Bewertung

Review: #5.08 Ian Garvey (Nr. 13)

Da hat man uns im Staffelauftakt doch schön an der Nase herumgeführt. Die Szene, in der Tom Keen scheinbar sein Ende durch Reddington findet, entpuppt sich als vollkommen anders als erwartet. Eigentlich hätte man sich das auch denken können, wobei in den letzten Episoden sehr viel dafür getan wurde, dem Zuschauer vor Augen zu halten, dass Tom und Red nicht miteinander können und der eine irgendwann mal für das Ende des anderen verantwortlich sein wird.

"I warned you about this damn suitcase. Now, look at you."

Nun hat es also Tom Keen erwischt. Den Mann, der dem Wort Stehaufmännchen neue Dimensionen verliehen hat. Dieses Mal konnte er sich tatsächlich nicht mehr aus der Misere retten, in die er sich selbst gebracht hat. Das ist natürlich ein "game changer", wie es so schön heißt. Der Tod von Tom wird weitreichende Folgen für Elizabeth haben. Ja, eigentlich für den Lauf der ganzen Serie. So kontrovers sein Charakter auch war - vom liebenden Ehemann, zum Spion, zum Doppelagenten, zum Geächteten, zum hilfreichen Verbündeten, zum Ehemann. Er hatte viele Rollen, war aber bis auf wenige Situationen eigentlich nur mehr ein Haudrauf, der immer dann zum Einsatz kam, wenn Action in die Folgen kommen sollte. Richtig wichtig war er für Handlungen eigentlich nie. Das merkte man vor allem dann, als Ryan Eggold mit den Dreharbeiten für "The Blacklist: Redemption" beschäftigt war und folglich für "The Blacklist" nicht zur Verfügung stand. Es fiel nicht auf, dass er fehlte.

Dennoch wird es interessant sein zu sehen, wie Elizabeth mit dem Ableben ihres Mannes umgeht. Denn anders als für den Zuschauer, war Tom eine feste Konstante in ihrem Leben. Wie Red feststellen musste, sie liebte ihn und niemand, nicht einmal er, konnte etwas gegen diese Liebe ausrichten. Liz hatte nun durch das Koma keine Gelegenheit, um Tom zu trauern. Doch das ist nicht das einzige, was ihr zu schaffen machen dürfte. Ihre Tochter ist schlagartig fast ein Jahr älter (wie alt war sie eigentlich am Ende?) und ihr Körper dürfte so arg in Mitleidenschaft gezogen worden sein, dass eine baldige Rückkehr zum FBI erst einmal unwahrscheinlich bleibt. Und wenn sie erst einmal erfährt, warum Tom sein Leben lassen musste… Für Elizabeth wird es ein harter, schmerzhafter Weg werden.

Natürlich durfte Tom kurz vor seinem Ableben noch schnell erfahren, was Red vor Elizabeth geheim hält und seinem Blick nach zu urteilen ist dies so furchtbar und schockieren, dass es bedeutet, dass Elizabeth , er und Agnes sofort von der Bildfläche verschwinden müssen. Solche panischen Schnellschüsse gehen nie gut und so erfährt Elizabeth nicht nur nicht, was Red vor ihr geheim hält, nein sie verliert am Ende ihren Ehemann und fällt für zehn Monate ins Koma.

Selten hing der Zuschauer so in der Luft wie nach diesem Winterfinale. Ein Hauptcharakter ist tot. Zehn Monate sind vergangen, in denen wir nicht wissen, was Reddington getrieben hat. Ian Garvey ist höchstwahrscheinlich noch im Besitz der Knochen und er sagte ja so schön, wer im Besitz der Gebeine ist, der ist auch im Besitz der Macht, die Raymond Reddington hat. Steht also Red im Moment vielleicht schon in Garveys Dienst?

