Charakter, dass er sich für keine der beiden entscheiden kann und sich so mehr oder weniger beide warm gehalten hat. Finn ist ein unglaublich liebenswürdiger Mensch und möchte am liebsten niemanden verletzten, so hätte er Raven auch nie betrogen, wäre für ihn die Beziehung mit der Landung auf der Erde nicht in gewisser Weise beendet gewesen. Finn kämpft dafür, dass niemand verletzt wird, dies sieht man nicht nur bei seinen Beziehungen, sondern kommt auch im Kampf mit den Groundern zum Vorschein. Auch hier will er eine friedliche, möglichst waffenfreie Lösung herbeiführen, auch wenn dies innerhalb der Gesellschaft zu großen Konflikten führt und er so sogar Verletzte oder Tote riskiert. In dieser Episode konnte er mit der Bombe zwar verhindern, dass es auf beiden Seiten zu einer großen Anzahl Toten kommt, doch man fragt sich natürlich, ob damit der Zorn der Grounder nicht noch verstärkt wurde und die Jugendlichen jetzt in größerer Gefahr schweben, als zuvor. Natürlich macht aber gerade dies Finn auch so interessant und seine Konflikte mit Bellamy sowie seine Argumente gefallen mir sehr gut.

Doch kommen wir zurück auf Finn und seine zwei Frauen. Die Entscheidung, welche er wählen soll, wurde ihm in dieser Episode von Raven abgenommen, die ihm zu verstehen gibt, dass sie ihre Beziehung so nicht weiterführen will. Finns Erwiderung zeigt deutlich, dass Raven Recht und Finn eindeutig Gefühle für Clarke hat, die über bloße Freundschaft hinausgehen. Denn wäre ihm die Beziehung zu Raven genug wichtig, dann würde er um sie kämpfen und nicht sozusagen still zusehen, wie sie die Kette, welche für ihre Beziehung steht, abnimmt und ihm zurück gibt. Ob Finn nun Clarke "zurückerobern" kann, sei dahingestellt, hat sie sich doch inzwischen auch stark verändert und eine Mittelposition zwischen Bellamy und Finn eingenommen, die mittlerweile auch zu größeren Auseinandersetzungen mit letzterem führt. So nehme ich Clarke auch ab, als sie Finn an ihrem Krankenbett sagt, dass sie ihn kennt, denn eigentlich ist er leicht zu durchschauen, im Gegensatz zu Clarke selber, bei der ich gerade im Bezug auf ihre Position in der Gesellschaft noch auf einige Überraschungen gefasst bin.

"Octavia wait. I need you to sneak out again."

Wer mich immer mehr überrascht und beeindruckt, ist Octavia. Am Anfang der Serie schien sie mir eine eher egoistische und auf sich bezogene Person zu sein, die ihren Bruder zwar liebt, sich aber dem, was er für sie tut, überhaupt nicht bewusst ist. Der Rückblick in der Folge #1.06 His Sister's Keeper hat meine Meinung dann etwas revidiert und Octavia wuchs immer mehr zu einem meiner Lieblingscharaktere heran. Dabei spielt natürlich auch ihre Beziehung zu Lincoln eine Rolle, die ich einfach genial finde, da die zwei eine hervorragende Chemie verbindet und sich hier einiges an Erzählpotential auftut. Einerseits sind da die verschiedenen Welten, aus denen die beiden kommen und die Vergangenheit, die sie beide durchlebt haben und von denen man erst Bruchteile aus derjenigen von Octavia kennt, aber vor allem die verfeindeten Völker, die eine Beziehung fast unmöglich machen.

Dies wird auch in dieser Episode wieder schön (traurig) dargestellt, indem Lincoln mit der in Gefahr schwebenden Octavia fliehen will, an einen Ort, an dem sie nicht in unmittelbarer Gefahr schweben und zusammen sein können. Octavia ist vorerst auch einverstanden, denn ihre Gefühle für Lincoln gehen, obwohl sie ihn erst kurz kennt, doch schon tief. So will sie nur kurz zurück um ihren Leuten mitzuteilen, was die Grounder planen. Dort passiert aber etwas, mit dem wohl nicht einmal Octavia selber gerechnet hat. Sie entdeckt, dass sie gebraucht wird, von ihrem Bruder, aber auch von den anderen Jugendlichen. Und dann trifft Octavia eine Entscheidung, die vollkommen selbstlos ist, sie entscheidet sich bei ihren Leuten zu bleiben und nicht mit dem Mann, den sie liebt, an einen sicheren Ort zu fliehen. Das hat mich gerade von Octavia schon sehr beeindruckt, vor allem in der Situation, in welcher sie momentan steckt. Eigentlich hoffe ich jetzt nur, dass Lincoln sich auch dafür entscheidet zu bleiben und diese komplizierte, aber schöne Beziehung weitergeführt werden kann.

Fazit

Eine Folge, die vielleicht durch die vielen Handlungsstränge, die kurz aufeinander folgten, etwas überladen wirkte und so manche Szenen etwas zu wenig Tiefgang erhalten haben. Andererseits macht dieses Tempo die Serie spannend und man wartet ungeduldig auf die nächste Folge. Ich hoffe, dass man in den nächsten Episoden trotzdem noch Zeit für Clarkes Trauer finden wird und man sich vielleicht noch etwas tiefer mit Murphys Rachegefühlen beschäftigt.

Maria Schoch - myFanbase

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