Doch bevor ich mich gänzlich in irgendwelchen Spekulationen verliere, noch ein paar Worte zur Episode selbst. Die letzten fünf Minuten sind wirklich bombastisch inszeniert, keine Frage. Und das nicht nur durch den Einsatz der genialen Version des Songs "Silence" der Band Disturbed. Es ist ein grandiose Montage sämtlicher Hauptcharaktere, wieder einmal vereint in der Sorge um eine von ihren. So toll diese Szenen aber auch gemacht sind, sie können, wenn man ehrlich ist, nicht darüber hinweg täuschen, dass während der Episode doch einiges im Argen lag: Tom schafft es mal wieder, sich aus einer schier aussichtslosen Situation zu befreien. Red gabelt ihn auf, die beiden diskutieren darüber, dass sie sich eigentlich nicht leiden können, kommen zu einem Waffenstillstand, den einer der beiden bricht nur um danach wieder in eine gefährliche Situation zu landen.

Ja, mittlerweile ist bekannt, dass Tom Red nicht leiden kann und umgekehrt auch. Red ist jedoch bereit, Tom an Liz' Seite zu akzeptieren. Tom hingegen kann nicht akzeptieren, dass Red so viel Einfluss auf Elizabeths Leben hat. Am Ende ist auch seine unüberlegte Reaktion auf "das Geheimnis" der Grund, warum Elizabeth fast den Tod findet. Warum kann man nicht am Telefon kurz sagen: "Du Schatz, ich hab was interessantes herausgefunden, und zwar dass….." Na klar, das Drehbuch verlangt, dass er vage ins Telefon flüstert, dass er jetzt alles weiß und sie deshalb schnell verschwinden müssen. "Plot Device" nennt sich sowas. Die Reaktion der Charaktere ist unverständlich, aber es ist, wie es ist, weil es für den Fortgang der Folge eben so sein muss. Ob es logisch ist oder nicht.

Logisch ist so einiges nicht an der Episode – wie schnell Tom beispielsweise an der Union Station ist, obwohl Red ihn doch mitten im Nirgendwo aus dem Auto lässt. Dass niemand mal in den Koffer schaut, obwohl jeder weiß, wie brisant der Inhalt ist… Neben vielen Ungereimtheiten in der Logik gibt es aber auch viel Klischeehaftes. Der Bluttropfen, der natürlich just genau dann runter tropft, als der letzte Bösewicht eigentlich schon wieder am Gehen ist, zum Beispiel.

Ein bisschen befremdlich ist auch die Szene in Toms und Liz Haus, als die Cleaner von Garvey eine Platte auflegen und anstatt Liz und Tom einfach zu erschießen, erst einmal durch die Küche tanzen und ihren Sieg zelebrieren. Klar, es ermöglicht Tom ein letztes Aufbäumen, aber ein bisschen lächerlich war das schon, wenn man ehrlich ist.

Fazit

Am Ende bleibt die Frage, wie sehr man sich an diesen (manchmal großen) Kleinigkeiten stört. Das Ende war grandios inszeniert, keine Frage. Die musikalische Untermalung war gigantisch. Der Tod von Tom lässt sicher auch niemanden kalt. Ich will wissen wie es weiter geht, wer Ian Garvey ist, was mit Red passiert, wie Elizabeth mit dem Tod ihres Mannes umgeht und natürlich was das Geheimnis der Knochen im Koffer ist… Will hier eigentlich irgendjemand mal einen Tipp abgeben? Finde ja die Theorie gut, dass es die Überreste des echten Raymond Reddington sind und Red nur Schwindler... Sollte es wirklich so ausgehen, dass es die Knochen von Liz' Mutter sind, dann bin ich enttäuscht.

Aber ich drifte schon wieder ab. Wenn die Zuschauer unbedingt wissen wollen, was in der nächsten Episode passiert, dann haben die Autoren ja eigentlich alles richtig gemacht. Und das obwohl zuvor so viel falsch gemacht wurde. Von daher vergebe ich ganz, ganz großzügig mal 8/9 Punkten, auch wenn qualitativ gesehen die Folge Mist war. Aber sie war emotional. Und heute einmal lasse ich Herz einfach mal über Verstand gewinnen.

Melanie Wolff - myFanbase

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